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Römische Republik (1849)

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Karte Mittel- und Norditaliens im Jahr 1806. Der Kirchenstaat (englisch „Papal States“) im unteren rechten Gebiet

Die Römische Republik von 1849 war eine von Anfang Februar bis zu ihrer militärischen Niederschlagung durch französische Truppen Ende Juni/Anfang Juli 1849 lediglich knapp fünf Monate bestehende, vom radikaldemokratischen Revolutionär des Risorgimento, Giuseppe Mazzini, ausgerufene Republik im damaligen Kirchenstaat bzw. dessen Hauptstadt Rom.

Vorgeschichte

Bereits 1848 war es in nahezu allen italienischen Staaten und Fürstentümern zu revolutionären Erhebungen gekommen, die mit den bürgerlich-liberalen Revolutionen in fast ganz Mitteleuropa einher gingen (vgl. unter anderem Februarrevolution 1848 in Frankreich, Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes).

Die Unruhen und Aufstände in den Regionen Italiens, so auch in Rom, standen wesentlich im Zeichen der italienischen Einigungsbestrebungen des Risorgimento (= Wiedererstehung), die seit dem Wiener Kongress von 1815 bis zum Revolutionsjahr 1848 demokratisch dominiert waren. Zum einen richteten sie sich gegen die reaktionäre Politik der Restauration (vor allem in den von den österreichischen Habsburgern beherrschten Fürstentümern Mittel- und Oberitaliens und im von den spanischen Bourbonen regierten Königreich beider Sizilien). Zum anderen setzten sie sich für die Errichtung eines gesamtitalienischen unabhängigen Nationalstaates ein.

Papst Pius IX.

Im Kirchenstaat hatte Papst Pius IX. zu Beginn seines Pontifikats im Jahr 1846 die Zeichen der Zeit erkannt, und damit begonnen, liberale Reformen einzuführen. Er bildete einen Staatsrat, gründete eine Bürgerwehr, führte eine Amnestie durch und schlug eine Zollunion der italienischen Staaten vor. Diese Reformen gingen den Nationalrevolutionären aber nicht weit genug. Sie forderten eine Parlamentarisierung und grundlegende Demokratisierung des Kirchenstaats.

Giuseppe Mazzini
Datei:Flag of the Repubblica Romana 1849.png
Militärflagge der Römischen Republik von 1849

Von der Revolution bis zur Niederschlagung der Republik

Ab 1848 nahmen die revolutionären Unruhen zu, so dass der Papst am 15. November des Jahres aus der Stadt floh und sich nach Gaeta an der Küste Neapel-Siziliens absetzte. Am 5. Februar 1849 trat eine verfassunggebende Versammlung zusammen, als deren Ergebnis am 9. Februar die römischen Revolutionäre unter Giuseppe Mazzini die Republik im Kirchenstaat ausriefen. Mazzini war eines der Mitglieder des Triumvirats (=Dreimännerherrschaft), das die Republik in den folgenden Monaten führte. Die wichtigsten Beschlüsse der republikanischen Regierung waren eine grundlegende Reform des Bildungswesens und eine Landrechtsreform, die den landwirtschaftlichen Grundbesitz im Kirchenstaat zugunsten der von den Großgrundbesitzern abhängigen Kleinbauern umverteilen sollte.

Bereits im April 1849 kam es zur Intervention französischer Truppen gegen die junge Republik mit dem Ziel, die Herrschaft des Papstes wiederherzustellen. Unter der Führung Giuseppe Garibaldis konnten die revolutionären Einheiten die Interventionsarmee zunächst zurückschlagen, woraufhin Rom etwa einen Monat lang belagert wurde. Unter anderem bedingt durch die dadurch verursachte schlechte Versorgungslage und fehlende Unterstützung von außen sahen sich die Vertreter der Republik gezwungen, am 30. Juni 1849 vor der französischen Übermacht zu kapitulieren. Am 3. Juli 1849 wurde die römische Revolution endgültig von französischen Truppen niedergeschlagen. Dies führte teilweise in Frankreich selbst, etwa in Lyon, zu Protesten (mit der Februarrevolution 1848 etwas mehr als ein Jahr zuvor war dort ebenfalls eine neue, die zweite französische Republik, konstituiert worden).

Nach der Zerschlagung des Aufstands wurde die Macht im Kirchenstaat von einem Exekutivkomitee aus Kardinälen übernommen. Erst 1850 kehrte der Papst zurück. Teilweise machte er seine ursprünglich liberalen Reformen wieder rückgängig und etablierte polizeistaatliche Verhältnisse in Rom. Französische Truppen blieben bis 1870 als Schutzmacht im Kirchenstaat stationiert.

Nachfolgende Entwicklung im gesamtitalienischen Kontext

Außer der Römischen Republik wurden auch alle weiteren revolutionären Erhebungen der Jahre 1848/49 in den italienischen Fürstentümern vor allem von österreichischen Truppen niedergeschlagen. Damit hatte die demokratische Bewegung eine nachhaltige Niederlage erlitten. Ab 1849 entwickelte sich das Königreich Sardinien-Piemont unter König Viktor Emanuel II. und seinem Ministerpräsidenten Camillo Benso von Cavour - nun unter eher liberalkonservativen Vorzeichen zur führenden Macht des Risorgimento. Insbesondere aufgrund von Cavours diplomatischem Geschick und militärischer Strategie konnte ein italienischer Nationalstaat nach dem Sardinischen Krieg gegen Österreich bis 1861 durchgesetzt werden.

Im Gefolge dieses Krieges fielen durch militärische Eroberungen der Freischärler unter Führung Garibaldis einerseits und der zeitweilig gegen ihn stehenden piemontesischen Truppen andererseits auch weitere Gebiete des Kirchenstaats wie die Marken und Umbrien an Sardinien-Piemont bzw. an Italien, so dass nach der Proklamation des italienischen Staates als Konstitutionelle Monarchie am 17. März 1861 nur noch Latium mit Rom den Restkirchenstaat bildete.

Als Frankreich seine Schutztruppen in Folge des Krieges gegen Preußen 1870 aus Rom abzog, kam dies dem neuen italienischen Staat gelegen. Italienische Truppen eroberten am 20. September 1870 Rom und integrierten nach einer Volksbefragung den Restkirchenstaat im italienischen Königreich. Rom wurde wenig später zur neuen italienischen Hauptstadt proklamiert. Der Konflikt um den staatsrechtlichen Status des Vatikan bzw. des Machtzentrums der Katholischen Kirche in Rom blieb lange ungeklärt. Erst 1929 wurde diese sogenannte „Römische Frage“ mit den Lateranverträgen beigelegt. Rom wurde dabei vom „Heiligen Stuhl“ als Hauptstadt Italiens anerkannt, von der italienischen Regierung wurde dem Vatikan als Vatikanstadt die politische Unabhängigkeit und volle staatliche Souveränität garantiert.

Siehe auch

Geschichte Italiens, Kirchenstaat, Märzrevolution, Risorgimento, Römische Frage, Römische Republik (Neuzeit)