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Indigene Völker

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Definition

Die UNWGIP (United Nations Working Group on Indigenous Peoples) definiert den Begriff indigene Völker durch ihre

  • Historische Kontinuität - das indigene Volk lebte in dem Gebiet vor einer Besiedlung durch andere Volksgruppen.
  • Selbstidentifikation - die Völker bestimmen selbst, wer zu ihnen gehört.
  • Nicht-Dominanz - Angehörige des indigenen Volkes sind gesellschaftlich marginalisiert.
  • Kulturelle Unterschiede - Unterschiede in Sprache, Kultur, Lebensraum, Wertesystem und Weltanschauung zur restlichen Bevölkerung.

Oft spricht man auch von Ureinwohnern. Da viele Ureinwohner aber nicht im engeren Sinne die Ur- (ersten) Einwohner der betreffenden Region sind, kann diese Bezeichnung irreführend sein.

Die Gesamtzahl der Angehörigen der indigenen Völker der Erde wird auf etwa 350 Millionen Menschen geschätzt. Dabei existieren v.a. in Asien und Afrika erhebliche Unsicherheiten. Denn in diesen beiden vormals fast vollständig kolonisierten Kontinenten stellen sich zahlreiche Regierungen auf den Standpunkt, dass die gesamte Bevölkerung gleichermaßen indigen sei, wobei sie jedoch übersehen, dass "echte" indigene auch in einer postkolonialen Ära oftmals einer fortdauernden Unterdrückung ausgesetzt sind, von der die Mehrheit nicht mehr betroffen ist. Indigene Völker werden daher oft auch als innere Kolonien oder Vierte Welt bezeichnet.

Aktuelle Konflikte

Da viele indigene Völker vom etablierten staatlichen System divergierende Rechtssysteme haben, sind Konflikte, v.a. um Landnutzung und -rechte, ein generelles Problem dieser Völker.

Für eine allgemeine Analyse siehe auch das Arbeitspapier Indigenous Peoples and Conflict Resolution von Miguel Alfonso Martínez, dem gegenwärtigen Vorsitzenden der UNWGIP

Lösungsansätze

Zentrale Forderung der meisten Organisationen indigener Völker ist die verbindliche und uneingeschränkte Anerkennung ihrer Menschenrechte, beginnend mit dem Recht auf Selbstbestimmung, wie es in den ersten Artikeln der Internationalen Pakte über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte sowie über bürgerliche und politische Rechte, also der beiden wichtigsten völkerrechtlich verbindlichen Menschenrechtsdokumente ausdrücklich anerkannt wird.

Dabei ist Selbstbestimmung keineswegs gleichbedeutend mit Sezession und der Gründung eines eigenen Staates, sondern es geht um die prinzipielle Anerkennung eines Rechts.

In Fällen, wo z.B. transnationale Konzerne große industrielle Vorhaben (z.B. Bau von Großstaustämmenm, Erdöl- oder Uranförderung, Atomtests, Entsorgung von Giftmüll) auf von indigenen Völkern genutzten oder bewohnten Territorien planen, fordern indigene Völker, dass dies nur nach einer Freien, Vorherigen und Informierten Zustimmung (Free, Prior and Informed Consent) geschehen darf.

In einigen Ländern ist die Forderung nach Free, Prior and Informed Consent bereits gesetzlich verwirklicht, so etwa in den Philippinen.

Auf der Ebenene des internationalen Rechts lauten die wichtigsten Forderungen: Verabschiedung der der Rechte der Indigenen Völker sowie die Ratifierung des Nr. 169 der [ILO|Internationalen Arbeitsorganisation].

Indigene Völker weltweit

Die größten indigenen Bevölkerungen gibt es in folgenden Ländern:

(Quelle: Gesellschaft für bedrohte Völker)

Andere bekannte indigene Völker sind

Das einzige indigenen Volk der Welt, das eine gewisse Chance hat, auf Dauer seine Unabhängigkeit zu bewahren, ist das Volk der Sentinelesen.