Bravo (deutsche Zeitschrift)
Die Bravo (offizielle Schreibweise BRAVO) ist die größte Jugendzeitschrift im deutschsprachigen Raum. 1956 erschien sie zum ersten Mal, damals noch als Kinomagazin konzipiert. Die erste Bravo-Titelseite zierte das Konterfei von Marilyn Monroe.
Geschichte
Erfinder der Zeitschrift war der 2005 verstorbene Kolumnist Peter Boenisch. Die am 26. August 1956 erschienene Erstausgabe kostete ursprünglich 50 Pfennig. Bei Sammlern gilt diese als Rarität unter den Jugendzeitschriften.
Seit 1968 erscheint sie jede Woche bei der Bauer Verlagsgruppe, die ihren Hauptsitz in Hamburg hat; Redaktionssitz ist aber in München. Von der wöchentlich erscheinenden Bravo werden heute (1. Quartal 2006, IVW) durchschnittlich 611.559 Exemplare pro Ausgabe verkauft, 63% der Leserschaft ist weiblich.
Zielgruppe und "klassische" Rubriken
Die Bravo behandelt Themen, die Jugendliche interessieren, darunter aktuelle Informationen über Stars aus der Musik- und Fernsehwelt, aber auch Beziehungs- und Sexualberatung. Anfangs war es noch ein Arzt, dem die Redaktion den Namen „Dr. Jochen Sommer“ gab, der die Fragen der Jugendlichen beantwortete. Seit Beginn der 1970er Jahre ist es ein ganzes Team, das die Fragen beantwortet. Dabei legt die Redaktion großen Wert darauf, dass in diesem „Dr.-Sommer-Team“ weiterhin Experten arbeiten, wie zum Beispiel Gynäkologen, Kinder- und Jugendärzte und Jugendpsychologen. Aufgrund der Sexualberatung wurden 1972 zwei Ausgaben indiziert, da man diese als jugendgefährdend einstufte. Informationen über den genauen Grund der Indizierung liegen nicht vor.
Auffallend an der Sprache der Bravo ist die verstärkte Nutzung von Anglizismen bzw. Denglisch. Diese Entwicklung begann schon Mitte der 1980er Jahre, also lange bevor dies ein verbreitetes Phänomen wurde.
Wie keine andere Zeitschrift in Deutschland war die Bravo - vor allem in den 1970er und 1980er Jahren - prägend und Stil bildend für Generationen von Jugendlichen. [1] Das Heft wurde teilweise in Schulen konfisziert. Viele Erwachsene verdanken ihre sexuelle Aufklärung fast vollständig den Artikeln des Dr.-Sommer-Teams, die sie als Jugendliche lasen. [2] In der DDR war das Magazin verboten, war unter der Hand sehr begehrt und wurde zu hohen Preisen gehandelt. Viele Musiker oder Pop-Gruppen hätten ohne das Zutun der Bravo nicht annähernd die Popularität erreicht, die sie in Deutschland hatten.
Neben der Rubrik des Dr.-Sommer-Teams war eine frühe Erfindung der Bravo der sogenannte Bravo-Starschnitt, bei dem man wie bei einem Puzzle die von Heft zu Heft erscheinenden einzeln auszuschneidenden Teile zusammenfügen konnte um dann ein Poster des Stars in Lebensgröße zu erhalten. Die erste Starschnitt-Aktion fand 1959 statt und war ein Poster von Brigitte Bardot.
Gegenwart
Ursprünglich gab es nur eine Bravo-Zeitschrift, inzwischen haben sich aber verschiedene Bravo-Formate entwickelt. Dies ist auf eine stärkere Individualisierung zurückzuführen. Viele Jugendliche wollen eine Zeitschrift, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Mitglieder der „Bravo Family“ (Bravo-Formate) sind:
- Bravo.de (Internetportal für Jugendliche mit eigenständiger Redaktion)
- Bravo Girl (speziell für Mädchen)
- Bravo Screenfun (für Computerspiele und Spielkonsolen)
- Bravo Sport (Sportmagazin für Jugendliche)
- Bravo Sport TV (Das Sportmagazin im Fernsehen)
- Bravo TV (Jugendmagazin im Fernsehen)
- Bravo Hits (Regelmäßig erscheinende Compilation)
- Bravo Hip Hop Special (Erscheint dreimal im Jahr es informiert über Hip-Hop und Rap)
Jugendzeitschriften wie die Bravo sind für die Musikindustrie als Werbeträger von großer Bedeutung. Durch Artikel können neue Künstler bekannt gemacht werden und Werbung ist in allen Bravo-Formaten zu finden.
Ab dem 16. Mai 1993 wurde die Sendung Bravo TV wöchentlich erst im deutschen Privatfernsehen ausgestrahlt und später im ZDF. Nach einer längeren Pause startete Bravo TV wieder am 5. November 2005 auf ProSieben.
Von der Zeitschrift wird in mehreren Kategorien der Preis „Bravo Otto“ verliehen. Zu den Preisträgern gehörten bereits Inge Meysel, Pierre Brice (Winnetou), Joachim Fuchsberger, Stefan Raab, David Hasselhoff, Mariah Carey, Boris Becker, Bro'Sis, Heike Makatsch, Horst Janson und viele mehr. Außerdem wählen die Leser wöchentlich die BRAVO-Charts, die manchmal im Gegensatz zu den Verkaufscharts stehen und ein Gradmesser der Popularität der Künstler der jeweiligen Zeit sind und waren. Einen Überblick der jeweiligen Jahre geben die BRAVO-Jahrescharts.
Quellen
- ↑ TV-Reihe "Pop 2000" (ARD), Folge 4 "1968-1970 Sex & Drugs & Rebellion".
- ↑ TV-Reihe "Pop 2000" (ARD), Folge 8 "1982-1985 Gib Gas, ich will Spaß".
Weblinks
- www.50jahrebravo.de - Offizielle Seite zum Jubiläum + Archiv
- Internetportal der Bravo
- drsommerteam.de Beratungsangebot des Dr.-Sommer-Teams
- Ein Eindruck von der nicht offiziellen Ausstellung "Bravo wird 50!"
Literatur: Berger, Manfred: Bravo: 50 Jahre Pubertätserotik und Teenie-Pop, in: Unsere Jugend, 58. 2006, S.341-344.