Weitershausen (Gladenbach)
Weitershausen Stadt Gladenbach
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Koordinaten: | 50° 49′ N, 8° 38′ O |
Höhe: | 253 m ü. NHN |
Fläche: | 4,04 km²[1] |
Einwohner: | 294 (30. Dez. 2017)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 73 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35075 |
Vorwahl: | 06420 |
![]() Die Ortslage
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Weitershausen ist ein Stadtteil von Gladenbach im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Der Ort liegt im Gladenbacher Bergland und damit im Naturpark Lahn-Dill-Bergland. Bis zur Neugliederung gehörte der Ort zum Landkreis Marburg. Im Ort mündet der Krebsbach in die Ohe.
Geschichte
Erstmals erwähnt wird das Dorf in einer Urkunde aus dem Jahr 1226 unter dem Ortsnamen Witerhusen.[1]
Am Hang der Hardt (341 m ü. NN) steht die spätromanische Kirche mit ihrem gotischen Chor. Sie wurde im 13. Jahrhundert erbaut.
Gebietsreform
Am 1. Juli 1974 erfolgte im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch Landesgesetz der Zusammenschluss der Stadt Gladenbach mit den Gemeinden Bellnhausen, Diedenshausen, Erdhausen, Friebertshausen, Frohnhausen b. Gladenbach, Kehlnbach, Mornshausen a. S., Rachelshausen, Römershausen, Rüchenbach, Sinkershausen, Weidenhausen und Weitershausen zu heutigen Stadt Gladenbach.[3][4] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden und Gladenbach wurden Ortsbezirke eingerichtet.
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Weitershausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][5]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Weitershausen (Gericht Weitershausen auch genannt Reitzberg bestand aus den Orten: Weitershausen, Nesselbrunn und die Hälfte von Dilschhausen)[6]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Marburg, Gericht Weitershausen[7]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Marburg, Gericht Weitershausen
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Marburg, Gericht Weitershausen
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Kurfürstentum Hessen, Amt Kaldern und Reitzberg[8]
- ab 1806: Kurfürstentum Hessen, Amt Kaldern und Reitzberg
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Kaldern
- ab 1815: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Amt Kaldern und Reitzberg
- ab 1821: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg (Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung)[9]
- ab 1848: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- ab 1866: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- am 1. Juli 1974 wurde Weitershausen als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Gladenbach als Stadtteil eingegliedert.
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Landkreisen übernommen. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Weitershausen zuständig. Im Jahr 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[10]
Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Landgericht Marburg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Marburg. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[11] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[12]
Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1577: | 17 Hausgesesse |
• 1630: | 16 Hausgesesse (5 dreispänn., 4 zweispännige, 1 einspännige Ackerleute, 6 Einläuftige) |
• 1681: | 21 hausgesessene Mannschaften |
Weitershausen: Einwohnerzahlen von 1747 bis 2017 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1747 | 128 | |||
1834 | 150 | |||
1840 | 166 | |||
1846 | 158 | |||
1852 | 169 | |||
1858 | 173 | |||
1864 | 185 | |||
1871 | 161 | |||
1875 | 151 | |||
1885 | 163 | |||
1895 | 168 | |||
1905 | 152 | |||
1910 | 157 | |||
1925 | 162 | |||
1939 | 154 | |||
1946 | 229 | |||
1950 | 227 | |||
1956 | 189 | |||
1961 | 166 | |||
1967 | 205 | |||
2000 | 380 | |||
2004 | 340 | |||
2006 | 317 | |||
2010 | 290 | |||
2013 | 292 | |||
2015 | 301 | |||
2017 | 294 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Ab 2000 Stadt Gladenbach webarchiv[13] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: | alle Einwohner evangelisch-lutherisch |
• 1885: | 163 evangelische (= 100 %), Einwohner |
• 1961: | 158 evangelische (= 95,18 %), 8 römisch-katholische (= 4,82 %) Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1747: | Erwerbspersonen: 5 Schmiede, 4 Leineweber, 2 Schneider, 1 Schreiner, 1 Wagner, 1 Maurer, 1 Wirt, 1 Müller, 5 Spielleute, 1 Tagelöhner, 2 Tagelöhnerinnen, 1 Strick- und Nähernerin. |
• 1838: | Familien: 12 Ackerbau, 8 Gewerbe, 4 Tagelöhner (16 nutzungsberechtigte, 8 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 2 Beisassen). |
• 1961: | Erwerbspersonen: 75 Land- und Forstwirtschaft, 20 Produzierendes Gewerbe, 8 Handel und Verkehr, 4 Dienstleistungen und Sonstiges. |
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Die Kirche
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Weitershausen von Süden. Im Hintergrund der Rimberg mit Aussichtsturm
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Weiterhausen mit Nesselbrunn im Vordergrund
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Weitershausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Einwohnerzahlen im Internetauftritt der Stadt Gladenbach, abgerufen am 23. März 2018
- ↑ Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 21 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 350–351 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
- ↑ Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- ↑ Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 107 (online bei Google Books).
- ↑ Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August., (kurhessGS 1821) S. 223–224.
- ↑ Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- ↑ Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- ↑ Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224)
- ↑ Einwohnerzahlen aus Webarchiv: 2004, 2006, 2010–2012, ab 2014
Literatur
- Literatur über Weitershausen In: Hessische Bibliographie[1]
- Suche nach Weitershausen (Gladenbach). In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Die Stadtteile im Internetauftritt der Stadt Gladenbach.
- Weitershausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren! Info: Bitte auf