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Roman Anton Boos

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Roman Anton Boos wurde am 28. Februar 1733 in dem kleinen, zur Pfarrei Roßhaupten gehörigen Ort Bischofswang als Sohn des Bauern Joseph Boos und dessen Ehefrau Katharina geboren. Der Vater erkannte die Begabung seines Sohnes und stimmte deshalb einer Lehre bei dem bekannten Bildhauer Anton Sturm im nahegelegenen Füssen zu. Danach folgte seine Wanderschaft, von der nur feststeht, daß Boos 1760 in die Werkstatt des damals führenden Münchnener Bildhauers Johann Baptist Straub eintrat, der er, mit einigen Unterbrechungen, bis 1769 angehörte. 1763 besuchteBoos den Unterricht für Bildhauer bei Jacob Schletterer an der Wiener Akademie, seine akademische Ausbildung beendete Boos an der Städtischen Akademie in Augsburg.

1765 kehrte er nach München zurück und vollendete ein Jahr später seinen ersten bekannten Auftrag: die Stifterfiguren Ludwig der Strenge und Ludwig der Bayer für die Zisterzienserklosterkirche Fürstenfeld. In das gleiche Jahr fällt auch die Gründung einer privaten Zeichenschule, die Kurfürst Maximilian III. Joseph 1770 als "öffentliche Zeichenschule, resp. Maler und Bildhauer Academie zur Beförderung und Aufnam der Künste" einrichten ließ. Boos und die anderen Mitbegründer, der Maler Franz Ignaz Oefele und der Stukkator Franz Xaver Feichtmayr, beabsichtigten mit Hilfe einer bayerischen Kunstschule das Kurfürstentum von fremden Akademien und ausländischen Künstlern unabhängig zu machen und es einer neuen, eigenständigen Kunst zuzuführen. Der Durchbruch in der Residenzstadt München gelang Boos 1768 mit der plastischen Dekoration an der Kirchenfassade von St. Kajetan, mit der zuerst Ignaz Günther beauftragt war, der jedoch an der Steinbearbeitung scheiterte.

Datei:Selbstbildnis Roman Anton Boos um 1790.jpg
Büste am Grabmal des Bildhauers Roman Anton Boos, Nachguss des um 1790 entstandenen Marmor-Selbstbildnises im Bayerischen Nationalmuseum

Die folgenden 15 Jahre, in denen Boos in erster Linie für den kurfürstlichen Hof arbeitete, waren die erfolgreichsten seiner Laufbahn. Von 1770-1772 schuf er vier heute nicht mehr erhaltene mythologische Gruppen und einen ebenfalls verschollenen Flußgott für den Schleißheimer Schlossgarten. Ein Jahr später, am 23. Juli 1773 sicherte Maximilian III. Joseph Boos die Anstellung als Hofbildhauer mit einem Jahresgehalt von 300 Gulden zu, doch erst im September 1774 nach dem Tod des bisherigen Hofbildhauers Charles de Grof konnte Boos auf diese Stelle nachrücken. Durch den Tod de Grofs erhielt Boos den Auftrag für die Statue der Amphitrite, die zu einer Statuenfolge antiker Götter für das Parterre des Nymphenburger Schloßgartens gehören sollte. Der Salzburger Bildhauer Johann Baptist Hagenauer sollte dazu die Ausführung der Statuen Apollo, Diana, Ceres und Baccus übernehmen, während Ignaz Günther Mars, Pallas, Merkur und Venus ausführen sollte. An Johann Baptist Straub war die Ausführung der Statuen von Jupiter, Juno, Plutound Proserpina vergeben. Auch diese Statuen wurden letzten Endes durch Boos ausgeführt, da 1775 auch Ignaz Günther verstarb und so das Hofbauamt dem neuen Hofbildhauer auch die Bearbeitung der Statuen übertrug, die von dem verstorbenen Günther hätten ausgeführt werden sollen. Hagenauer, der sich inzwischen in Wien niedergelassen und nach Schletterers Tod die Stelle als Lehrer der Bildhauer-Klasse an der dortigen Akademie übernommen hatte, war außer Reichweite des Münchner Hofes geraten, so daß man Boos auch die Aufträge Hagenauers zuwies. Bis 1785 schuf Boos neun Statuen für den Nymphehnburger Zyklus, der erst 1792 vollständig war, nachdem Dominikus Auliczek die restlichen Statuen von Pluto, Proserpina, Jupiter und Juno nach Modellen Straubs ausgeführt hatte. Am 12. Mai 1777 heiratete er die 26jährige Tochter seines Lehrers Johann Baptist Straub, Maria Theresia Amalia, und zog in das Haus des Schwiegervaters in der heutigen Hackenstraße 10.

Boos' Tätigkeit für Nymphenburg war mit den neun Statuen für den Nymphehnburger Zyklus noch nicht beendet. Von 1788 bis 1798 lieferte er 12 Marmorvasen mit mythologischen Szenen, die im Gartenparterre zwischen den Statuen aufgestellt wurden. Neben den umfangreichen Arbeiten für Nymphenburg stellten die 1781 vollendeten Taten des Herkules in überlebensgroßen Holzgruppen, die eine um 1630 von Kaspar Riedl geschaffene Folge in den Hofgarten-Arkaden der Münchner Residenz ersetzten, den zweiten großen und ehrenvollen Auftrag des krufürstlichen Hofes dar.

Nach Günthers Tod und infolge der Altersgebrechlichkeit von Straub erhielt Boos nun auch von der Kirche mehrere Aufträge, ohne aber jemals den gleichen Erfolg wie die älteren Bildhauer ernten zu können. Selbst sein umfangreichstes und bedeutendstes sakrales Werk, die 1780 errichtete neue Kanzel in der Münchner Frauenkirche, von der heute nur mehr Einzelteile im Bayerischen Nationalmuseum erhalten sind, fand nicht die gleiche Anerkennung, die man seinen Nymphenburger Statuen zollte.

An sakralen Werken für die Residenzstadt München folgten 1783 die dekorativen Arbeiten für den Choraltar der St.-Johann-Nepomuk-Kirche und 1786 das Denkmal in Form zweier Tondi für die Bürgersaal-Kirche zur Erinnerung an den Münchner Aufenthalt von Papst Pius VI. im Jahr 1782. Die zehn Marienreliefs für den Hochaltar und die vier Reliefs mit Darstellungen aus dem Leben Christi für die Chorwand der Benediktiner-Klosterkirche Ettal schuf Boos 1788 und 1790. Von 1789 datieren die drei Puttenpaare als Personifikationen der göttlichen Tugenden und eine Liegefigur des hl. Franz Xaver in der Klosterkirche Benediktbeuern. Aus dem Jahr 1791 stammen die Kanzel und der Kruzifixus in der Pfarrkirche Hörgertshausen bei Moosburg. Den letzten kirchlichen Auftrag führte Boos 1796 aus: die vier Evangelisten in der Stiftskirche von Altötting.

Als führender Münchener Bildhauer zog Boos auch Schüler an sich, die ihn bei seinen zahlreichen Aufgaben unterstützten: Joseph Muxel arbeitete 1780 an den Herkulesgruppen mit; 1784 wurde er selbst zum Hofbildhauer ernannt. Ignaz Alexander Breitenauer trat 1777 in die Werkstatt ein und arbeitete bei der Ausführung der Nymphenburger Statuen von Baccus, Ceres, Apoll und Diana mit, 1785 wurde Breitenauer als Hofbildhauer nach Eichstätt berufen. Im gleichen Jahr absolvierte auch Franz Jakob Schwanthaler eine kurze Lehrzeit bei Boos. Konrad Eberhard lieb sogar zehn Jahre, von 1796 bis 1806, in dessen Werkstatt, bevor er als Stipendiat des Hofbauamtes nach Rom aufbrach.

Grabmal des Bildhauers Roman Anton Boos an der Außenwand der Stephanskirche auf dem Alten Südlichen Friedhof in München


(dieser Beitrag wird in den kommenden Tagen ergänzt)