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St. Nikolai (Altenau)

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St. Nikolai von Südwesten

Die Sankt-Nikolai-Kirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche in Altenau, Landkreis Goslar.

Geschichte

Erste Gottesdienste in Altenau wurden in einem alten Zechenhaus durch Geistliche aus Clausthal gehalten.[1] Im Jahr 1579 ist in der Kirchenvisitation des Herzberger Schlosspredigers Johannes Schellhammer von einem Pastor uff der Altenaw die Rede.[1] 1588 wird urkundlich erstmals eine Kirche in Altenau erwähnt.[2] Die Gemeinde bekam 1603 ein Zechenhaus geschenkt, das bis in die 1960er Jahre als Schulgebäude diente.[1] Der Vorgängerbau der St.-Nikolai-Kirche, der auf einem Stich von Caspar Merian aus dem Jahre 1654 zu sehen ist, wurde aufgrund der steigenden Einwohnerzahl Altenaus sowie seines schlechten Erhaltungszustandes 1668 abgerissen.[1]

An derselben Stelle, auf einer Terrasse in der Okerschleife über dem Stadtzentrum, entstand der Neubau. Er wurde an Pfingsten 1670 geweiht. Der alte Name St. Nikolaus wurde beibehalten.[3]

Die Holzkirche wurde in Fachwerkbauweise mit verbretterter Fassade sowie Sprossenfenstern und dreiseitigem Chor konstruiert.

Die Kirche wurde 1953 und 2006 renoviert.[1]

Inneres

Der recht schlicht gehaltene Innenraum ist tonnenverwölbt und verfügt über eine Vierung, von der aus das Langhaus mit Mittelschiff, Seitenschiffen und Altar abgeht. Das Mittelschiff verfügt über Kirchengestühl und das Seitenschiff Chorgestühl. Von der Vierung geht entgegen des Mittelschiffes weiteres Chorgestühl in nördliche Richtung ab. Von der Vierung gehen Treppen zur dreiseitigen, U-förmigen Empore, welche ebenfalls mit Sitzbänken versehen ist. Auffallend ist der große barocke Kanzelaltar aus dem Jahr 1674, der von Pastor Bernhard Bertram der Gemeinde gestiftet wurde.[4] Er zeigt das Abendmahl, die vier Evangelisten mit Jesus, die Auferstehung und seitlich die Apostel Petrus und Paulus. Der Schalldeckel der Kanzel präsentiert Christus mit der Siegesfahne.[3] Das Altarkreuz stammt aus dem Jahr 1640. Hinter dem Altar befindet sich die Sakristei, durch die der Aufstieg zur Kanzel erfolgt. Im Altarraum befindet sich zudem ein Taufengel im Barockstil aus Buchenholz, der 1730 gestiftet wurde, jedoch nicht mehr für Taufen genutzt wird.[5] Stattdessen wird ein sechseckiges, hölzernes Taufbecken von 1674 genutzt. Am südlichen Vorbau befindet sich die Grabplatte für den Kirchenvorsteher Martin Hillen aus dem Jahr 1706.[4]

Orgel

1648 beschaffte die Kirchengemeinde einen gebrauchten Orgelprospekt mit fünf klingenden Stimmen, der 1660 vom Orgelbauer Holst renoviert wurde. Dieses Instrument nahm man 1670 mit in die neue Kirche. 1690 kam es zum Verkauf der Orgel an die Hüttenherren von Sieber. 1687 wurde von Johann Andreas Vetter (Nordhausen) eine neue Orgel gebaut.[6] 1855 baute die Firma Carl Giesecke aus Göttingen eine Orgel, die 1933 renoviert und in zwei Bauabschnitten 1966–1970 und 1973–1975 durch eine neue Orgel ersetzt wurde.[7] Die neue Orgel stammt aus dem Hause Schmidt und Thiemann.

Kirchturm und Glocken

Die Kirche verfügt über ein Glockenhaus, das oberhalb der Kirche am Glockenberg gelegen ist. Es wurde 1648 erbaut. Das Kirchengebäude selbst ist mit einem Uhrturm ausgestattet, der 1642 noch an den Vorgängerbau gebaut worden war und mit Welscher Haube versehen ist. Der Uhrturm verfügt über ein Uhrwerk der Firma Weule aus Bockenem von 1902, das mittlerweile elektrifiziert ist.[8]

Das Glockenhaus hat drei Läutglocken. Die erste Glocke wurde 1603 genannt.

1644 beschaffte sich die Kirchengemeinde eine neue Glocke, die 1806, 1849 und 1873 umgegossen würde. Diese Glocke musste zur Einschmeltzung für Rüstungszwecke 1917 abgegeben werden. Eine weitere Glocke wurde 1693 von Nikolaus Greve in Hannover gegossen und 1921 durch zwei Klanggussglocken der Firma Lattermann und Schilling aus Apolda ersetzt. Eine Schlagglocke von 1735 wurde 1942 für Rüstungszwecke eingeschmolzen.[1]

Der jetzige Bestand gliedert sich in drei Läutglocken im Glockenhaus in den Tönen h′ (Bronze, Gießjahr 1962 von Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); cis″ (Bronze, Gießjahr 1961, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); e″ (Bronze, Gießjahr 1982, Glockengießerei Heidelberg) sowie zwei Schlagglocken im Uhrturm in den Tönen f″ (Bronze, Gießjahr 1950) sowie b″ (Gießjahr 1735, Peter Johann Gretel, Braunschweig).[9]

Friedhof

Ein erster Friedhof ist 1603 in der Bergstraße genannt, der bis 1851 zur Bergwiese Rose verlegt wurde. Das dortige Kapellenhaus wurde um 1900 mit einem Dachreiter erbaut. Der Glockenträger wurde 1983 errichtet und verfügt über eine ehemalige Läutglocke (Schlagton e″, Eisen, Gießjahr 1950, Firma Weule) aus der Kirche.[1] Auf dem Friedhof befindet sich eine Kriegsgräberstätte; zudem liegen der Künstler Karl Reinecke-Altenau und der Pastor Georg Schulze auf dem Friedhof.

Weitere Gebäude

Die Kirchengemeinde besaß von 1606 bis 2014 ein Pfarrhaus in der Bergstraße, das verkauft wurde. Nebenliegend befindet sich ein 1977 errichtetes kirchliches Begegnungszentrum.

1966 und 1971 gab es Pläne für den Bau einer Kapelle im Stadtteil Torfhaus, welche jedoch nicht umgesetzt worden sind.[4]

Gemeinde

Die Gemeinde, welche etwa 1000 Mitglieder aufweist,[10] umfasst die Bergstadt Altenau sowie den Ort Schulenberg im Oberharz mit der dortigen Sankt-Petrus-Kapelle und gehört zum Kirchenkreis Harzer Land.

Pastoren

(Auflistung unvollständig)[1]

  • 1583–1597 Hermann Brennecke
  • 1664–1695 Bernhard Bertram
  • 1729–1766 Henning Calvör
  • 1842–1863 Georg Schulze
  • 1932–1937 Wilhelm Wenzel
  • 1938–19xx Herbert Wöldecke
  • 1996–2004 Michael Kalla
  • 2004–2010 Mark Trebing
  • 2010–2018 Helmut Fiedler-Gruhn[11]
  • seit 2018 Walter März
Commons: St. Nikolaikirche (Altenau im Oberharz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Altenau. In: Kirchengemeindelexikon. 18. Dezember 2018, abgerufen am 15. Februar 2020.
  2. Heinrich Mohr: Altenau - einst blühende Bergstadt. In: Wikisource. Allgemeiner Harzer Bergkalender 1950, 1950, abgerufen am 15. Februar 2020.
  3. a b Heinrich Morich: Die Oberharzer Kirchen. In: Allgemeiner Harzer Bergkalender. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal-Zellerfeld 1938, S. 35–38.
  4. a b c Altenau. In: Kirchengemeindelexikon.de. 18. Dezember 2018, abgerufen am 15. Februar 2020 (deutsch).
  5. Kirchenlandschaft Harz. Band 1, S. 12.
  6. Landeskirchenarchiv
  7. Landeskirchenarchiv (Hrsg.): Bericht über die Orgelrevision Altenau. Bl25b, 7. Dezember 1965.
  8. Die historische Kirchturmuhr (1902) der Altenauer Kirche Sankt Nikolai. In: Pension Grüne Insel. 29. Oktober 2017, abgerufen am 16. Februar 2020.
  9. Die Kirche der Bergstadt Altenau (Hrsg.): Allgemeiner Harzer Bergkalender. 1953, S. 33–37.
  10. Bevölkerung der Bergstadt Altenau, Zensus 2011. In: Zensus 2011. destatis, 9. Mai 2011, abgerufen am 17. Februar 2020.
  11. Spillner: Kirchengemeinde verabschiedet Pastor. Goslarsche Zeitung, 21. Mai 2018.

Koordinaten: 51° 48′ 11,5″ N, 10° 26′ 47″ O