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Assyrische Nationalfrage

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Die Nationalfrage der Assyrer als indigenes Volk Mesopotamiens durchlief in ihrer Entwicklung mehrere Phasen: Wir können zwischen der folgenden Phasen unterscheiden

  • Phase der Entstehung von nationalen Visionen und der Entwicklung eines neuen Nationalgefühles in dem osmanischen Reich. Hier kristallisierte sich eine Nationalbewegung im Rahmen der pan-mesopotamistischen Gedankenwerte.
  • Die Phase der Jahre vor dem ersten Weltkrieg bis zur Gründung der neuen Nationalstaaten des Nahostens. In dieser Phase kristallisierten sich nationale Ziele zur Durchsetzung von Unabhängigkeit und der Wehrung gegen das Genozid.
  • Die Phase nach der Gründung der Nationalstaaten bis zum Kurwaitkrieg.
  • Die Phase der entstandenen neuen Weltordnung in der Gegenwart.

In der ersten Phase ging es um die Schaffung einer Basis für die Verwirklichung einer Nationalsache für die syrischen Christen. Denn hier entstanden die ersten Ansätze einer Nationalsache. In dieser Phase spielte in der neugebildeten Nationalbewegung, die erwachte konfessions- unabhängige Nationalbewusstsein und die hervorgehobene nationale Identität eine große Rolle. Wir reden jedoch hier von einem kontinuierlichen Nationalismus im mesopotamistischen Sinne, der in Gang gesetzt wurde. Im Mittelpunkt dieses Gedankengutes stand die Auffassung vom syrischen Christentum und von dem einen Glauben, doch auch von der Ursprungsheimat Mesopotamien als die historische Heimat aller Assyrer, Chaldäer, Maroniten und Syrer. Mit der weiteren und kirchenübergreifenden Entwicklung, entfaltete sich eine Art Nationalismus im mesopotamistischen Sinne - nicht nur im Nahosten, sondern entfachte sich auch in die assyrische Diaspora durch die ausgewanderten Vordenker wie Farid Nazha, Gabriel Ibrahim Some und Naoum Faiq sowie andere. In der zweiten Phase, fiel das Volk der Assyrer dem Nationalismus und der Entstehung der jungen Nationalstaaten des Nahen Ostens zum Opfer, doch mit der nationalen Wiedererwachungsbewegung, zeichnete sich eine Umwandelung in dem sozialen, kulturellen und politischen Aufbau in allen Konfessionen unseres Volkes. Die Nationalsache der Assyrer verkörperte sich in dieser Phase aus den nationalen Herausforderungen dieses Volkes, nämlich in der Erhaltung der Existenz und der Identität als ethnisch unabhängiges Volk in der eigenen und historischen Heimatstätte „Mesopotamien“.

Sie spiegelte sich dann in der dritten Phase in der Forderung nach der Anerkennung des vergessenen Genozids von 1915 –1918 und dessen Rehabilitation. Das Verlangen mal nach Rückkehr in die Heimat, mal nach einem eigenen Staat, wurde für ein großes Teil der Assyrer, eine Hoffnung und eine Vision in der nationalen Frage.

Die meisten der entstandenen politischen Organisationen sind neu gegründet und ihre Funktionäre vermissen bis in der Gegenwart zum Teil die praktische politische Erfahrung, um politische Abkommen zu verhandeln und Koalitionen mit anderen Kräften zu bilden. Sie vermeiden meistens politische Konfrontationen und suchen faule Kompromisse, um ihre Existenz auf dieser Weise zu sichern – gerade, wenn sie mit fremden und benachbarten Kräften zusammenarbeiten oder für diese arbeiten. Sie suchen meistens nach faulen Kompromissen, um politische Abkommen zu verhandeln, die jedoch sie nur zu weiteren Verzichte bewegen.

In der Gegenwart bildet die Forderung nach einer internationalanerkannten Sicherheitszone zum Schutz vor Gewalt, Verfolgung und Vertreibung und zur Erlangung der Menschenrechte ein wichtiger Aspekt der Nationalsache Eine bedeutende Säule der nationalen Sache in der Gegenwart blieb die Notwendigkeit einer assyrischen Weltorganisation, einen universalen Zusammenhalt zwischen den einzelnen assyrischen Organisationen, kulturellen und kirchlichen Gruppen zu schaffen, die verstreut und vereinzelt in zahlreichen Ländern und Staaten des Nahen Ostens, in Europa, in Amerika und Übersee existieren. Diese Dachorganisation soll die politische Vertretung des assyrischen Volkes in allen seinen Konfessionen übernehmen. sie soll ein wichtiger Schritt sein zur nationalen Einheit aller Nachfahren der damaligen Bevölkerungen der alten assyrischen, babylonischen, sumerischen und aramäischen Reiche.

Im Rahmen der Nationalsache versagten die politischen, kirchlichen und kulturellen Institute, eine kommunikative Kompetenz zwischeneinander anzubieten um die Lösung zur Verwirklichung ihrer Nationalsache zu erreichen.

Die Nichtlösung der assyrischen Nationalsache würde dazu führen, dass das Urvolk Syriens und Mesopotamiens unter diesen Umständen weiterhin auswandert und damit verliert das Gebiet seine historischen Wurzeln und dieses Volk seine Visionen und Menschenrechte.

Die Gefahr besteht jedoch in der Gegenwart auch darin, dass assyrischen Christen schon vor der völligen Assimilierung in den neuen Heimaten und in der arabisch-islamischen bzw. kurdischen Umgebung in den syro-mesopotamischen Siedlungsgebieten stehen. Was es als ethnische und religiöse Gemeinschaft, den nationalen, kulturellen und religiösen Zuschnitt ihres Lebens raubt. Dies ist nicht nur als Ergebnis der Lebensweise, wie es in den neuen Heimaten (Europa, Australien und Amerika) passiert, sondern wird in der ihrer Heimat politisch beeinflusst und rigoros politisch gelenkt. Die Ursiedlungsgebiete dieses indigenen Volkes, werden seit vielen Jahren rigoros von ihrem Urvolk entleert. So stellt sich hier die Frage, in weit dieses Volk, die mit dieser Heimat verbundene Identität in sich tragen kann und mit welcher Intensität. Dies wird mit der Zeit die Sicherung der nationalen Identität als Eigendasein nehmen, deshalb ist es wichtig im Rahmen der nationalen Sache die syrisch-mesopotamische Kultur intensiv zu pflegen. Im Staatgebiet des Iraks werden die Chaldo-Assyrer auf abscheuehrlicher Art und Weise schikaniert und massakriert. Dies bringt sie zur Auswanderung in die Nachbarländer oder in die Überwanderung in die sichereren Gebiete des Iraks. So suchen sie die Sicherheit als Lösung ihrer Probleme und vermeiden jedoch die politische Konfrontation. Doch es kann sich keine politische Lösung durchsetzen ohne die politischen , sozialen und kulturellen Ziele aller Ostchristen im Irak zu berücksichtigen. Sogar eine politische Konfrontation ist unvermeidbar. Es ist nicht nur ein Teil der gesamtirakischen Lösung, sondern bedarf eine zusätzliche Lösung der assyrischen Nationalsache. Das herrschende politische Chaos, kann die Nationalsache dieses Volkes sowie seine nationale Vision nicht nur gefährden, sondern mittelfristig zunichte machen. Die politischen Organisationen und Intellektuelle sehen in den möglichen Lösungen der Nationalsache dieses Volkes, die Gewährung des Schutzes und der Sicherheit für das Gebiet und seine Urbevölkerung, der Wiederaufbau der Ursiedlungsgebiete und die Förderung freiwilliger Wiederkehrer. Sie sehen in der Bewahrung der historischen Identität Mesopotamiens, eine moralische Verantwortung der Staaten des Nahen Ostens und der Völkergemeinschaft. Die Nationalsache der Assyrer wird nach vielen Quellen optimal verwirklicht in der Wiedergründung einer nationalen Heimatstätte mit einer mesopotamischen Mehrheit, wodurch das Recht dieses Volkes auf Selbstbestimmung verwirklicht werden sollte. In dieser legalgesicherten Heimstätte können die Assyrer frei von Verfolgung, Mord und Unterdrückung leben. Unter Bewahrung der Souveränität des Iraks, ist die Gründung einer administrativen- und Sicherheitszone unter internationalem Schutz und in den Gebieten des Ninive-Tals – in den historischen Ursiedlungsgebieten mit der zurzeit christlichen Mehrheit. Dies ohne die Abgrenzung von den benachbarten Völkern.

Die assyrische Nationalsache ist stark abhängig von einer starken und bewussten Vaterlandsliebe und der Zentralität der Heimat im Leben und in den Visionen dieses Volkes. Raif Toma sieht, dass zurzeit die ideologische Kraft des Assyrismus noch nicht ausreicht, um die Spaltungen und Gegensätze zu überwinden. Doch er ist eine Chance nicht nur für die Nationalsache, sondern auch für eine Gemeinschaft, die überwiegend für Nächstenliebe, Brüderlichkeit, Toleranz, Friedensliebe jedoch auch für die soziale und politische Gerechtigkeit steht.

Siehe auch

Literatur

  • Gabriele Yonan: Assyrer heute. Gesellschaft für bedrohte Völker, Hamburg 1978.
  • Michel Chevalier: Les montagnards chrétiens du Hakkâri et du Kurdistan septentrional. Dépt. de Géographie de l'Univ. de Paris-Sorbonne, Paris 1985.
  • James Farwell Coakley: The Church of the East and the Church of England. Clarendon Press, Oxford 1992. ISBN 0-19-826744-4.
  • P.&M. Sluglett: Der Irak seit 1958 - von der Revolution zur Diktatur. Frankfurt 1991
  • Wolfgang Gockel: Dumont Kunst-Reiseführer Irak. Köln 2001
  • Gabriele Yonan: Ein vergessener Holocaust, Die Vernichtung der christlichen Assyrer in der Türkei, Gesellschaft für bedrohte Völker, 1989, ISBN 3-922197-25-6

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