Qeqertarsuaq
Qeqertarsuaq (K'eĸertarssuaĸ) Godhavn | |||||
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Kommune | Kommune Qeqertalik | ||||
Distrikt | Qeqertarsuaq | ||||
Einwohner | 856 (1. Januar 2018) | ||||
Zeitzone | UTC-3 | ||||
Koordinaten | 69° 14′ 45″ N, 53° 32′ 14″ W | ||||
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Qeqertarsuaq [dänisch Godhavn) ist eine grönländische Stadt im Distrikt Qeqertarsuaq in der Kommune Qeqertalik.
] („große Insel“; nach alter Rechtschreibung K'eĸertarssuaĸ;Lage
Qeqertarsuaq liegt an der Südküste der auf grönländisch gleichnamigen Diskoinsel, der größten Nebeninsel Grönlands. 31 km nordwestlich liegt die andere bewohnte Siedlung auf der Diskoinsel, Kangerluk. Nördlich von Qeqertarsuaq liegt die etwa 700 m hohe Gletscherkappe des Lyngmarksbræ.[1]
Geschichte

Erste Besiedelungsspuren finden sich in Qeqertarsuaq bereits aus der Zeit vor etwa 5000 Jahren, also von den ersten Menschen, die je Grönland betraten, den Paläo-Eskimos. Das moderne Qeqertarsuaq wurde im Jahr 1773 durch Svend Sandgreen als Walfangstation gegründet. Im 19. Jahrhundert befand sich der Ort in einer wirtschaftliches Krise, als wegen Krieg und Staatsbankrott durch fehlende Schiffe der Walfang zum Erliegen kam. Qeqertarsuaq war Hauptstadt der von 1782 bis 1950 existierenden dänischen Kolonie Nordgrönland. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Sitzungen von Grønlands Landsråd zusammen, also gemeinsam mit dem südgrönländischen Landesrat in Qeqertarsuaq abgehalten. Bei diesen Sitzungen wurde beschlossen, dass die Vereinigten Staaten Militärbasen in Grönland errichten dürfen, aber auch die Zusammenlegung beider grönländischen Kolonien zu einer mit Sitz in Nuuk, der heutigen Hauptstadt Grönlands, das nur drei Jahre später, 1953, dekolonialisiert wurde. Seit 1950 war Qeqertarsuaq Hauptort der Gemeinde Qeqertarsuaq, der 1972 noch die Gemeinde Vaigat zufiel, deren Hauptort Qullissat verlassen war, wodurch die Gemeinde ihre Einwohner verloren hatte. Bei der Verwaltungsreform 2009 wurde die Stadt in die Qaasuitsup Kommunia eingegliedert und seit 2018 gehört sie zur Kommune Qeqertalik.[2][3]
Liste der Kolonialangestellten bis 1921
Logenverwalter
Folgende Personen waren bis 1921 Verwalter der Loge Godhavn. Von 1879 bis 1885 wurde die Loge von der Kolonie Egedesminde aus geleitet.[4]
- 1773–1783: Svend Sandgreen
- 1783–1789: Christoffer Nikolaj Libeck
- 1789–1791: Joachim Holm
- 1791–1793: Johan Buschmann
- 1793–1795: Jens Christian Arentz
- 1795–1800: Johan Christian Steen
- 1800–1803: Christian Frederik Rousing
- 1803–1807: Michael Olrik
- 1807–1808: Johan Ritter
- 1808–1809: Nicolai Julius Rasmussen
- 1809–1811: Johannes Winding
- 1811–1815: Hans Christian Møhl
- 1815–1817: Hans Mossin Fleischer
- 1817–1818: Frederik Diderik Sechmann Fleischer
- 1818–1820: Hans Mossin Fleischer
- 1820–1821: Ole Adolf Winding
- 1821–1822: Christian Ferdinand Plum
- 1822–1823: Carl Edvard Ernst
- 1823–1825: Claudius Andreas Stephensen
- 1825–1827: Frederik Lassen
- 1827–1828: Carl Søren Vilhelm Egtved
- 1828–1829: Claudius Andreas Stephensen
- 1829–1830: Johan Peter Petersen
- 1830–1831: Jens August Mørch
- 1831–1833: Hans Rosing
- 1833–1835: Henning Bistrup
- 1835–1836: Peder Goische Kirchheiner
- 1836–1838: Wilhelm Christian Hansen
- 1838–1840: Severin Michael Cortzen
- 1840–1843: Hans Heinrich Muxoll
- 1843–1846: Knud Geelmuyden Fleischer
- 1846–1847: Larss Frederik Larsen
- 1847–1850: Henning Ager
- 1850–1852: Rasmus Møldrup
- 1852–1854: J. Georg Kursch
- 1854–1862: Christian Engelbrecht Andersen
- 1862–1869: Hans Frederik A. Hansen
- 1869–1873: Frederik Andreas Asmus Christian Valdemar Gabriel Tryde Lassen
- 1873–1874: Anthon Frederik Søren Møldrup
- 1874–1875: Niss Lauritz Elberg
- 1875–1876: Edgar Christian Fencker
- 1876–1877: Johannes Herman Mads Mørch
- 1877–1878: Peter Anton Marius Elberg
- 1878–1879: Edgar Christian Fencker
- 1879–1880: Edgar Christian Fencker
- 1880–1881: Jens Christian Poul Fleischer
- 1881–1882: Jacob Djurhuus
- 1882–1884: Peter Jürgen Petersen
- 1884–1885: Herman Valentin Høst Beyer
- 1885–1886: Johan Carl Joensen
- 1886–1893: Herjulf Carl Georg Jørgensen
- 1893–1896: Geert Hardius Larsenius Elmquist
- 1896–1897: Louis Victor Mathiesen
- 1897–1898: Carl Frederik Harries
- 1898–1899: Ole Bendixen
- 1899–1901: Anders Peter Olsen
- 1901–1904: Christian August Nielsen
- 1904–1905: Hendrik Theodor Petersen
- 1905–1906: Johannes Otto Frederik Mathiesen
- 1906–1907: Hendrik Theodor Petersen
- 1907–1908: Karl Frederik Hannibal Anton Fencker
- 1908–1910: Oluf Nicolaj Willemann Thron
- 1910–1911: Axel Kristian Marius Vinterberg
- 1911–1913: Karl Frederik Hannibal Anton Fencker
- 1913–1916: Aage Carlhegger Erik Østerberg Bistrup
- 1916–1918: Olav Even Olsen
- ab 1918: Oluf Nicolaj Willemann Thron
Walfangkommandeure
Die Walfangkommandeure waren zugleich auch meist Verwalter der Anlage.[4]
- 1787–1790: Riewert Booysen
- 1790–1791: Rivert Jappen
- 1791–1792: Riewert Booysen
- 1792–1793: Rivert Jappen
- 1793–1796: Riewert Booysen
- 1796–1802: Jürgen Kettelsen
- 1815–1818: Rørd Ocke Bohn
- 1823–1826: Frederik Jepsen
- 1839–1840: Hans Jørgen Frederiksen
Anlagenverwalter
Die Anlage Godhavn wurde bis 1850 von einem eigenen Verwalter geleitet.[4]
- 1782–1787: Ole Tønder Olrik
- 1787: Jens Nicolaj Bidstrup
- 1787: Caspar Gottlieb Lidemark
- 1787: Christoffer Nikolaj Libeck
- 1787–1790: Niels Poulsen
- 1790–1791: Jeppe Andreas Scheen
- 1791–1792: Riewert Booysen
- 1792–1793: Rivert Jappen
- 1793–1796: Riewert Booysen
- 1796–1802: Jürgen Kettelsen
- 1802–1803: Johan Christian Geisler
- 1803–1806: Johan Ritter
- 1806–1813: Rasmus Jensen Brandt
- 1813–1815: Hans Mossin Fleischer
- 1815–1818: Rørd Ocke Bohn
- 1818–1820: Hans Nielsen
- 1820–1822: Carl Edvard Ernst
- 1822–1823: Johan Peter Petersen
- 1823–1826: Frederik Jepsen
- 1828–1830: Henning Bistrup
- 1830: Wilhelm Christian Hansen
- 1830–1831: Poul Georg Lauri Bolbroe
- 1831–1833: Wilhelm Christian Hansen
- 1833–1834: Poul Georg Lauri Bolbroe
- 1834–1838: Wilhelm Christian Hansen
- 1838–1839: Knud Geelmuyden Fleischer
- 1839–1840: Hans Jørgen Frederiksen
- 1840–1842: Knud Geelmuyden Fleischer
- 1842–1843: August Gottlieb Kühnel
- 1843–1844: Nicolai Zimmer
- 1844–1846: Lars Frederik Larsen
- 1846–1850: Rasmus Møldrup
Missionare und Pastoren
Godhavn hatte mit einigen wenigen Ausnahmen keinen eigenen Missionar. Erst ab 1909 erhielt der Kolonialdistrikt einen Distriktpastor, der dem Pastor der Kolonie Egedeminde unterstellt war.[4]
- 1783–1784: Christian Gjerløff
- 1789–1792: Rudolph Friederich Lassen
- 1846–1847: Gottfried Martin Quirinus Christophersen
- 1909–1914: Harald Emanuel Mortensen
- 1914–1915: Karl Johan Pavia Chemnitz
- 1915–1916: Harald Emanuel Mortensen
- ab 1918: Svend Peter Christian Rosing
Ärzte
Anfangs dienten die Anlagenverwalter auch als Chirurgen. Erst 1794 wurde in Grönland der erste Arzt angestellt. Der in Godhavn stationierte Arzt war für ganz Nordgrönland tätig. 1827 wurde er nach Ilimanaq versetzt.[4]
- 1777–1780: Andreas Streitmann
- 1778–1781: Nikolai Frederik Swindt
- 1781–1787: Ole Tønder Olrik
- 1787–1790: Niels Poulsen
- 1790–1791: Jeppe Andreas Scheen
- 1794–1801: Theodor Christian Eulner
- 1802–1827: Johan Frederik Lerch
Wirtschaft
Die Bedeutung des Walfangs ist seit der Anfangszeit von Qeqertarsuaq stark zurückgegangen. Heute werden in der von Royal Greenland betriebenen Fischfabrik Garnelen, Dorsche und Rogen verarbeitet. Dazu spielen auch die Robbenjagd und die Heilbuttfischerei eine Rolle. Ein 2008 gestarteter Versuch einer Schweizer Firma, eine Mineralwasserproduktionsanlage in Qeqertarsuaq zu betreiben, scheiterte.[5] Qeqertarsuaq hat zudem gute Ressourcen für den Tourismus. Angeboten werden Wanderungen und Hundeschlitten- und Schneescooterfahrten sowie Walbesichtigungen und ein Skigebiet nördlich der Stadt.[2][3]
Infrastruktur und Versorgung
Qeqertarsuaq hat ein ausgebautes Straßennetz. Der Hafen der Stadt befindet sich im Westen in einer geschützten Bucht. Er verfügt über zwei Kais von 12 und 15 Metern Länge. Die Disko Line fährt Qeqertarsuaq mehrfach pro Woche an. Im Osten befindet sich der Heliport Qeqertarsuaq, über den die Stadt mehrere Male pro Woche mit Aasiaat und Ilulissat über den Luftweg verbunden wird.
Nukissiorfiit betreibt ein Dieselkraftwerk für die Stromversorgung der Stadt. Das Trinkwasser wird durch das Schmelzen von Eis aus dem Gletscher nördlich von Qeqertarsuaq gewonnen. Ölöfen beheizen die Häuser in der Stadt. Ein Teil der Gebäude ist an ein Abwassernetz angeschlossen. TELE Greenland gewährleistet die telekommunikative Versorgung von Qeqertarsuaq.[2]
Bebauung

Die Qeqertarsuup Atuarfia unterrichtet etwa 150 Schüler bis zur 10. Klasse. Qeqertarsuaq verfügt zudem über eine Niederlassung der grönländischen Berufsschulen (Piareersarfik). Es gibt eine Kinderkrippe mit Kindergarten und ein Altenheim. Für die medizinische Versorgung verfügt Qeqertarsuaq über ein Krankenhaus und eine Zahnarztpraxis. In der Stadt befinden sich zudem ein Kommunalbüro, ein Postgebäude, eine Sporthalle und ein Fußballplatz und neben verschiedenen Läden und Kiosken eine Pilersuisoq-Filiale, die die Bewohner mit Waren versorgt. Weiterhin befinden sich hier das Qeqertarsuaq-Museum in der Wohnung des früheren Inspektors und ein Versammlungsgebäude. Für Touristen stehen das Hotel Disko und zahlreiche Hostels und ein Campingplatz zur Übernachtung zur Verfügung. Die Kirche (wegen ihrer auffälligen Bauform genannt Herrgotts Tintenfass), der Glockenturm und die Leichenhalle in der Stadt stehen unter Denkmalschutz. Etwa zwei Dutzend weitere Gebäude sind als erhaltenswürdig eingestuft. In Qeqertarsuaq befindet sich zudem die von Morten Pedersen Porsild 1906 gegründete Arktisk Station und ein geophysisches sowie ein astronomisches Observatorium.[2][6]
Söhne und Töchter
- Just Andersen (1884–1943), dänischer Bildhauer und Silberschmied
- Johan Lange (1886–?), Handelsverwalter und Landesrat
- Ingmar Egede (1930–2003), Psychologe, Menschenrechtler, Lehrer und Rektor
- Lars-Pele Berthelsen (* 1949), Pastor, Lehrer, Kommunalpolitiker, Richter und Schriftsteller
- Lars Karl Jensen (* 1949), Politiker (Siumut), Seemann und Lehrer
- Jens Kristian Friis Salling (* 1949), Unternehmer
- Per Berthelsen (* 1950), Politiker (Siumut) und Rockmusiker
- Rasmus Lerdorf (* 1968), dänischer Programmierer, Erstautor der Programmiersprache PHP
- Randi Broberg (* 1978), Politikerin (Partii Inuit), Sängerin und Filmproduzentin
- Anda Uldum (* 1979), Politiker (Demokraatit) und Musiker
Bevölkerungsentwicklung
Die Einwohnerzahl von Qeqertarsuaq stieg von 1980 bis Mitte der 1990er Jahre an und geht seitdem wieder zurück. Mit etwa 850 Einwohnern ist Qeqertarsuaq heutzutage nach Kangaatsiaq die zweitkleinste Stadt der Westgrönlands.[7]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Karte mit allen offiziellen Ortsnamen bestätigt vom Oqaasileriffik, bereitgestellt von Asiaq
- ↑ a b c d Qeqertarsuaq bei qaasuitsup-kp.cowi.webhouse.dk
- ↑ a b Qeqertarsuaq Kommune in Den Store Danske
- ↑ a b c d e A. Bertelsen, O. B. Bøggild, H. Bryder, R. Hammer, J. Krogh, H. Ostermann, Morten P. Porsild, K. Rasmussen, K. Stephensen: Grønland i tohundredeaaret for Hans Egedes landig. In: G. C. Amdrup, Louis Bobé, Ad. S. Jensen, H. P. Steensby (Hrsg.): Meddelelser om Grønland. Band 60. C. A. Reitzel Boghandel, Kopenhagen 1921, S. 308 ff. ([1]).
- ↑ Flasche leer in Grönland bei beobachter.ch
- ↑ Qeqertarsuaq bei groenlandkreuzfahrt.de
- ↑ Einwohnerzahl Qeqertarsuaq 1977–2018 bei bank.stat.gl