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Schindlers Liste

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Film
Titel Schindlers Liste
Originaltitel Schindler’s List
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch, Deutsch, Polnisch, Hebräisch
Erscheinungsjahr 1993
Länge 194 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Steven Spielberg
Drehbuch Steven Zaillian
Produktion Steven Spielberg,
Branko Lustig,
Gerald R. Molen
Musik John Williams
Kamera Janusz Kamiński
Schnitt Michael Kahn
Besetzung

→ Hauptartikel: Liste der Darsteller des Spielfilms Schindlers Liste

Synchronisation

Schindlers Liste (Originaltitel: Schindler’s List) ist ein US-amerikanischer Spielfilm des Regisseurs Steven Spielberg von 1993. Es handelt sich um die Verfilmung des im Deutschen gleichnamigen Romans von Thomas Keneally und um die Filmbiografie des deutschmährischen Industriellen Oskar Schindler (1908–1974), der im Zweiten Weltkrieg etwa 1200 Juden aus den besetzten Ländern Polen und Tschechoslowakei in seinen Rüstungsbetrieben beschäftigte und damit vor dem Tod im Vernichtungslager Auschwitz rettete.

Die Filmaufnahmen wurden zu einem großen Teil an den Originalschauplätzen im Krakauer Stadtteil Kazimierz gedreht. Andere Dreharbeiten fanden in Skarżysko-Kamienna statt.

Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter auch Oscars und Golden Globes für den besten Film, die beste Regie und das beste Drehbuch.

Handlung

Der Schwarzweißfilm beginnt mit dem Kiddusch, einem Segensspruch, der zu Beginn des Sabbats gesprochen wird.

Die polnische Armee wurde von der deutschen Wehrmacht zu Beginn des Zweiten Weltkriegs besiegt. Juden, die im besetzten Polen leben, werden in Ghettos umgesiedelt. Juden aus dem ganzen Land steigen in Krakau aus einem Zug und werden auf dem Bahnsteig von deutschen Beamten registriert, die ihre Namen mit Schreibmaschinen in Listen eintragen.

Unterdessen kommt Oskar Schindler in Krakau an. Der bislang erfolglose deutsche Geschäftsmann ist mit der Hoffnung nach Polen gekommen, mit jüdischen und polnischen Zwangsarbeitern Güter für die Streitkräfte zu produzieren. Er macht einen guten Eindruck auf die Autoritäten der Besatzungsmacht, da er NSDAP-Mitglied ist und die SS-Beamten im Süden Polens mit zahlreichen Geschenken und Bestechungsgeldern überhäuft. Er wird vorgeblicher Freund des SS- und Polizeichefs von Krakau, Julian Scherner, der ihm gefällig ist, als Schindler sich als Geschäftsmann in der Region zu etablieren beginnt.

Oskar Schindlers Fabrik in der Lipowa-Straße 4 von Krakau.[1]
50° 2′ 50,1″ N, 19° 57′ 41,2″ O

Mit Unterstützung seiner militärischen Gönner erwirbt er eine Fabrik zur Herstellung von Emaille-Produkten, die er Deutsche Emailwarenfabrik (DEF) nennt.[2] Sie soll Güter wie Töpfe, Pfannen und Kochgeschirr für den Kriegsbedarf produzieren. Weder hat er ausreichend Geld, noch sind seine administrativen Fähigkeiten weitreichend, aber er kommt in Kontakt mit Itzhak Stern, einem Funktionär des lokalen Judenrats, der Beziehungen zu der nun im Untergrund agierenden jüdischen Geschäftswelt hat. Schindler vereinbart einen Handel mit den jüdischen Geschäftsleuten: Sie leihen ihm Geld für die Fabrik und erhalten im Gegenzug einen kleinen Teil der produzierten Waren. Er sagt ihnen, dass sie ihn beim Wort nehmen müssten und dass kein Gericht einem Vertrag zwischen einem Deutschen und einem Juden Gültigkeit verleihe.

Schindler erhält Geld und beginnt mit dem Betrieb seiner Fabrik. Er hält die Nationalsozialisten bei Laune und genießt seinen neuen Reichtum, während Stern die Fabrik leitet und anderen Juden hilft, die im Krakauer Ghetto eingeschlossen sind. Arbeiter in Schindlers Fabrik dürfen das Ghetto tagsüber verlassen und werden als „kriegswichtige Arbeiter“ mit dem so genannten Blauschein ausgestattet. Dies schützt sie vor Verhaftungen durch die Gestapo. Stern nutzt diese Regel, um mit seinen besonderen Befugnissen möglichst viele Menschen von der nationalsozialistischen Bürokratie als „wichtig“ einstufen zu lassen, unter ihnen auch Kinder, Senioren und schwache Menschen, die sonst verhaftet und ermordet worden wären. Schindler erfährt von dem Vorgehen Sterns, unternimmt aber nichts dagegen.

Unter den Juden im Ghetto entstehen Vermutungen darüber, wohin genau die „unwichtigen“ Menschen geschickt würden. Gerüchten zufolge, die sich später als wahr herausstellen, würden sie in Vernichtungslager zur Vergasung gebracht. Die meisten Menschen wollen dies allerdings nicht wahrhaben.

Zu dieser Zeit kommt der SS-Offizier Amon Göth nach Krakau, um mit der Errichtung des Zwangsarbeitslagers Plaszow zu beginnen und die Kontrolle über das Ghetto zu übernehmen. Göth verkörpert willkürlichen Sadismus und die Unmenschlichkeit der Nationalsozialisten. Er findet nicht nur Spaß und Befriedigung im Töten und Quälen, sondern betrachtet beides als integralen Bestandteil seiner Arbeit und Pflichtaufgabe. So erschießt er beispielsweise morgens vom Balkon seines Hauses aus Gefangene mit seinem Jagdgewehr aus Laune und zum Zeitvertreib. Nachdem Göth und Schindler einen philosophischen Disput über die verschiedenen Formen der Macht haben, ändert Göth sein Verhalten zunächst, erschießt schließlich aber einen kleinen Jungen, nachdem er ihn zuvor verschont hatte.

Göth lässt das Krakauer Ghetto räumen, indem er Truppen befehligt, alle Menschen abzutransportieren und jeden zu erschießen, der dazu nicht in der Lage ist, sich weigert oder versteckt. Schindler beobachtet das Massaker von den Hügeln über dem Ghetto aus und erlebt so erstmals die Barbarei der Nazis. Auch entdeckt er beiläufig das „Mädchen im roten Mantel“, ein etwa dreijähriges Mädchen, das alleingelassen in den Wirren der Ghetto-Räumung ein Versteck sucht und dessen roter Mantel das einzige im Film farbig dargestellte Detail ist. Nachdem bei der Räumung auch all seine Arbeiter abtransportiert worden sind, klagt er diese Vorgehensweise bei Göth an und überredet diesen mit immensen Bestechungsgeldern, ihm Arbeiter aus seinem Lager zu überlassen. Schindler schützt fortan gering oder nicht ausgebildete Menschen in seiner Fabrik. Allmählich wird aus dem rein profitorientierten Geschäftsmann ein Mensch auf dem Weg zu mitmenschlichem Handeln.

Göth ist konsterniert und Schindler schockiert, als ein Befehl aus Berlin eintrifft, der von Göth verlangt, die Leichen aller Juden, die bei Räumung des Ghettos starben, zu exhumieren und zu vernichten. Schindler wird Augenzeuge der Leichenverbrennung. Hier taucht, tot auf einer Karre liegend, auch das „Mädchen im roten Mantel“ wieder auf.

Göth soll außerdem das Lager Plaszow auflösen und die Insassen nach Auschwitz deportieren. Schindler setzt durch, dass er seine Arbeiter behalten kann, um sie zu seiner neuen Fabrik für Rüstungsgüter in seiner alten Heimat Brünnlitz zu bringen, weg vom Holocaust, der sich nun in ganz Polen ausbreitet. Göth stimmt gegen eine Zahlung von einer Million Reichsmark zu. Um seine Arbeiter von den Zügen in die Vernichtungslager fernzuhalten, stellt Schindler mit Stern eine Liste zusammen.[3][4]

Diese Liste „fähiger“ Insassen wurde als Schindlers Liste weltberühmt. Für viele Menschen aus dem Lager Plaszow entschied der Eintrag auf der Liste über Leben und Tod. Abgesehen von einem Missgeschick, aufgrund dessen ein mit Frauen beladener Zug nach Auschwitz fehlgeleitet wird, kommen alle Menschen, deren Name auf der Liste steht, sicher an ihrem neuen Aufenthaltsort an. Die fehlgeleiteten Frauen werden später mit dem Zug von Auschwitz ins KZ-Außenlager Brünnlitz des Konzentrationslagers Plaschau (Plaszow) bzw. des KZ Groß-Rosen gefahren, nachdem Schindler den Kommandanten des KZ Auschwitz, Rudolf Höß, bestochen hat. In Brünnlitz weist Schindler die Wachmannschaften an, außerhalb der Fabrik zu bleiben und keinen der Arbeiter zu erschießen. Er erlaubt den Juden derweil, den Sabbat zu feiern. Sein Unternehmen ist derweil längst nicht mehr produktiv und produziert absichtlich unbrauchbare Granaten. Schindler verschleiert diese Tatsache, indem er heimlich Überschüsse an Granaten bei anderen Unternehmen kauft, wodurch das Unternehmen zumindest auf dem Papier noch gut arbeitet.

Schließlich ist der Krieg in Europa zu Ende und Schindlers einstiges Vermögen aufgebraucht. Jetzt muss er als Deutscher, Mitglied der NSDAP und Profiteur von Sklavenarbeit vor der herannahenden Roten Armee fliehen. Als er sich von seinen Arbeitern verabschiedet, geben diese ihm einen von ihnen allen unterzeichneten Brief mit, in dem sie seine rettenden Taten erklären. Als Zeichen der Dankbarkeit schenken sie ihm außerdem einen Ring, gegossen aus Zahngold seiner Arbeiter. Das eingravierte Zitat aus dem Talmud wurde zum Motto:

„Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.“

Jetzt, da das Morden und die Naziherrschaft vorüber sind, bricht Schindler weinend zusammen und beklagt, er hätte noch mehr Menschen retten können. Drei Tage nach seiner Flucht erscheint ein russischer Dragoner und verkündet den Juden, sie seien von der Roten Armee befreit worden. Untermalt von dem Lied Jerusalem aus Gold laufen die Juden auf einem freien Feld.

Der Film wechselt zu Farbfilm und endet in der Gegenwart zur Zeit der Filmentstehung (1993) am Grab von Oskar Schindler auf dem Franziskaner-Friedhof in Jerusalem. Untermalt von den Klängen des Filmlieds Theme From Schindler’s List passieren die realen Schindlerjuden nacheinander das Grab und legen, begleitet von ihren Darstellern im Film, Steine darauf ab.[5] Auch Schindlers Ehefrau Emilie Schindler legt einen Stein auf das Grab ihres Mannes.[6] Am Ende legt Hauptdarsteller Liam Neeson eine Rose auf Schindlers letzte Ruhestätte.[7]

Entstehungsgeschichte

Idee und Konzeption

Schon in den Jahrzehnten vor der Produktion des Filmes gab es Bestrebungen, das Leben von Oskar Schindler zu verfilmen, ohne dass daraus ein Film hervorging. Zum Beispiel hatte der deutsche Filmemacher Fritz Lang 1955 eine entsprechende Absicht. Pressemeldungen von 1965 zufolge plante man in Hollywood eine Verfilmung mit den Schauspielern Richard Burton und Romy Schneider in den Rollen des Ehepaars Schindler sowie mit Gregory Peck. Weitere Projekte zur Verfilmung von Schindlers Geschichte wurden von Artur Brauner und Andrzej Wajda[8] geplant. Die Frankfurter Rundschau mutmaßte 1994 zu den Gründen für die ausgebliebenen Projektumsetzungen, dass das US-Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer in den 1960er Jahren ideologische Vorbehalte gegen die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit gehabt habe; man habe den Deutschen keinen Helden liefern wollen, hinter dem sich diese Aufarbeitung hätte verstecken können.[9]

1982 erschien der halbdokumentarische Roman Schindlers Liste des australischen Schriftstellers Thomas Keneally, der darin – angeregt durch den Schindlerjuden Leopold Pfefferberg – die Rettung der über 1000 Juden durch Oskar Schindlers Bemühungen erzählt. Sidney Sheinberg, Leiter des Filmstudios Universal Pictures, machte den Regisseur Steven Spielberg auf den Roman aufmerksam. Spielberg war von der Geschichte so fasziniert, dass Universal für ihn noch 1982 die Rechte zur Verfilmung des Buchs erwarb. Spezialisiert auf Unterhaltungsfilme, fühlte sich Spielberg zu der Zeit aber noch nicht erfahren, reif und erwachsen genug, um eine so ernste Geschichte zu erzählen, sodass er die Verfilmung vorerst unverwirklicht ließ.[10] Auf eine Frage Pfefferbergs 1983, wann Spielberg mit der Verfilmung des Buches beginne, antwortete der Regisseur: „In zehn Jahren, von jetzt an“.[11]

Keneally adaptierte seinen Roman zunächst selbst für ein Filmdrehbuch. Diese Fassung stieß jedoch auf Ablehnung, weil sie eher für einen Fernseh-Mehrteiler geeignet schien. Er wurde deshalb als Drehbuchautor durch Kurt Luedtke ersetzt. Luedtke, Oscar-prämiert für sein Drehbuch zu dem Film Jenseits von Afrika (1985), zog sich jedoch wegen ausgebliebener Begeisterung auf Seiten Spielbergs über seine Drehbuchversion wieder von dem Projekt zurück.[12] Spielberg versuchte danach in den 1980er Jahren mehrfach, die Verfilmung von Keneallys Buch an Roman Polanski abzugeben. Polanski aber wollte die Zeit seiner eigenen Gefangenschaft im Krakauer Ghetto nicht erneut durchleben und lehnte ab. 1988 bot Spielberg dem Regisseur Martin Scorsese an, für ihn die Verfilmung des Buches zu produzieren, wenn er sie inszeniert. Scorsese hatte inzwischen bei Steven Zaillian eine neue Drehbuchversion für Schindlers Liste beauftragt. Nun gewann Spielberg das Interesse daran zurück, die Verfilmung selbst zu inszenieren. Ursprünglich als Regisseur für den Film Kap der Angst vorgesehen, gab Spielberg die Regie für jenen Thriller an Scorsese ab und erhielt von ihm dafür die Regie für Schindlers Liste wieder zurück.[13]

Die finale Entscheidung zum Dreh des Films traf Spielberg bei seinem ersten Besuch in Krakau 1992.[14] Dass er die Zeit zur Umsetzung des Projekts nun für gekommen hielt, begründete er auch wesentlich mit der medialen Berichterstattung über die Jugoslawienkriege und seinen Eindrücken, dass sich die Geschichte zu wiederholen scheine. Täglich habe es Meldungen über KZ-ähnliche Todeslager in Bosnien gegeben, über Gräueltaten gegen Muslime und – ähnlich der „Endlösung der Judenfrage“ – über „Ethnische Säuberungen“ sowie über Holocaustleugner.[13][15] Einen weiteren Einfluss auf Spielbergs Entscheidung, den Film zu realisieren, hatte der Regisseur Billy Wilder, der wegen der Auschwitz-Vergangenheit seiner Familie ebenfalls Interesse daran hatte, bei dem Film Regie zu führen. Über seinen Austausch mit Wilder sagte Spielberg: „Durch ihn blickte ich sehr tief in mich selbst, als er es leidenschaftlich gern realisieren wollte.“[16]

Als Produzenten holte Spielberg den kroatischen Juden und Holocaust-Überlebenden Branko Lustig mit in den Stab, um dessen Erfahrungen aus dem Aufenthalt im KZ Auschwitz-Birkenau zu nutzen.[17]

Zaillian verzichtete in seinem Drehbuch auf etliche Details und Figuren aus Keneallys Roman, baute dafür aber die Figur des jüdischen Buchhalters Itzhak Stern aus.[14] Auf Spielbergs Betreiben hin gab es bis nach Drehbeginn noch umfangreiche Änderungen an dem Drehbuch. Unter Verwendung von Informationen, die Spielberg aufgetrieben hatte, aus dem Nachlass von Zeugen und aus Vorlesungen änderte man bestehende Szenen oder ergänzte sie.[12] Nach den von Spielberg verfügten Änderungen am Drehbuch war dessen Umfang von 130 auf 190 Seiten angewachsen.[18]

Vor dem Hintergrund, dass man Filmen mit dem Holocaust als Thema keinen besonders großen kommerziellen Erfolg zutraute, stimmte Universal Pictures der Absicht Spielbergs zur Verfilmung unter der Bedingung zu, dass es ein Low-Budget-Film werden würde.[19] Das Budget betrug 22 Millionen US$.[20] Das Filmstudio war gegen Spielbergs Vorhaben, das Werk als Schwarzweißfilm zu drehen – auch, weil es sich dann auf Videokassette und im Fernsehen schlechter hätte verwerten lassen –, konnte sich damit aber gegen den Regisseur nicht durchsetzen.[21]

Besetzung

Es war Spielbergs Absicht, die Hauptrolle des Oskar Schindler nicht mit einem Star zu besetzen, um die Figur nicht durch die Berühmtheit des Schauspielers in den Schatten zu stellen. Im Gespräch für die Rolle waren neben den amerikanischen Schauspielern Mel Gibson und Kevin Costner auch die polnischen Darsteller Piotr Fronczewski und Andrzej Seweryn. In die engere Wahl kam neben Seweryn auch der Ire Liam Neeson, der bis dahin schon in einigen Filmen zu sehen gewesen war, aber nicht als Star galt. Für Neeson als Hauptdarsteller entschied sich Spielberg, nachdem er ihn bei einer Aufführung des Theaterstücks Anna Christie im Broadway verfolgt hatte.[22]

Insgesamt gibt es über 100 Sprechrollen in dem Film.[23] Es kamen auch etliche israelische und polnische Schauspieler zum Einsatz.[24]

Weitere Vorproduktion und Dreharbeiten

Der Abspann enthält auch eine Würdigung für „Steve Ross“. Dabei handelt es sich um den kurz vor Beginn der Dreharbeiten verstorbenen Medienmanager Steven Ross, den Spielberg als Inspirationsquelle für die Charakterisierung Oskar Schindlers in dem Film nutzte. Dazu führte Spielberg Hauptdarsteller Neeson einige Videos mit Ross vor, dessen Persönlichkeit und Ausdruckskraft er als sehr ähnlich zu der des realen Oskar Schindlers beurteilte.[25]

Ehe Krakau als Hauptdrehort feststand, war dafür auch Prag ins Auge gefasst worden. In Krakau filmte man hauptsächlich in den Stadtteilen Podgórze, dem Schauplatz des Krakauer Ghettos,[26] und Kazimierz, dem alten jüdischen Viertel.[27] Um zu vermeiden, dass Krakaus moderne Silhouette im Bild erscheint, filmte man am realen Standort des KZ Plaszow nicht. Dafür baute man das Konzentrationslager auf dem Gelände eines Steinbruchs in Płaszów nach.[26] Die Rekonstruktion kostete 600.000 US$, bestand aus 34 Baracken[28] und war eine der Aufgaben der von Lew Rywin geführten polnischen Filmproduktionsgesellschaft Heritage Films.[29] Die Außen- und Büroaufnahmen, die bei Oskar Schindlers Emaillewarenfabrik in Krakau spielen, drehte man am Originalschauplatz,[26] die anderen Innenaufnahmen jenes Schauplatzes in einer Emaillewarenfabrik in Olkusz.[30]

Während der Vorproduktion hatte Spielberg die behördliche Genehmigung zum Drehen bestimmter Szenen auf dem Gelände des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau erhalten. Anderthalb Monate vor dem geplanten Dreh jener Szenen versuchte der Jüdische Weltkongress jedoch, sich Spielbergs geplanten Dreharbeiten zu widersetzen, und protestierte dazu bei der polnischen Botschaft in den USA. Kalman Sultanik, Vizepräsident des Weltkongresses, äußerte die Befürchtung, dass der Sterbeort von über einer Million Juden durch die unbeschränkten Aktivitäten eines kommerziellen Filmteams entweiht würde. Nachdem Vertreter des Filmteams Sultanik auf die schon Monate zuvor erhaltene Erlaubnis des Direktors des Weltkongresses aufmerksam gemacht hatten, protestierte Sultanik im Namen des Internationalen Rates des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau gegen die Dreharbeiten. Daraufhin gab es am 11. Februar 1993 in New York ein Treffen zwischen Spielberg und Vertretern des Rates und des Weltkongresses. Danach verwarf der Regisseur den Plan, auf dem KZ-Gelände zu filmen, und entschied dafür, sechs der für das KZ Plaszow rekonstruierten Baracken nahe dem Zufahrtsgleis zum KZ Auschwitz-Birkenau zu errichten. Dadurch konnte man das Einfahrtsgebäude und einige Originalbaracken des Frauenlagers als Kulisse für den Film nutzen. Letztlich filmte man dort fünf Szenen.[31]

Die Dreharbeiten begannen am 1. März 1993[32], drei Monate nach Ende des Drehs des ebenfalls von Spielberg inszenierten Dinosaurier-Films Jurassic Park, und dauerten bis Ende Mai 1993.[33] Während dieser Zeit wirkte Spielberg von Krakau aus und über eine Videoverbindung auch am Schnitt von Jurassic Park mit.[34][35]

Für den Einsatz bei den Dreharbeiten lieh man sich aus einem Museum in Ljubljana mehrere historische Automobile, darunter drei Mercedes- und ein Horch-Pkw.[36]

Die finale Szene filmte man auf dem Jerusalemer katholischen Friedhof, auf dem, an den Hängen des Berges Zion gelegen, sich Oskar Schindlers Grab befindet. Die Entscheidung für diesen Drehort hatte Spielberg erst während der Dreharbeiten in Krakau gefällt. Für den Dreh ließ Spielberg über 300 Schindlerjuden aus der ganzen Welt zusammenkommen. Jeder von ihnen erhielt dafür 22 US$, die man aber gesammelt an Emilie Schindler spendete.[37]

Musik

Die Filmmusik schrieb der amerikanische Komponist John Williams. Weil er von dem Film sehr beeindruckt war, traute er sich zunächst nicht, für den Film zu komponieren. Er befürchtete, dass seine künstlerischen Fähigkeiten für diesen seiner Meinung nach großartigen Film nicht ausreichen würden. Daher ging Williams auf Spielberg zu und sagte zu ihm: „Steven, du benötigst einen besseren Komponisten, als ich es bin.“ Daraufhin antwortete der Regisseur: „Ich weiß! Aber die sind alle tot.“[38] Ermutigt durch diesen Satz schritt Williams zur Tat und komponierte das musikalische Thema des Films. Er spielte es Spielberg am Klavier vor und entschied sich auf dessen Anregung hin, den weltberühmten jüdischen Geiger Itzhak Perlman zu bitten, es für die Aufnahme einzuspielen.

Deutsche Synchronfassung

Die deutsche Synchronfassung entstand bei der Berliner Synchron nach einem Dialogbuch von Erik Paulsen und unter der Dialogregie von Osman Ragheb,[39] der zuvor bei den Dreharbeiten schon als Sprach- und Dialekttrainer engagiert war und als solcher etwa dabei geholfen hatte, dass amerikanische Schauspieler auf Englisch mit einem europäischen statt amerikanischen Akzent sprechen.[40]

Veröffentlichung

Premieren und Kinostarts

Die erste belegte Vorstellung des Films fand am 30. November 1993 im Holocaust-Museum in Washington, D.C. statt.[41][42] Kinostart in den Vereinigten Staaten war am 15. Dezember 1993 in Form eines Limited Release, d. h. in einer begrenzten Anzahl von Kinos. Erst ab 4. Februar 1994 zeigte man den Film auch in anderen US-Kinos. Der Film kam mit einem R-Rating in die Kinos, d. h. er war wegen Darstellungen von Sexualität und Gewalt erst ab 17 Jahren freigegeben.[43] In manchen Ländern war der Film ab Dezember 1993 oder Februar 1994 zu sehen, in einer Vielzahl startete er im März 1994 in den Kinos, so auch in den deutschen (ab 3. März), schweizerischen und österreichischen (jeweils ab 4. März).[41]

Israels Ministerpräsident Jitzchak Rabin (l.), Präsident Ezer Weizmann (2. v. l.) und Regisseur Steven Spielberg (r.) bei der israelischen Premiere des Films 1994

In mehreren Ländern fand die Premierenvorstellung des Films im Beisein des Regisseurs und des jeweiligen Staatsoberhauptes bzw. Regierungschefs statt. In den Vereinigten Staaten war US-Präsident Bill Clinton bei der Premiere am 30. November 1993 zugegen und sagte danach in einer öffentlichen Rede: „Ich bitte jeden von Ihnen inständig, sich den Film anzusehen.“[44] Der deutschen Erstaufführung in der Alten Oper in Frankfurt am Main am 1. März 1994[45] wohnte Bundespräsident Richard von Weizsäcker bei.[46] Bei der österreichischen Premiere waren es Bundespräsident Thomas Klestil und Bundeskanzler Franz Vranitzky, bei der französischen Premiere Frankreichs Präsident François Mitterrand[47] und bei der israelischen Erstvorstellung Ministerpräsident Jitzchak Rabin. Während der jährlichen Sitzung der UN-Menschenrechtskommission in Genf Anfang März 1994 sahen den Film auf Einladung der US-amerikanischen Delegation etliche Diplomaten und andere Sitzungsteilnehmer.[48]

Anlässlich seines 25-jährigen Veröffentlichungsjubiläums erschien der Film in seinem Ursprungsland am 7. Dezember 2018 erneut in den Kinos, und zwar in der technisch überarbeiteten Fassung. Diese war in den Kinos von Deutschland, Österreich und der Schweiz ab dem 27. Januar 2019 zu sehen, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag.[49]

Einspielergebnis und Besucherzahlen

Bei der Erstaufführung spielte der Film weltweit etwa 321 Millionen US$ ein. Davon entfielen etwa 96 Millionen US$ auf die Vereinigten Staaten, 38,5 Millionen US$ auf Deutschland, 5,7 Millionen US$ auf die Schweiz und 3,6 Millionen US$ auf Österreich.[50] In seinem Ursprungsland hatte der Film etwa 25 Millionen Kinobesucher,[51] in Deutschland ungefähr 6,2 Millionen.[52] Bei der Wiederaufführung ab 2018 betrug das Einspielergebnis in den USA etwa 833.000 US$[53] und in Deutschland circa 184.000 Euro.[54]

Erstaufführung ab 1993[50] Wiederaufführung 2018/19
Kinostart Einspielergebnis Kinostart Einspielergebnis
weltweit 321,3 Mio. US$ 0,98 Mio. US$[53][55]
USA
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
096,1 Mio. US$
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
[53]
0,83 Mio. US$[53]
außerhalb der USA 225,2 Mio. US$ 0,15 Mio. US$[53][55]
Deutschland
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
038,5 Mio. US$
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
[54]
0,18 Mio. €[54]
Schweiz
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
005,7 Mio. US$
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
Österreich
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
003,6 Mio. US$
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.

Fernsehausstrahlungen

Am 23. Februar 1997 wurde der Film in den Vereinigten Staaten erstmals im Fernsehen ausgestrahlt. Das Network NBC zeigte ihn ohne Werbeunterbrechungen und kam damit Forderungen Spielbergs nach, den Film besonders zu behandeln. Als Sponsor der Ausstrahlung fungierte allerdings der Autohersteller Ford, von dem direkt vor Beginn und nach Ende des Films ein 60-sekündiger Werbespot gezeigt wurde. Für die Ausstrahlung um 19.30 Uhr kürzte man unter Beteiligung Spielbergs den Film, besonders bei Sexszenen, für den Jugendschutz um wenige Sekunden.[51] Circa 65 Millionen Menschen sahen den Film. Dieser Wert übertraf nicht nur die Erwartungen von NBC deutlich, sondern machte den Film auch – von Sportübertragungen abgesehen – zur bis dato meistgesehenen Sendung während der US-Fernsehsaison 1996/97.[56] Wegen der Ausstrahlung kam es zu einer öffentlichen Kontroverse bezüglich der Sendezeit und des Jugendschutzes. Dabei kritisierte der konservative republikanische Politiker Tom Coburn NBC, da Kinder den Darstellungen von Nacktheit, Gewalt und Obszönität ausgesetzt seien. Fernsehschaffende und der republikanische Senator Al D’Amato wandten sich gegen Coburns Standpunkt. Die Nacktheit von Holocaust-Opfern im Konzentrationslager gleichzusetzen mit sexuellen Konnotationen, sei „ungeheuerlich und widerwärtig“, so D’Amato.[57]

Die Rechte für die deutsche Fernseh-Erstausstrahlung erwarb der Privatsender ProSieben, eigenen Angaben zufolge für mehr Geld als für jeden anderen Film. Öffentlich-rechtliche Sender wurden dabei überboten. Spielberg erlaubte für die Ausstrahlung maximal vier Werbeunterbrechungen und bat in dem Zusammenhang darum, die Würde des Films nicht zu verletzen. ProSieben sendete den Film am Karfreitag, dem 28. März 1997, im Hauptabendprogramm, einmal unterbrochen durch eine von zwei Werbeblöcken umschlossene Nachrichtensendung und gesponsert durch die Rewe-Handelsgruppe.[58] Er wurde von 6,74 Millionen Zuschauern gesehen.[59] An der Absicht, den Film mit Werbeunterbrechungen auszustrahlen, entzündete sich öffentliche Kritik durch jüdische Interessensvertretungen. Zum Beispiel Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, vermisste in diesem Zusammenhang „Rücksicht auf die Empfindlichkeiten von Überlebenden des Holocausts“. Eigenen Angaben zufolge habe Bubis Spielberg vergeblich ersucht, die Fernsehrechte nur zu vergeben, wenn der Film werbefrei gezeigt werde.[58]

Bei späteren Ausstrahlungen im deutschen und österreichischen Fernsehen wurde der Film mehrfach mit und ohne Werbeunterbrechung gezeigt, unter anderem bei VOX, Das Vierte, Super RTL, RTL 2, ATV und Puls 4.[60]

Heimkino

Zu den Heimkino-Videoformaten, in denen der Film auf Englisch und auch auf Deutsch erschien, gehören LaserDisc, VHS, DVD und Blu-ray. Die deutschsprachige LaserDisc-Ausgabe erschien 1994 bei VCL Film + Medien,[61] als Videokassette erschien der Film beim Verleih Universal Pictures Germany am 18. Januar 1995. Als deutsche Fassung wurde der Film erstmals 2004 auf DVD veröffentlicht, weitere DVD-Ausgaben erschienen in den Folgejahren. Anlässlich des 20-jährigen Aufführungsjubiläums erschien der Film auf Deutsch am 11. April 2013 auf Blu-ray. Die zum 25-jährigen Erscheinungsjubiläum produzierte restaurierte Fassung ist auf Deutsch seit dem 28. März 2019 auf Blu-ray und – in Ultra-HD-Auflösung – auf Ultra HD Blu-ray erhältlich.[49]

Kritiken

Quelle Bewertung
Rotten Tomatoes
Kritiker SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[62]
Publikum SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[62]
IMDb SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[63]

„In zurückhaltendem Schwarzweiß und vorwiegend an Originalschauplätzen gedreht, überzeugt der Film vor allem in der Darstellung von Personen und Details, die sich zu einem bewegenden Zeugnis aktiver Menschlichkeit in einer unmenschlichen Umgebung entwickelt. Nicht ohne stilistische Mängel und stilistische Zugeständnisse an Hollywood, doch insgesamt auf hohem Niveau und von großer Eindringlichkeit.“

Lexikon des internationalen Films[64]

Von Holocaust-Experten wurde der Film mehrfach scharf kritisiert. Der ungarische Auschwitz-Überlebende und Literaturnobelpreisträger Imre Kertész bezeichnete Schindlers Liste in einem Gespräch über Holocaust-Verfilmungen als „den schlimmsten Film von allen“ und kritisierte: „Der Ausgangspunkt ist falsch. Dieses positive Denken. Spielberg erzählt die Geschichte aus dem Blick eines Siegers. Am Ende laufen die Leute in einer Reihe und singen, als ob die Menschheit gesiegt hätte. Der Ausgangspunkt eines KZ-Filmes kann aber nur der Verlust sein, die Niederlage der europäischen Kulturzivilisation.“[65]

Kritik an Schindlers Liste übte auch der französische Filmemacher Claude Lanzmann. In einem 1994 erschienenen Essay warf er Spielberg vor, Schindlers Liste sei ein „kitschiges Melodram“, das bewusst mit den Emotionen des Publikums spiele und den Holocaust trivialisiere. Am meisten störte Lanzmann, dass der Film aus der Perspektive eines Deutschen gedreht worden sei, dass die historische Realität verfälscht werde, sowie dass der Film die Einzigartigkeit des Holocaust relativiere. „Nichts von dem, was geschehen ist, hat auch nur Ähnlichkeit mit dem, was da gezeigt wird; selbst wenn alles authentisch scheint.“[66]

Der Regisseur Michael Haneke kritisierte, dass Spielberg das Mittel der Suspense unlauter einsetze: „Da werden die Leute in Räume getrieben, die wie Duschen aussehen, und dann wird Spannung darüber erzeugt, ob da jetzt Wasser kommt oder Gas. Das verbietet sich. So viel Ernst muss ich einem solchen Thema schon entgegenbringen, dass ich so billig keine Spannung herstellen darf.“[67]

Würdigungen

Filmpreise

Bei der Oscarverleihung 1994 erhielt der zwölfmal nominierte Film sieben Prämierungen. Dazu gehören die Oscars für den besten Film und die beste Regie sowie für Kamera, Musik, Schnitt, Szenenbild und adaptiertes Drehbuch. In den Schauspielerkategorien (Hauptdarsteller und Nebendarsteller) blieb es bei Nominierungen für Neeson und Fiennes, ebenso wie in den Kategorien für Kostümdesign, Make-up und Ton. Für den besten Film, das Drehbuch und die Regie gab es zudem je einen Golden Globe Award, bei insgesamt sechs Nominierungen. Die Gewerkschaften der Drehbuchautoren, Produzenten und Regisseure zeichneten den Film ebenfalls aus. John Williams erhielt für seine Musikkomposition neben dem Oscar einen BMI Film & TV Award und einen Grammy Award, beim Golden Globe blieb es bei einer Nominierung. Etliche Auszeichnungen gab es überdies von den Filmkritikervereinigungen in Chicago, Dallas-Fort Worth, New York, Kansas und Los Angeles sowie von der National Society of Film Critics. Zudem wurde der Film mit dem Humanitas-Preis, dem Political Film Society Award und mit Preisen des National Board of Review geehrt.[68]

Auch außerhalb der Vereinigten Staaten wurden dem Film Auszeichnungen zuteil, überwiegend als bester ausländischer oder fremdsprachiger Film. In Deutschland gab es zwei Goldene Leinwände, davon eine mit Stern, sowie zwei Jupiter-Filmpreise. Daneben erhielt er vor allem Preise in Japan, darunter den Japanese Academy Award, den Kinema-Jumpō-Preis und einen Preis beim Mainichi Eiga Concours. In Großbritannien erhielt der Film – bei insgesamt 13 Nominierungen – in sieben Kategorien einen British Academy Film Award sowie Prämierungen beim London Critics’ Circle Film Award, dem Evening Standard British Film Award und von der British Society of Cinematographers. In Norwegen wurde dem Film ein Amanda verliehen. Bei Filmpreisen aus anderen europäischern Ländern blieb es überwiegend bei Nominierungen, darunter dem französischen César, dem schwedischen Guldbagge und den italienischen Preisen David di Donatello und Nastro d’Argento.[68]

Bestandteil von Auswahl- und Bestenlisten

2004 nahm die Library of Congress das Werk als besonders erhaltenswerten Film in das National Film Registry auf.[69] Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden verlieh dem Film das höchste Prädikat „Besonders wertvoll“. Die Jury lobte ihn als „offen und vielschichtig“ und als „meisterhaft“ inszeniert und gestaltet.[70] Der Vatikan nahm den Film 1995 in seine Liste von 45 besonders empfehlenswerten Filmen auf.[71] In der 2016 erschienenen Liste der 80 bestinszenierten Filme der Directors Guild of America rangiert der Film auf Platz 8,[72] in der Liste der 101 großartigsten Drehbücher der Writers Guild of America (ca. 2005) auf Platz 49.[73] Auch in manchen Bestenlisten des American Film Institute ist der Film vertreten, darunter auf dem achten Platz der Liste der 100 besten amerikanischen Filme aller Zeiten, welche 2007 aktualisiert wurde.[74] In der Liste der 250 höchstbewerteten Filme der Internet Movie Database befindet sich der Film auf dem sechsten Platz und hat ein Rating von 8,9 auf der Skala von 0 bis zum bestmöglichen Wert 10 (Stand: 18. April 2020).[75]

Verdienstorden für Spielberg

Für den Film, für die Shoah Foundation und seine damit einhergehenden Verdienste zur Bewahrung der Geschichte des Holocaust erhielt Steven Spielberg mehrere Verdienstorden. In Deutschland wurde ihm 1998 das Große Verdienstkreuz mit Stern verliehen. Bei der Verleihung des Ordens am 10. September 1998 im Berliner Schloss Bellevue sagte Bundespräsident Roman Herzog, dass Spielberg sich mit seinem Werk tiefen Respekt errungen habe. „Deutschland verdankt Ihnen ein Werk, das uns mehr gegeben hat, als Sie vielleicht selber ahnen“. Der Film, so Herzog, habe neue Maßstäbe für den Umgang mit dem sensiblen Thema Holocaust gesetzt und gezeigt, dass die Verantwortung des Einzelnen auch in einer Diktatur niemals aufhöre.[76] 2004 erhielt Spielberg den Verdienstorden der Italienischen Republik in Form des Großkreuzes. Bei der Verleihung am 14. April 2004 in Rom durch den italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi würdigte dieser Spielbergs „Zeugnis über die Grausamkeit der Geschichte“.[77][78]

Andere Nachwirkungen

Rund 60 Millionen US-Dollar der Filmeinnahmen verwendete Spielberg zur Gründung der Shoah Foundation, deren Zweck es ist, Interviews mit Zeitzeugen zu führen und zu filmen, damit diese der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und für die Nachwelt bewahrt werden.

Mit dem Mädchen im roten Mantel hat sich die Polin Roma Ligocka identifiziert, die sich daraufhin intensiv mit ihrer Geschichte auseinandersetzte und ein Buch mit dem Titel Das Mädchen im roten Mantel veröffentlichte.[79][80]

Ein Teil der Szenen wurden im alten Fabrikgelände in Krakau aufgenommen. Diese erste Schindlerfabrik (Emaillewaren) in Krakau (Fabryka Emalia Oskara Schindlera) wurde inzwischen von der Stadt erworben, teilweise restauriert und 2010 als Museum über die Kriegszeit eröffnet (in der Ulica Lipowa 4 im Stadtteil Podgórze).

Siehe auch

Literatur

Monografien

Sammelbände

  • Initiative Sozialistisches Forum (Hrsg.): Schindlerdeutsche: Ein Kinotraum vom Dritten Reich. Ça ira Verlag, Freiburg 1994, ISBN 3-924627-40-1
  • Yosefa Loshitzky (Hrsg.): Spielberg's Holocaust. Critical Perspectives on Schindler's List, Indiana University Press, Bloomington 1997, ISBN 0-253-33232-X
  • Christoph Weiss (Hrsg.): ‚Der gute Deutsche‘. Dokumente zur Diskussion um Steven Spielbergs “Schindlers Liste” in Deutschland, Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 1995, ISBN 3-86110-055-X.
  • Waltraud Wende (Hrsg.): Geschichte im Film. Mediale Inszenierung des Holocaust und kulturelles Gedächtnis, J.B. Metzler, Stuttgart und Weimar 2002, ISBN 978-3-476-45308-2 (M-&P-Schriftenreihe für Wissenschaft und Forschung)

Zeitungsartikel

Andere

Einzelnachweise

  1. Schindlers Liste auf filmtourismus.de, abgerufen am 5. Juli 2014.
  2. Die Schreibweise „Emailwarenfabrik“ (mit einem „l“) ist an mehreren Stellen belegt – z. B. hier (Judentum-Projekt.de) oder Der gerechte Goi und die Schindlerjuden. In: Der Spiegel. Nr. 7, 1983, S. 171–180 (online14. Februar 1983). und vor allem hier (mietek-pemper.de).
  3. Schindlers Liste (PDF; 3,6 MB).
  4. Der Schreiber des Kommandanten Göth und daher wichtige Zeitzeuge Mieczysław Pemper hält es für unwahrscheinlich, dass Schindler „laufende Nummer, Häftlingsnummer, Vor- und Nachname, Geburtsdatum und Berufsbezeichnung von 1000 Menschen auswendig nennen“ konnte. Deshalb stellt er die Entstehung der Schindler-Liste anders dar, als der Film sie zeigt. (Mietek Pemper: Der Rettende Weg, S. 189 ff. und Entstehung von Schindlers Liste und Verlagerung der Fabrik nach Brünlitz).
  5. Trivia zu Schindlers Liste in der Internet Movie Database. Abgerufen am 1. November 2013.
  6. Emilie Schindler, Erika Rosenberg (Hrsg.): Ich, Emilie Schindler. ISBN 3-7766-2230-X.
  7. Sequenzprotokoll 2. Schindlers Liste (USA, 1993). In: Film und Geschichte. Kulturarchiv an der FH Hannover, archiviert vom Original am 22. April 2011; abgerufen am 22. April 2011.
  8. Palowski 1999, S. 106
  9. Thiele 2001, S. 422 f.
  10. Palowski 1999, S. 170 f.
  11. McBride 2010, S. 426, Zitat S. Spielberg: „Ten years from now“
  12. a b Palowski 1999, S. 46 f.
  13. a b McBride 2010, S. 427
  14. a b Thiele 2001, S. 420
  15. Palowski 1999, Vorwort von Thomas Keneally, S. xiii
  16. McBride 2010, S. 427, Zitat S. Spielberg: „He made me look very deeply inside myself when he was so passionate to do this“
  17. Filmproduzent Branko Lustig gestorben, in: General-Anzeiger Bonn vom 14. Nov. 2019, abgerufen am 28. April 2020
  18. Palowski 1999, S. 72
  19. Palowski 1999, S. 27
  20. Schindler's List (1993), in: Box Office Mojo, abgerufen am 29. April 2020
  21. Palowski 1999, S. 105
  22. Palowski 1999, S. 86
  23. Palowski 1999, S. 34
  24. Palowski 1999, S. 65
  25. McBride 2010, S. 429 f.
  26. a b c Palowski 1999, Vorwort von Thomas Keneally, S. xii
  27. Palowski 1999, S. 26
  28. Palowski 1999, S. 67
  29. Palowski 1999, S. 21 ff.
  30. Palowski 1999, S. 111
  31. Palowski 1999, S. 59–62
  32. Palowski 1999, S. 48
  33. Palowski 1999, S. 156 ff.
  34. Palowski 1999, S. 45
  35. McBride 2010, S. 414 ff.
  36. Palowski 1999, S. 47
  37. Palowski 1999, S. 150–160
  38. Interview mit John Williams über seine Arbeit für Steven Spielberg (englisch), abgerufen am 17. Februar 2010.
  39. Schindlers Liste. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 4. April 2020.
  40. Palowski 1999, S. 126 f.
  41. a b Schindlers Liste (1993) Release Info, in: imdb, abgerufen am 17. April 2020
  42. Elaine Dutka: They Made the ‘List’ and Lived, in: Los Angeles Times vom 12. Dez. 1993, abgerufen am 18. April 2020
  43. Schindler’s List (1993), in: The Numbers, abgerufen am 17. April 2020
  44. Tim Appelo: Bill Clinton on “Schindler's List”, in: Entertainment Weekly vom 17. Dez. 1993, abgerufen am 18. April 2020, Originalzitat Bill Clinton: „I implore every one of you to go see it.“
  45. Stadtchronik 1994, in: Institut für Stadtgeschichte (Frankfurt am Main), abgerufen am 18. April 2020
  46. Silvia Bahl: „Holocaust“ & „Schindlers Liste“, in: Film-Dienst vom 25. Jan. 2019, abgerufen am 18. April 2020
  47. „GRENZE FÜR GREUEL“, in: Der Spiegel vom 14. März 1994, abgerufen am 18. April 2020
  48. Dan Perry: Spielberg Arrives for Israeli “Schindler’s List” Premiere, in: Associated Press vom 4. März 1994, abgerufen am 18. April 2020
  49. a b Schindlers Liste, in: Film-Dienst, abgerufen am 18. April 2020
  50. a b Schindler's List – Original Release, in: Box Office Mojo, abgerufen am 16. April 2020
  51. a b Sharon Waxman: ‘SCHINDLER’S’ TV HISTORY, in: The Washington Post vom 23. Feb. 1997, abgerufen am 24. April 2020
  52. TOP 100 DEUTSCHLAND 1994, in: InsideKino, abgerufen am 17. April 2020
  53. a b c d e Schindler's List – 2018 Re-release, in: Box Office Mojo, abgerufen am 16. April 2020
  54. a b c Schindlers Liste, in: Webpräsenz von Blickpunkt:Film, abgerufen am 16. April 2020
  55. a b Die Summe beinhaltet nicht den Einzelwert für Deutschland.
  56. ‘Schindler’ Sets A TV Record, in: The New York Times vom 25. Feb. 1997, abgerufen am 24. April 2020
  57. Christopher Stern: Solon blasts NBC over ‘List’ content, in: Variety vom 25. Feb. 1997, abgerufen am 24. April 2020, Originalzitat von Al D’Amato: “outrageous and offensive”
  58. a b Michael Wölfle, Ignaz Bubis: Schindlers Liste" mit Werbepause?, in: Leipziger Volkszeitung vom 26. März 1997, S. 8, online abgerufen über GBI-Genios am 19. April 2020
  59. Christian Hörburger: Ueberwaeltigt, unbewaeltigt. In: Der Tagesspiegel vom 30. März 1997, S. 25, online abgerufen über GBI-Genios am 19. April 2020
  60. Schindlers Liste in der Online-Filmdatenbank , abgerufen am 24. April 2020
  61. Schindler's List (1993), in: LaserDisc Database, abgerufen am 18. April 2020
  62. a b Schindler's List bei Rotten Tomatoes, abgerufen am 30. Januar 2014
  63. Schindlers Liste bei IMDb
  64. Schindlers Liste. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 16. Dezember 2016.
  65. Ein Leben nach dem Tod, In: Der Standard 14./15. November 2009.
  66. Claude Lanzmann: Ihr sollt nicht weinen. Einspruch gegen „Schindlers Liste“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. März 1994.
  67. Susanne Beyer: Spiegel-Gespräch mit Michael Haneke: „Liebe ist lebensgefährlich“. In: Der Spiegel. Nr. 8, 2013, S. 118–123 (online18. Februar 2013).
  68. a b Schindlers Liste – Awards, Internet Movie Database, abgerufen am 18. April 2020
  69. Complete National Film Registry Listing, in: Webpräsenz der Library of Congress, abgerufen am 18. April 2020
  70. Schindlers Liste, in: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW), abgerufen am 19. April 2020
  71. Die Filmfavoriten des Vatikans Rom, in: Frankfurter Neue Presse vom 5. März 1996, online abgerufen über GBI-Genios am 19. April 2020
  72. The 80 Best-Directed Films, in: Webpräsenz der Directors Guild of America, 2016, abgerufen am 19. April 2020
  73. 101 Greatest Screenplays, in: Webpräsenz der Writers Guild of America, ca. 2005, abgerufen am 19. April 2020
  74. AFI'S 100 YEARS...100 MOVIES — 10TH ANNIVERSARY EDITION, in: American Film Institute, 2007, abgerufen am 18. April 2020
  75. Top Rated Movies, in: IMDb, abgerufen am 18. April 2020
  76. Amerikanischer Filmregisseur für "Schindlers Liste" mit Bundesverdienstkreuz geehrt, in: Leipziger Volkszeitung vom 11. Sep. 1998, S. 2, online abgerufen über GBI-Genios am 19. April 2020
  77. Italy decorates Spielberg for his Holocaust work, in: Deseret News vom 15. April 2004, abgerufen am 19. April 2020
  78. Spielberg zum Ehrenritter ernannt, in: Berliner Zeitung vom 15. April 2004
  79. Rezension auf Shoa.de zu Roma Ligocka: Das Mädchen im roten Mantel. – Leitet weiter zu de.wikipedia > Shoa > Holocaust, 21. Januar 2018.
  80. Roma Ligocka liest aus ihrem Buch Das Mädchen im roten Mantel. – www.stadtdetmold.de nicht (mehr) erreichbar 21. Januar 2018.