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Kirchenjahr

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Das Kirchenjahr (evangelisch) bzw. Festjahr oder Liturgisches Jahr (katholisch, orthodox) prägt und gestaltet die Zeitstruktur des vom Christentum beeinflussten Kulturkreises.

Die Woche, die sich vom jüdischen Siebentageschema herleitet, beginnt mit dem Sonntag als dem ursprünglichen Auferstehungsgedenken.

Das älteste und wichtigste kirchliche Jahresfest ist Ostern, das Fest der Auferstehung Christi.

Das Osterdatum orientiert sich an der jüdischen Berechnung des Pesachfestes, das nach dem Eintritt des Vollmondes am 15. Nissan stattfindet. Ostern wird dem entsprechend am ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond gefeiert. Dem Osterfest geht die Passionszeit als Fastenzeit voran; ihm folgt die mit der Feier des Lebens über den Tod verbundene österliche Freudenzeit. Diese endet mit dem ebenfalls am jüdischen Kalender orientierten Pfingstfest.

Das solare Schema prägt den an feste Kalenderdaten (Weihnachten 25. Dezember, Epiphanias 6. Januar) gebundenen Weihnachtsfestkreis, der ebenfalls mit einer vorlaufenden Adventszeit, wie der folgenden Freudenzeit verläuft. Ebenfalls dem Charakter des erlebten Jahreslaufes entsprechend stehen am Ende des Kirchenjahres mit Ernte und Ende verbundene Gedenktage.

Darüber hinaus sind die einzelnen Kalendertage historischen Persönlichkeiten, Heiligen oder bestimmten Ereignissen gewidmet (Reformation).

Den einzelnen Festzeiten sind spezifische liturgische Farben zugeordnet.

Gliederung des Kirchenjahres

Die liturgischen Kalender der katholischen und evangelischen Christen stimmen weitgehend überein. Es gibt jedoch auch viele gesonderte Feste sowie unterschiedliche Benennungen. Das orthodoxe Kirchenjahr ist ähnlich aufgebaut, beginnt jedoch am 1. September statt am 1. Adventssonntag.

Die liturgischen Texte für die Tage des Kirchenjahres sind dabei in einer Leseordnung festgelegt, so daß die wichtigsten Schrifttexte in einem dreijährigen Rhythmus gelesen werden.

Das liturgische Jahr (katholisch)

Das katholische Festjahr setzt sich aus den geprägten Zeiten und der Zeit im Jahreskreis zusammen. Hinzu kommen einzelne Feste des Herrn, der Mutter Gottes und der Heiligen.

Geprägte Zeiten

A. Weihnachtsfestkreis
B. Osterfestkreis

Zeit im Jahreskreis

Die Zeit im Jahreskreis umfasst alle Sonn- und Werktage außerhalb der geprägten Zeiten. Die Sonntage werden durchgezählt vom 2. (Sonntag nach Taufe des Herrn) bis 33. Sonntag im Jahreskreis. Die Reihe wird vom Osterfestkreis unterbrochen (im Jahr 2004 beim 8. Sonntag im Jahreskreis).

Feste des Herrn und der Heiligen (Auswahl)

Das Kirchenjahr (evangelisch)

4 Adventssonntage
24. Dezember Heiliger Abend
25. Dezember 1. Weihnachtsfeiertag
26. Dezember 2. Weihnachtsfeiertag
6. Januar Epiphanias
bis zu 6 Sonntage nach Epiphanias (in Abhängigkeit von Ostern)
  • Passionszeit
Fastensonntage
Septuagesimae
Sexuagesimae
Estomihi
Invocavit
Fastnacht (Dienstag)
Aschermittwoch
Reminiscere
Oculi
Laetare
Judica
Palmarum (Palmsonntag): Einzug Jesu in Jerusalem
Gründonnerstag: Letztes Abendmahl Jesu
Karfreitag: Leiden und Sterben Jesu
Karsamstag
Ostersonntag (Sonntag der dem Frühlingsvollmond folgt, d.h. 14 Tage nach Neumond)
Ostermontag
  • 6 Sonntage nach Ostern
Quasimodogeniti
Misericordias Domini
Jubilate
Kantate
Rogate
Christi Himmelfahrt (Donnerstag)
Exaudi
Pfingsten
Trinitatis (Dreifaltigkeitssonntag)
bis zu 27 Trinitatis-Sonntage (in Abhängigkeit von Ostern)
Eidgenössischer Dank- Buss- und Bettag (Schweiz, dritter Sonntag im September)
31. Oktober Reformationstag
Buß- und Bettag (Deutschland, Mittwoch vor letztem Sonntag des Kirchenjahres, in Deutschland nicht überall Feiertag)
Ewigkeitssonntag (auch Totensonntag genannt)

Das Kirchenjahr in der Geschichte

Ein Beispiel für die Veränderungen im Kirchenjahr im Laufe der Zeit sind Kirchliche Festtage im Leipzig Johann Sebastian Bachs (1723-1750). Dort wurden als evangelische Festtage gefeiert:

Johannis am 24.6.
Mariä Heimsuchung am 2.7.
Michaelis am 29. 9.
Mariä Reinigung am 2.2.
Mariä Verkündigung am 25.3.

Alle diese Tage stehen auch heute noch im Liturgischen Kalender des Evangelischen Gesangbuchs (1993), werden von den meisten evangelischen Christen aber eher als "katholisch" empfunden.