Cabrerakreis
Mit Hilfe des Cabrerakreises kann der elektrische Lagetyp des Herzens mittels der Ableitunges eines Standard-EKGs ermittelt werden. Trägt man die Extremitätenableitungen in das Schema ein, so kann der Lagetyp des Herzens anhand von Richtungsvektoren bestimmt werden.
Der Lagetyp des Herzens / die elektrische Herzachse
Da das Herz als großer Muskel nach dem Prinzip der elektromechanischen Kopplung funktioniert muss es natürlich elektrisch erregt werden um sich zu kontrahieren. Die elektrische Herzachse entspricht dabei der Hauptausbreitungsrichtung der elektrischen Erregung. Diese wird beim diagnostizieren eines EKGs aus mehreren Gründen routinemäßig bestimmt:
- 1. Bestimmte Lagetypen müssen von vornherein als pathologisch gelten (z.B. überdrehter Rechtstyp)
- 2. Eine Änderung der Herzachse bringt den Verdacht eines Herzinfarktes (durch das dabei entstehende Narbengewebe ändert sich die Ausbreitungsrichtung der elektrischen Erregung) mit sich.
Ermittlung des Lagetyps
Methode 1
- Man betrachtet nur die Ableitungen I, II und III und sucht die Ableitung mit der größten R-Zacke.
- Hat die Ableitung I die größte Zacke , dann handelt es sich um einen Linkstyp oder einen überdrehten Linkstyp
- Ist die Ableitung II negativ , dann liegt ein überdrehter Linkslagetyp vor.
- Ist die Ableitung II positiv, dann liegt ein (nicht überdrehter) Linkslagetyp vor
- denn II steht senkrecht auf avL.
- Hat die Ableitung II die größte Zacke, dann handelt es sich um einen Normallagetyp oder einen Steiltyp
- Ist die Ableitung I größer als III, dann liegt ein Normallagetyp vor.
- Ist die Ableitung III größer als I, dann liegt ein Steillagetyp vor.
- Ist die Ableitung I und III gleich groß, dann liegt ein 60-Grad Lagetyp vor.
- Hat die Ableitung III die größte Zacke, dann handelt es sich über einen Rechtstyp oder einen überdrehten Rechtstyp
- Ist die Ableitung avR negativ liegt ein Rechtstyp vor.
- Ist die Ableitung avR positiv liegt ein überdrehter Rechtstyp vor.
- denn avR steht senkrecht auf III
- Hat die Ableitung I die größte Zacke , dann handelt es sich um einen Linkstyp oder einen überdrehten Linkstyp
Methode 2
- Es wird diejenige Extremitätenableitung herausgesucht, in der die positiven und negativen Ausschläge möglichst klein (nahezu isoelektrisch) sind. Die Herzachse muss senkrecht zu dieser Ableitung liegen.
- Im zweiten Schritt wird die im Carbrerakreis senkrecht dazu liegende Ableitung betrachtet und die Richtung des größten QRS-Komplexes (also: nach oben oder nach unten) ausgehend von der isoelektrischen Linie beurteilt.
Methode 3
Der Lagetyp wird als Winkel vom EKG Gerät automatisch gemessen. Dem ausgedruckten Winkel wird ein Lagetyp zugeordnet.
Lagetypen
Man unterscheidet folgende Lagetypen des Herzens:
- überdrehter Linkstyp (<-30°)
- Linkstyp (-30° bis +30°)
- Indifferenztyp/Normtyp (+30° bis +60°)
- Steiltyp (+60° bis +90°)
- Rechtstyp (+90° bis +120°)
- überdrehter Rechtstyp (>+120°)
Die elektrisch ermittelten Lagetypen stimmen meist mit den anatomischen Lagetypen überein. Das muss aber nicht immer der Fall sein.
Pathologien
Der überdrehte Linkslagetyp, der Rechtslagetyp und der überdrehte Rechtslagetyp sind meist pathologisch.
Pathologisch sind Veränderungen des Lagetyps. Das kann z.B. bei Frauen nach einer Schwangerschaft, bei älteren Patienten oder nach einem Herzinfarkt (schlecht/nicht durchblutetes Herzmuskelgewebe stört die Erregungsausbreitung und damit das EKG) der Fall sein.
Der Lagetyp kann bei ein und demselben Patienten durch tiefes Ein- oder Ausatmen erheblich variieren.