Bromskirchen
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 6′ N, 8° 38′ O keine Zahl: Ungültiger Metadaten-Schlüssel 06635005
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Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Waldeck-Frankenberg | |
Höhe: | 414 m ü. NHN | |
Einwohner: | Ungültiger Metadaten−Schlüssel 06635005 (31. Dez. 2023)[1]
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Postleitzahl: | 59969 | |
Vorwahl: | 02984 | |
Kfz-Kennzeichen: | KB, FKB, WA | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 35 005 | |
Gemeindegliederung: | 5 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Unterm Stein 2 59969 Bromskirchen | |
Website: | www.bromskirchen.de | |
Bürgermeister: | Ottmar Vöpel | |
Lage der Gemeinde Bromskirchen im Landkreis Waldeck-Frankenberg | ||
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Bromskirchen ist eine Gemeinde im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Geografie

Bromskirchen liegt am Rand des Rothaargebirges im Südwesten des Landkreises Waldeck-Frankenberg, dicht an der Grenze zum nordrhein-westfälischen Hochsauerlandkreis.
Mehr als 70 % der Gemarkungsfläche besteht aus Wald.
Nachbargemeinden
Bromskirchen grenzt im Norden an die Stadt Hallenberg (Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen), im Osten an die Stadt Frankenberg, im Süden an die Gemeinde Allendorf und die Stadt Battenberg (alle drei im Landkreis Waldeck-Frankenberg), sowie im Westen an die Stadt Bad Berleburg (Kreis Siegen-Wittgenstein in Nordrhein-Westfalen).
Gemeindegliederung
- Bromskirchen
- Dachsloch
- Neuludwigsdorf
- Seibelsbach
- Somplar
Geschichte
Der Flecken Fromoldeskirchen mit verstümmelter Martins-Basilika, 1238 Vorort einer Battenberger Kleinzent, war ursprünglich wohl eine karolingische Höhenwegs-Siedlung von Königsleuten.[2] Im Jahre 1238 wurde die Gemeinde erstmals in einer Note des Erzbistums Mainz urkundlich erwähnt. Historisch dokumentierte Namensformen des Ortes waren: Fromolskirke (1238), Fromoldeskirchen (1291), Frumboldeskirchen (1359), Fromißkirchen (1394), Brommelskirchen (1473).[3] Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam das Dorf zu Hessen-Darmstadt und 1866 zu Preußen.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Bromskirchen:
„Bromskirchen (L. Bez. Battenberg) evangel. Pfarrdorf; liegt an der Preussischen Grenze, 2 1⁄2 St. von Battenberg auf einer Anhöhe. Der Ort hat 154 Häuser mit 943 Einw., unter welchen 3 Kath., 4 Mennoniten und 25 Juden sich befinden. Bromskirchen, welches in einer sehr rauhen Gegend liegt, hat eine sehr große Gemarkung; jährlich werden 3 Viehmärkte gehalten. – Das Dorf kam wahrscheinlich von den Herrn von Battenberg an das Mainzer Erzstift, das ihn 1464 mit andern Orten dem Landgrafen Heinrich III. verpfändete. Zum Kirchenaebiete von Bromskirchen das Fromelskirch oder Fromeldis-Kirchen hieß, gehörten nach einem Verzeichniß aus dem 15. Jahrhundert die Orte Ewerthusen, Ruperthusen, Eymannshusen, Lymphe, Belchershusen, die aber alle nicht mehr existiren.“[4]
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde Somplar am 1. Februar 1971 nach Bromskirchen eingemeindet.[5][6]
Über Jahrhunderte war der Ort von der Landwirtschaft auf kargen Böden und dem Wald geprägt.
Zug mit V2-Raketen in Bromskirchen
Im Jahr 1945 wurde Bromskirchen kurzfristig weltweit bekannt, als ein kompletter Zug mit V2-Raketen von Truppen der US-Armee erbeutet wurde. Dieser Zug wurde am 22. März von Driedorf (Westerwald) kommend als überlanger Militärzug über Herborn auf die Aar-Salzböde-Bahn geleitet. Er war über einen Kilometer lang und wurde von zwei Lokomotiven (Typ G 8) gezogen, eine weitere befand sich in der Mitte, eine vierte schob von hinten. Bei Bicken wurde er gegen acht Uhr und später bei Bischoffen von amerikanischen Jagdbombern angegriffen; eine Lok wurde beschädigt (Kesseldurchschuss), bei heftiger Gegenwehr durch die mitgeführten Vierlingsflaks. Der Zug wurde danach in Bischoffen geteilt und erreichte gegen Abend den 700 m langen Tunnel bei Hartenrod, wo er jedoch vorne heraus ragte. Zwei Tage später wurde er Richtung Marburg abgefahren. Nach einer Irrfahrt über Marburg, Wetter, Frankenberg und Allendorf erreichte der Raketenzug auf dem Weg nach Winterberg am 29. März den Bahnhof Bromskirchen. Dort stoppten ihn gegen neun Uhr amerikanische Panzer, als die Loks Wasser tanken wollten. Den Amerikanern fielen mit diesem V2-Eisenbahnbatteriezug der Gruppe Süd-Art.Rgt.(mot.)z.V.901, Abt.Ia[7][8] unter Planen getarnt, zehn komplette V2-Raketen einschließlich Treibstoff, Eisenbahnabschussrampen, gepanzerten Mannschafts- und Flakwaggons sowie die Bedienungsanleitungen in die Hände. Drei Tage später ließen sie den Zug nach Antwerpen bringen. Von dort wurde die Ladung nach Amerika verschifft und trug damit wesentlich zum Aufbau der amerikanischen Raketentechnik bei. Bis dahin war den Amerikanern die V2 nur aus ihren Bruchstücken nach dem Einschlag bekannt.[9] Dieser Schachzug wurde auch ausführlich in alliierten Wochenschauen thematisiert.[10]
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1961 | 1970 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | 1997 | 1998 | 1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2012 |
Einwohner | 1032 | 1135 | 1852 | 1868 | 1896 | 1895 | 1858 | 1879 | 1895 | 1920 | 1913 | 1952 | 1961 | 1958 | 1940 | 1916 | 1766 |
Politik
Gemeindevertretung

Die Kommunalwahl am 6. März 2016 lieferte folgendes Ergebnis,[11] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[12][13]
Sitzverteilung in der Gemeindevertretung 2016 Insgesamt 15 Sitze
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Parteien und Wählergemeinschaften | % 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
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BLB | Bürgerliste Bromskirchen | 62,4 | 9 | 53,1 | 8 | 49,2 | 7 | — | — | |
BLS | Bürgerliste Somplar | 23,1 | 4 | 24,0 | 4 | 27,6 | 4 | 18,0 | 3 | |
UBL | Unabhängige Bürgerliste | 14,4 | 2 | 22,8 | 3 | 23,2 | 4 | — | — | |
BWG | Bürgerliche Wählergemeinschaft | — | — | — | — | — | — | 43,0 | 6 | |
ABL | Alternative Bürgerliste | — | — | — | — | — | — | 23,6 | 4 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | — | — | — | — | — | — | 15,4 | 2 | |
Gesamt | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | ||
Wahlbeteiligung in % | 50,6 | 48,5 | 52,2 | 56,5 |
Bürgermeister
Nach der hessischen Kommunalverfassung ist der Bürgermeister Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Bromskirchen neben dem Bürgermeister fünf ehrenamtliche Beigeordnete angehören. Ehrenamtlicher Bürgermeister ist Ottmar Vöpel.[14]
Wappen
Das Wappen wurde am 13. Dezember 1982 durch das Hessische Ministerium des Innern verliehen.
Blasonierung: „Im von Schwarz und Silber gespaltenen Schild vorne ein goldenes Schwert, dessen Griff kreuzförmig gestaltet ist, hinten ein schräggestelltes, von einem goldenen Balken überdecktes schwarzes Gitter.“
Der gespaltene Schild zeigt in dessen vorderer Hälfte ein goldenes Schwert mit kreuzförmigem Griff als Hinweis auf den Patron der Pfarrkirche St. Martin und zugleich deutet es den Bestandteil "-kirchen" des Gemeindenamens an. Die hintere Schildhälfte ist dem Wappen der Herren von Winter entnommen, die vom 15. bis zum 18. Jahrhundert die waldeckische Vogtei über Bromskirchen innehatten. Die Grundfarben Schwarz und Weiß sind zugleich ein Hinweis auf die Zugehörigkeit der Gemeinde zur alten Grafschaft Battenberg.
Die Gestaltung des Wappens lag in den Händen des Bad Nauheimer Heraldikers Heinz Ritt.
Partnerschaften
Bromskirchen unterhält seit 1978 partnerschaftliche Beziehungen zur französischen Gemeinde Arrou.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Die Gesamtanlage des historischen Ortskerns um den leicht erhöhten Kirchplatz ist denkmalgeschützt.[15] Historische Bausubstanz ist wegen der Brände in den Jahren 1556, 1843 und 1850 kaum vorhanden.[15] Die Evangelische Kirche Bromskirchen wurde im dritten Viertel des zwölften Jahrhunderts errichtet und von 1574 bis 1585 zur evangelischen Predigtkirche umgebaut.[16] Das denkmalgeschützte[17] Rathaus Bromskirchen wurde in den Jahren 1619 bis 1621 erbaut. Es ist ein Fachwerkhaus mit ornamentalen Schnitzereien. Am Linspherbach liegt die denkmalgeschützte Oberlinspher Mühle.[18]
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Denkmalgeschützter Hof im Ortskern
Regelmäßige Veranstaltungen
Fester Bestandteil des Bromskircher Terminkalenders ist das Schützenfest. Es findet jährlich am ersten Augustwochenende statt. Die Seefete des Jugendclubs findet auch jedes Jahr am letzten Wochenende im Juli statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
Bromskirchen ist ein Wirtschaftsstandort und bietet mehr als 900 Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe. Größten Anteil daran hat die Firma Hoppe AG, führender Hersteller von Tür- und Fensterbeschlägen. Auch die Firma Ante-Holz ist dort von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
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Fa. Ante-Holz
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Solarpark
Verkehr
Der Bahnhof Bromskirchen lag an der Bahnstrecke Nuttlar–Frankenberg. Der Personenverkehr auf dem Abschnitt zwischen Winterberg (Westf) und Allendorf (Eder) wurde am 14. November 1966 eingestellt. Der Streckenteil ab Hallenberg ist seit dem 28. Mai 1967 stillgelegt und demontiert. Die Gleise wurden auch südlich von Winterberg im Mai 1992 abgebaut.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Gustav Adolf Brumhard (1805–1885), hessischer Richter und Politiker
- Johann Daniel Philipps (1846–1926), Musikinstrumentenbauer; Gründer der Frankfurter Orchestrion- & Piano-Instrumenten-Fabrik J. D. Philipps
- Wolfgang. F. Rothe (* 1967), Priester, Theologe, Kirchenrechtler und "Whisky-Vikar"
Ehrenbürger
- Friedrich Hoppe (1921–2008), Gründer der Hoppe AG
- Herbert Hoppe (1932–2012), Bruder von Friedrich Hoppe
- Wolf Hoppe (* 1952), Mitinhaber der Hoppe AG und Sohn von Friedrich Hoppe
Literatur
- Georg Dehio, Ernst Gall, Magnus Backes: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen. 2. Auflage Sonderausgabe Darmstadt 1982. S. 109–110.
- Georg Wilhelm Sante (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 4: Hessen (= Kröners Taschenausgabe. Band 274). 3., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1976, ISBN 3-520-27403-5, S. 63 (Nachdruck 1993).
Weblinks
- Website der Gemeinde Bromskirchen
- Bromskirchen, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Linkkatalog zum Thema Bromskirchen bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Hessen, 3. überarbeitete Aufl., S. 63
- ↑ Bromskirchen, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 17. April 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 20. Juni 2014.
- ↑ Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 36 (Google Buch).
- ↑ Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 34 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 389.
- ↑ Genaue Bezeichnung gem.: Schreiben der Gruppe Süd-Art.Rgt.(mot.)z.V.901 Abt.Ia vom 12.3.1945 an Heeres Art.Abt.(mot)705, 10.Batterie und Seite 80 des Kriegstagebuches vom 19. März 1945 der Gruppe Süd- Art.Rgt.(mot.) z.V.901.
- ↑ Karsten Porezag: Geheime Kommandosache, Geschichte der "V-Waffen" und geheimen Militäraktionen des Zweiten Weltkrieges an Lahn, Dill und im Westerwald, Dokumentation", 2. erweiterte und überarbeitete Auflage 1997. 7. Tausend: Juli 2003, Seiten 35–37 und 326–344, Verlag Wetzlardruck, Wetzlar 2003, ISBN 3-926617-20-9
- ↑ Horst W. Müller: „Ein geheimnisvoller Zug durchquerte 1945 das Hinterland“, Hinterländer Geschichtsblätter Nr. 1, März 2005, Seite 12
- ↑ Webseite mit einer Wochenschau und Filmaufnahmen als zweites Thema, abgerufen am 27. September 2012.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006
- ↑ http://www.allendorf-bromskirchen.de/bromskirchen/rathaus
- ↑ a b Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Gesamtanlage historischer Ortskern In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- ↑ Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Evangelische Pfarrkirche, ehemals St. Martin In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- ↑ Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Rathaus, Hauptstraße 10 In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- ↑ Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Oberlinspher Mühle In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen