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Rat für Informationsinfrastrukturen

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Rat für Informationsinfrastrukturen
Gründungsjahr: 2014
Ort: Göttingen
Website: http://www.rfii.de/
Vorsitz: Petra Gehring

Stellvertretung: Stefan Liebig

Ehemalige Vorsitzende Otto Rienhoff (Amtszeit 2014–2017)

Sabine Brünger-Weilandt (Amtszeit 2014–2016)

Leitung der Geschäftsstelle: Barbara Ebert

Der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) ist ein wissenschaftspolitisches Beratungsgremium, das Bund und Länder in Fragen der Weiterentwicklung wissenschaftlicher Informationsinfrastrukturen berät. Die 24 ehrenamtlich tätigen Mitglieder werden von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) berufen.

Gegenstand

Der RfII begleitet die Entwicklung des deutschen Wissenschaftssystems im Bereich der Informationsinfrastrukturen im digitalen Zeitalter. Ziel ist die Gestaltung zukunftsfähiger Informationsinfrastrukturen und -dienstleistungen für die Wissenschaft. Im Fokus der digitalen Transformation der Wissenschaft stehen neue Forschungs- und Publikationsformen, der möglichst offene Zugang zu wissenschaftlichem Wissen, die Entwicklung innovativer Werkzeuge und Services sowie die Qualifizierung von Fachpersonal. Der RfII soll als Koordinationsgremium Synergiepotenziale aufzeigen und die Verzahnung der Aktivitäten in diesem Bereich verbessern.

Organisation

Die Ratsmitglieder repräsentieren ein breites Spektrum wissenschaftlicher Disziplinen, Einrichtungen und Institutionen (Stakeholder):

  • 8 Vertretungen der wissenschaftlichen Nutzer,
  • 8 Vertretungen von Einrichtungen der Informationsinfrastrukturen,
  • 4 Vertretungen von Bund und Ländern,
  • 4 Vertretungen des öffentlichen Lebens.

Für die ersten 16 Vertreter erfolgt eine Benennung analog zum Benennungsverfahren für Mitglieder des Wissenschaftsrates. Für die weiteren 8 Vertreter liegt das Vorschlagsrecht bei Bund und Ländern in der GWK.

Zum ersten Ratsvorsitzenden wurde Otto Rienhoff gewählt, seine Stellvertreterin war bis 2016 Sabine Brünger-Weilandt. Im Anschluss übernahm Petra Gehring den stellvertretenden Vorsitz. Im November 2017 wurde Petra Gehring zur neuen Vorsitzenden gewählt, zum stellvertretenden Vorsitzenden Stefan Liebig. Im Rahmen der 13. Ratssitzung und ersten Sitzung der zweiten Mandatsphase im November 2018 wurden die Vorsitzenden Petra Gehring und Stefan Liebig für eine zweite Amtszeit bestätigt.[1]

Die administrative Betreuung des RfII erfolgt durch eine von Bund und Ländern finanzierte Geschäftsstelle. Trägerin der 2014 eingerichteten Geschäftsstelle ist die Georg-August-Universität Göttingen.[2]


Aktuelle Mitglieder

Stakeholdergruppe Name Institution
Wissenschaftliche Nutzer Marion Albers Universität Hamburg, Rechtswissenschaften
Lars Bernard TU Dresden, Umweltwissenschaften
Stefan Decker Fraunhofer FIT und RWTH Aachen
Petra Gehring TU Darmstadt, Philosophie
Kurt Kremer MPI für Polymerforschung, Mainz
Wolfgang Marquardt Forschungszentrum Jülich
Joachim Wambsganß Zentrum für Astronomie Heidelberg (ZAH)
Doris Wedlich Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Einrichtungen Sabine Brünger-Weilandt FIZ Karlsruhe
Friederike Fless Deutsches Archäologisches Institut (DAI), Berlin
Michael Jäckel Universität Trier, Präsident
Stefan Liebig Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin
Sandra Richter Deutsches Literaturarchiv Marbach (DLA)
Katrin Stump Universitätsbibliothek Braunschweig
Klaus Tochtermann Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW), Kiel
Ramin Yahyapour Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG)
Bund und Länder Rüdiger Eichel Ministerium für Wissenschaft und Kultur Niedersachsen (MWK)
Hans-Josef Linkens Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Dietrich Nelle Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Annette Storsberg Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW)
Öffentliches Leben Anke Beck Verlag IntechOpen
Marit Hansen Landesbeauftragte für Datenschutz Schleswig-Holstein
Nicola Jentzsch Stiftung Neue Verantwortung
Harald Schöning Software AG


Ehemalige Mitglieder

Geschichte

Die GWK beschloss im November 2013 die Einrichtung eines „Rates für Informationsinfrastrukturen“ sowie dessen gemeinsame Finanzierung durch Bund und Länder, zunächst für vier Jahre. Vorausgegangen war eine Bestandsaufnahme durch die „Kommission Zukunft der Informationsinfrastruktur“ (2009–2011)[4] und durch den Wissenschaftsrat (2011–2012)[5]. Die Berufung des RfII war außerdem eine Maßnahme auf der Digitalen Agenda der Bundesregierung 2014–2017[6] im Bereich Bildung, Forschung, Wissenschaft, Kultur und Medien.

Tätigkeiten

Die Arbeitsschwerpunkte des RfII liegen gegenwärtig im Bereich der Forschungsdaten, die im Verständnis des RfII sowohl digitale Datenbestände als auch analoge Materialsammlungen umfassen. Der RfII tagt zwei bis drei Mal jährlich. Darüber hinaus werden in sachbezogenen Ausschüssen und Arbeitsgruppen Empfehlungen vorbereitet. Analysiert werden auch die internationalen Verflechtungen von Informationsinfrastrukturen sowie die damit einhergehenden Chancen und Herausforderungen für den Wissenschaftsstandort Deutschland.

Erste Mandatsphase

In der ersten Mandatsphase hat sich der RfII auf den Themenkomplex „Forschungsdaten – Nachhaltigkeit – Internationalität“ konzentriert. Als Basis der Zusammenarbeit wurden Begriffsklärungen für den deutschsprachigen Bereich festgelegt. Mit dem Positionspapier „Leistung aus Vielfalt“ (Juni 2016) sprach der Rat Empfehlungen zu Strukturen, Prozessen und Finanzierung des Forschungsdatenmanagements aus. Die Anregung zur Entwicklung einer arbeitsteilig organisierten, verteilten und vernetzten Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) wurde von der GWK aufgegriffen und umgesetzt.[7] Außerdem wurden die Empfehlungen und Diskussionsimpulse des RfII im deutschen Wissenschaftssystem breit rezipiert.[8] Im November 2018 wurde in einer Bund-Länder-Vereinbarung die Errichtung der NFDI beschlossen, die ab Januar 2019 für zunächst zehn Jahre mit einer Fördersumme von bis zu 90 Mio. € jährlich ausgestattet wird.[9]

Zu den Aktivitäten des RfII gehört auch die Beobachtung internationaler Entwicklungen und die Vernetzung mit internationalen Akteuren. 2016 wurde ein erster Fachbericht zur Entwicklung der Informationsinfrastrukturen in Kanada, Australien, Niederlande und dem Vereinigten Königreich veröffentlicht.[10] Im Rahmen der 11. Vollversammlung der internationalen Research Data Alliance (RDA) in Berlin organisierte der RfII ein "co-located event"[11] mit mehr als 80 Vertretern nationaler und internationaler Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, das Möglichkeiten der Nutzereinbindung in die Entwicklung von Informationsinfrastrukturen zum Thema hatte.[12]

Zweite Mandatsphase

Nach positiver Evaluation der ersten Mandatsphase seit 2014 durch die GWK wurde der RfII für weitere vier Jahre berufen. Für die zweite Mandatsphase seit November 2018 wurden vierzehn Mitglieder bestätigt und zehn neue Mitglieder benannt.

In der zweiten Mandatsphase setzt der RfII zwei bereits angestoßene Projekte zum Thema „Datenqualität“ sowie zu digitalen Kompetenzen und neuen Berufs- und Ausbildungsperspektiven für den Arbeitsmarkt Wissenschaft fort. In der ersten Sitzung der zweiten Mandatsphase wurde außerdem beschlossen, die internationalen Vergleichsanalysen wiederaufzunehmen, zudem sollen im Kontext des „Open Data“-Diskurses Empfehlungen zur Gestaltung von Diensten an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft erarbeitet werden. Die Gründung und Entwicklung der von ihm angestoßenen Nationalen Forschungsdateninfrastruktur wird der RfII nur noch beobachtend verfolgen.[13]

Veröffentlichungen

Die Empfehlungen und Papiere des RfII liegen überwiegend auch in englischer Sprache vor.

Einzelnachweise

  1. Rat für Informationsinfrastrukturen: Vorsitzende Prof. Gehring und Prof. Liebig im Amt bestätigt. 27. November 2018, abgerufen am 7. Dezember 2018.
  2. Georg-August-Universität Göttingen: Presseinformation: Digitales Wissen wird besser vernetzt. 3. November 2014, abgerufen am 7. Dezember 2018.; Bundesministerium für Bildung und Forschung: Wissen digital besser erschließen. 3. November 2014, abgerufen am 7. Dezember 2018.
  3. RfII: Jahresberichte. Abgerufen am 7. Dezember 2018.
  4. Kommission Zukunft der Informationsinfrastruktur: Gesamtkonzept für die Informationsinfrastruktur in Deutschland. (PDF) April 2011, abgerufen am 1. August 2016.
  5. Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Informationsinfrastrukturen in Deutschland bis 2020. (PDF) 13. Juli 2012, abgerufen am 3. August 2016.
  6. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Bundesministerium des Innern, Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktu (Hrsg.): Digitale Agenda 2014-1017. August 2014, S. 27 (bmwi.de [PDF; abgerufen am 7. Dezember 2018]).
  7. GWK: Forschungspolitisches Gespräch der GWK zum Forschungsdatenmanagement in Deutschland. (PDF) 24. Juni 2016, abgerufen am 7. Dezember 2018.
  8. forschungsdaten.org: NFDI. Abgerufen am 11. Juni 2019. Forschungsinfrastrukturen für die Geisteswissenschaften: Positionspapiere und Pressemitteilungen zum Thema NFDI. Abgerufen am 11. Juni 2019.
  9. GWK: Informationsinfrastrukturen/NFDI. Abgerufen am 7. Dezember 2018.
  10. Rat für Informationsinfrastrukturen: Entwicklung von Forschungsdateninfrastrukturen im internationalen Vergleich. Bericht und Anregungen. Juni 2017 (rfii.de).
  11. "If we build it, they will come": Ways of user involvement in infrastructure development - RDA 11th Plenary Collocated Event. Abgerufen am 11. Juni 2019.
  12. Rat für Informationsinfrastrukturen: RDA RfII-Workshop Report. Göttingen Juli 2018, S. 9, urn:nbn:de:101:1-2018071812002315037042.
  13. Rat für Informationsinfrastrukturen: Vorsitzende Prof. Petra Gehring und Prof. Stefan Liebig im Amt bestätigt. 27. November 2018, abgerufen am 7. Dezember 2018.