Heinrich Strößenreuther
Heinrich Strößenreuther (* 26. Dezember 1967 in Wilhelmshaven) ist ein deutscher Manager, Wirtschaftsinformatiker, Unternehmer und Umweltaktivist.[1][2][3]
Werdegang
In den Jahren 1990 – 1995 war Strößenreuther Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung und legte 1995 sein Diplom an der Universität Mannheim ab.[1]
Wesentliche Etappen seines bisherigen beruflichen Werdeganges waren[4][1]:
- 1995 – 1996: wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Bundestages[5]
- 1997 – 1998: Campaigner bei Greenpeace
- 1998 – 2007: Projektmanager bei der Deutschen Bahn
Mit der Gründung seiner Beratung Verkehrs Innovations Partner im Jahr 2009 legte Heinrich Strößenreuther die Basis für sein gegenwärtiges Leben als Consultant, Aktivist und Buch-Autor.[6]
Darüber hinaus ist Strößenreuther akkreditierter Gründungsberater, vom BAFA gelisteter Energie-Auditor und ehrenamtliches Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Infrastruktur der IHK Berlin.[4]
Aktivitäten
- Im Herbst 2014 startete Strößenreuther mit der Initiative Clevere Städte – inklusive einer App[7][8] – eine Kampagne gegen das Falschparken.[9][10]
- Strößenreuther ist Initiator diverser Petitionen zu den Themen Umwelt und Verkehr.[11][12][13][14]
Berliner Fahrradgesetz
2016 war Heinrich Strößenreuther Mitinitiator[15] des Volksbegehrens für ein fahrradfreundliches Berlin,[16][17][18] das in das Berliner Mobilitätsgesetz überführt wurde.[19] Das Berliner Abgeordnetenhaus beschloss das Gesetz am 28. Juni 2018. Es trat am 18. Juli 2018 in Kraft.[20][21][22]
GermanZero

Heinrich Stößenreuther gründete 2019 mit der Initiative GermanZero einen Zusammenschluss von Aktivisten und Wissenschaftlern,[23] welche die Klimaneutralität für Deutschland bis 2035 gesetzlich erzwingen wollen.[24][25]
Als erklärtes Ziel soll Deutschland seinen von der Bundesregierung auf der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 bindend zugesagten Beitrag zur Begrenzung der Erdüberhitzung auf 1,5 °C leisten, erreicht werden soll es durch die Erstellung eines „Klimaplans“ und entsprechende Gesetzentwürfe. Die daraus resultierenden Gesetze sollen ab Beginn der Legislaturperiode 2021 vom Bundestag beschlossen werden.[25]
Eine bundesweite Kampagne und die Hilfe von Freiwilligen aus der Zivilgesellschaft sollen diesen Weg ermöglichen, als Anfangserfolg hat das Vorhaben nach der ersten Pressekonferenz vom 17. Dezember 2019 ein bundesweites Medienecho erreicht.[26][27][28][29][30][31][32][30][33] Für die Mitgliederwerbung wird auf die Sozialen Netzwerke der Aktivisten gesetzt. So soll über Mundpropaganda eine Videobotschaft Verbreitung finden, in der 53 prominente Personen (u. a. Rike Schmid, Rezo, Jan Josef Liefers, Christine Urspruch, Mojib Latif, Joko Winterscheidt, Christoph Kramer und Jan Delay) sich als Teil der Bewegung bezeichnen zum Aufbruch aufrufen.[34] Zur Akquise von Unterstützern wird ein interaktives Portal[35] genutzt.
Die Organisationsform der Initiative ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Hamburg, die Geschäftsstelle befindet sich in Berlin. Entscheidungsträger von GermanZero e.V. sind die Vorstandsmitglieder Heinrich Strößenreuther und Claas Helmke. Der Verein erhielt im Jahr 2019 Zuwendungen von rund 483.000 Euro, 450.000 Euro davon durch insgesamt sechs Großspender. Vereinsziele sind Wissenschaft & Forschung, Bildung, Umweltschutz, welche nach § 52 Abs. 2 AO als gemeinnützig gelten. Aktuell arbeiten vier Personen in Festanstellung für den Verein[36] und doppelt so viele Stellen sind für die Geschäftsstelle vakant.[37](Stand: März 2020)
Rezeption
Strößenreuther gilt als Deutschlands wohl bekanntester Fahrrad-Aktivist.[38] Die Zeit bezeichnet ihn als Verkehrsrebell im schwarzen Anzug.[39] Die Initiative gegen das Falschparken, die Heinrich Strößenreuther als „Tabubruch zur Gefahrenabwehr“ beschreibt, läuft für Andere unter Denunziantentum bzw. Blockwart 2.0.[40][41]
Das erfolgreiche Berliner Volksbegehren wurde in anderen Städten Deutschlands kopiert.[42] Ausgehend von Strößenreuthers Absicht, man müsse der Politik mehr Angst vor den Radfahrenden als vor der Autolobby machen, wird der Beschluss des Berliner Volksbegehrens auch als ein erfolgreiches Beispiel für politische Prioritätenverschiebung durch basisdemokratisches Engagement gewertet.[43]
Werke
- Der Berlin-Standard : moderne Radverkehrspolitik made in Germany - ein Bildband über Deutschlands erstes Mobilitätsgesetz, Heinrich Strößenreuther (Autor), Röthenbach, Thiemo Graf Verlag, 2019, ISBN 978-3-940217-25-7[44][45][46][47]
- Nachhaltigkeitsorientierte Unternehmensentwicklung am Beispiel der Hewlett-Packard GmbH : Institut für Wirtschaft und Ökologie an der Universität St. Gallen, Heinrich Strößenreuther (Verfasser), Thiemo Graf (Herausgeber), St. Gallen, IWÖ, 1996, ISBN 978-3-906502-30-4
Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Strößenreuther im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Über Heinrich Strößenreuther Webseite der Agentur für clevere Städte UG, deren Geschäftsführer Heinrich Strößenreuther ist
- GermanZero Webseite der Initiative GermanZero, die durch Heinrich Strößenreuther und Claas Helmke vertreten wird
- Claudius Prößer: Deutschlands erfolgreichster Radaktivist: „Ich ein Robin Hood? Das passt“. In: Die Tageszeitung. 23. Juni 2018 (Heinrich Strößenreuther im Interview).
- Christian Mihatsch: „Ein Stundentakt bis ins letzte Dorf“. In: Klimareporter. 21. Dezember 2019 (Heinrich Strößenreuther im Interview).
Einzelnachweise
- ↑ a b c Heinrich Strößenreuther. In: prabook.com. Abgerufen am 21. Dezember 2019.
- ↑ Claudius Prößer: Deutschlands erfolgreichster Radaktivist: „Ich ein Robin Hood? Das passt“. In: Die Tageszeitung: taz. 23. Juni 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 21. Dezember 2019]).
- ↑ Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 21. Dezember 2019.
- ↑ a b Über Heinrich Strößenreuther. In: www.clevere-staedte.de. Abgerufen am 21. Dezember 2019.
- ↑ Deutscher Bundestag 13. Wahlperiode Drucksache 13/7400. (PDF) Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt - Ziele und Rahmenbedingungen einer nachhaltig zukunftsverträglichen Entwicklung“. In: www.bundestag.de. 7. April 1997, abgerufen am 24. Dezember 2019.
- ↑ Porträt von Heinrich Strößenreuther - Tagesspiegel Background. 20. Dezember 2019, abgerufen am 26. Dezember 2019.
- ↑ Jubiläum: Falschparker-App Wegeheld seit vier Jahren online - Agentur für Clevere Städte. Abgerufen am 22. Dezember 2019.
- ↑ Manuela Kanies: Anwendung sorgt für Kritik: Mit der App „Wegeheld“ Falschparker melden. Abgerufen am 23. Dezember 2019.
- ↑ Falschparker sollen mehr zahlen - LZonline. In: landeszeitung.de. 1. Januar 2015, abgerufen am 22. Dezember 2019 (deutsch).
- ↑ Knolle statt Knöllchen - die Kampagne für 100 € Euro Bußgelder für Falschparker Teil II - Agentur für Clevere Städte. Abgerufen am 22. Dezember 2019.
- ↑ Ingo Arzt: Diesel weg, Nahverkehr her: Die Wien-Idee. In: Die Tageszeitung: taz. 16. Februar 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 26. Dezember 2019]).
- ↑ Petition unterschreiben. Abgerufen am 26. Dezember 2019 (deutsch).
- ↑ Tobias Schmidt: Neue Klimaschutzbewegung gestartet: Die Dienstagsdemonstranten. In: Die Tageszeitung: taz. 25. September 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 26. Dezember 2019]).
- ↑ Presseberichte und erster Streik, ab jetzt: #TuesdaysForTaxes-After-Work, jede Woche Dienstags. Abgerufen am 26. Dezember 2019 (deutsch).
- ↑ Heinrich Strößenreuther: Gastkommentar zur Radpolitik in Berlin: Wer haftet für die Toten? In: Die Tageszeitung: taz. 29. März 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 26. Dezember 2019]).
- ↑ Matthias Breitinger: Volksentscheid Fahrrad: Hunderttausend wollen das Radgesetz. In: Die Zeit. 14. Juni 2016, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 22. Dezember 2019]).
- ↑ Mit Streitsucht zur Fahrradstadt Berlin. Abgerufen am 23. Dezember 2019.
- ↑ Claudius Prößer: Mobilitätsgesetz: Autofans bremsen Radgesetz aus. In: Die Tageszeitung: taz. 24. Mai 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Dezember 2019]).
- ↑ Bert Schulz: Verkehrspolitik in Berlin: Der Oberradler steigt vom Sattel. In: Die Tageszeitung: taz. 13. September 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Dezember 2019]).
- ↑ Peter Neumann: Berliner Mobilitätsgesetz: Das erste deutsche Fahrradgesetz kommt im Juni. 29. Mai 2018, abgerufen am 25. Dezember 2019 (deutsch).
- ↑ Berliner Mobilitätsgesetz - Land Berlin. Abgerufen am 25. Dezember 2019.
- ↑ Berliner Mobilitätsgesetz vom 5. Juli 2018. In: gesetze.berlin.de. 5. Juli 2018, abgerufen am 25. Dezember 2019.
- ↑ Klimaschutz - Bürgerinitiative legt alternatives Klimapaket vor. Abgerufen am 26. Dezember 2019 (deutsch).
- ↑ Der 1,5-Grad-Klimaplan für Deutschland: Gemeinsamer Aufbruch gegen die Klimakrise. (PDF) In: www.germanzero.de. Dezember 2019, abgerufen am 25. Dezember 2019.
- ↑ a b GermanZero e.V.: Deutschland klimaneutral bis spätestens 2035. Abgerufen am 26. Dezember 2019.
- ↑ Isabell Jürgens: German Zero will Deutschland bis 2035 klimaneutral machen. 17. Dezember 2019, abgerufen am 26. Dezember 2019 (deutsch).
- ↑ „German Zero“ - Wie ein Bürgerrat das Klima retten will. Abgerufen am 26. Dezember 2019 (deutsch).
- ↑ Malte Kreutzfeldt: NGO will Deutschland klimaneutral machen: Im Turbogang gegen die Krise. In: Die Tageszeitung: taz. 17. Dezember 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 26. Dezember 2019]).
- ↑ Klimagesetz for free! Abgerufen am 26. Dezember 2019.
- ↑ Initiative GermanZero - Ein Volksentscheid zur Klimarettung? | rbb. 17. Dezember 2019, abgerufen am 26. Dezember 2019.
- ↑ FOCUS Online: Windkraft - nein danke? Wie Deutschland gegen Windräder kämpft. Abgerufen am 26. Dezember 2019.
- ↑ Michael Bauchmüller: Umweltpolitik - Wer vom Klimapaket profitiert. Abgerufen am 26. Dezember 2019.
- ↑ Youtube: „Wir haben den Klima-Plan!“ 12. März 2020, abgerufen am 13. März 2020.
- ↑ GermanZero e.V.: „zusammen schaffen wir die Klimawende in Deutschland“. 29. Februar 2020, abgerufen am 14. März 2020.
- ↑ GermanZero e.V.: Transparenz. 29. Februar 2020, abgerufen am 14. März 2020.
- ↑ GermanZero e.V.: „Machen Sie mit bei GermanZero!“ 29. Februar 2020, abgerufen am 14. März 2020.
- ↑ Heinrich Strößenreuther | Mensch des Monats. In: www.naviki.org. Abgerufen am 22. Dezember 2019.
- ↑ Andrea Reidl: Verkehrspolitik: Verkehrsrebell im schwarzen Anzug. In: Die Zeit. 25. April 2016, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 22. Dezember 2019]).
- ↑ NDR: Falschparker verpetzen: Vorbildlich oder Denunziantentum? Abgerufen am 22. Dezember 2019.
- ↑ Ronald Düker: Überwachung per Smartphone: Blockwart 2.0. In: Die Zeit. 17. Oktober 2013, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 22. Dezember 2019]).
- ↑ Andrea Reidl: Verkehrswende: Mehr Tempo, bitte! In: Die Zeit. 21. Oktober 2019, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 22. Dezember 2019]).
- ↑ Martin Unfried: Zukunft Fahrradstädte: Die Politik muss Angst kriegen. In: Die Tageszeitung: taz. 31. Oktober 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Dezember 2019]).
- ↑ Anleitung für Berlins Verkehrswende. Abgerufen am 23. Dezember 2019.
- ↑ Berliner Zeitung: Heinrich Strößenreuther: Ungeduld hat einen Namen. Abgerufen am 23. Dezember 2019 (deutsch).
- ↑ Peter Neumann: Deutschlands „nervigster Radfahrer“: Nichts für Feiglinge. 26. Februar 2019, abgerufen am 23. Dezember 2019 (deutsch).
- ↑ FOCUS Online: Berlin: Radrebell Strößenreuther: Das Buch zum Auto-Fluch. Abgerufen am 23. Dezember 2019.
Personendaten | |
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NAME | Strößenreuther, Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Manager, Wirtschaftsinformatiker, Unternehmer und Umweltaktivist |
GEBURTSDATUM | 26. Dezember 1967 |
GEBURTSORT | Wilhelmshaven |