Zum Inhalt springen

Schätzung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Juli 2004 um 15:39 Uhr durch Geof (Diskussion | Beiträge) (Defin. ergänzt, stark erweitert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Unter Schätzung versteht man die genäherte Bestimmung von Zahlenwerten, Größen oder Parametern durch Augenschein, Erfahrung oder statistisch-mathematische Methoden.
Das Ergebnis einer Schätzung weicht im Regelfall vom "wahren Wert" ab, wobei diese Abweichung - je nach Methode und Saqchverhalt - meist von 10-100 Prozent bis herab zu einem Millionstel liegen kann.

Die wahre Größe lässt sich eigentlich nur bei zählbaren Größen feststellen. Dagegen ist jede Messung - in welchem Genauigkeitsbereich auch immer - mit unvermeidlichen kleinen Fehlern behaftet, sodass man theoretisch nie wahre Werte erhält, sindern wahrscheinlich(st)e Werte.

Schätzung im mathematischen Sinn

Als Schätzung gilt eine genäherte Ermittlung (Approximation) von Zahlenwerten, Parametern oder Resultaten aufgrund gegebener Werte. Ihre Genauigkeit wird bei [Messwert]]en aus deren Streuung berechnet, bzw. anhand der verfügbaren Ressourcen oder Bedingungen gewählt - wonach sich dann Schätz-Methode und Aufwand richten.

Siehe auch: Überschlag, Standardabweichung

"Statistische Schätzverfahren" können trotz ihres Namens eine sehr hohe Genauigkeit haben - etwa bei geodätischen Netzen (mm pro km) oder bei der Integrierten Navigation - und würden in der Alltagssprache eher als präzise Rechenmethode angesehen werden.

Umgangssprachliche Bedeutung

Im Alltag spricht man von Schätzung, wenn das Ergebnis auf raschem Wege nach dem Augenschein, mit Intuition oder mittels [Erfahrung]] bestimmt wird.

Genauer ausgedrückt, ist eine Schätzung die intuitive Zahlenangabe oder Bewertung von messbaren (meist pysikalischen) oder zählbaren Größen.
Sie wird meistens einer "genaueren" Bestimmung vorgezogen, wenn deren Aufwand zu groß ist oder der Schätzfehler in der Praxis bedeutungslos ist.

Beispiele: "Ich schätze, ein Teelöffel Salz ist zuviel." "Ich schätze, wir sind 2 km gelaufen." "Ich schätze diesen Gipfel um 500 Meter höher als unsere Hütte." "Der Höhenmesser hat meine grobe Schätzung halbwegs bestätigt." "Ich schätze, es sind 10 Minuten vergangen." "Die Polizei schätzte die Beteiligung auf 5.000 Demonstranten."

Ein häufiges umgangssprachliches Synonym für eine grobe intuitive Schätzung lautet "Pi mal Daumen", oder "über den [[Daumen geschätzt". Zur raschen Verbesserung solcher Vorgangsweisen gibt es für viele Bereiche sogenannte Faustformeln.

Zu Fuß, unterwegs und auf dem Meer

Unserer alltäglichen Orientierung liegt erstaunlich oft eine Schätzung zugrunde. Beispielsweise kann man die Vertikale mit freiem Auge auf etwa 1-3° (siehe *) schätzen, die eigene Geschwindigkeit auf 10-20 Prozent und mit dem Auto zurückgelegte Distanzen ab einigen Kilometern auf etwa 20-30 Prozent. Doch gibt es dabei erstaunliche Missgriffe:

Wer als Fußgänger oder [Radfahrer]] einen Autofahrer um Schätzung einer Wegzeit oder einer Entfernung ersucht, muss damit rechnen, auf kurze Distanzen bis zu fünfmal länger zu brauchen. Ab einigen Minuten Autofahrt sinkt dieser Fehler auf etwa 50 Prozent.

  • ) Wenn man lange auf einer schrägen Fläche arbeitet oder wandert, kann man sich bei Schätzung der Horizontalen um 5-10 Grad irren. Erst wenn man sich um die eigene Achse dreht, reduziert sich dieser Fehler auf 2-3°.

Kolumbus war ein wahrer Meister der Schätzung - und wer es als "Zufall" ansieht, dass er nach über 5000 km Rückfahrt wieder auf die richtige Insel im Atlantik ´kam, tut ihm unrecht.
Seine Ortungen unterwegs beruhten auf der "Koppelnavigation" mit Schätzung von Kurs und Geschwindigkeit. Letztere schaffte er - hauptsächlich durch langjährige Erfahrung als Seemann - auf 5-10%, auch ohne jeglichen Anhaltspunkt.

In Wirtschaft und Technik

wird ebenfalls öfter geschätzt als gemeinhin angenommen. Viele Entscheidungen in Unternehmen und in Prok´jekten fallen aufgrund von Erfahrung, grober Verlaufsschätzung oder der Befragung nur weniger Personen.
Dennoch ist z.B. die "Delphi-Methode" (referierte Befragung von Fachleuten) ein allgemein anerkanntes Mittel, um Zukunftsentwicklungen anzuschätzen.

siehe auch: Immobilienschätzung, Preis, Gefühl, Zeitdauer