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Hochbegabung

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Hochbegabung bezeichnet in der Psychologie ein deutlich über dem Durchschnitt liegendes Maß an Begabung. Als hochbegabt gelten jene Menschen, die in einem Intelligenztest einen IQ erreichen, der nur von zwei Prozent ihrer Mitmenschen erreicht wird. Auf der in Deutschland verwendeten Skala wird dieser IQ-Wert mit 130 bezeichnet. Andere Skalen verwenden bei gleicher Intelligenz andere IQ-Werte, vergleichbar der Celsius oder Fahrenheit-Einteilung bei der Temperatur.


Dieser Artikel behandelt die intellektuelle Hochbegabung, von der es wiederum verschiedene Sorten[1] gibt.

Die Intelligenzquotienten (x-Achse) Hochbegabter betragen auf der deutschen Skala 130 oder mehr. Die einzelnen Farben stehen für die verschiedenen Intelligenzstufen.

Definition

Als hochbegabt werden alle Personen definiert, die in einem Intelligenztest einen IQ erreichen, der nur von 2-3 %[2] der Gesamtbevölkerung erreicht wird. In Deutschland gibt es allein rund 300.000 hochbegabte Kinder.[3]

Zu unterscheiden ist die umfassendere Verwendung des Begriffs, bei der Personen, die in einem bestimmten Bereich hohe Leistungen erzielen, als hochbegabt oder talentiert bezeichnet werden, beispielsweise Musiker, Schachspieler und andere.

Hochbegabung als Begriff ist, wie auch die Intelligenz, ein hypothetischer Konstruktbegriff, deswegen hängen die Definitionen von der jeweiligen theoretischen Bezugsbasis ab. Während schon die Definition der Intelligenz problematisch ist, wird diese Schwierigkeit noch verstärkt, wenn man Intelligenz mit Hilfe eines Testes in einer eindimensionalen Maßzahl messbar machen möchte.

Das Phänomen Hochbegabung und seine mediale Rezeption ist stark werte-, norm- und konventionsgebunden; sie wird daher nicht nur von der Gesellschaft geprägt, sondern von dieser auch instrumentalisiert.

Speziell bei Kindern gilt es zu beachten, dass ihre Begabung weder als Behinderung angesehen wird, noch Hochbegabte bessere Menschen sind. Hochbegabte Kinder brauchen aber – genau wie jedes andere Kind auch – eine Förderung, die ihren Bedürfnissen gerecht wird.[2]

Hochbegabte Kinder

Indizien bei Hochbegabung eines Kindes

Besonders begabte Kinder sind in manchem anders als ihre Altersgenossen. Das kann – muss aber nicht – zu Schwierigkeiten führen. Manchmal ist allerdings leider erst das Auftreten von Auffälligkeiten der Ausgangspunkt für das Erkennen einer Hochbegabung. [2]

Da der IQ-Test aufwendig ist, zieht man verschiedene Indizien zur Identifizierung von Hochbegabung bei Kindern bereits im Kleinkindalter heran. Die Ausprägung bestimmter Fähigkeiten deutet hier auf überdurchschnittliche Intelligenz. Jede dieser Eigenschaften lässt sich auch durch Temperament, Charakter oder soziale Herkunft erklären; in der Häufung mag jedoch eine gewisse Indikation liegen. Folgende Eigenschaften werden an verschiedener Stelle hervorgehoben:

  • Das Kind besitzt einen großen Wortschatz, eine sehr elegante Sprache und Ausdrucksfähigkeit. Es beginnt schon früh, diese zu entwickeln. [4]
  • Es lernt früh lesen. Jedoch gibt es auch Kinder mit einem IQ weit unter dem Durchschnitt, die sehr früh lesen und umgekehrt hochbegabte Kinder, denen das Lesen- und Schreibenlernen sehr schwer fällt, da sie Legastheniker sind. Das frühe Lesen wurde früher zwar für Hochbegabung kennzeichnend gewertet, kann heute jedoch nicht mehr als indikative Eigenschaft herangezogen werden, da durch die vielfältige Konfrontation mit geschriebener Sprache in der modernen Kultur auch viele nicht hochbegabte Vorschulkinder schon früh lesen können.
  • Das Kind liest viel und vor allem Bücher, die deutlich über seine Altersstufe hinausgehen [5]
  • Sehr gute Resultate in der Schule
  • Genaue Beobachtungsgabe
  • Eine ausgeprägte Wissbegierde [4]
  • In Sachen Fantasie und Konzentration ist das Kind seinen Altersgenossen überlegen. [4]
  • Beschäftigung mit anspruchsvollen Themen wie z. B. Philosophie, Gerechtigkeit, Leben/Tod, Politik, Wissenschaft etc. [5]
  • Das Kind ist hochgradig sensibel und verfügt über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsbewusstsein. [6]
  • Großes Detailwissen in bestimmten Bereichen[5].
  • Ein starkes Bedürfnis nach älteren Spielgefährten oder im Fall von präpubertären Jungen nach den geistig im Schnitt weiter entwickelten Mädchen.[5]
  • Das Gefühl, dass die eigenen Argumente von der Umwelt nicht verstanden werden. [7]
  • Ein Gefühl der Isolation oder Ausgestoßenheit von der Umwelt[2]
  • Aggressivität, spielen des Clowns oder Störung des Unterrichts.
  • Vor allem bei Mädchen: das absichtliche Machen von Fehlern, um „normal“ zu erscheinen
  • Tagträume[3] oder andere Mittel der Realitätsflucht

Die hier genannten "Indikatoren für Hochbegabung" sind umstritten. Wissenschaftliche Studien sind nur in geringem Umfang vorhanden. Daher basieren viele auf Aussagen von Eltern bzw. Elternverbänden und müssen als solche nicht objektiv korrekt sein.

Entsprechend der Definition der Hochbegabung können Intelligenztests erwartungsgemäß auch bei Kindern Anhaltspunkte liefern, die ein Heraustreten der Leistungsfähigkeit bezüglich des Alters- oder Entwicklungsdurchschnittes in einer speziellen Disziplin feststellen. Da Hochgebabung über sie definiert ist, sind nur nur solche Test geeignet, Hochbegabung objektiv festzustellen. Die genannten "Indikatoren für Hochbegabung" sollten lediglich genutzt werden, um die Entscheidung zur Durchführung des Intelligenztestes zu stützen.

Schwierigkeiten in der Kindergarten- oder Schulumgebung

Schwierigkeiten entstehen, wenn die hochbegabten Kinder dort ständig unterfordert werden. Dies kann sich im Kindergarten oft dadurch zeigen, dass die Kinder unter psychischen Problemen leiden. Diese zeigen sich manchmal im Körperlichen, sie werden z. B. wieder unsauber, haben Kopfschmerzen, Bauchweh oder weinen, wenn sie in den Kindergarten gehen müssen. In der Schule kommt es oftmals zu Langeweile, die Kinder streiten sich mit den Lehrern oder werden von den Klassenkameraden nicht mehr angenommen. Festzuhalten bleibt, dass Lehrer mit den unterforderten Schülern nicht selten überfordert sind. Die hochbegabten Kinder erkennen durch ihre schnelle Auffassungsgabe, dass sie einigen Lehrern geistig überlegen sind und spielen dies aus. Sinnvoll ist es somit, dass die Lehrer von Hochbegabten eine spezielle psychologische Ausbildung erhalten, um angemessen mit den Kindern umgehen zu können. Ebenso sollten die Lehrer selbst über eine überdurchschnittliche Intelligenz verfügen, um die außerordentlichen Leistungen der Kinder überhaupt bewerten und verbessern zu können. Eine Unterrichtsmethode, die einer allzu deutlichen Unterforderung von Hochbegabten vorbeugt, ist beispielsweise die Methode „Lernen durch Lehren“; insgesamt bleibt dennoch festzuhalten, dass Hochbegabte im Schnitt weniger Probleme haben als weniger intelligente gleichaltrige Mitschüler (vgl. dazu die unten zitierte umfangreiche Marburger Längsschnittstudie von Rost).

Underachievement (schwache Leistung)

Das Phänomen der Minderleistung ist der große Unterschied bei manchen Hochbegabten zwischen geistigen Fähigkeiten gemäß IQ und intellektuellen Leistungen im wirklichen Leben. Wer einen IQ von über 130 erreicht und bei der Schulleistung unter Prozentrang 50 zu finden ist, ist ein sogenanntes Underachiever-Kind. Die Minderleistung muss aber mindestens über 1-2 Jahre vorhanden sein, ansonsten kann ein negativer Lehrereinfluss nicht ausgeschlossen werden. Festzuhalten bleibt, dass Underachievement sich nicht nur bei Hochbegabung, sondern bei jeder beliebigen Intelligenzausprägung finden lässt.

Hochbegabte Kinder werden als solche keineswegs immer erkannt. Obwohl die weit überwiegende Zahl von ihnen, wie viele wissenschaftliche Studien zeigten, gute bis sehr gute schulische Leistungen erzielen und keine besonderen psychosozialen Probleme haben, gibt es unter ihnen auch die Minderheit der sogenannten Underachiever, die trotz hoher Intelligenz aus verschiedenen Gründen nur schlechte Schulleistungen erbringen, oft psychosoziale Schwierigkeiten haben und Hilfe benötigen.

Das bedeutet konkret, dass es Menschen gibt, die sich auf der Realschule, Hauptschule oder sogar der Sonderschule befinden bzw. befanden oder sogar überhaupt keinen Schulabschluss haben, obwohl sie intellektuell den meisten Menschen überlegen sind. Die Gruppe der Underachiever ist nicht einheitlich; oft sind es aber Menschen, die im normalen Schulsystem methodisch nicht zurecht kommen (Unterforderung, "Ausbremsen" durch Lehrer) oder bei denen die Hochbegabung aufgrund einer neurologischen Störung vorliegt (ADS, Autismus etc.). Oft gehen sie sogar von der Schule ab, da sie durch die ständigen Wiederholungen noch weiter unterfordert sind. Underachiever wollen oft nur in den sie interessierenden Bereichen Leistung erbringen (Hyperfocus).

Gründe für dieses Verhalten

Es besteht ein kompliziertes Gefüge aus Persönlichkeits- und Umweltgegebenheiten. Niedrige Motivation kann etwa durch eine niedrige Leistungserwartung der Eltern entstehen oder durch zu niedrige Anforderungen der Lehrer - etwa durch Verweigerung, alltägliche Fragen zu beantworten. Es kann aber auch sein, dass trotz Hochbegabung eine Teilleistungsstörung, wie Dyskalkulie, Dyslexie oder Legasthenie vorliegt und diese besonders schwierige Kombination von Eltern, Lehrern und Betreuern nicht verstanden wird; gerade von ADS Betroffene werden oft als "faul" angesehen, da sie sehr gute Leistungen erbringen können, wenn sie sich in den Hyperfocus bringen können, ansonsten aber "nicht arbeiten". Es gibt keinen Grund, warum die Charaktereigenschaft Faulheit nicht auch mit intelligenter Hochbegabung einhergehen kann. Da den Hochbegabten Eigenständigkeit und Interesse für tiefergehende Fragen nachgesagt wird, können auch die Wertvorstellungen der Schule nebst Bewertungssystem insgesamt in Frage gestellt werden und dies zu Ablehnung führen.

Förderung hochbegabter Schülerinnen und Schüler

Spezialschulen

Dem Bedürfnis der hochbegabten Kinder (und ihrer Eltern) nach Förderung wird hauptsächlich von Privatschulen entsprochen, wie zum Beispiel dem CJD Braunschweig, dem CJD Rostock und dem CJD Königswinter. Inzwischen gibt es allerdings auch staatliche Schulen, die sich der Begabtenförderung widmen, u. a. seit 2001 das Sächsische Landesgymnasium Sankt Afra zu Meißen, das LGH in Schwäbisch Gmünd, oder die Internatsschule Schloss Hansenberg. Eine systematische Förderung hochbegabter Kinder findet mittlerweile auch in Rheinland-Pfalz statt. So gibt es bereits seit 2003 in Kaiserslautern eine Hochbegabtenschule und seit 2004 am Gymnasium Gonsenheim die „Schule für Hochbegabtenförderung/Internationale Schule“, deren erster Jahrgang (insgesamt 18 Kinder) am 28. Januar 2005 ihre ersten Zeugnisse bekommen hat. In Hessen gibt es die Otto-Hahn-Schule, die eine integrative Hochbegabtenklasse mit elf Schülern besitzt (Schuljahr 05/06). In Hamburg gibt es seit Schuljahrsbeginn 05/06 eine „staatlich genehmigte Grundschule mit Maßnahmen zur Förderung besonders begabter Kinder“, die Private Grundschule Brecht. In Österreich gibt es außerdem noch die Sir-Karl-Popper-Schule am Wiedner Gymnasium in Wien, sie wurde 1996 gegründet, der erste Jahrgang hat im Schuljahr 1998/1999 in der 9. Schulstufe begonnen und die dann noch verbleibenden Schüler im Jahr 2001/2002 maturiert. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Hochbegabte zu fördern und die Ergebnisse ins Regelschulwesen zu übertragen.

In der Schweiz gibt es seit 1998 die Schule Talenta Zürich. Sie ist (nach heutigem Wissensstand) die weltweit einzige Primarschule (1.-6. Klasse, Alter 6-12), welche ihren Unterricht ausschließlich für hochbegabte Kinder anbietet. Die Eltern müssen für die Aufnahme eine professionelle von außen kommende Abklärung einreichen. Viele der inzwischen über 100 Kinder sind in der Regelklasse mit ihrer Hochbegabung nicht mehr klar gekommen und finden erst nach intensiver Betreuung und stetiger intellektueller Herausforderung wieder schrittweise zu sich selber und ihrer schulischen Leistungsfähigkeit zurück. Die Schule wird seit Beginn wissenschaftlich begleitet, ist eine rein private Aktivität und wurde als gemeinnützige non profit-Organisation anerkannt.

In der DDR gab es eine Reihe von Spezialklassen oder Schulen, deren Schüler ab Klasse 9 nach mathematisch-naturwissenschaftlicher Begabung auswählt wurden. Die bekannteste davon befand sich in Kleinmachnow. Teilweise wurden diese Klassen wissenschaftlich von dem Institut für Jugendforschung der Universität Leipzig begleitet. Nach der Wende erhalten geblieben sind Spezialklassen an je einem Gymnasium in Erfurt, Ilmenau, Jena, Berlin, Frankfurt/Oder, Cottbus, Chemnitz, Dresden, Leipzig, Halle und Magdeburg. Schülerakademien wie die Deutsche SchülerAkademie oder die Hessische Schülerakademie und andere Förderkurse in den Schulferien ergänzen und vertiefen das Bildungsangebot der allgemeinbildenden Schulen und sind eine wirkungsvolle Herausforderung für hochbegabte Schülerinnen und Schüler, für die ein auswärtiger Schulbesuch in Spezialschulen nicht in Betracht kommt.

Förderungsmaßnahmen

Gemäß dem Interpretationsspielraum dieser Tests ergeben sich unterschiedliche Ansätze, mit der vermuteten Hochbegabung bei Kindern umzugehen. Zum einen bietet sich eine gezielte Förderung im Bereich der Hochbegabung an, um die volle Entwicklungsmöglichkeit des Kindes auszuschöpfen. Zum anderen besteht die Gefahr, der Vernachlässigung anderer für das Kind oder den gesellschaftlichen (auch schulischen) Erfolg des Kindes wichtiger Leistungsbereiche. Umgekehrt fallen Kinder mit einer Hochbegabung in einem Leistungsteilbereich manchmal durch Minderbegabung oder Minderleistung trotz normaler Begabung in anderen Teilbereichen auf.

Beratung und Unterstützung für hochbegabte Kinder

Hilfe und Beratung bei Fragen zur Hochbegabung können neben sachkundigen Psychologen, insbesondere Schulpsychologen, auch private Vereine geben. Der älteste und weitaus mitgliederstärkste Verein in Deutschland zu dieser Thematik ist die "Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e. V." (DGhK). Im Hochbegabtenverein Mensa bieten hauptsächlich gleichfalls hochbegabte Erwachsene Beratung und Treffen an. Vertiefung und Ergänzung des schulischen Bildungsangebots in Form von Ferienkursen bieten die Schülerakademien. Eine umfangreiche Datenbank mit deutschlandweiten Beratungsadressen verschiedener Institutionen und Initiativen hält die Karg-Stiftung bereit. Sie ist hervorragend regional gegliedert und damit eine echte Suchhilfe.

Hochbegabte Erwachsene

Hochbegabte Erwachsene finden in den Vereinen wie z. B. Mensa oder Intertel Gleichgesinnte, wenn sie zu den begabtesten zwei (Mensa) bzw. einem Prozent der Bevölkerung gehören. In Deutschland umfasst diese Zielgruppe also gut 1,6 Millionen Menschen.

Mediale Rezeption und Vorurteile

Widerlegtes Vorurteil über Hochbegabte

Lombroso und Lange-Eichbaum gingen davon aus, dass Hochbegabte eher verrückt seien als normal Begabte, sie also häufiger einer Psychose im Sinne des Psychopathologischen erleiden würden. Dergleichen wird immer noch in populistischen Sprüchen an Stammtischen vertreten. Diese Meinung gilt als widerlegt. Heute geht man von dem Gegenteil aus, Hochbegabte gelten als psychisch belastbarer, sind aber allzu oft auch größeren Belastungen ausgesetzt. Es zeigt sich auch immer wieder eine Korrelation zwischen hoher Intelligenz und sozial kompetentem Verhalten. Dies bedeutet, dass sehr intelligente Menschen oftmals weniger aggressiv sind (sie können sich bei einem Streit besser verbal wehren und schlagen eher nicht zu), sich sozialer verhalten (zumindest moralischer urteilen) und beliebter als normal Begabte sind.

Zum einen wird ein leicht umgekehrt u-förmiger Zusammenhang angenommen, nach dem Minderbegabte (ungefähr IQ < 90) eher unbeliebt, Normalbegabte relativ beliebt (90< IQ <130), Hochbegabte (130< IQ <150) sehr beliebt und Höchstbegabte (IQ >150) eher unbeliebt seien. Dies könne man sich so erklären, dass begabtere Menschen sehr empathisch sind, sich in andere hinein versetzen können und sich so im sozialen Gefüge besonders gut zurecht finden. Da die Höchstbegabten besonders durch ihre schnelle Auffassungsgabe und ihre oft einzelkämpferische Art auffallen, werden sie oft ausgegrenzt und könnten sich durch viele Zurückweisungen durch Gleichaltrige zu schwierigen Außenseitern verändern.

Andererseits ist festzustellen, dass Hochbegabung wohl erst dann überhaupt ein Thema wird, wenn soziale Inkompatibilitäten zutage treten. Das extreme Verhältnis zwischen der Anzahl der Mitglieder sogenannter High-IQ-Vereine und den in der Bevölkerung angeblich „prozentual“ vorhandenen entsprechenden IQ-Werten verdeutlicht dies ganz extrem, da die Anzahl der sogenannten High-IQ-Societies stets weit unter der Anzahl der laut Angabe qualifizierenden Personen liegt; so zählt Mensa, eine der mitgliederstärksten Organisationen auf diesem Gebiet, weniger Mitglieder als 1 % derjenigen 2 % der Bevölkerung, die den höchsten IQ haben. Es wäre also davon auszugehen, dass der ganz überwiegende Großteil der zur „Hochbegabung“ taugenden Personen weder als solcher erkannt ist, noch bezüglich seiner Motivationen, Strebungen, Probleme oder Erfolge je besonders erforscht wurde.

Andererseits lässt sich aber auch beobachten, dass der Intelligenzkult zu einer überproportionalen Häufung guter Ergebnisse bzw. Prozentränge führt und der Anteil der erfolgreichen Absolventen von z.B. Mensa-Aufnahmetests bei bis zu 50% liegt, obwohl der Zusammenhang zwischen Interesse an Hochbegabung und tatsächlicher Leistung kaum so signifikant sein dürfte. Dies ließe sich u.a. dadurch erklären, dass Intelligenztests in hohem Maße trainierbar sein könnten. Im Allgemeinen geht man jedoch davon aus, dass man seinen IQ nur bis zu seiner persönlichen Höchstgrenze trainieren kann. Es ist anzunehmen, dass nur Menschen am Mensa-Aufnahmetest teilnehmen, die bei sich schon einen hohen IQ vermuten.

Hochleistende

Es gibt viele Schüler oder Erwachsene, (Hochleistende bzw. Overachiever) die außerordentliche Leistungen in Schule oder Berufswelt erbringen, aber dies deutet nicht unbedingt auf eine Hochbegabung hin. Begabungen können auch auf anderen Feldern als der Intelligenz vorliegen. Durch Fleiß und Ehrgeiz und eine nicht zu niedrige Intelligenz lässt sich viel erreichen. Auch gutes Aussehen gemäß der momentanen Schönheitsvorstellungen kann sich positiv auswirken. Man sagt auch, schöne Kinder würden als intelligenter eingeschätzt. Bei Schulbefragungen zeigte sich immer wieder, dass Kindergärtnerinnen und Lehrer kaum fähig sind, einzuschätzen, wer hochbegabt ist und wer nicht. Meist bezeichnen die Lehrer die Hochleistenden als hochbegabt, aber sie sind es eben oftmals nicht.

Siehe auch

Portal: Geist und Gehirn – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Geist und Gehirn

Quellen

  1. BR-Online: Arten von Intelligenzen, 3.8.2006
  2. a b c d Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. (DGhK): Hochbegabung bei Kindern, 3.8.2006
  3. a b Zukunft klipp+klar: Hochbegabung, 3.8.2006
  4. a b c BR-Online: Erkennen von Hochbegabung, 3.8.2006
  5. a b c d Hochbegabtenförderung e.V.: Merkmale für Hochbegabung
  6. Kaskade e.V.: Hochbegabung erkennen, 3.8.2006
  7. Sylvia Zinsers Sammelsurium: FAQ Hochbegabung/Höchstbegabung, 3.8.2006

Literatur

  • Inez Freund-Braier: Hochbegabung, Hochleistung, Persönlichkeit. Münster: Waxmann 2000.
  • Christiane Pruisken: Interessen und Hobbys hochbegabter Grundschulkinder. Münster: Waxmann 2005.
  • Andrea Brackmann: Jenseits der Norm - hochbegabt und hoch sensibel?. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-89002-5.
  • Corinna Schütz: Leistungbezogenes Denken hochbegbabter Kinder. Münster: Waxmann 2004.
  • Sabine Rohrmann, Tim Rohrmann: Hochbegabte Kinder und Jugendliche. Diagnostik - Beratung - Förderung . München: Ernst Reinhardt 2005.
  • Detlef H. Rost (Hrsg.): Lebensumweltanalyse hohbegabter Kinder. Das Marburger Hochbegabtenprojekt. Göttingen: Hogrefe 1993.
  • Detlef H. Rost (Hrsg.): Hochbegabte und hochleistende Jugendliche. Neue Ergebnisse aus dem Marburger Hochbegabtenprojekt.. Münster: Waxmann 2000, ISBN 3-89325-685-7.
  • Jörn R. Sparfeldt: Berufsinteressen hochbegabter Jugendlicher. Münster: Waxmann 2006.
  • Aiga Stapf: Hochbegabte Kinder. München: C.H.Beck 2003
  • Adele Juda: Höchstbegabung. München: Urban und Schwarzenberg 1953.
  • Susanne R. Schilling: Hochbegabte Jugendliche und ihre Peers. Münster: Waxmann.
  • Detlef H. Rost & Susanne R. Schilling. Hochbegabung. In Rost, D.H., Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. Weinheim: Beltz PVU 2006, S. 233-245, ISBN 3-621-27585-1.
  • Ida Fleiß: Hochbegabung und Hochbegabte. Mit Berichten Betroffener. Tectum Verlag Marburg, 2002. ISBN 3-8288-8452-0.
  • Manfred Tücke: Schulische Intelligenz und Hochbegabung (2005) Lit Verlag Münster
  • Herbert Horsch, Götz Müller, Hermann-Josef Spicher: Hoch begabt und trotzdem glücklich
  • Klaus K. Urban: "Hochbegabungen. Aufgaben und Chancen für Erziehung, Schule und Gesellschaft. Lit-Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8258-8246-2
  • Wilhelm Lange-Eichbaum: Genie, Irrsinn und Ruhm. Die geheimen Psychosen der Mächtigen, Komet, März 2000, ISBN 3933366607
Wiktionary: Hochbegabung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen