Penis der Säugetiere
Der Penis (indogerman. Wortstamm, vgl. altgr. πέος) ist neben dem Hodensack eines der äußeren männlichen Geschlechtsorgane. Weitere Bezeichnungen dafür sind: das (männliche) Glied oder – für den erigierten Zustand – der Phallus. Medizinisch heißt der Penis auch Membrum virile (= männliches Teil). Der Penis ist das männliche Begattungsorgan und dient außerdem noch der Ausscheidung des Harns.
Der Penis und die weibliche Klitoris (Kitzler) gehen entwicklungsgeschichtlich gesehen auf dieselben Anlagen zurück.
Der Penis beim Menschen
Anatomie
Der Ursprungsbereich wird als Peniswurzel (Radix penis) bezeichnet. Sie ist am Becken über Muskeln und Bänder befestigt. Der sich anschließende Penisschaft (Corpus penis) geht am vorderen Ende in die Eichel (Glans penis, 5) über. An der Eichel finden sich oft sogenannte Hornzipfel, die keine Erkrankung darstellen.
Die Eichel ist von der Vorhaut (Praeputium penis, 6) umgeben. Diese besitzt eine Hautfalte zur Unterseite des Penis, das Vorhautbändchen (Frenulum preputii).
Die Eichel und das innere Blatt der Vorhaut sondern Zellen und Talg ab, welche bei mangelhafter Hygiene mit Resten von Urin das Smegma bilden.
Der Penis enthält drei Schwellkörper. Die zwei Schwellkörper an der Oberseite werden als Penisschwellkörper (Corpora cavernosa penis, 4) bezeichnet. Sie verwachsen median miteinander und sind nur durch ein Septum penis voneinander getrennt. Ein weiterer Schwellkörper, der Harnröhrenschwellkörper (Corpus spongiosum penis), verläuft an der Unterseite. Im Harnröhrenschwellkörper verläuft der Penisteil der Harnröhre. Bei sexueller Erregung füllen sich die Schwellkörper mit Blut, wodurch der Penis größer und hart wird, es kommt zur Erektion (= Aufrichtung, Versteifung). Für die Versteifung ist vor allem der Penisschwellkörper verantwortlich.
Die Muskeln des Penis sind der Musculus bulbospongiosus, der Musculus ischiocavernosus und der Musculus retractor penis.
Die Blutversorgung erfolgt über die Arteria und Vena penis, bzw. durch 3 Äste (Arteria dorsalis penis, Arteria profunda penis, Arteria bulbi penis).
Die sensible Innervation der Eichel erfolgt über den Nervus dorsalis penis, der auch als "Wolllustnerv" bezeichnet wird. Die Penishaut und die Vorhaut werden über den Ramus genitalis des Nervus genitofemoralis innerviert. Die Schwellkörper und Blutgefäße werden über das vegetative Nervensystem gesteuert. Deren parasympathische Anteile entstammen aus dem Kreuzabschnitt des Rückenmarks und verlaufen über das Beckengeflecht (Plexus pelvinus). Sie lösen die Erektion aus und werden deshalb auch als Nervi erigentes bezeichnet.
Größe und Art
Der durchschnittliche Penis ist zwischen 7 und 10 cm im erschlafften und 11 bis 17 cm im erigierten Zustand lang. Im Februar 2001 führten die pro familia NRW und die Universitätsklinik Essen eine Untersuchung an den Penissen von 111 jungen Männern im Alter zwischen 18 und 19 Jahren und, im Frühsommer, mit einer Kontrollgruppe von 32 älteren Männern (40 bis 68 Jahre) durch. Das Ziel der ersten Studie war die Erhebung objektiver Daten (Fremdmessung durch einen Arzt und eine Ärztin) zur Penisgröße. Nach dieser Untersuchung hat der erigierte Penis im Mittel eine Länge von knapp 15 cm, einen Durchmesser von 4 cm sowie einen Umfang von 12 cm.
Im schlaffen Zustand variiert die Größe zusätzlich abhängig von Temperatur oder psychischem Empfinden.
Bei der korrekten Messung wird ein Messband an der Bauchseite (Oberseite des Penis) angesetzt und bis zur Eichelspitze gemessen.
Penisse, die im erschlafften Zustand bereits relativ groß sind und bei Erektion nur verhältnismäßig wenig wachsen, nennt man Fleischpenis. Im Gegensatz dazu steht der Blutpenis, welcher schlaff relativ klein ist und sich durch Erektion stark ausdehnt.
Erkrankungen
Die Unfähigkeit zur Erektion wird heute als erektile Dysfunktion (allgemein Impotenz) bezeichnet. Diese ist aber nicht mit Orgasmusunfähigkeit gleichzusetzen. Alle nicht-penetrierenden sexuellen Betätigungen mit dem Penis sind ohne (ausreichende) Erektion zumeist möglich. Häufiges Radfahren kann durch Druck des Sattels auf die Peniswurzel und ihre empfindlichen Nerven zu erektilen Dysfunktionen führen. Dies kann durch geeignete Sattelformen und eine sportliche Fahrweise verhindert werden.
Ein Priapismus (krankhafte Dauererektion) kann, wenn er mehr als zwei Stunden dauert, zu einem dauerhaften Verlust der Fähigkeit zur Erektion führen. Verursacht werden kann dies unter anderem durch Medikamente wie Viagra, Drogen wie Kokain, aber auch durch Gerinnungsstörungen (Malignome).
Eine Ruptur der Schwellkörper wird als Penisfraktur bezeichnet. Die dadurch ausgelöste starke Blutung bedarf der sofortigen medizinischen Behandlung.
Wenn der Penis im erigierten Zustand eine sehr starke Krümmung aufweist, spricht man von einer Penisdeviation. Sie kann z.B. durch Bindegewebswucherungen im Schwellkörper (Induratio penis plastica) entstehen. Solche starken Verkrümmungen, die den Sex unmöglich machen können, werden heute mit Hilfe von Operationen begradigt.
Entzündungen der Eichel bezeichnet man als Balanitis.
Bei einer Verengung der Vorhaut kann diese nicht über die Eichel zurückgeschoben werden, es liegt eine Phimose vor. In den ersten Lebensmonaten ist die Verwachsung der Vorhaut mit der Eichel normal. Als Frenulum Breve bezeichnet man eine Verkürzung des Vorhautbändchens.
Modifikationen
Die Modifikation des eigenen und fremden Penis wurde und wird in zahlreichen Kulturen der Welt praktiziert. Die entsprechenden Motive sind meistens sexuelle Fantasien, religiöse Vorstellungen, Strafen, Unterdrückung der Männlichkeit, Steigerung der sexuellen Leistung und Individualität.
- Beschneidung: Die Beschneidung ist eine der ältesten und verbreitetsten Praktiken. Dabei wird die Vorhaut des Penis entfernt, sodass die Glans penis freiliegt.
- Entfernung der Eichel: Meist eine Strafe für z.B. Vergewaltigung, um die Erfahrung der sexuellen Lust schwierig zu machen.
- Spaltung der Harnröhre: Wird überwiegend bei den australischen Aborigenes praktiziert, um eine Vulva zu imitieren. Auch um in die Harnröhre Gegenstände einführen zu können (Masturbation).
- Piercing: Hier wird die Individualität betont.
- Verlängerung: Da die Penisschwellkörper tief im Beckenboden verankert sind, können sie chirurgisch mehrere Zentimeter weit herausgeschoben werden, wodurch der Penis länger wird, allerdings nicht ohne Risiko.
- Implantate: In Indien werden männlichen Prostituierten bereits in der Pubertät Metallstäbe quer durch den Penisschaft getrieben, Ringe in die Penishaut eingenäht und Perlen in die Eichelfurche implantiert, um das Lustempfinden beim weiblichen Geschlecht zu erhöhen.
Siehe auch
Intimpflege, Sexualhygiene, Sexualität, Sexualpraktik, Sexuelle Begriffe in der Umgangssprache
Übrige Säugetiere

Den größten Penis im Tierreich hat mit über zwei Metern Länge der Blauwal. In der Tierwelt fallen Penisse sehr unterschiedlich aus. Prinzipiell unterscheidet man zwei Bautypen:
- kavernöser Penistyp
- fibroelastischer Penistyp
Beim kavernösen Penistyp (wie beim Menschen) ist reichlich Schwellkörpergewebe vorhanden (z.B. Pferde).
Beim fibroelastischen Penis (z. B. Paarhufer) sind die Schwellkörper nur gering entwickelt und mit reichlich Bindegewebe durchsetzt. Bei diesem Typ ist der Penis im Ruhezustand s-förmig gebogen (Flexura sigmoidea) und bei der Erektion wird er durch den Bluteinstrom gestreckt. Dadurch verlängert sich der Penis, wird aber kaum dicker.

Bei manchen Säugetieren (Primaten (außer Mensch), Raubtiere, Insektenfresser, Fledertiere) findet sich im Glied ein Penisknochen (Os penis oder Baculum) oder eine Knorpelröhre. Es handelt sich dabei um eine Verknöcherung des Penisschwellkörpers (Corpus cavernosum penis), der Eichelschwellkörper ist dagegen gut entwickelt. Es handelt sich damit um einen Intermediärtyp, der Merkmale beider Grundformen aufweist.
Bei Katzen trägt die Eichel stark verhornte Papillen („Penisstacheln“). Sie sind länger und härter als die gelegentlich auch beim Menschen auftretenden Hornzipfel. Die Penisstacheln üben bei Katzen einen starken Reiz bei der Begattung aus, der auch für die provozierte (durch den Geschlechtsakt ausgelöste) Ovulation verantwortlich ist.
Weblinks
- Die Anatomie des Mannes
- Penis-Rekonstruktion nach bspw. Unfall
- Penislängen – Ergebnis der Studie von Pro Familia
- Das isländische Penismuseum