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Liste der abgegangenen Heilbronner Gebäude und Denkmäler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Friedrich

Diese Seite stellt verlorenen Baudenkmäler in Heilbronn vor, die von besonderem geschichtlichen oder architektonischem Interesse waren und als Baudenkmal verloren gegangen sind.

Vorbemerkung

Heilbronn 1643 zum Bollwerk ausgebaut

Die Stadt Heilbronn hat eine reiche Tradition als Patrizier- und Reichsstadt seit dem 13. Jahrhundert. In der historischen Altstadt bestanden hunderte von Bauten aus allen Epochen der wechselvollen Geschichte. Bis auf sehr wenige Ausnahmen befanden sich die ältesten Gebäude naturgemäß in der Altstadt, die sich längs des Neckars zwischen Bollwerkturm und Götzenturm und in östliche Richtung bis zur Allee erstreckte, und die seit spätestens 1225 von einer Stadtmauer umgeben war.

Bedeutende Bauvorhaben in der Reichsstadt (ab 1371) gingen insbesondere vom Rat aus, der der städtischen Wirtschaft entsprechend plante und baute. Auf dem Hefenweiler (auf dem sich heute das Insel-Hotel befindet) entstanden erste Industrie-Ansiedlungen außerhalb der Stadtmauern. Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges 1618-1648, des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1688 sowie eines Großbrandes 1734 trugen zur Veränderung des Stadtbildes bei. Die Heilbronner Allee entstand, als der östliche Stadtgraben zur Erweiterung der Stadt zugeschüttet wurde. Während einer ersten Blüte des Bürgertums im 18. Jahrhundert entstanden prächtige Rokoko-Bauten.

Neuzeitlicher Städtebau setzte in Heilbronn um 1830 ein, als die ersten umfassenden Städtebauplanungen vom Stadtbaumeister Louis de Millas erstellt und verwirklicht wurden, als deren Resultat u.a. die Bahnhofsvorstadt und die südöstlich gelegenen Villenviertel entstanden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden beeindruckende Bauwerke in der Stadt erreichtet, in denen sich der inzwischen erfolgte wirtschaftliche Aufschwung ausdrückte, z.B. das schlossartige Postamt am Neckar, aber auch mehrere größere Kasernenkomplexe. Die Prachtbauten um 1900 sowie mittelalterliche Patrizierhäuser, Verwaltungs- und Sakralbauten waren üblicherweise aus dem rings um Heilbronn gewonnenen Sandstein errichtet, Wohnhäuser waren dagegen überwiegend in Fachwerkbauweise ausgeführt. Ab etwa 1850 kam es in Mode, Fachwerkhäuser zu verputzen und so das Fachwerk zu verbergen. Später ging man wieder dazu über, mit Sichtfachwerk zu bauen bzw. bei Renovierungen nachträglich verputztes Fachwerk freizulegen.

Beim Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944 gingen viele der Baudenkmäler verloren, das "Gesicht" der Stadt änderte sich vollständig. Nur fünf Gebäude in der Innenstadt haben den Luftangriff überdauert, wenige weitere Baudenkmäler wie Rathaus und Kilianskirche wurden rekonstruiert. Die überwiegende Mehrzahl der Gebäude jedoch ist verloren und kann nur noch anhand von Quellenmaterial in seiner Bedeutung dargestellt werden.

Historische öffentliche Gebäude

Kraichgauarchiv

Seit 1619 war der Ritterkanton Kraichgau in Heilbronn belegt, dem jedoch der Rat Eigentum in Heilbronn verwehrt hatte. Nichtbürger konnten nicht Eigentümer in Heilbronn sein, daher erbaute die Stadt Heilbronn selbst 1784 das prächtige Kraichgauarchiv im Rokokostil am Hafenmarkt, um es dem Kanton zu vermieten, der es als Archiv und Verwaltungsgebäude nutzte. Von 1813 bis 1854 war hier die Poststation, später das Kanzleigebäude der Stadt Heilbronn. Am 4. Dezember 1944 wurde das Gebäude zerstört, die Ruinen wurden 1948 beseitigt.

Königliches Hallamt

erbaut um 1825 am Westufer des Wilhelmskanals. Zoll- und Lagergebäude für den Schiffsgüterumschlag.[1]

Altes Hauptpostamt (am Neckar)

Am 15. Oktober 1875 wurde das "alte Hauptpostamt" in der "Unteren Neckarstraße" am Neckar bei der Neckarbrücke, eröffnet. Das Gebäude war ein 3 stöckiger, schlossartiger Backsteinbau mit zwei Ecktürmen, der von Schurr und Bonhöffer entworfen und gebaut worden ist. Die beiden Ecktürmchen flankierten rechts und links das Gebäude und bildeten eine einheitliche Fassade zum Neckar hin. Die beiden Ecktürmchen mit achteckigen Kuppelaufsatz, erhielten 1901 durch einen dritten Turm in der Mitte der Fassade Gesellschaft. Dieser Turm war ein Telephonträger im Stil des Eklektizismus dem Gebäude aufgesetzt, was damit zum Kiliansturm in Dialog trat. Das Gebäude wurde am 4.12.1944 zerstört. 1893 wurde die "Friedenspost" die Zweigpoststelle I eröffnet, das sich an der Ecke der Titot- und Friedensstraße (heute: Gymnasiumstraße) befand. Es war das zweite Gebäude (neben der Friedenskirche), das seinen Namen durch die Friedensstraße erhalten hatte. Es war ein 3 geschossiger hoher Bau im klasssizistischen Stil, das dem spitzen Winkel auf dem das Gebäude stand ganz besonders durch eine Ecklösung mit Erkern, Balkonen und Balustraden entsprochen hatte. Das Gebäude wurde nach dem Krieg im Heimatstil, mit einheimischen Sandstein und handwerklichen Geschick restauriert, für Anwalts- und Arztpraxen verwendet und in den 70er Jahren abgerissen.

Stadtbad

  • Der Bau des Stadtbads am Wollhausplatz wurde unter Max Rosengart und zwei anderer Kollegen während des Amtsenthebungsverfahren gegen OB Paul Hegelmaier beschlossen. Baubeginn war 1891. Die Einweihung des Stadtbades fand am 22. Oktober 1892 statt. Die Baukosten beliefen sich damals auf 280 000 Mark. Entworfen wurde das Gebäude im wilhelminischen Barock von dem Architekten Peters aus Berlin..[2]
  • 1900/01 wurde an das Bad angebaut und es bekam ein Schwimmbecken für die weibl. Gäste.Weiterhin waren dort Dampfbäder, Schwitzräume und Badewannen vorhanden [3] Am 6. September 1934 wird ein Zutrittsverbot für jüd. Bürger im Stadtbad verlangt, weil sich diese zu einer Synagoge-Nebenstelle formiert haben.[4].
  • Am 04.12.44 wurde das Gebäude zerstört.
  • Am 21. Dezember 1950 erfolgte die Rekonstruktion des Gebäudes im Heimatstil, das sich dem vorgegebenen Stil unterwarf. Das Eingangsportal wurde dabei seines pompösen Tympanons entledigt und durch schlichte quadratische Sandsteinsäulen ersetzt. Insgesamt wirkte das Gebäude nach dem Krieg wie ein Thermalbad des antiken Roms.
  • Verlorengegangen ist das Gebäude am 19. Februar 1972.

Militärische Einrichtungen

Moltkekaserne

Erbaut in der Bismarckstraße ab 1880, belegt ab 1883 mit Teilen des 4. Württembergischen Infanterieregiments 122. An dieses Regiment erinnern heute noch Ehrenmäler im Friedenspark. Die Garnison wurde 1921 aufgelöst. Nutzung durch die Wehrmacht und Umbenennung in Moltkekaserne im Jahr 1934. Das Gebäude hat den Luftangriff beschädigt überdauert und wurde 1948 in Frankenhof umbenannt. Abriss im Jahr 1956.

Ludendorffkaserne

Das Gelände der ehemaligen Wharton-Barracks nach deren Abriss, Juni 2004

Erbaut 1935 in der Ludendorffstraße (heute: Einsteinstraße) durch die Wehrmacht. Nach 1945 Lager für Flüchtlinge. 1948 Umbenennung in Badener Hof-Kaserne. Von 1952 bis 1992 belegten amerikanische Truppen die Anlage. Nach deren Abzug erfolgte 1994 der Abriss und die Neubebauung als Wohngebiet.

Schlieffenkaserne

Wie die Ludendorffkaserne 1935 von der Wehrmacht in der Schlieffenstraße (heute: John-F.-Kennedy-Straße) erbaut, nach dem Krieg als Übergangslager genutzt, 1948 Umbenennung in Hessenhof, 1952 bis 1992 Belegung durch amerikanische Truppen, Umbenennung in Wharton Barracks. 1992 Teilabriss der Gebäude, seit 1999 Neubebauung als Businesspark Schwabenhof.

Priesterwaldkaserne

1936 von der Wehrmacht als vierte und letzte Kaserne in Heilbronn in der Nachbarschaft der Schlieffenkaserne in der Tiroler Straße (heute: Charlottenstraße) errichtet, nach dem Krieg Übergangslager, 1948 Umbenennung in Schwabenhof, 1952 bis 1992 Teil der Wharton Barracks, nach 1992 Asylbewerberheim, anschließend Abriss. Seit 1999 Neubebauung als Businesspark Schwabenhof. Mit dem Abriss bzw. der Umnutzung der früheren Heilbronner Kasernen in den 1990er Jahren vollzog sich der Wandel Heilbronns zur entmilitarisierten Stadt.

Jägerhaus-Krankenhaus

Erbaut als Wehrmachts-Lazarett 1938-40 in der Jägerhausstraße. Nach dem Krieg städtisches Krankenhaus. Nach 1989 Umzug des Krankenhausbetriebs in den Neubau am Gesundbrunnen, anschließend Abriss. Heute ist das Gelände mit einer Wohnsiedlung überbaut.

Sakralgebäude

Franziskanerkloster

Franziskanerkloster mit Kirche St. Marien und Franziskus an der Sülmerstraße/Lohtorstraße

  • 1272 Erwähnung der Franzikaner
  • 1290 Erstes Begräbnis in der Hafenmarktkirche
  • 1309 Hafenmarktkirche wird als fürstl. Versammlungshaus benutzt
  • 1314 Einweihung der Kirche zu den Heiligen Maria und Franziskus
  • 1566 Marienkirche als evang. Kirche
  • 1575 Kreuzgang und Klostergebäude dienen der Ratsbibliothek
  • 1688 Zerstörung der Klosterkirche durch die franz. Armee.
  • 1698-1727 Errichtung des Hafenmarktturms.
  • 1925 Abbruch des Kreuzgangs des Klosters.
  • 1944 Zerstörung des Klostergebäudes.

Zisterzienser-Reichsabtei Kaisheim

Das Gebäude des Kaisheimer Palais der Reichsabtei Kaisheim unter dem Orden der Zisterzienser war Bestandteil des Klosterhof Kaisheim und stand an der Schulgasse 3-5. Das Wappen der Reichsabtei Kaisheim der Zisterzienser ist als einziges von dem Klosterhof übriggeblieben und befindet sich in der Sülmerstraße 24. Es stellt einen doppelköpfigen Adler mit den Herrschaftsinsignien einer Reichsabtei dar. Der Adler hält ein Schwert, Zepter und Reichsapfel in den Krallen rechts. Weiter trägt er auf dem Adlerkopf eine Krone. In den anderen Krallen links, ist ein Insul und ein Stab zu sehen, die Zeichen einer Abtei. Das Wappen wird oben seitlich flankiert von den Initialen "R.A." links und "Z.K." rechts (Rogerius Abt zu Kaisheim II)[5]


  • 1452 Das Kloster Kaisheim erwirbt das o.g. Grundstück
  • 1524 1. Zerstörung durch Rohrbach im Bauernkrieg
  • 1688 2. Zerstörung durch die franz. Armee
  • 1733 Wiederaufbau
  • 1803 Säkularisierung


Klarakloster

Das Klarakloster befand sich einst an der Klarastraße

  • 1289 Gründung des Klosters in Flein
  • 1301/02 Verlegung des Klosters nach Heilbronn
  • 1315 Ergänzung der Klostergebäude
  • 1380 Weihe der Kirche St. Marien des Klaraklosters.
  • 1803 Säkularisierung
  • 1889 Abbruch des Klosters

Geschäfts- und Wohnhäuser

Knorr-Verwaltungsbau

(siehe hierzu auch Artikel über Knorr (Lebensmittelhersteller)) Schlossartiges Gründerzeit-Gebäude mit quadratischem, bezinnten Eckturm und zweitem, runden Turm mit Spitzdach.

Rauch'sches Palais

  • 1804-07 Bau des Palais nach Plänen von Nikolas Alexandre de Salins de Montfort und Johann Jakob Atzel für die Gebrüder von Rauch mit einer Inneneinrichtung von Gottlob Georg Barth.
  • 1877 Im Stil der Neorenaissance von Reinhardt umgebaut.
  • 1944 zerstört.

Quellen

  1. Jacobi: Heilbronn so wie es war, Droste 1987
  2. Helmut Schmolz Hubert Weckbach Heilbronn Die alte Stadt in Wort und BildKonrad-Verlag, Heilbronn, 1967 Nr. 42 "Stadtbad" Seite 30
  3. Schmolz, Helmut u. Hubert Weckbach: Heilbronn - Geschichte und Leben einer Stadt, Weißenhorn, Anton H. Konrad-Verlag, 2. Auflage 1973, Nr. 580 "Sprengung des alten Stadtbades am Wollhausplatz, 19. Februar 1972", Seite 169
  4. Jacobi, Uwe: Das war das 20. Jahrhundert in Heilbronn, Wartberg-Verlag, Heilbronn, 1.Auflage 2001 Seite 38
  5. Helmut Schmolz Hubert Weckbach Heilbronn Die alte Stadt in Wort und BildKonrad-Verlag, Heilbronn, 1967 Nr. 36 "Kaisheimer Hof" Seite 28

Siehe auch