Kloster Ihlow
Kloster Ihlow: Etwa acht Kilometer südlich von Aurich im Ihlower Forst in Ostfriesland befinden sich die Reste des Klosters "Schola Dei" der Zisterzienser.
1216 teilte der Abt des Klosters Klaarkamp dem Generalkapitel in Citeaux den Antrag auf Einverleibung der Benediktinergründung Kloster Meerhusen mit. Mit der Prüfung wurden die Äbte der Klöster Aduard und Heisterbach beauftragt. 1217 erging die Auflage, ein neues Kloster zu bauen. Das wurde offenbar für notwendig erachtet, weil die Männer des bei Aurich gelegenen Doppelklosters Meerhusen nach den Regeln von den Frauen getrennt werden mussten. Nachdem 1218 Standort und Baufragen geklärt waren, wurde 1219 dem Ersuchen des Benediktinerabtes zu Meerhusen zur Aufnahme in den Zisterzienserorden stattgegeben.
Mit der Bestätigung durch den Erzbischof von Bremen war dann 1228 die Neugründung in Ihlow formell abgeschlossen. Im Auftrage des Generalkapitels nahmen 1230 die Äbte von Aduard und Klaarkamp die Einführung des Abtes vor. Das Zisterzienserkloster Ihlow war in der Filiation des Zisterzienserordens die Tochter Aduards, bei Groningen gelegen, und die Enkelin Klaarkamps, in Westfriesland gelegen.
Die relativ rasche Klostergründung in Ihlow basierte möglicherweise auf Landbesitz des Klosters Klaarkamp, der in den Gründungsprozess mit eingebracht werden konnte. Damit sind Sagen und Legenden verknüpft, die Ort und Zeitpunkt eines früheren Gründungsversuches im 12. Jahrhundert betreffen, aber noch nicht hinreichend geklärt werden konnten.
Die Fundamente belegen für das Kloster Ihlow einen dreischiffigen Ziegelsteinbau, der aus einem Langhaus und einem Querhaus bestand. Insgesamt war die Kirche im Fundament etwa 68 m lang, im Querhaus 35 m und im Langhaus 24 m breit. Das Mittelschiff war im Osten mit einer polygonalen Apsis mit 7/12tel Chorschluss versehen. Im Langhaus befand sich eine Unterbrechung des Stützenwechsels, wo auch die Außenwände vierungsartig zurücksprangen und das Langhaus an dieser Stelle auf 27 m verbreiterten. Zwischen der vierungsartigen Verbreiterung des Langhauses und dem Querhaus wird ein Lettner vermutet, der den für die Mönche vorbehaltenen Ostteil der Kirche von der Laienkirche im Langhaus trennte. Dieser gewaltige Ziegelbau der Klosterkirche war eine der größten Kirchen Ostfrieslands des 13. Jahrhunderts.
Die bedeutende Stellung des Klosters Ihlow im Mittelalter kommt vor allem daran zum Ausdruck, dass seine Äbte wiederholt bei wichtigen Landes- und Friedensverträgen mitwirkten. Ein Exemplar des berühmten Brokmerbriefes, der die Grundlage für die Rechtsprechung im Brokmer- und Auricher Land darstellte, wurde in Ihlow hinterlegt, um in Zweifelsfällen zum Vergleich herangezogen zu werden. Das Kloster bekam damit die Rolle einer letzten Instanz. Während der Häuptlingsherrschaft waren die tom Brok Schutzherren von Ihlow.
Nach rund dreihundertjährigem Wirken im wirtschaftlichen und politischen Leben Ostfrieslands fiel das Kloster Ihlow 1529 der Reformation zum Opfer, der Landesherr aus der Cirksena-Familie eignete sich den Besitz an und ließ die Kirche abbrechen.
In der Lamberti-Kirche in Aurich befindet sich ein spätgotischer Schnitzaltar, der im Verlauf der Reformation aus dem Kloster Ihlow nach Aurich kam.
Östlich des heutigen Forsthauses ist der Grundriss der mittelalterlichen Klosterkirche mit Ziegelsteinen rekonstruiert worden. Südlich davon wurde ein neuer Klostergarten angelegt.