Diskussion:Sozialdarwinismus
Kampf ums Dasein
Hallo, ich halte es doch für schwierig, komplett darauf zu verzichten, dass Darwin (offenbar vor Spencer) permanent vom "Kampf ums Dasein" spricht, auch, dass Fauna und Flora zielgerichtet handeln. So formuliert er jedenfalls, wenn auch ausdrücklich irgendwo ein Hinweis auf Umgangssprache steht, und inhaltlich eher von Anpassung gehandelt wird.
Es sollte doch ein Verständnis fürs Historische mit geliefert werden, wenn im 19. JH bei den Entwicklungen großer Theorien, wie auch bei Marx/ Engels, Evolution leicht als Wahrheit oder Richtig verstehbar ist. Darwin gilt eben allgemein als Erfinder des "Survival of the Fittest". Warum soll das so bleiben? Zumal Darwin offenbar mit Spencer kein nennenswertes Problem hatte.
Teleologie wird ja bis heute in biologischen Standardwerken allgemein formuliert (Jörn Henrich, Teleologie in aktuellen Lehrbüchern der Botanik, in Althoff/ Herzhoff/ Wöhrle, Antike Naturwissenschaft und ihre Rezeption, Trier, ISBN 3-88476-522-1)
mit bestem Gruß
lars 08:17, 27. Jul 2004 (CEST)
- Hallo lars, der Begriff "survival of the fittest" stammt von Spencer, nicht von Darwin. Darwin selbst hat sich über die Anwendbarkeit seiner Theorien auf die menschliche Gesellschaft immer sehr zurückhaltend geäußert. Er hatte zwar mit Spencer "kein Problem", das lag aber mehr an seinem menschenfreundlichen Naturell, das mit den meisten Menschen "kein Problem" hatte. Spencer und andere haben in ihren Arbeiten eine vordarwinistische, teleologisch geprägte Evolutionstheorie aufgegriffen, die letztlich auf die mittelalterliche "chain of being" zurückgeht, weswegen die ersten Jahrzehnte des "Darwinismus" ironischerweise davon geprägt waren, dass sie den Kern von Darwins Theorie, natürliche Selektion, praktisch nicht aufgegriffen haben. Darwin selbst war kein streitbarer Mensch und hat weder jemals seine Theorie öffentlich verteidigt (das hat er Leuten wie Huxley oder Hooker überlassen), noch sich über all das beschwert, was manchmal als Darwinismus ausgegeben wurde. Das macht ihn aber nicht zum Urheber sozialdarwinistischen Gedankenguts. --mmr 18:23, 27. Jul 2004 (CEST)
- Hi, ich finde das weitgehend ok, was Du sagst. Aber D. hat schon verteidigt und ist, das wäre vielleicht die bessere Formulierung, zumindest "ausbeutbar", wie ich auf meiner Diskussionseite begründet habe - ich will Deinem Artikel aber nichts aufdrängen. besten Gruß
lars 21:53, 27. Jul 2004 (CEST)
älteres
"und die Verhaltensforschung hat gezeigt, dass der Begriff "survival of the fittest" als irreführend zu gelten hat, da nicht Überleben, sondern die Zeugung möglichst vieler überlebens- und fortpflanzungsfähiger Nachkommen Grundlage biologischen Erfolges ist."
Der oben zitierte Satz ist m.E. unlogisch, da es offensichtlich ist, dass Lebewesen, die lange überleben, auch mehr Zeit haben, sich (öfter) fortzupflanzen. Dass es einen Selektionsprozess gegeben haben muss, der Lebewesen immer besser an ihre Umwelt und an ihre Feinde angepasst hat, wird ja wohl niemand bestreiten. Obiger Argumentation nach, müssten alle Lebewesen zu reinen Gebärmaschinen mutiert sein. Blubbalutsch 00:47, 7. Nov 2003 (CET)
Der Satz kann vielleicht besser formuliert werden, ist aber inhaltlich soweit ich sehe korrekt. Überleben ist nur insofern von Bedeutung als es die Zeugung selbst fortpflanzungsfähiger Nachkommen unterstützt. Sonst müssten Schildkröten mit ihren über hundert Lebensjahren zu den evolutionären Weltmeistern gehören. Wegen der hohen Verlustrate bei dem Überleben der Nachkommen gehören sie aber vielfach auf die Rote Liste. Andererseits sind kurzlebige Insektenarten ausserordentlich erfolgreich. Der Sargnagel für die reine Überlebensthese sind so interessante Fälle wie die australische Rotrückenspinne: Da wirft sich das Männchen nach der Paarung dem Weibchen zum Fraße vor. Das ist im buchstäblichen Sinne das genaue Gegenteil von "Survival". Evolutionär macht's trotzdem Sinn, da das Weibchen durch die Extra-Nahrung mehr Energie in die Eierproduktion stecken kann und das Männchen nachprüfbar auf diese Weise doppelt so viele Eier befruchtet.
Die Vorstellung von den Gebärmaschinen wird dadurch widerlegt, dass nicht die reine Zahl der Nachkommen, sondern die Zahl der selbst überlebens- und fortplanzungsfähigen Nachkommen relevant ist. Für manche Organismen kann es da sinnvoll sein, so viele Nachkommen wie möglich zu produzieren (von denen dann nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz überlebt), für andere ist es wiederum günstiger, nur zwei oder drei Nachkommen zu zeugen, aber die dafür bis zur Geschlechtsreife zu behüten und aufzuziehen. --mmr 01:22, 7. Nov 2003 (CET)
So, habe das ganze noch etwas überarbeitet; Kritik aber bitte immer in den entsprechenden Abschnitt: Erst mal sagen, was Sozialdarwinismus ist - dann klarstellen, warum er diskreditiert ist. --mmr 19:09, 19. Feb 2004 (CET)
"Ihre Grundthesen existierten bereits vor Darwin, erhielten aber durch ein Missverständnis seiner Arbeiten eine scheinbare wissenschaftliche Legitimation."
Das beinhaltet einen (gewissen) Widerspruch in sich selbst.
Ich selber halte das für einen grammatikalischen Fehler oder eine etwas unpräzise Ausdruckweise, möchte das aufgrund mangelnden Fachwissens aber nicht selber korrigieren.
An denjenigen der das berichtigen oder klarer formulieren wird: "Feel free" um diesen Betrag zu löschen.
Ansosten halte ich den Artikel für gut.
MfG, Haki