Oskulation
Als oskulierend (lat. anschmiegen, küssen) bezeichnet man in der Astronomie und Mathematik eine einfach definierbare Kurve, durch die man eine kompliziertere Kurve teilweise annähern kann.
Im speziellen ist die oskulierende Bahn eines Himmelskörpers jene Keplerbahn, die sich der momentanen Bahn eines Himmelskörpers ideal anschmiegt. Sie lässt sich durch die drei Keplerschen Gesetzen und durch 6 Bahnelemente exakt beschreiben (je zwei für den Kegelschnitt und die Bahnebene, je eine für Periheldurchgang und zugehöriger Zeit). Diese Werte gelten dann für die Oskulationsepoche, das ist die Epoche, für die die Daten bestimmt sind.
Durch verschiedene Bahnstörungen (weitere Himmelskörper, bremsendes Gas etc.) folgt die tatsächliche Umlaufbahn nicht exakt einer Keplerellipse. Wird der Bahn zu verschiedenen Zeitpunkten jeweils eine Ellipse angepasst, gehen diese oskulierenden Bahnen stetig ineinander über - und die Zahlenwerte der 6 Bahnelemente ändern sich langsam.
Mit dieser Variation der Elemente modelliert man in der Astronomie, Geodäsie und Raumfahrt die immer vorhandenen Bahnstörungen. Dadurch werden genaue Vorausberechnungen von Bahnen und die physikalische Erforschung von Planeten möglich.
Siehe auch: Bahnbestimmung, Doppelsterne, Kometen, Satellitengeodäsie, Störungsrechnung