Polazk
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Basisdaten | |||
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Staat: | Weißrussland | ||
Woblast: | Wizebsk | ||
Einwohner: | 82.769 (2004) | ||
Fläche: | 36,74 km² | ||
Höhe: | -- | ||
Postleitzahl: | BY - 211400 | ||
Telefonvorwahl: | +375 214 | ||
Geografische Lage: | 55° 29′ n. Br., 28° 48′ ö. L. | ||
KFZ-Kennzeichen: | 2
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Stadtverwaltung | |||
Bürgermeister: | -- | ||
Adresse: | -- | ||
Homepage: | http://www.ePOLOTSK..com | ||
E-Mail: | -- |
Polazk (weißrussisch Полацк/Polazk oder Полацак/Polazak, russisch Полоцк/Polozk, polnisch Połock) ist die älteste Stadt Weißrusslands. Sie liegt im Norden des Landes an der Düna im Bezirk Witebsk und ist Hauptstadt des Kreises Polazk. Die Bevölkerungszahl beträgt 86.800 Einwohner (2004). Im frühen Mittelalter war Polazk Zentrum eines von drei Fürstentümern auf weißrussischem Gebiet, die aus der Kiewer Rus hervorgingen und die vom heutigen Weißrussland als Vorläuferstaaten angesehen werden. Westlich von Polazk liegt die große Trabantenstadt Nawapolazk.
Geschichte
Der alte ostslawische Name Polotesk leitet sich vom Fluss Polota ab, der nahe der Stadt in die Düna mündet. Die Wikinger verballhornten den Namen zu Palteskja oder Paltejsborg.
Polazk ist eine der ältesten Städte der alten Rus. Schon im Jahre 862 wird es zusammen mit Murom und Beloozero erwähnt. Die nordischen Sagen beschreiben sie als die bestbefestigte Stadt der ganzen Rus.
Zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert entwickelte sich das Fürstentum Polazk zu dem wichtigsten Machtzentrum auf weißrussischem Gebiet, neben dem weniger wichtigen Turaw im Süden. Mehrmals verteidigte es seine Selbständigkeit gegenüber anderen Zentren der Kiewer Rus und wurde zur politischen Hauptstadt und Bischofssitz. Von hier aus wurden die baltischen Untertanenländer im Westen kontrolliert. Der mächtigste Herrscher war Fürst Wseslaw Brjatschislawitsch(1044 bis 1101).
Seit 1307 war Polazk Teil des Großfürstentum Litauens, angeblich das wichtigste Handelszentrum des Staates. Im Jahre 1498 wurde der Stadt das Magdeburger Recht verliehen. Mit der Verwaltungsreform Anfang des 16. Jahrhunderts wurde eine Wojewodschaft Polazk gegründet. Stefan Batory errichtete hier ein Jesuitenkollegium, dessen erster Rektor Piotr Skarga wurde. Iwan der Schreckliche eroberte Polazk 1563, musste es aber 15 Jahre später wieder zurückgeben. Mit dieser Eroberung begann allerdings der Niedergang der Stadt; nach der Ersten Teilung Polens sank sie zu einem Provinznest des Russischen Reiches ab.
Kultur
Die Sophienkathedrale (1044-1066), die ihre Parallelen in den Sophienkathedralen von Kiew und Nowgorod (und letzten Endes in der Hagia Sophia von Konstantinopel) hatte, unterstreicht den herrschaftlichen Anspruch der Fürsten von Polazk. Das mittelalterliche Gebäude wurde allerdings im 18. Jahrhundert durch eine Barockkirche ersetzt. Das St.-Euphrosyne-Kloster enthält noch Bauteile des 12. Jahrhunderts, aber auch eine große neobyzantinische Kathedrale des Architekten Konstantin Thon. Ehemals bestanden in Polazk auch die Jesuitenkirche und die römisch-katholische Nikolaus-Kathedrale.
Im 12. Jahrhundert wirkte in Polazk die Nonne und Schriftstellerin Euphrosyne von Polozk (Преподобная Евфросиния Полоцкая) (1120-1173), die Klöster errichten ließ, Bücher übersetzte und Literatur und Kunst förderte (etwa das als nationale Reliquie geltende "Euphrosynenkreuz" des Polazker Handwerkers Lazarus Bohscha, das im Zweiten Weltkrieg verlorenging, und die kirchenslawischen Predigten und Schriften des Bischofs Kyrill von Turaw, 1130-1182). Sie verstarb bei einer Pilgerreise nach Jerusalem. Ihre Gebeine wurden zunächst im Kiewer Höhlenkloster (Киево-Печерский монастырь) aufbewahrt, im Jahre 1910 aber nach Polazk überführt. Euphrosyne von Polazk gilt als Schutzheilige der Weißrussen.
Der erste Drucker Weißrusslands, Francysk Skaryna, wurde um 1490 in Polazk geboren. Er druckte im Jahre 1517 die erste Bibel in ostslawischer Sprache (in Altruthenisch), nur wenige Jahrzehnte nach Gutenbergs Bibeldruck und wenige Jahre nach der ersten tschechischen Bibel (1506). Skaryna hatte mit seinem Buchdruck, aber auch mit seinen Bibelübersetzungen ins Altweißrussische bzw. Altruthenische einen nachhaltigen Einfluss auf die weitere Entwicklung der weißrussischen Sprache.
Im September 2003 wurde im Zuge der Zehnten "Tage der weißrussischen Literatur ein Denkmal für den weißrussischen Buchstaben Ў enthüllt, der in keinem anderen kyrillischen Alphabet vorkommt.
Söhne und Töchter der Stadt
- Boris Grigorjewitsch Galerkin, Ingenieur und Mathematiker
Verschiedenes
Ein Krater auf dem Mars trägt den Namen Polozk.
Siehe auch
Geschichte Weißrusslands, Goldenes Zeitalter (Weißrussland)