Soziolekt
Als Soziolekt werden in der Soziolinguistik diejenigen Varietäten bezeichnet, die auf gesellschaftlichen Faktoren beruhen.
Obwohl Soziolekte traditionell als Sonderfall von Dialekten aufgefasst wurden, geht man heute oft auch den umgekehrten Weg und rechnet die Dialekte zu den Soziolekten. Eigentlich aber sind Dialekte alle einer Sprache zugeordneten Varietäten, die man sowohl geographisch (horizontal) als auch nach sozialen Faktoren (vertikal) einordnen kann. Danach wären sowohl die Standardsprache als auch die Umgangssprache in einer bestimmten Ausformung Dialekte (im besonderen Soziolekte).
Wichtige Untersuchungsgebiete der Soziolinguistik sind der spezifische Sprachgebrauch sozialer Schichten und das Auftreten von Sprachbarrieren. Eine grobe Einteilung unterscheidet restringierten und elaborierten Sprachcode:
Restringierter Code
Der restringierte Code ist üblicherweise die Sprache bildungsferner Gesellschaftgruppen, zB türkischer Immigranten. Hier einige Beispiele:
- Watt kuckse?
- Sach mich dat nochma!
- Aufe Fresse?
- Gehma am Telefon, ey
- Ey Olle, wie is? Muss! Und selbst?
Merkmale
- kurze, grammatikalisch einfache, häufig unvollständige Sätze
- begrenzte Anzahl von Adjektiven und Adverbien
- Verwendung von Sprichwörtern
- unpersönliche Sprechweise
- im Vergleich zum elaborierten Code geringer Wortschatz
Elaborierter Code
Der elaborierte Code ist normalerweise die Sprache bildungsnaher Schichten. Beispiele:
- Warum sehen Sie mich so sonderbar an?
- Würden Sie das eventuell zurücknehmen?
- Würden Sie bitte einmal ans Telefon gehen?
Merkmale
- Häufiger Gebrauch von Fachwörtern
- Häufiger Gebrauch des Passivs
- Explizitheit
- grammatische Korrektheit
- logische bzw. argumentative Strukturierung