Esoterik
Die Lehre vom okkulten Geschehen in der Seele des Menschen. Sie gilt als Geheimlehre und ist daher nur Eingeweihten [mystes – die Eingeweihten], also den an einer spirituellen Praxis interessierten Menschen vertraut. Die Tradition der auf Hermes Trismegistos zurückgehenden antiken Geheimlehre wird daher auch als "hermetisch" bezeichnet. Das "mystische Wissen" der Esoterik ist für den Laien bzw. den Atheisten undurchschaubar und wird von diesem i.d.R. aus Vernunftgründen abgelehnt.
Der Gegensatz von täglicher Selbstverantwortung und Fatalismus dient in dieser Ablehnung oftmals einer Polarisierung, die sich im gelebten Glauben bzw. esoterischer Praxis durchaus nicht in einem Widerspruch darstellen muss. Das es sich, im Gegensatz zur Spiritualität, bei der Esoterik nicht um einen allgemeinverbindlichen geistig-intuitiven Überbau zum Thema Gott handelt, sondern vielmehr um die Vielzahl individueller Angebote und Weg zur Realisation einer Gotteserfahrung, entbrennt auf dem weiten Feld der Esoterik jeoch seit Urzeiten der stärkste Glaubensstreit.
Die heterogene Ansammlung heutiger Esoterik aus kulturellen, religiös-philosophischen, anthropologischen oder kosmologischen Elementen ist deutlich. Dies gilt auch für die historische Entwicklung der meisten kirchlich-konfessionell ausgestalteten Religionen und der aus ihnen abgeleiteten Sekten. Im Viktorianischen Zeitalter hatte die Esoterik, damals allerdings mehr als Okkultismus, mit den verschiedensten Formen der Orakel schon einmal eine Blütezeit erlebt. Etwas gemäßigter ist hier die Bewegung des Spiritualismus, die auch eine Brücke zu den Religionen - insbesondere den fernöstlichen - schlägt. Ein eher auf Phänomene reduzierter Anteil der esoterischen Weltanschauung ist die Magie.
Praktisch befasst sich die Esoterik oftmals mit Empfehlungen zum Gebet oder der Meditation, zur Ernährung, der persönlichen und universellen Liebe oder, im Einzelfall, auch zur Sexualität oder dem Umgang mit Schicksalsschlägen. Die Grundlage der Achtung, des Respekts vor der gewachsenen Gestalt dieser kulturellen Entwicklung sollte vor einem eindimensionalen Gebrauch von anderen kulturellen oder religiösen Elementen im Sinne eines kulturellen Kolonialismus oder der Bewertung druch Außenstehende bewahren. In Deutschland fällt die Durchführung esoterischer Praxis unter die Freiheit der Religionsausübung.
siehe auch Glaube
siehe auch Religionen der Welt