Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Daten | |
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Gründungsjahr | 1831 |
Ort | Hannover (Niedersachsen) |
Typ | Staatliche Volluniversität |
Fakultäten | 9 |
Studiengänge | >60 |
Studenten | 22.163 (Sommersemester 2006) davon ca. 46% Frauen |
Mitarbeiter | ca. 3.500 |
Präsident | Prof. Dr.-Ing. Erich Barke |
Anschrift | Welfengarten 1 30167 Hannover |
Webpräsenz | www.uni-hannover.de |
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Mit 22.163 Studierenden, davon 3.911 aus dem Ausland, ist die Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover die zweitgrößte Hochschule Niedersachsens. Mehr als 60 Studienfächer stehen zur Auswahl.
Geschichte
Die Historie der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover geht bis in das Jahr 1831 zurück, als unter der Leitung von Karl Karmarsch die Höhere Gewerbeschule im Haus des Bierbrauers, Branntweinherstellers und Essigfabrikanten Christian Wilhelm Bornemann eröffnet wurde. - Die zu Beginn 64 Schüler konnten die Fächer Mathematik, Baukunst, Maschinenbau, Naturgeschichte, Physik, Chemie, Technologie, Zeichnen, Bossieren und Buchhalten studieren. Außerdem wurde ein Vorbereitungskurs für Mathematik angeboten.
Sechs Jahre später zog die Schule in ein neu errichtetes Gebäude in der Georgstraße im Herzen Hannovers um, dort, wo heutzutage das Kröpcke-Center steht. Erst zu Beginn der 1840er Jahre erfuhr die Schule im Zusammenhang mit dem Beginn des Eisenbahnbaus ein Wachstum, 1844 waren bereits 280 Schüler eingeschrieben; im Jahre 1847 erhielt die Schule den neuen Namen "Polytechnische Schule". Bis 1853 hatte sich die Zahl der Lehrfächer nahezu verdreifacht und 1854/55 wurde in ihr eines der damals modernsten Chemielaboratorien Deutschlands eingerichtet.
Den vorläufigen Höhepunkt erreichte die Polytechnische Schule 1875 mit 868 Schülern und Hospitanten, im selben Jahr trat der Begründer und Direktor Karl Karmarsch nach 44jähriger Amtszeit in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde der Bauingenieur Wilhelm Launhardt, der in den folgenden Jahren den Ausbau der Polytechnischen Schule zur Technischen Hochschule forcierte. Ebenfalls ab 1875 wurde als Zulassung das Reifezeugnis verlangt und der Studienplan reformiert. Ein wichtiges Ereignis in der Geschichte der Leibniz Universität Hannover war der Einzug in das Welfenschloss im Jahre 1879, das nach der Annexion des Königreich Hannover durch Preußen 1866 für die Zwecke einer Schule umgebaut worden war.
Am 1. April 1879 erhielt die Polytechnische Schule die amtliche Bezeichnung "Königliche Technische Hochschule" und unterstand ab sofort dem preußischen Ministerium in Berlin. In Folge der Hochschulverfassung von 1880 entstanden fünf Abteilungen innerhalb der Hochschule: 1. Architektur, 2. Bauingenieurwesen, 3. Maschineningenieurwesen, 4. Chemie und Elektrotechnik sowie 5. Allgemeine Wissenschaften. 1896 erhielt die Hochschule im Zuge des technologischen Fortschritts ein Maschinen-Ingenieur-Laboratorium, um Lehre und Forschung unter den Bedingungen der industriellen Praxis zu ermöglichen.
Kaiser Wilhelm II. verlieh den preußischen Technischen Hochschulen aus Anlass des hundertjährigen Bestehens der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin das Recht, den akademischen Grad Doktor-Ingenieur und Diplom-Ingenieur zu verleihen. Damit waren die Technischen Hochschulen den Universitäten gleichgestellt. Am 14. April 1909 wurden die Technischen Hochschulen Preußens für die Immatrikulation von Frauen geöffnet.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erreichte die Zahl der Studenten mit rund 3.000 den vorläufigen Höhepunkt. Vergleichbar gab es damals in Aachen 1.440 und in Braunschweig 1.180 Studenten. Die wirtschaftliche Not, die viele der Studenten in der Zeit nach dem Krieg plagte, führte 1921 zur Gründung der Studentenhilfe, die schon 1922 den Betrieb der Mensa übernahm. Im selben Jahr erfolgte die Aufhebung der bisherigen Abteilungen der Technischen Hochschule und die Neugliederung in drei Fakultäten: 1. für allgemeine Wissenschaften, 2. für Bauwesen (Architektur und Bau- und Ingenieurwesen), 3. für Maschinenwesen (und Elektrotechnik).
Während des Zweiten Weltkriegs wurden 5 der insgesamt 23 Einzelgebäude durch Luftangriffe vollständig zerstört, aber auch die restlichen Gebäude mehr oder weniger stark beschädigt. Mit Hilfe des aktiven Einsatzes der Studenten waren die Aufräum- und Aufbauarbeiten möglich, durch Spenden der Mitglieder des bereits 1921 gegründeten Fördervereins der Hochschule (Hannoversche Fördergemeinschaft) wurde der Wiederaufbau der Hörsäle finanziert. 1951 erweiterte sich das Arbeitsgebiet der Hochschule um den Bereich Schiffbau und nur ein Jahr später kam durch die Integration der Hochschule für Gartenbau und Landeskultur die vierte Fakultät dazu.
Gegen Ende der 1960er Jahre begann sich der Bereich der Lehrerausbildung zum Schlüsselproblem sämtlicher hochschulpolitischen Ausbaupläne zu entwickeln. Infolge der Rahmenvereinbarung zur Neuordnung des Unterrichts in der Oberstufe an Gymnasien von 1964 stiegen die bis dato bei 4.000 - 5.000 liegenden Studentenzahlen enorm an und erreichten bereits 1978/79 die 18.000er Marke.
1968 wurde die Pädagogische Hochschule für Gewerbelehrer/-innen in die Hochschule integriert, die im selben Jahr in Folge des Strukturwandels in "Technische Universität" umbenannt wurde. Außerdem wurde 1968 auch die fünfte Fakultät für Geistes- und Staatswissenschaften (später Sozialwissenschaften) gegründet und es trat die "Vorläufige Verfassung" in Kraft, die, abgesehen von zeitlichen Anpassungen, bis zur Einführung des Niedersächsischen Hochschulgesetzes 1978 galt. 1973 entstand die Fakultät für Rechtswissenschaften und 1974 noch die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, so dass die Technische Universität insgesamt sieben Fakultäten umfasste.
Mit Inkrafttreten des Niedersächsischen Hochschulgesetzes am 1. Oktober 1978 wurde die 'Technische Universität' in 'Universität' umbenannt. Der erste Präsident der Universität wurde am 30. Mai 1979 gewählt. 1982 genehmigte das Ministerium für Wissenschaft und Kultur eine Grundordnung für die Universität, die die vorläufige Verfassung von 1968 abgelöst hat und seit 1996 in einer novellierten Fassung gültig ist. Infolge eines neuen Hochschulorganisationsplans wurden die klassischen Fakultäten aufgehoben und die Universität neu gegliedert.
Im Wintersemester 1987/88 waren an der Universität Hannover exakt 26.503 Studenten eingeschrieben, von denen 34,2% weiblich waren. Im Wintersemester 1990/91 waren erstmals mehr als 30.000 Studenten immatrikuliert. Der Frauenanteil lag in diesem Jahr bei 37,4%, ein Jahr darauf schon bei 38,8%. 1995 bezogen die Fachbereiche Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften sowie Sprachwissenschaften einen neuen Standort am Königsworther Platz: die ehemalige Hauptverwaltung der Continental AG. Auf dem so genannten Conti-Campus mit einer Nutzfläche von rund 20.000 m² konnte neben den einzelnen Fachbereichen auch eine große Bibliothek sowie eine Mensa und mehrere von Studenten geführte Cafés untergebracht werden. Studentisch organisierte Cafeteria hanOMacke e.V.
Was die Zahl der Studenten betrifft, ist die Universität Hannover mit 24.000 seit 1990 die größte niedersächsische Hochschule. Rund 3.500 Beschäftigte, davon etwa 2.000 Wissenschaftler/-innen, arbeiten an der Universität. Das Angebot der 17 Fachbereiche mit mehr als 160 Instituten und über 50 Studienfächern umfasst eine Vielfalt wissenschaftlicher Disziplinen, von den Natur- und Ingenieurswissenschaften über die Sprach- und Kulturwissenschaften sowie Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bis hin zu Gartenbau, Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung.
Im Rahmen des Hochschuloptimierungskonzept (HOK) des Landes Niedersachsen aus dem Jahr 2003 bestehen Planungen, die Universität wieder stärker in Richtung einer Technischen Universität zu entwickeln. So wurden im geisteswissenschaftlichen Bereich die Fächer Soziologie und Romanistik geschlossen und weite Teile der Lehramtsausbildung an die Universität Hildesheim verlagert. Insgesamt verlor die Universität knapp 150 Stellen. Die Schließung der juristischen Fakultät konnte zwar abgewendet werden, jedoch wurde der Bereich Rechtssoziologie komplett gestrichen. Künftig soll Hannover schwerpunktmäßig nur noch den Bachelor Politik anbieten, der Masterstudiengang sowie die gesamte Soziologie sollen ausschließlich in Göttingen angeboten werden.
Negative Schlagzeilen machte die Universität im Dezember 2004, als die Wahl eines neuen Universitätspräsidenten scheiterte. Obwohl sich der Senat bereits mehrheitlich für den Computerlinguisten Henning Lobin entschieden hatte, intervenierten sowohl der Hochschulrat als auch eine Großzahl der Dekane (u.a. Prof. Dr.-Ing. Erich Barke), mit der Begründung, die Wahl eines Geisteswissenschaftlers würde die Universität spalten. Das Ministerium für Wissenschaft und Kultur nahm darauf hin von einer Ernennung Lobins Abstand, der bereits bei seiner Vorstellung die Sparpolitik des Landes Niedersachsen angegriffen hatte. Nach zunehmendem Druck zog Lobin schließlich seine Bewerbung zurück. Im Oktober wurde Prof. Dr.-Ing. Erich Barke zum Präsidenten der Universität gewählt.
Am 1. April 2005 wurden aus den bis dahin 17 Fachbereichen durch Zusammenlegungen 9 Fakultäten geschaffen. Die Universität besteht nun aus den Fakultäten für Architektur und Landschaft, Bauingenieurwesen und Geodäsie, Elektrotechnik und Informatik, Maschinenbau, Mathematik und Physik, der juristischen, der naturwissenschaftlichen, der philosophischen und der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät.
Die basisdemokratische Fachschaft der Universität beantragte im November 2005 im Studentischen Rat (StuRa) die Umbenennung der Universität in "Theodor Lessing Universität". Bei einer Urabstimmung im Januar 2006 sprachen sich jedoch 63,4 % der Studierenden dagegen aus. Stattdessen votierte der Senat der Universität im April 2006 für "Leibniz Universität". Eine am 30. Juni 2006 mit der Leibniz Akademie in Hannover getroffene Vereinbarung über die Nutzung des Namens beseitigte juristische Schwierigkeiten und ermöglichte anlässlich des 360. Geburtstags von Leibniz die Umbenennung der Universität in "Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover" mit Wirkung vom 1. Juli 2006. Die Marke der Hochschule ist Leibniz Universität Hannover.
Veranstaltungen
- Weihnachtsvorlesung der Fakultät für Mathematik und Physik.
Literatur
- Auffarth, Sid; Pietsch, Wolfgang: Die Universität Hannover. Ihre Bauten. Ihre Gärten. Ihre Planungsgeschichte. Imhof Verlag 2003. ISBN 3-935590-90-3
- Jurastudium an der Juristischen Fakultät der Universität Hannover, in: Mitteilungsblatt des Niedersächsischen Richterbundes, Januar 2006, S. 43-48.