Virgl
Virgl | ||
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Luftbild von Bozen aus nordöstlicher Richtung mit dem in die Stadtsiedlung hineinreichenden Virgl | ||
Höhe | 453 m s.l.m. | |
Lage | Bozen | |
Gebirge | Fleimstaler Alpen | |
Koordinaten | 46° 29′ 28″ N, 11° 21′ 22″ O | |
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Der Virgl ([italienisch Virgolo) ist eine Felskuppe südlich der Altstadt von Bozen in der ehemals selbständigen Katastralgemeinde Zwölfmalgreien bzw. dem Stadtviertel Oberau-Haslach. Sie ist ein 453 m s.l.m. hoher Ausläufer des Kohlerer Bergs bzw. Titschen, der wiederum den nordwestlichen Eckpunkt des Regglbergs darstellt. Der Virgl wird vom Eisack umflossen und gilt als kleiner Hausberg der Südtiroler Landeshauptstadt.
];Etymologisch könnte der Name auf ein lateinisches verrucula (deutsch „kleine Warze, Wärzlein“) zurückgehen, das relativ früh eingedeutscht zu *firgula wurde.[1] Die Erhebung ist mit den Resten der hochmittelalterlichen Burg Weineck sowie zwei kirchlichen Gebäuden, der romanischen Kapelle St. Vigil unter Weineck am Virgl und der barocken Heiliggrabkirche, zu der als Kalvarienberg ein Kreuzgang führt, stadtgeschichtlich bedeutsam.

Der Virgl wird im Jahr 1237 im Notarsregister von Jakob Haas mit seinem Bewohner Kunz de Virgile urkundlich erwähnt.[2] Im Jahr 1295 ist im Notarsbuch von Jakob Tugehenn mit Pertold, Sohn Jakobs de Firgele, ein weiterer Namensträger bezeugt.[3] Im Jahr 1487 ist für den Virgl auch die Alternativbezeichnung Kofel (auff dem Kofel vnnder Weinegkh in der pharr zu Botzenn) belegt.[4]
1907 wurde die Kuppe mit der Virglbahn erschlossen, die das Restaurant Virglwarte erreichte und im Zweiten Weltkrieg bei der Bombardierung der Brennerbahnlinie zerstört wurde (1943). Zwischen 1957 und 1976 verband eine Seilbahn den Virgl mit dem Bozner Boden. Ein schmaler Fahrweg gewährleistet seitdem die Erreichbarkeit des Virgls.
Ab 1940 wird der Virgl vom Straßentunnel der Brennerstaatsstraße unterquert. In den Jahren 1944/45 befand sich eine unterirdische Produktionsanlage (Deckname Kuckuck) im Tunnel. Für die Produktion wurden mehrere Dutzend Zwangsbeiter des Durchgangslagers Bozen eingesetzt. Die Häftlige des Außenlagers Virgl mussten für die IMI aus Ferrara Kugellager für die nationalsozialistische Kriegswirtschaft herstellen.[5][6] Seit 1974 wird der Virgl außerdem von zwei Röhren der Brennerautobahn untertunnelt.
Literatur
- Richard Staffler: Die Hofnamen von Zwölfmalgreien und Leifers. Bozner Jahrbuch für Geschichte, Kultur und Kunst 1952, Innsbruck, Wagner 1952, S. 98–101 (online)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Diether Schürr: Zum Ursprung von Tramin – Termeno. In: Archivio per l’Alto Adige, 99–100/2005–2006, S. 405–424.
- ↑ Hans von Voltelini: Die Südtiroler Notariats-Imbreviaturen des 13. Jahrhunderts. Teil 1 (Acta Tirolensia 2). Innsbruck: Wagner 1899, S. 365, Nr. 729b.
- ↑ Hans von Voltelini, Franz Huter: Die Südtiroler Notariats-Imbreviaturen des 13. Jahrhunderts. Teil 2 (Acta Tirolensia 4). Innsbruck: Wagner 1951. S. 375, Nr. 596.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 196, Nr. 1238.
- ↑ Giorgio Danilo Cocconcelli: Tunnel factories. Le officine aeronautiche Caproni e FIAT nell’Alto Garda 1943–1945. Apostolo Giorgo, Mailand 2002, ISBN 978-88-87261-11-0. S. 65–67
- ↑ Juliane Wetzel: Italien. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors: Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 9, C.H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-57-238-8. S. 300.