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Schlacht bei Soissons (1915)

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Am 27. Dezember 1914 war dem Chef des Generalstabes der 7. Armee, Generalleutnant Karl Heinrich von Hänisch (seit 2. August 1914) im Großen Hauptquartier eröffnet worden, dass die Oberste Heeresleitung angesichts des Joffre’schen Angriffsbefehls vom 17. Dezember 1914 und seiner Auswirkungen in der Champagne und im Artois im Bereiche der mittleren Heeresgruppe (1., 7., 3. Armee) ein Angriffsunternehmen zwecks Fesselung feindlicher Kräfte wünsche. Der Höchstkommandierende Joffre wies in dem Tagesbefehl vom 17. Dezember 1914 seine Truppen darauf hin, dass es sich jetzt darum handele, den Boden Frankreichs endgültig vom Gegner zu befreien; das Vaterland zähle mehr als je auf den Siegeswillen jedes einzelnen.

Da nennenswerte Verstärkungen bei den deutschen Truppen an der Westfront nicht zu erwarten waren, mussten weit zielende Pläne zurückgestellt werden; es konnte lediglich ein im Bereiche der 1. Armee vom III. Armeekorps bereits vorbereiteter örtlicher Vorstoß auf der Hochfläche von Bregny, nordöstlich Soissons, ins Auge gefasst werden. Das Ziel dieses Unternehmens war, den Gegner zwischen der Straße Terny–Soissons und Missy sur Aisne über die Aisne zurückzuwerfen.

Schlacht bei Soissons
8.–14. Januar 1915
Konfliktparteien
Deutsches Reich Frankreich
Befehlshaber
Alexander von Kluck

Ewald von Lochow

Joseph Maunoury

Henri Beaudom de Lamaze

Truppen
Teile der 1. Armee

III. Armee-Korps

Teile der 6. Armee

5. Gruppe Reservedivisionen

5. Infanterie-Division


9. Infanterie-Brigade

·   Leib-Grenadier-Regiment Nr. 8

·   Infanterie-Regiment Nr. 48


10. Infanterie-Brigade

·   Grenadier-Regiment Nr. 12

·   Infanterie-Regiment Nr. 52

·   Brandenburgisches Jäger-Bataillon Nr. 3


5. Feldartillerie-Brigade

·   Feldartillerie-Regiment Nr. 18

·  Feldartillerie-Regiment Nr. 54


1. Kompanie/Pionier-Bataillon Nr. 3

55. Reserve-Division

110. Infanterie-Brigade

·    231. Infanterieregiment (V. und VI. Bataillon)

·    246. Infanterieregiment (V. und VI. Bataillon)

·    276. Infanterieregiment (V. und VI. Bataillon)

·    30. Artillerieregiment (Abteilung mit 3 Batterien)

·    45. Artillerieregiment (Abteilung mit 3 Batterien)

Marokkanische Brigade

·    1. marokkanisches Jägerregiment (IV. und VI. Bataillon)

·    2. marokkanisches Jägerregiment (I. und II. Bataillon

56. Reserve-Division

112. Brigade

·    350. Infanterieregiment (V. und VI. Bataillon)

·    361. Infanterieregiment (V. und VI. Bataillon)

·    65. Jägerbataillon zu Fuß

·    69. Jägerbataillon zu Fuß

·    40. Artillerieregiment (Abteilung mit 3 Batterien)

Die Organisation der Operation

Die 1. Armee hielt unter dem Oberbefehl des Generalobersten von Kluck, (Chef des Generalstabes Generalmajor v. Kühl), einen rund 70 km breiten Abschnitt beiderseits von Soissons dicht nördlich der Aisne, über die starke Stellungen der Franzosen brückenkopfartig vorsprangen. Das Oberkommando war infolge Verkürzung der Armeefront in der Lage gewesen, sich eine Reserve in Stärke einer Infanterie-Brigade auszuscheiden. Mit ihrer Hilfe sollte der geplante Angriff Mitte Januar durchgeführt werden.

Mit der Leitung des Unternehmens wurde General der Infanterie von Lochow, der Kommandierende General des III. Armeekorps, beauftragt. Bald nach Beginn der Angriffsvorbereitungen musste jedoch die 1. Armee ihre Reserve auf Befehl der Obersten Heeresleitung an die Armee-Abteilung Gaede abgeben. Das Armee-Oberkommando 1 und das Generalkommando des III. Armeekorps hielten trotzdem an ihrem Angriffsentschluss fest. Nur schwache Verstärkungen konnten dem III. Armeekorps bei stärkster Entblößung der übrigen Front der 1. Armee zugeführt werden; insgesamt standen 19½ Bataillone Infanterie, 32½ Feld- und schwere Batterien sowie Munition für einen Kampftag zur Verfügung.

Die französischen Truppen

Während der Angriffsvorbereitungen unternahm am 8. Januar, 10:00 Uhr vormittags, der Gegner, bestehend aus der 5. Gruppe Reserve-Divisionen (mit der 55. Reserve-Division und der gemischte Brigade Klein) einen Vorstoß gegen die Stellungen bei Clamecy nördlich Soissons. Trotz tapferster Gegenwehr wurden die hier im Abschnitt der 5. Infanterie-Division eingesetzten Brandenburger Truppenteile, und zwar das Leib-Grenadierregiment Nr. 8 und das Jägerbataillon Nr. 3 in mehrtägigen Kämpfen aus Teilen ihrer Gräben zurückgedrängt. Zu ihrer Ablösung mussten bereits Teile der zum Angriff bestimmten Truppen verwendet werden, darunter das beschleunigte Vorziehen der leichten Feldhaubitz-Abteilung, unter dem Kommando von Major Freiherr zu Putlitz, Kommandeur des Feldartillerie-Regiment Nr. 18.

Datei:1915-01-15 Übersichtkarte-Schlacht bei Soissons.png
15.01.1915: Lage nach Beendigung der Schlacht

Die Durchführung der deutschen Angriffsoperation

Am 11. Januar entschloss sich General v. Lochow angesichts weiterer heftiger feindlicher Vorstöße südlich Clamecy, unter Zurückstellung des bisherigen Planes zunächst alle verfügbaren Kräfte auf dem bedrohten rechten Flügel zu einem Gegenangriff einzusetzen. Die verstärkte 5. Infanterie-Division unter Generalleutnant Wichura sollte dabei nicht nur den Gegner wieder zurückdrücken, sondern ihm darüber hinaus auch die beherrschenden Höhen nördlich Soissons entreißen. Auch für dieses Unternehmen waren schon seit längerer Zeit Vorbereitungen im Gange, so dass nur geringfügige Neuerkundungen und Truppenverschiebungen nötig wurden.

Am 12. Januar, 11:00 Uhr vormittags, schritt ein zusammengesetztes Sturmregiment zum Angriff gegen den mit Artilleriebeobachtungsstellen besetzten Höhenrücken östlich Crouy. Das Unternehmen gelang, der Gegner war, wie Gefangene später aussagten, völlig überrascht worden. Das feindliche Artilleriefeuer ließ sofort fühlbar nach. Eine Stunde später nahmen unter dem Befehl des Generalmajors Grafen Finck von Finckenstein (Kommandeur der 9. Infanterie-Brigade) zwei weitere zusammengesetzte Sturmregimenter und das Jäger-Bataillon Nr. 3 nach stellenweise hartem Kampf die französischen Gräben nördlich und nordwestlich Crouy sowie den Nordrand dieses Dorfes. Die benachbarte 7. Reserve-Division hatte sich auf ihrem linken Flügel mit einem Regiment dem Angriff angeschlossen und drang bis in die Höhe des Südrandes von Cussies vor.

Nach diesem Erfolge fasste General v. Lochow bereits am Nachmittage des 12. Januar den Entschluss, am folgenden Tage auch noch den sorgfältig vorbereiteten Angriff westlich Bregny durchzuführen. Auf seinen dringenden Antrag war ihm die Munition für einen weiteren Kampftag von der Obersten Heeresleitung bewilligt worden. Auch dieser Angriff begann bei widrigem Regenwetter um die Mittagszeit. Unter Führung des Generalmajors Sontag, des Kommandeurs der 10. Infanterie-Brigade, stürmten drei zusammengesetzte Regimenter, davon eines frontal, die beiden anderen doppelseitig umfassend, die Stellungen bei Bregny trotz des stark aufgeweichten Lehmbodens. Wiederum war der Gegner überrascht worden, denn er hatte seine Reserven gegen die Angriffsstelle bei Crouy zusammengezogen.

Am Abend hielt er sich nur noch in den schluchtartig zur Aisne abfallenden, bewaldeten Mulden. Generalleutnant Wichura erwog sofortiges Durchstoßen bis zur Aisne. Aber wegen der Gefahr von Rückschlägen bei einbrechender Dunkelheit begnügte er sich dann im Hinblick auf die Ermattung und der starken Vermischung der Angriffstruppen sowie angesichts der Unmöglichkeit, stärkere Teile der Artillerie in dem fast grundlosen Gelände rasch nachzuziehen, zunächst mit dem-Erreichten.

Datei:1915-01-15 Schlacht bei Soissons.png
12.01. bis 14.01.1915: Ausführung der Operationsplanung bei Soissons

Die französischen Gegenstöße

Am 13. Januar setzten heftige Gegenangriffe der Franzosen beiderseits der Straße Soissons–Terny ein, die durchweg scheiterten. Außer der 55. Reserve-Division und einer aus sechs Reserve-Jäger-Bataillonen und einem marokkanischen Jäger-Regiment zusammengesetzten Brigade waren bei Soissons auch Regimenter der französischen 14. Infanterie-Division ins Gefecht getreten.

Das deutsche Armee-Oberkommando 1 musste am Abend des 13. Januar mit weiteren feindlichen Gegenstößen rechnen und zog die beiden letzten verfügbaren Bataillone vom IX. Armeekorps und IX. Reservekorps mit Kraftwagen nach Terny nördlich Soissons zusammen. Ihr Einsatz erübrigte sich, weil der Gegner in der Nacht vom 13. zum 14. Januar seine Hauptkräfte über die durch das regnerische Wetter stark angeschwollene Aisne, die die Kriegsbrücken bei Missy und Venizel fortgerissen hatte, zurücknahm.

Am 14. Januar gelang es dem linken Flügel des IV. Reservekorps nach Kämpfen mit Nachhuten, sich in den Besitz von Vauxrot und der nördlichsten Ausläufer von Soissons zu setzen. Die dem General von Lochow unterstellten Truppen erreichten im Anschluss daran die ungefähre Linie Crouy–Bucy le Long–Missy und schoben Vorposten bis zur Aisne vor. Damit war das Ziel, des Angriffs erreicht. Die deutschen Verluste betrugen rund 169 Offiziere und 5360 Mann, während an Beute etwa 5200 Gefangene, 35 Geschütze, 6 Maschinengewehre eingebracht wurden.

General Joffre war über die Niederlage derart ungehalten, dass er sämtliche an der Kampfhandlung beteiligten Divisionskommandeure ihrer Stellungen enthob.

Ergebnis der Schlacht von Soissons

Der deutsche Erfolg bei Soissons war in erster Linie den sorgfältigen Vorbereitungen der Führung, dem planmäßigen Zusammenwirken aller Waffen sowie dem tapferen Vorgehen der Infanterie und Pioniere zu verdanken. Die Artillerie und Minenwerfer hatten sich den sich rasch folgenden, schwierigen Aufgaben eines Überganges aus der Abwehr zum Gegenangriff und dann zum Angriffe an anderer Stelle voll gewachsen gezeigt. Die Zusammenfassung von Feld- und Fußartilleriebatterien in Gruppen je nach dem Gefechtsauftrage hatte sich vortrefflich bewährt. Die gelegentlich dieses Angriffes gewonnenen Erfahrungen wirkten sich an der gesamten Westfront anregend und fördernd aus. „Die Schlacht bei Soissons" blieb lange Zeit das Vorbild für einen räumlich begrenzten Angriff im Stellungskrieg.

Am 16. Januar hatte General von Falkenhayn angeordnet, dass das in der Heimat neugebildete XXXXI. Reservekorps vom 21. Januar ab nach dem West-Kriegsschauplatz abzubefördern sei; es sollte das XXI. Armeekorps westlich St. Quentin ablösen. Wenngleich nun im Westen von größeren Angriffsoperationen abgesehen werden musste, war die Oberste Heeresleitung doch nicht gewillt, sich dort lediglich auf Verteidigung zu verlegen und dem Feind die Initiative zu überlassen.

Bereits am 17. Januar richtete General von Falkenhayn an das Oberkommando der 1. Armee die Frage, ob in dessen Bereich zwischen dem 25. Januar und den ersten Tagen des Februar ein weiteres „aussichtsvolles Unternehmen von dauerndem Werte" durchgeführt werden könne. Ein Armeekorps und die erforderliche Munition wurden dazu in Aussicht gestellt.

Gleichzeitig hatte er der Armee-Abteilung Gaede mitgeteilt, dass die in der Heimat neu aufgestellte 8. bayerische Reserve-Division vom 21. ab dort eintreffen werde. Der Einsatz der Division und das Herausziehen der der Armee-Abteilung zur Verfügung gestellten Division Fuchs werde noch befohlen werden. Die 1. Armee glaubte jedoch aus eigener Kraft den soeben bei Soissons erkämpften Erfolg westwärts erweitern zu können, falls ihr die zur Armee-Abteilung Gaede entsandte verstärkte Infanterie-Brigade wieder zur Verfügung gestellt und genügend Munition zugewiesen würde. Ein frisches Armeekorps sei dazu nicht erforderlich.

Um bei der 7. Armee die Übernahme des rechten Aisne-Ufers durchzuführen, seien dagegen größere Kräfte nötig. General von Falkenhayn erklärte sich zunächst bereit, die Forderungen der 1. Armee zu erfüllen. Dann aber änderte er seine Absichten. Vermutlich erschien es ihm wichtiger, in den Vogesen und im Ober-Elsass unter Befreiung deutschen Bodens vom Feinde einen Erfolg zu erreichen, als in den Bereichen der 1. oder der 7. Armee.

Am 22. Januar verlangte er von der Armee-Abteilung Gaede Vorschläge „für eine größere Offensivunternehmung im Ober-Elsass in nächster Zeit", wobei die 8. Bayerische Reserve-Division mit den übrigen zurzeit bei der Armee-Abteilung befindlichen Truppen, also auch den in der Division Fuchs zusammengefassten Verbänden der 1. und 3. Armee, verwendet werden sollte. Am 24. Wurden die Vorschläge der Armee-Abteilung Gaede genehmigt und damit die Rückführung der Entsendungen der beiden anderen Armeen bis auf weiteres verschoben.

Seit Mitte Januar trat daher wieder Ruhe auf der Front der 1. Armee ein. Ihre Stellungen lagen während der Angriffe in der Champagne öfter unter starkem Ablenkungsfeuer. Ein Angriff des Gegners erfolgte indes nirgends. Aber auch die Armee selbst konnte in Ermangelung ausreichender Kräfte nicht durch einen seit Mitte Januar geplanten Vorstoß bei Nouvron entlastend einwirken.