Zum Inhalt springen

Georg Kreisler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. August 2006 um 04:03 Uhr durch 84.191.214.89 (Diskussion) (Bühnenwerke). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Georg Kreisler (* 18. Juli 1922 in Wien) ist ein österreichischer Kabarettist, Komponist, Satiriker und Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem seit den fünfziger und sechziger Jahren mit seinen hintergründigen und makabren Chansons. Er lebt heute mit seiner vierten Frau und Bühnenpartnerin Barbara Peters in der Schweiz.

Leben

Kreisler besuchte in Wien das Gymnasium und lernte Klavier, Geige und Musiktheorie. 1938 musste er als Jude vor den Nazis fliehen und emigrierte mit seinen Eltern in die USA, wo ihnen besonders sein Vetter, der erfolgreiche Drehbuchautor Walter Reisch finanziell, und auch sonst, unterstützte. Dort wurde er 1943 amerikanischer Staatsbürger und war während des Zweiten Weltkrieges als US-Soldat in Europa stationiert. Nach Kriegsende war er in Hollywood beim Film beschäftigt und arbeitete dort unter anderem mit Charlie Chaplin zusammen. Während seiner Zeit in New York trat er als Entertainer in Nachtclubs auf und tourte als Interpret eigener, in englischer Sprache verfasster Lieder durch ganz Amerika. Drei dort 1947 aufgenommene Schallplatten sind nicht erschienen, weil die Produktionsfirma die Lieder für zu "unmoralisch" hielt. Titel wie "Please Shoot Your Husband", meinte man den Leuten nicht zumuten zu können. Erst 2005 kamen die - verloren geglaubten - Aufnahmen als Beilage zu seiner Biographie, in Form einer CD heraus.

1955 wagte er einen Neuanfang in Europa und ging zurück nach Wien, traf dort u. a. mit Marcel Prawy, Hans Weigel, Gerhard Bronner, Peter Wehle und Helmut Qualtinger zusammen. In der "Marietta Bar" in der Wiener Innenstadt trat er erstmals mit deutschsprachigen Chansons auf und wurde bald zu einem Geheimtipp. Seine anspruchsvollen und textlich ausgefeilten Lieder zeichnen sich durch hintergründigen - oftmals rabenschwarzen - Humor und kompromissloser Kritik an Gesellschaft und Politik aus, was ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringt und z.T. auch zu Auftrittsverboten, zumindest in Funk und Fernsehen, führte. 1958 zog es ihn nach München, wo er mit seiner damaligen Ehefrau Topsy Küppers Chanson-Abende gab. 1976 ging er nach Berlin. Ab 1977 trat er mit seiner Lebenspartnerin Barbara Peters auf. Er zog 1988 nach Hof (bei Salzburg) und lebt seit 1992 in Basel. Seit 2001 tritt er nicht mehr mit seinen Chansons auf und widmet sich verstärkt dem Schreiben von Romanen, Kurzgeschichten und Essays. Er engagiert sich stark für eine eigenständige Schweiz und gegen EU- bzw. EWR-Beitritt (siehe dazu auch sein Lied "Der Euro"). Per offenem Brief verbat er sich rechtzeitig vor seinem 70. Geburtstag jegliche Gratulation von Seiten des Staates Österreich, da dieser von ihm und seinem Werk doch nichts verstünde.

Kreisler ist nicht nur ein Meister der Sprache; die Art, seine Lieder zu singen und sich dazu selber am Klavier zu begleiten, zusammen mit einer unnachahmlichen Mimik und Gestik, sind einzigartig.

Einzelne seiner Chansons ("Taubenvergiften im Park" und "Ich hab Deine Hand") haben textlich eine große Ähnlichkeit zu Liedern von Tom Lehrer, was den Vorwurf des Plagiats aufgeworfen hat. Allerdings ist Lehrer um sechs Jahre jünger, Kreisler hat sein "Taubenvergiften" schon 1956 in Wien vorgetragen, Lehrers "Poisoning Pigeons in the Park" ist erst 1959 auf Platte erschienen. Viele seiner Lieder sind bereits zu seinen Lebzeiten Klassiker: "Als der Zirkus in Flammen stand", "Zwei alte Tanten tanzen Tango", "Der Musikkritiker", "Der General", "Kapitalistenlied", "Meine Freiheit, Deine Freiheit" und viele andere, sowie auch das "Ein-Frau-Musical" "Heute Abend - Lola Blau".

"Als der Zirkus in Flammen stand
ist auch ein Vogel Strauß verbrannt
denn der gute Vogel tauchte
während sein Hinterteil schon rauchte
seinen Kopf standhaft in den Sand."

Georg Kreisler hat zwei Söhne und eine Tochter, Sandra Kreisler (* 1961), die als Chansonsängerin und Sprecherin arbeitet.

Ihm ist ein Stern im Walk of Fame des Kabaretts gewidmet.

Diskografie

Schallplatten

  • 3 Plattenaufnahmen [6 Titel, in englisch] (1947), nicht erschienen. (Siehe unter CDs, 2005)
  • Ca 30 Singles und EPs zwischen 1956 und 1964, z.T. mit Gerhard Bronner , Peter Wehle, Helmut Qualtinger, Louise Martini, Topsy Küppers u.A.
  • Vienna Midnight Cabaret mit G.K. (1957) - miniLP
  • Vienna Midnight Cabaret mit G.K. II (1958) - miniLP
  • Joker (1958) - EP
  • Joker II [4 Titel, in englisch] (1958) - EP
  • Seltsame Gesänge (1959) - miniLP
  • Seltsame Liebeslieder (1961)*
  • Sodom und Andorra - Eine Parodie [Theaterstück als Hörspiel] (1962)*
  • Die Georg Kreisler Platte (1962)
  • Lieder zum Fürchten (1963)*
  • Gehn ma Tauben vergiften (Neuzusammenstellung) (1964)
  • Unheilbar gesund (1965)*
  • Polterabend [Lieder aus dem Theaterstück] (1965)*
  • „Nichtarische“ Arien (1966)*
  • Sieben Galgenlieder [G. K. + Blanche Aubry] (1967)*/**
  • Georg Kreisler (Neuzusammenstellung) (1967)
  • Die heisse Viertelstunde (1968)
  • Der Tod, das muss ein Wiener sein (1969)*
  • Anders als die andern (1969)
  • Kreisleriana (1971)
  • Literarisches und Nichtarisches (1971)*
  • Heute Abend: Lola Blau [Theaterstück aus Liedern mit Topsy Küppers], doppel-LP (1971)*
  • Hurra, wir sterben [Kabarettprogramm] (1971)*
  • Everblacks Eins (live), doppel-LP (1971)
  • Vorletzte Lieder (1972)*
  • Seine bösten Lieder (Neuzusammenstellung) (ca 1974)
  • Everblacks Zwei, doppel-LP (1974)
  • Allein wie eine Mutterseele (1974)*
  • Kreislers Purzelbäume (1975)*
  • Rette sich wer kann (1976)
  • Liebeslieder am Ultimo (1977)
  • Mit dem Rücken gegen die Wand (1979)*
  • Everblacks Drei, doppel-LP (1980)
  • Gruselkabinett (1981)
  • Elefantenhochzeit [Musik zum gleichnamigen Theaterstück] (1982)
  • Starportrait G.K. (Neuzusammenstellung), doppel-LP (1982)*
  • Taubenvergiften für Fortgeschrittene (1983) - MC*
  • Wo der Pfeffer wächst (1985)*
  • Wenn die schwarzen Lieder wieder blüh'n (1987)

CDs

  • Taubenvergiften für Fortgeschrittene (1995) - CD
  • Fürchten wir das Beste (1996) - CD
  • Georg Kreisler/Everblacks (1996) - doppel-CD
  • Georg Kreisler/Everblacks 2 (1996) - doppel-CD
  • Die alten, bösen Lieder (1997) - CD
  • Die alten bösen Lieder (1997) - doppel-CD ***
  • Lieder eines jüdischen Gesellen (1999) - CD
  • Unheilbar gesund (1999) - doppel-CD ****
  • Als der Zirkus in Flammen stand (1999) - CD
  • Der Aufstand der Schmetterlinge [Oper] (2000) - doppel-CD
  • Worte ohne Lieder (2001) - Hörbuch-CD
  • Wenn ihr lachen wollt... (2001) - CD
  • Lieder gegen fast alles (2002) - CD
  • Das unveröffentlichte Plattendebüt von 1947 (2005) - CD, in: "Georg Kreisler gibt es gar nicht" - Die Biographie
* auch als CD erschienen. CDs teilweise mit zusätzlichen Titeln von anderen Platten.
** Texte von Christian Morgenstern, vertont und begleitet von Friedrich Gulda 
*** enthält "Die G.K. Platte" + "Unheilbar gesund"; nicht identisch mit der Vorigen!
**** Neuzusammenstellung aus z.T. nur auf Singles erschienenen, ganz frühen Aufnahmen + "Seltsame Liebeslieder"; nicht identisch mit der 
  gleichnamigen einzel-LP/CD!

Pressestimmen

  • Süddeutsche Zeitung, München: Ein Professional, dem auf seinem Gebiet in deutscher Sprache kaum jemand gewachsen und niemand überlegen sein dürfte.
  • Kulturkritik, Bayerische Rundfunk: Kreisler ist ein vortrefflicher Pianist, ein guter diskreter, sympathisch-witziger Sänger, ein höchst einfallsreicher, unalltäglicher Poet voller böser und doch liebenswerter Genieblitze, ein Zauberer.

Bücher

  • Georg Kreisler gibt es gar nicht : Die Biographie. Aufgeschrieben von Hans-Juergen Fink und Michael Seufert. München : Scherz, 2005. - ISBN 3-502-15021-4
  • Leise flehen meine Tauben : Gesungenes und Ungesungenes. Frankfurt : Fischer, 2005. - (Fischer TB 16946) - ISBN 3-596-16946-1
  • Alles hat kein Ende : Roman. - Wuppertal : Arco, 2004. - ISBN 3-9808410-7-3
  • Mein Heldentod : Prosa und Gedichte. - Wuppertal : Arco, 2003. - ISBN 3-9808410-3-0
  • Heute leider Konzert : Drei Satiren (enthält auch Mutter kocht Vater und andere Gemälde der Weltliteratur). - Hamburg : Konkret Literatur Verlag, 2001. - ISBN 3-89458-203-0 ; auch: München : List bei Ullstein, 2003. - (List-TB 60396) - (vergriffen)
  • Lola und das Blaue vom Himmel : Erinnerungen. - Hürth bei Köln / Wien : Edition Memoria, 2002. - ISBN 3-930353-18-0
  • Wenn ihr lachen wollt... : Lyrik und Prosa - Hürth bei Köln / Wien : Edition Memoria, 2001. - ISBN 3-930353-14-8
  • Der Schattenspringer : Roman. - Berlin : Edition día, 1995. - (vergriffen) ; auch: München : Dt. Taschenbuchverlag, 1998. - (dtv 12526) - ISBN 3-423-12526-8
  • Das Auge des Beschauers. Mit Illustrationen von Christof Gloor. - Rorschach : Nebelspalter, 1995 - (vergriffen)
  • Ein Prophet ohne Zukunft : Roman. - Zürich : Diana, 1990. - (vergriffen) ; auch: Rastatt : Moewig, 1990. - (vergriffen)
  • Die alten bösen Lieder : Ein Erinnerungsbuch mit Liedertexten. - Wien : Carl Ueberreuther, 1987. - (vergriffen) ; Überarbeitete Neuauflage: Dinslaken: kip, 1997 - ISBN 3-932998-00-8
  • Ist Wien überflüssig? : Satiren über die einzige Stadt der Welt, in der ich geboren bin. - Wien : Carl Ueberreuther, 1987. - (vergriffen)
  • Worte ohne Lieder: Satiren. - Wien Paul Neff, 1986. - (vergriffen) ; auch: Berlin: Ullstein, 1988 - (Ullstein TB 22026). - (vergriffen) ; Neuauflage: Rorschach : Nebelspalter, 1995. - ISBN 3-85819-212-0
  • Heute Abend: Lola Blau und Nichtarische Arien. - Berlin/DDR: Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, 1980. - (vergriffen)
  • Taubenvergiften für Fortgeschrittene : Satiren. - München: Heyne 1983. - (Heyne Cartoon & Satire 39) - (vergriffen)
  • Ich hab ka Lust : Kabarettchansons. - Berlin/DDR: Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, 1980. - (vergriffen)
  • Ich weiß nicht, was soll ich bedeuten. - Zürich : Artemis, 1973. - (vergriffen) ; Auch: München : Dt. Taschenbuchverlag, 1975. - (dtv 1087) - (vergriffen)
  • Lieder zum FürchtenNichtarische Arien. - München : Dt. Taschenbuchverlag, 1969. - (dtv 582) - (vergriffen)
  • Nichtarische Arien. - Zürich : Sanssouci, 1967. - (vergriffen)
  • Mutter kocht Vater und andere Gemälde der Weltliteratur , illustriert vom Künstler selbst. - Wien : Karl Schwarzer, 1967. - (vergriffen)
  • Zwei alte Tanten tanzen TangoSeltsame Gesänge. - München : Dt. Taschenbuchverlag, 1964. - (dtv 244) - (vergriffen)
  • Lieder zum Fürchten. - Zürich : Sanssouci, 1964. - (vergriffen)
  • Sodom und Andorra : Einakter (Parodie auf Andorra von Max Frisch). Schaan / Liechtenstein, 1963. - (vergriffen)
  • Der guate alte Franz und andere Lieder. - Zürich : Sanssouci, 1962. - (vergriffen)
  • Zwei alte Tanten tanzen Tango und andere Lieder. - Zürich : Sanssouci, 1961. - (vergriffen)

Bühnenwerke

  • Atempause, Komödie – nie aufgeführt (1962)
  • Mord nach Noten, Fernsehkrimi mit Liedern – bestellt und nie produziert (1962)
  • Sodom und Andorra, Einakter, Parodie auf Andorra von Max Frisch, – bestellt und nicht aufgeführt, (als Hörspiel auf LP/CD) (1965)
  • Polterabend, – uraufgeführt 26.Dez.1965 im Bernhard-Theater/Zürich, danach Komödie/Berlin, Theater an der Wien und Tournee (1965)
  • Hölle auf Erden, Operette, Musik von Jacques Offenbach – augeführt im Opernhaus Nürnberg, danach nicht mehr (1969)
  • Heute abend: Lola Blau, Ein-Frau-Musical – uraufgeführt 17.Nov.1971 im Theater an der Wien mit Topsy Küppers, seither sehr oft gespielt, auch in anderen Sprachen (1971)
  • Der tote Playboy, Komödie mit Musik – augeführt im Landestheater/Salzburg, danach nicht mehr (1975)
  • Elefantenhochzeit von Wolfgang Lesowsky und Günther Nenning, Bühnenmusik G.K. – augeführt im Opernhaus Graz (auch auf LP) (1981)
  • Maskerade, Operette/Singspiel, Libretto und Liedtexte von Walter Reisch, Musik G.K. – augeführt im Rahmen der Wiener Festwochen im Theater in der Josefstadt/Wien, danach nicht mehr (1982)
  • Oben, musikalische Komödie – aufgeführt im Landestheater/Salzburg und in Linz, danach nicht mehr (1989)
  • Die schöne Negerin, Komödie mit Musik – nie aufgeführt (1989)
  • Das deutsche Kind, satirisches Theaterstück mit Musik – uraufgeführt in der Komödie/Dresden, danach nicht mehr (1991/2001)
  • Willkommen zu Hause, Komödie mit Musik – nie aufgeführt (1995)
  • Ein Tag im Leben des Propheten Nostradamus, musikalische Komödie – uraufgeführt im Theater Dessau, danach nicht mehr (1996)
  • Die Klezmer, Libretto für ein Musical ohne Lieder für eine Klezmer-Gruppe und Schauspieler – bestellt und nicht aufgeführt (1997)
  • Mister Elfenbein, Musical, mit Art Paul (Musik) – nie aufgeführt (1999)
  • Du sollst nicht lieben, Zwei-Personen-Musical in 17 Bildern mit Musik von Beethoven, Bach, Liszt, Verdi u.A. – uraufgeführt in der Schlosserei des Schauspiels Köln und danach bis 2002 in 16 Städten (1999)
  • Der Aufstand der Schmetterlinge, satirische Oper – uraugeführt 11.Nov.2000 in den Sofiensälen/Wien (auch auf CD) (2000)
  • Adam Schaf hat Angst oder Das Lied vom Ende, Ein-Mann-Musical – uraufgeführt im Beliner Ensemble mit Tim Fischer (2002)