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Benutzer:Karlderkahle/Gudenow

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Pietro Mingotti (* um 1702 Venedig; † 28. April 1759 Kopenhagen) war ein italienischer Opernimpresario. ER war Intendant einer italienischen Operngesellschaft, die durch Deutschland und angrenzende Länder zog, um in größeren Städten gegen Eintrittsgeld einfachen Bürgern oder fürstlichen Hofgesellschaften Opern darzubieten.

Leben

Sein Bruder Angelo (um 1700-nach 1767) gründete in Prag um 1732 eine italienische Operntruppe, bestehend aus drei Sängern und fünf Sängerinnen. die von 1736–40 gemeinsam mit der seines Bruders spielte.

Mingotti und sein Bruder Angelo (um 1700-nach 1767) bekamen im Frühjahr 1736 das Recht, zehn Jahre in Graz in der Wagenremise der Hofstallungen am Tummelplatz, die seit 1690 nicht mehr genutzt wurde, seine Aufführungen darzubieten. Mingotti baute das Gebäude schließlich zum oper- oder comoedienHauß auf dem Tummelplatz (Kommodhaus) aus. Es hatte eine Länge von 31,5 m und eine Breite von 13 m. Der Zuschauerraum war hufeisenförmig und von einem Logenkranz umgeben. Es fasste ca. 400 Zuschauer und hatte 3 Preiskategorien. Mingotti nutzte sein Grazer Spielrecht nur bis 1743.[1]

Angelo Mingotti beschäftigte ebenfalls eine Gruppe von Sängern. In einigen Städten traten beide gemeinsam auf. Dabei reisten nur Tänzer und etwa acht Sängerinnen und Sänger mit Mingotti, während die Instrumentalisten vor Ort verpflichtet wurden. Auf seinem Programm standen u.a. Opere seria, die Opere buffa und Singspiele, meist von Komponisten der neapolitanischen Schule.

Sie gastierten in den Jahren 1732–1736 in Brünn, 1741 Pressburg, in Klagenfurt und Linz und 1743/44 in Prag. Im Jahre 1742 wurde Paolo Scalabrini in seiner Gruppe Kapellmeister.

Reithaus in Leipzig im Jahre 1865 (1868 abgebrochen)

Am 13. November 1743, stellte Mingotti die damals noch unbekannte Sopranistin Regina Valentini (1722-1808) ein, die er Anfang Januar 1747 heiratete. 1744 und 1751 spielte er während der Leipziger Messe, 1745 und 1747 auch gemeinsam mit Angelo. Dort erbauten sie ein hölzernes Theater im Reithaus am Ranstädter Tor.

Wie hoch das Ansehen Mingottis war, ist aus der Tatsache abzulesen, dass seine Truppe u. a. für die Krönungsfeierlichkeiten von KaiserFranz I. 1745 in Frankfurt a.M. eingesetzt war.

Von Mai bis September 1747 weilten Mingotti und seine Truppe in Dresden, wo sie ihre Vorstellungen zunächst in einem von Angelo erbauten provisorischen Theater am Zwinger und später auf Schloss Pillnitz darboten. Im Garten von Pillnitz spielten sie anlässlich der per procura vollzogenen kurfürstlich-königlichen Doppelhochzeit der sächsischen Kurprinzessin Maria Anna mit dem bayerischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph bzw. des sächsischen Thronfolgers Friedrich Christian mit der bayerischen Prinzessin Maria Antonia. Zur Aufführung kam Christoph Willibald Glucks Oper Le nozze d’ercole e d’ebe. Für diese Vorstellungen erhielt er vom sächsischen Kurfürsten die großzügige Bezahlung von 3.100 Talern. Mingottis Frau Regina, durch die Rolle des Ercole bekannt geworden, wurde aufgrund des großen Erfolgs an die Hofoper engagiert, wo sie zur erbitterten Rivalin der Faustina Hasse avancierte. In Anerkennung seiner Dienste ernannte Friedrich August II. (König August III. von Polen) Mingotti am 17. Juli 1748 zum Comission Rat.

Während seiner Zeit in Dresden erhielt Mingotti vermutlich auch das Angebot, am Kopenhagener Hof zu spielen. Dort versuchte er am kurz zuvor errichteten Haus Det Kongelige Teater eine dauerhafte italienische Operntradition zu etablieren. Trotzdem setzte er seine Konzertreisen in verschiedene deutsche Städte, darunter Lübeck (1746, 1752, 1753) und Hamburg (1743-1754), wo er in dieser Zeit im Opernhaus am Gänsemarkt spielen ließ, fort.

Im September 1748 wurde Gluck Kapellmeister seiner Operngesellschaft, nachdem er bereits seit 1746 Vertreter Scalabrinis gewesen war, der nun Kapellmeister am dänischen Hof wurde. Mingotti wurde 1748 in der Kopenhagener Loge "St. Martin" aufgenommen. Schon im Frühjahr 1749 trennte sich Gluck jedoch vermutlich von Mingotti und an seine Stelle trat 1755 Giuseppe Sarti. Während zur Blütezeit der Operntruppe Mitte der 1740er-Jahre berühmte Interpreten wie die Sopranistinnen Giovanne della Stella und Rosa Costa und die Kastraten Filippo Finazzi und Settimio Canini Mingottis Erfolg garantierten, nahm seit etwa 1750 die Qualität seiner Gruppe merklich ab.

Schwere finanzielle Schwierigkeiten zwangen Pietro, seinen Vertrag mit dem Hof in Kopenhagen 1755 zu beenden. 1756 ging er in Konkurs und lebte fortan von einer kleinen Pension des dänischen Königs, bevor er völlig verarmt verstarb.


Angelo: * ca. 1700 Venedig, † nach 1767 (Ort?). Gründete in Prag um 1732 eine italienische Operntruppe, bestehend aus drei Sängern und fünf Sängerinnen, die 1736–40 gemeinsam mit der seines Bruders spielte; über seine weitere Karriere ist wenig bekannt. Pietros Frau

Regina (geb. Valentini): * 16.2.1722 Neapel, † 1.10.1808 Neuburg a. d. Donau/D. Sängerin und Theaterunternehmerin. Ihre Abstammung (Tochter eines österreichischen Offiziers in Neapel) und Ausbildung ist nur durch ihren Bericht an Charles Burney überliefert. Ihre ersten belegbaren Auftritt fanden 1743–47 als Mitglied der Operntruppe von P. M. in Hamburg statt. R. M. heiratete den Impresario, trennte sich jedoch bald von ihm und machte in Dresden, Neapel, Madrid, Paris und London Karriere. Nach ihrem Rückzug von der Bühne lebte sie in Dresden und München, schließlich in Neuburg a. d. Donau/D. R. M. galt als Nachfolgerin von F. Bordoni-Hasse.


Nach Aufführungen bei der Krönung Franz I. in Frankfurt (Maria Theresias Gemahl) 1745 und bei einer königlichen Hochzeit in Dresden 1747 (als Glucks Le nozze d'Ercole e d'Ebe unter der Leitung des Komponisten aufgeführt wurde), wurde Mingottis Truppe im selben Jahr von Königin Louise nach Kopenhagen eingeladen. Das Repertoire der Kompanie für den dänischen Hof umfasste nicht nur Opern, sondern auch Ballette. Sarti trat der Truppe im Dezember 1752 als Musikdirektor bei, nachdem Gluck im Laufe des Jahres 1750 die Truppe verlassen hatte. Schwere finanzielle Schwierigkeiten zwangen Pietro, seinen Vertrag mit dem Hof in Kopenhagen 1755 zu beenden, und er starb verarmt 4 Jahre später in der dänischen Hauptstadt. Über Angelo Mingottis spätere Karriere ist wenig bekannt; von 1743 bis 1751 wurde die Oper am Gänsemarkt von Angelo Mingotti genutzt, um italienische Opern aufzuführen[1].


___ Pirker, Pircker, Pircher, Pirkerinn, Birckerin, Marianne, Mariane, Maria Anna, Marianna

  •  27. Jan. 1717 (Geburtsort unbekannt), † 10. Nov. 1782 auf Gut Eschenau (bei Heilbronn), Sängerin. Herkunft und Ausbildung der Sopranistin Marianne Pirker sind nicht sicher belegt (vgl. R. Haidlen 1966). Als »Marianna Pircker todesca« gehörte sie, wie ihr Mann, der Geiger Franz Josef Carl Pirker, seit 1736 zu den Opernges. der Brüder Mingotti. Von 1736 bis 1741 war Graz der Lebens- und Wirkensmittelpunkt des Ehepaars Pirker. 1740 gastierte Marianne Pirker mit Angelo Mingotti in Hamburg, 1741 sang sie mit Pietro Mingotti in Preßburg bei den Feierlichkeiten zur Krönung Maria Theresias zur Königin von Ungarn. Zwischen 1743 und 1747 trat sie an mehreren Bühnen Norditaliens auf, 1747/48 gastierte sie in London, 1748 kam es zu einer Wiedervereinigung mit der Truppe von Pietro Mingotti, mit der sie zunächst in Hamburg und später in Kopenhagen engagiert war, wo sie 1749 u. a. in der UA von Chr. W. Glucks componimento drammatico La contesa dei Numi mitwirkte

Literatur

  • J. F. Schütze, Hamburger Theater-Geschichte, Hamburg 1794, S. 193-207.
  • M. Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, 2 Bde., Dresden 1861-1862 (ND Leipzig 1979).
  • E. H. Müller, Angelo und Pietro Mingotti, Dresden 1917.
  • E.H. Müller von Asow: ‘Gluck und die Brüder Mingotti’, Gluck-Jahrbuch 1917, S. 1–14
  • O. Landmann, Quellenstudien zum Intermezzo Comico per Musica und zu seiner Geschichte in Dresden, Diss. Rostock 1972, S. 103-108.
  • K. H. Viertel, Anmerkungen zum Dresdner Opernpublikum während der Direktionszeit Johann Adolf Hasses, in: G. Stephan/H. John (Hg.), Dresdner Operntraditionen, 9. Sonderheft, Dresden 1985, S. 108-118;
  • S. Dahms, „Le nozze d’ercole e d’ebe“ und das Gastspiel der Mingotti-Truppe in Dresden und Pillnitz, in: ebd., 11. Sonderheft, Dresden 1987, S. 439-449. – DBA III.
  • Rainer Theobald: Die Opern-Stagioni der Brüder Mingotti: 1730-1766. Ein neues Verzeichnis der Spielorte und Produktionen. Hollitzer, Wien 2015.

GND: 120517973


Nicole Preuß 25.5.2009


Empfohlene Zitierweise:

Nicole Preuß, Mingotti, Pietro, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V. Online-Ausgabe: http://www.isgv.de/saebi/ (21.4.2020)

  1. Harald Heppner, Nikolaus Reisinger (Hrsg.): Steiermark: Wandel einer Landschaft im langen 18. Jahrhundert Böhlau, Wien u.a. 2006, S.325f.