Gavrilo Princip
Gavrilo Princip (* 25. Juli 1894 oder 1895, Oblej/Bosnien, † 28. April 1918, Theresienstadt/Österreich) war ein bosnisch-serbischer Nationalist, dessen Mordanschlag auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie in Sarajevo am 28. Juni 1914 die österreichische Vergeltungsaktion gegen Serbien auslöste, die schließlich zum Ersten Weltkrieg führte.
Leben
Princip war eines von neun Kindern eines Briefträgers, von denen sechs bereits in der Kindheit starben. Er besuchte Schulen in Tuzla und Sarajevo und verließ im Mai 1912 Bosnien, um in Belgrad seine Ausbildung fortzusetzen. Dort wurde Princip Mitglied in der pro-serbischen Gruppe "Junges Bosnien" (Mlada Bosna), die sich für die Vereinigung Bosniens mit Serbien einsetzte. Mit Waffen ausgerüstet wurde die Gruppe von der Geheimgesellschaft "Schwarze Hand", die Verbindungen zu den serbischen Militär-, Regierungs- und Adelskreisen hatte. Mit dem Ablauf des österreichischen Ultimatums an Serbien, in dem ein Vorgehen gegen die serbischen Verschwörer gefordert wurde, begann am 28. Juli 1914 der 1. Weltkrieg.
Verlauf des Attentats
Hinweis: Zum genauen Hergang des Attentats gibt es unterschiedliche, sich widersprechende Darstellungen, die teils in den Bereich Legendenbildung zu gehören scheinen.
Gavrilo und zwei Mittäter, Nedjelko Cabrinovic und Trifko Grabez, reisten aus Belgrad an und trafen sich dort mit sechs weiteren Verschwörern (Muhamed Mehmedbasic,Danilo Ilic, Vaso Cubrilovic, Cvijetko Popovic, Misko Jovanovic und Veljko Cubrilovic). Die Gruppe unter der Leitung von Dragutin Dimitrijevic, Leiter des serbischen Militärgeheimdienstes, war wenig waffenerfahren, und nur ein Zusammentreffen merkwürdiger Zufälle sorgte für das Gelingen des Attentats. Das erste Gruppenmitglied versuchte von einem höhergelegenen Fenster aus zu schießen, was ihm aufgrund mangelnder Schussreichweite misslang. Cabrinovic warf eine Bombe (anderen Berichten zufolge eine Stange Dynamit) auf das Auto des Thronfolgers, verfehlte jedoch das Ziel. Die Explosion zerstörte das folgende Fahrzeug, tötete den Fahrer und verletzte die anderen Insassen und umstehende Passanten. Der Attentäter versuchte zu flüchten, wurde jedoch festgenommen, in Gewahrsam genommen und später angeblich zu Tode geprügelt. Die weiteren Mitglieder der Gruppe hatten aufgrund der Menschenmassen keine Chance, in die Nähe Franz Ferdinands zu gelangen, und es schien, als sei der Anschlag gescheitert. Der Thronfolger entschied sich jedoch, die Attentatsopfer im Krankenhaus zu besuchen. Princip, der sein Vorhaben bereits aufgegeben hatte, befand sich in einem nahegelegenen Geschäft, als das Fahrzeug des Erzherzogs eine versehentlich befahrene Straße langsam zurückfuhr und dabei direkt an ihm vorbeikam. Princip schoss Sophie in den Kopf, die sofort tot war, und Franz Ferdinand in die Brust; beim Versuch, sich danach selbst zu töten blockierte seine Waffe und er wurde verhaftet. Die von Princip verwendete Pistole war eine halbautomatische Browning M 1910 mit einem 7,65x17mm-(.32 ACP) Kaliber.
Weil Princip zum Zeitpunkt der Tat laut österreichischem Gesetz zu jung war, um zum Tode verurteilt zu werden, erhielt er die Höchststrafe von 20 Jahren Gefängnis, die er in der Festungsanlage von Theresienstadt verbüßen sollte. Dort wurde er unter rauen, durch den Krieg noch verschlechterten Bedingungen inhaftiert gehalten und starb schließlich 1918 an Knochentuberkulose.