Zum Inhalt springen

Vasco da Gama

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. April 2020 um 17:19 Uhr durch 2003:c6:b73d:5f00:995c:8db:95c5:4ef8 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Vasco da Gama. Porträt von Gregorio Lopes (1490–1550)
Unterschrift Vasco da Gamas:
ho comde almirante
(„der Graf und Admiral“)

Dom Vasco da Gama [ˈvaʃku ðɐ ˈɣɐmɐ], Graf von Vidigueira (* um 1469 in Sines, Portugal; † 24. Dezember 1524 in Cochin, Indien) war ein portugiesischer Seefahrer und Entdecker des Seewegs um das Kap der Guten Hoffnung nach Indien sowie der 2. Vizekönig Portugiesisch-Indiens.

Biografie

Über die historische Herkunft des Namens Gama werden von Historikern verschiedene Versionen vertreten. Eine Theorie besagt, dass dieser Name auf den Ritter Lopo Rodrigues de Olhoa zurückgeht, der als Begleiter des portugiesischen Nationalhelden und „Gegenstück“ zum Cid, Geraldo Sem Pavor, bei der Rückeroberung der Stadt Évora von den Mauren im Jahre 1166 von einer zahmen Damhirschkuh (portugiesisch: gama) begleitet wurde. Vom Spitznamen für den Ritter soll Gama später zum Familiennamen seiner Nachkommen geworden sein.

Kindheit und Jugend

Über Vasco da Gamas Jugend und das Leben vor seiner großen Entdeckungsfahrt ist wenig bekannt. Er entstammt dem portugiesischen Adel. Seine Eltern waren Estêvão da Gama (Gouverneur von Sines und Silves) und Isabel Sodré, deren Familie ursprünglich aus England stammte und über gute familiäre Beziehungen zum Orden der Christusritter verfügte. Beide hatten gemeinsam zumindest fünf Kinder, einige Autoren gehen von sieben bzw. acht aus.

Sein Vater gehörte zum Ritterorden von Santiago und war Komtur von Cercal sowie Verwalter (alcaide-mor) der Stadt Sines, die ebenfalls dem Santiago-Orden gehörte. Die Familie seines Vaters stammte aus dem südlichen Alentejo, war ursprünglich mit dem Ritterorden von Avis verbunden und wechselte erst später zum Ritterorden von Santiago. Estêvão da Gama gehörte zum Hause des Prinzen Dom Fernando, der auch Großmeister des (portugiesischen) Ordens von Santiago war. Später schloss sich Estêvão da Gama dessen Sohn, Dom Diogo an, Herzog von Viseu und Administrator des Ordens der Christusritter. Mit beiden kämpfte er in Nordafrika und in Kastilien. 1484 wurde Dom Diogo der Verschwörung gegen den König, seinen Onkel Johann II., angeklagt und ermordet, sein Anhang verfolgt.

Der erste historische Beleg für den Lebensweg von Vasco da Gama stammt aus dem Jahre 1480. In diesem Jahr trat er in den Ritterorden von Santiago ein. Dies war die Voraussetzung, um später persönliche Einkünfte aus der Verwaltung und Bewirtschaftung von Gütern des Ordens ziehen zu können, bedeutete jedoch nicht automatisch die spätere Weihe zum Priester. Ein Noviziat in den Ritterorden dieser Zeit begann üblicherweise im Alter von 11 oder 12 Jahren, so dass auf das nicht eindeutig belegte Geburtsjahr von Vasco da Gama geschlossen werden kann: vermutlich 1468 oder 1469.

1492 beauftragte Johann II. Vasco da Gama mit Vergeltungsmaßnahmen gegen französische Handelsschiffe im Hafen von Setúbal und in Häfen an der Algarve, um damit auf die Angriffe französischer Piraten auf portugiesische Schiffe vor der westafrikanischen Küste zu reagieren. 1495 wurde da Gama als Anerkennung für geleistete Dienste zum Komtur der beiden Komtureien des Santiagoordens Mouguelas und Chouparia ernannt.


Bereits 80 Jahre zuvor war diese Suche von Heinrich dem Seefahrer begonnen worden. Das Ziel der Expedition war es, den arabischen, persischen, türkischen und venezianischen Zwischenhandel auszuschalten, der Gewürze wie etwa Pfeffer in Europa extrem verteuerte.

Die Entdeckung des südlichen Seewegs nach Indien

Die Route der ersten Fahrt da Gamas nach Indien (schwarz) sowie die Reisen von Pêro da Covilhã (grün und orange) und Afonso de Paiva (grün und blau)

Vasco da Gama verließ am 8. Juli 1497 den Hafen Restelo in Lissabon mit seinem Flaggschiff, der Nau São Gabriel (120 Tonnen) sowie der Nau São Rafael unter dem Kommando seines Bruders Paulo da Gama, der Nau Bérrio (in einigen Quellen auch Santa Fé) (100 Tonnen) unter Nicolao Coelho als Kapitän und einem Transportschiff unter dem Kommando von Gonçalo Nunes. Insgesamt nahmen an der Reise zwischen 150 und 170 Mann Besatzung teil. Der Flotte waren die besten Piloten (Steuerleute und Navigatoren) Portugals beigegeben, denen die Strömungs- und Windverhältnisse speziell im Südatlantik weitgehend vertraut waren. Für das Flaggschiff war das Pêro de Alenquer, auf der São Rafael fuhr João de Coimbra als Pilot und auf der Bérrio übte dieses Amt der erfahrene Pêro Escobar aus. Als Segelmeister der kleinen Flotte fuhr auf der São Gabriel Gonçalo Álvares, der bereits an der zweiten Reise Diogo Cãos teilgenommen hatte.

Vasco da Gama segelte mit weit nach Westen ausholendem Kurs durch den Atlantik und löste sich deutlich von der Küste, um bessere Windverhältnisse zu nutzen. Am 4. November erreichte die kleine Flotte die Sankt-Helena-Bucht an der Westküste Südafrikas. Anschließend umfuhr er das Kap der Guten Hoffnung in einem großen Bogen und landete am 25. November in der Mosselbaai. Der ostafrikanischen Küste folgend erreichte er am 7. April 1498 Mombasa, wo arabische Kaufleute versuchten, seine Weiterfahrt zu verhindern. Vasco da Gama segelte weiter zu der ostafrikanischen Stadt Malindi, einer Handelskonkurrentin von Mombasa. Deren Sultan stellte ihm einen Navigator für die Überfahrt nach Indien zur Verfügung.

Am 20. Mai 1498 landete Vasco da Gama nahe Calicut an der Malabarküste. Zum ersten Mal hatte ein europäisches Schiff Indien auf dem Seeweg um Afrika herum erreicht. Die Verhandlungen mit dem Zamorin von Calicut verliefen zwar nicht wie erhofft, dennoch konnte Vasco da Gama am 8. Oktober voll beladen mit kostbaren Gewürzen die Rückreise antreten. Das erste Schiff seiner Flotte unter Nicolao Coelho erreichte die Heimat am 10. Juli 1499. Vasco da Gama selbst, der sich wegen seines tödlich erkrankten Bruders einige Wochen auf den Azoren aufgehalten hatte, traf am 9. September wieder in Lissabon ein, wo ihm ein triumphaler Empfang bereitet wurde.

Zu Weihnachten 1499 verlieh das Königshaus Vasco da Gama die Herrschaft über die Stadt Sines, die sein Vater bereits ausgeübt hatte. Damit begann ein jahrelang schwelender Konflikt zwischen dem König und da Gama einerseits und den Ordensoberen der Santiagoritter sowie den lokalen Autoritäten der hochadligen und im Santiago-Orden einflussreichen Familie de Noronha andererseits, die diese Verleihung als Einmischung in die Rechte des Ordens nicht anerkannten.

Weitere Ehrungen durch den König folgten. So durfte da Gama den Titel Dom führen, was auch seinen Brüdern und Nachkommen gestattet wurde. 1502 wurde ihm dann der Titel eines Almirante do Mar das Índias („Admiral des Indischen Meeres“) verliehen. Dies geschah sicher auch als Erwiderung auf die Ernennung von Christoph Kolumbus zum Admiral des Ozeanischen Meeres durch das spanische Königspaar einige Jahre zuvor.

Das Logbuch seiner ersten Reise nach Indien, welches heute in der Biblioteca Pública Municipal do Porto aufbewahrt wird, wurde im Jahr 2013 zum Weltdokumentenerbe erklärt.[1]

Die zweite Reise nach Indien

Die zweite portugiesische Indienexpedition leitete Pedro Álvares Cabral, der bei dieser Gelegenheit im Jahr 1500 Brasilien entdeckte. 1501 befehligte João da Nova mit vier Naus die dritte Reise.

Die vierte Fahrt 1502 stand dann wieder unter dem Kommando Vasco da Gamas, nachdem dieser bei seinem Kinder- und Jugendfreund, König Manuel I., gegen eine erneute Berufung Pedro Álvares Cabrals zum Oberbefehlshaber der Flotte protestiert hatte. Diesmal brach er mit 21 schwer bewaffneten Schiffen auf. Das erste Geschwader (9 Naus) führte er selbst, das zweite befehligte sein Onkel Vicente Sodré und das dritte Geschwader stand unter dem Kommando seines Cousins Estêvão da Gama. Aufgrund seiner guten Beziehungen zum Königshaus nahmen an der Reise noch weitere Verwandte teil, so z. B. ein weiterer Onkel, Brás Sodré, und sein Schwager Lopo Mendes de Vasconcelos. Bereits auf der Hinreise legte Vasco da Gama in Ostafrika Stützpunkte an, unter anderem in Sofala.

Die Malabarküste Indiens um 1500. Lila: der Weg der Flotte.

Das Auftauchen der Portugiesen im Indischen Ozean und ihr Angriff auf das Monopol arabischer und indischer Händler im Indienhandel führte recht schnell zu einem latenten Kriegszustand. So musste sich Vasco da Gama noch 1502 unmittelbar nach seiner Ankunft in indischen Gewässern vor Calicut mit 15 eigenen Schiffen einer Flotte von mehr als 100 indischen und arabischen, zumeist kleineren Schiffen zur Schlacht stellen, die das portugiesische Geschwader abfangen wollte. Den Enterkampf vermeidend, konnten die Portugiesen durch ihr wirksames Geschützfeuer die gegnerische Flotte fast vollständig vernichten.

Durch Verhandlungen, das Ausnutzen von Rivalitäten unter den indischen Fürsten und rücksichtslose Gewaltanwendung gelang es, den ersten Widerstand der indischen Fürsten zu brechen, welcher von den arabischen Händlern gegen die neue Konkurrenz aus Europa gefördert wurde. Vasco da Gama festigte Portugals Stellung an der indischen Malabarküste, indem er die portugiesischen Faktoreien in Cannanore und Cochin weiter ausbaute und stärkte. 1503 errichteten die Portugiesen in Cochin mit Fort Emmanuel die erste europäische Festung auf dem indischen Subkontinent.

Mit zum Teil erzwungenen Handelsverträgen, Privilegien gegenüber verbündeten indischen Fürsten sowie einer permanenten Flottenpräsenz begann Vasco da Gama Portugal recht schnell das Monopol im europäischen Gewürzhandel zu sichern und legte den Grundstein für das portugiesische Kolonialreich in Asien. Innerhalb weniger Jahre errang Portugal eine hegemoniale Stellung als Seemacht im westlichen Teil des Indischen Ozeans. Aus dieser Zeit ist auch die gnadenlose Versenkung eines arabischen Pilgerschiffes durch Vasco da Gama überliefert.[2]

V

  1. Journal of the first voyage of Vasco da Gama to India, 1497–1499. UNESCO / Memory of the World - Register, 2013, abgerufen am 30. Juli 2013 (englisch).
  2. Franz Hümmerich: Vasco da Gama und die Entdeckung des Seewegs nach Ostindien, Olms, S. 77.