DJ

Als DJ (auch DeeJay, [englisch disc jockey; auf deutsch humoristisch auch: [ ] bzw. [ ]) oder Platten(auf)leger oder im DDR-Sprachgebrauch auch Schallplattenunterhalter wird jemand bezeichnet, der verschiedene Schallplatten oder CDs in einer individuellen Auswahl vor Publikum abspielt. Weibliche DJs werden oft auf Deutsch DJane oder sheDJ genannt, wenn man betonen will, dass es sich um eine Frau handelt; diese Scheinanglizismen sind allerdings im Englischen unbekannt. (Trotz gleicher Aussprache und Etymologie unterscheidet sich vom DJ der (jamaikanische) Deejay.) Etymologisch verwandt ist der Begriff "DJ" darüber hinaus mit den Kürzeln LJ (Light Jockey) und VJ (Visual Jockey), die die eng mit einer DJ-Performance verbundenen Tätigkeiten visueller Unterstützung bezeichnen.
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Aufgaben
Die Aufgaben eines DJ sind vielfältig und unterscheiden sich je nach Musikgenre und Arbeitsstelle erheblich. Da ist einerseits der klassische Pop-DJ, wie man ihn aus Radio und Discos kennt. Er verdient oft seinen Lebensunterhalt mit dieser Tätigkeit und spielt Musik, je nach Geschmack des Publikums, aus einem breiten Spektrum von Genres und kennt im Idealfall die Charts der letzten Jahre.
Pop-DJ
Die Hauptaufgabe des Pop-DJ ist es, dem Publikum angenehme Musik zu servieren und es gut zu unterhalten. Daher legt er großen Wert darauf, eine ausgewogene Mischung beliebter Musik zu servieren und zu jeder Platte eine möglichst passende Folgeplatte zu finden, die sein Programm interessant hält. Technisch gesehen beschränkt sich seine Arbeit darauf, rechtzeitig die nächste Platte parat zu haben und einen fließenden Übergang zu dieser hinzubekommen; wichtiger als das technische Können ist das Vermögen, den Geschmack des Publikums vorauszuahnen bzw. die Stimmung des Publikums zu beeinflussen.
DJs spezieller Musikrichtungen
Einen anderen Typ DJ findet man auf Techno-, House-, Goa- oder Jungle-Partys: Er ist Spezialist für einen bestimmten Musikstil.
Er sollte alle wichtigen Produzenten „seiner“ Musikrichtung kennen und wissen, unter welchen Pseudonymen sie für welches Label welche Tracks gemacht haben. Viele dieser DJs kaufen und hören sich wöchentlich Neuerscheinungen im Plattenladen an oder bestellen sich über einen virtuellen Record-Shop ihr Vinyl. Bekannte DJs werden auch von den Produzenten direkt mit einem Dubplate versorgt.
Dieser DJ zielt darauf ab, die hypnotische Wirkung seiner Musik durch seine Auflegetechnik zu maximieren und auch bestehende Rauschzustände zu intensivieren. Dazu verwendet er das Beatmatching, um alle seine Platten in der selben Geschwindigkeit abzuspielen. Er nimmt sich viel Zeit, um mit Hilfe des Crossfaders und vor allem auch der Equalizer seines Mixers zu verschleiern, welche Teile der zu hörenden Musik von welcher Platte stammen. Goa-DJs traten in den frühen Zeiten sogar einfach mit zwei DAT-Geräten auf, die jeweils vierstündige am Computer vorbereitete Mixe abspielten. Heute jedoch mixen DJs im Bereich der elektronischen Musik hauptsächlich mit Plattenspielern, im Fachjargon auch Turntables genannt. Diese sind üblicherweise mit einem Direktantrieb ausgestattet, da ein Riemenantrieb durch das Ausleiern der beanspruchten Riemen und durch die hohen Gleichlaufschwankungen das Angleichen der Tracks erschwert. Als Referenz werden immer noch die seit den 70er-Jahren produzierten Turntables von Technics angesehen, die wegen ihrer Haltbarkeit und der hohen Qualität bei DJs sehr beliebt sind. Bei Hip-Hop-DJs ist es üblich, die Plattenspieler seitlich hinzustellen, damit der Tonarm beim Scratchen nicht stört (siehe Bild).
DJs des Turntablism und Hip-Hop
Wieder ein völlig anderer Typus von DJ ist vor allem im Umfeld des Hip-Hop und besonders des Turntablism zu finden – die Grenzen sind fließend. Hier wird das Auflegen vor allem als kreatives Ausdrucksmittel angesehen und viel Wert auf technische Beherrschung des Instruments Plattenspieler gelegt. Besonders Beatjuggling und Scratching stehen hoch im Kurs. Das DJing ist ein zentraler Bestandteil der Hip-Hop-Kultur und gilt als eines der vier Elemente des Hip-Hops (DJ, MC, Breakdance und Graffiti)
Ein wichtiger Faktor der Motivation der DJs in diesem Bereich ist die Competition, der Wettbewerb untereinander. Auf so genannten DJ-Battles treffen sich DJs, um unter den Augen einer Jury ihr Können zu beweisen. Eine rege Szene beschäftigt sich damit, selbst aufgenommene Mixes, Cuts und Scratches als MP3s über das Netz auszutauschen und sich untereinander zu messen.
Werkzeuge

Die wichtigsten Werkzeuge des DJ sind seine Plattenspieler oder auch CD-Player und sein Mischpult, hier auch gerne Mixer genannt. Kultstatus haben dabei die Plattenspieler 1200 und 1210 (MK-II) des Herstellers Technics erlangt, da sie sehr stabil gebaut sind und eine niedrige Defektanfälligkeit besitzen. Wie alle Plattenspieler für den DJ-Bereich sind sie pitchbar (d. h. die Geschwindigkeit ist stufenlos verstellbar, bei Technics Plattenspielern kann man dies in einem Bereich von -8 bis +8% ausgehend von der Normalgeschwindigkeit tun. Durch Veränderung der Geschwindigkeit wird auch zwangsläufig die Tonhöhe des Musikstücks verändert. Durch den kräftig motorisierten Direktantrieb sind die Geräte in der Lage, eine abgebremste Platte in kurzer Zeit wieder auf die eingestellte Geschwindigkeit zu beschleunigen. Diese Eigenschaften sind für einen professionellen DJ unentbehrlich.
„Moderne“ Medien wie CD, MiniDisk oder der PC werden immer mehr im DJing eingesetzt. Dazu gibt es Software, die sich über Adapter und andere Systeme auch mit Plattenspielern benutzen lassen. Final Scratch ist ein wichtiger Vertreter. Die DJ Equipment Produzenten entwickeln auch verstärkt an CD-Playern, die immer mehr die Eigenschaften von Plattenspielern teilen. So gibt es inzwischen scratchfähige CD-Player wie den Vestax CDX-05, der z.B. einen Vinyl-Filter enthält mit dem CDs wie alte Platten klingen sollen.
An den Mixer werden von DJs besondere Anforderungen gestellt, die allerdings je nach Mixstil (und damit meist auch musikabhängig) deutlich variieren. Eine Vorhörmöglichkeit ist unabdingbar. Allgemein erwünscht sind auch leichtgängige Fader und wegen der hohen Abhörlautstärke Rausch- und Störarmut. Bekannte Mixer sind das Pioneer DJM-600 und Rodec MK2.
Im Techno und House wird Wert auf einen sauber klingenden und mächtigen Equalizer gelegt, so dass beispielsweise eine Bassdrum komplett ausgeblendet werden kann. In diesem Bereich sind Mixer mit recht vielen Features – wie beispielsweise einem eingebauten Beatcounter – gefragt.
Beim Hip-Hop ist dagegen wichtig, dass der Mixer robust ist und möglichst wenig Verschleiß zeigt, da er eine deutlich rauhere Behandlung vertragen muss. Hier sind nur dreikanalige (zwei Plattenspieler, ein Mikrophon) Standard. In der oberen Preisklasse sind Mixer mit komplett berührungslos arbeitenden Fadern erhältlich.
Bekannte DJs
Armin van Buuren, Chris Liebing, DJ Hell, DJ Hype, DJ Krush, DJ Premier, DJ Rush, DJ QBert, DJ Shadow, DJ Tomekk, D-Styles, Grandmaster Flash, Jam Master Jay, Kool DJ Herc, Miss Kittin, Mixmaster Mike, Paul van Dyk, Sven Väth, Talla 2XLC, Tiësto, Timo Maas, Westbam, Andy C, Ed Rush, DJ Conocybe Siehe auch: Liste von DJs
Geschichte
DJs im Rundfunk
Die Entwicklung der DJ-Kultur nahm ihren Anfang mit dem Aufkommen von Musiksendungen im Rundfunk. Einer der bedeutendsten Pioniere war der Amerikaner Alan Freed, der als erfolgreichster DJ der Rock'n'Roll-Ära gilt und den Begriff selbst entscheidend mitgeprägt hat.
Deutschlands erste DJs waren z.B. Günter Discher, und der Engländer Chris Howland: Dieser legte einmal die Woche im Radio auf und ist auch heute noch mit seinem Spitznamen, Mr. Pumpernickel, deutschlandweit bekannt. In den 1950er Jahren erklang seine Erkennungsmelodie „Melody Fair“ von Robert Farnon aus dem UKW-Studio des WDR. Millionen Menschen saßen vor dem Radio und lauschten dieser beliebten Sendung, in der locker geplaudert wurde und hemdsärmelig das gewisse Etwas auf den Hörer übersprang. Chris Howland war auch derjenige, der in seiner natürlichen Art als Vorreiter in einem deutschen Sender galt. Hunderte Funk-Disc-Jockeys folgten ihm im Laufe der Jahre.
Die damals „Großen“ mit Rundfunk- und Fernsehkarriere waren Camillo Felgen, Chris Howland, Dieter Thomas Heck, und in den folgenden Jahren Frank Laufenberg. Der wohl weltweit bekannteste und einflussreichste Radio-DJ war der Brite John Peel.
Heute werden DJs im Rundfunk meist Moderatoren genannt. In einigen Sendungen beschränkt sich deren Arbeit inzwischen nur noch auf die Ansagen, während ein anderer Techniker von einem Computer aus die Musikauswahl bestimmt.
Geschichte
Discjockey (DJ), auch Disk Jockey, (englisch disc: Scheibe; jockey: Jockey, Handlanger), ursprünglich Bezeichnung für eine Person, die im Radio oder in Diskotheken Tonträger präsentiert.
Bereits an Weihnachten 1906 kam bei der ersten Radioübertragung an der amerikanischen Ostküste eine Schellackplatte zum Einsatz. Als erster Vollzeit-DJ gilt Elman B. Meyers in New York (1911), als erster Star-DJ ebendort Martin Block (um 1935). Radio-Discjockeys wie Alan Freed verhalfen um 1951 dem Rock ’n’ Roll zum Durchbruch. Nach der Erfindung der Langspielplatte (LP) 1948 wurde aus Tonträgern ein kreatives Medium (John Cage: 33 1/3, 1969) und aus DJs ein Mythos der Popkultur (George Lucas: American Graffiti, 1973). Mit dem Discotrend der siebziger, dem Rap/Hip-Hop der achtziger und Techno der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts emanzipierten sich DJs als Klangkünstler (DJ-Culture) und Produzenten. Scratching, Sampling, Remixe und Computertechnik machten Tonträger zur beliebig veränderbaren Rohmasse für Metamusik. Und DJs wurden zu Popstars (Sven Väth, Massive Attack), Experimentatoren (Tricky, Coldcut) oder gar Philosophen (DJ Spooky). Für die Musikindustrie sind die Discjockeys bei Radiostationen nach wie vor von großer Bedeutung, weil durch deren Programmgestaltung die Verkaufszahlen von einzelnen Musiktiteln bzw. Künstlern beeinflusst werden.
DJs in Diskotheken
Der Aachener Klaus Quirini war dagegen weltweit der erste Disc-Jockey in einer Discothek, dem Scotch Club. Er war auch der „Motor“ in der Anfangszeit dieser Bewegung und machte mit seinen Verbänden der Deutschen Disc-Jockey Organisation DDO und Deutsche Discotheken-Unternehmer DDU die Tanzbetriebe mit der Schallplatte rund um den Erdball gesellschaftsfähig.
Die Discotheken in Europa und später auch in anderen Teilen der Welt wurden Kopien seiner Initiative. Anfänglich wurden sie bekämpft, da die Live-Musiker, die davor die Beschallung in Tanzlokalen übernommen hatten, um ihre Einkünfte fürchteten. Waren die Tonträger früher oft Eigentum der Diskothek, so sind diese heute meist im Besitz des einzelnen DJs.
DJs in der DDR
In der DDR wurden DJs zur Vermeidung des englischen Begriffes als "Schallplattenunterhalter", umgangssprachlich auch als "Schallplattenalleinunterhalter" oder kurz als SPU bezeichnet. Jeder zukünftige SPU musste dazu einen Eignungstest bestehen und einen einjährigen speziellen Grundlehrgang mit anschließender staatlicher Prüfung bei dem dafür zuständigen Kreis- bzw. Stadtkabinett für Kulturarbeit durchlaufen. Nur der „staatlich geprüfte Schallplattenunterhalter“ durfte Tonträger vor einem größeren Publikum spielen und musste regelmäßig an Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen. In den 1980er Jahren wurde der Begriff „Disko-Moderator“ geprägt.
Die Revolution der 1970er Jahre
In den 1970er Jahren, mit Aufkommen der Disco-Music in den USA, veränderten sich bald die Techniken der DJs. Statt der Ansagen wurden rhythmische Elemente bestimmend, es entstanden die ersten Club-Mixe, die verlängerte Versionen der Songs waren. Die DJs begannen, die Beats der verschiedenen Songs mit der selben Geschwindigkeit, also kaum merklich, ineinanderzumixen, was in der Szene der Elektronischen Tanzmusik bis heute Usus ist.
Auch die Kultur des Hip-Hop hatte einen großen Einfluss auf diesen Wandel. Die Plattenspieler verwandelten sich vom bloßen Abspielgerät zum Musikinstrument, der Backspin und das Scratching entwickelten sich zu neuen Möglichkeiten in der DJ-Technik, die maßgeblich die neuen Musikrichtungen beeinflussten. Der Backspin bot z.B. die Möglichkeit, eine einzige rhythmische Passage unendlich oft zu wiederholen, so dass Plattenspieler als günstige Alternative zu Samplern eingesetzt werden konnten.
Technik
- Beatmatching – das Synchronisieren zweier Platten
- Beatjuggling – die Benutzung einer Platte als Rhythmuseinheit
- Scratching – die Benutzung einer Platte als Solo-Instrument
- Backspinning – das Zurückziehen oder -drehen einer Platte
Musikrichtungen, bei denen DJs eine zentrale Rolle spielen
- Hip-Hop
- Techno
- Trance
- House
- Drum and Bass
- Dancehall
- Ragga
- Dub
- Breakbeats
- Electro
- Goa
- Breakbeat
- Nu Jazz
Literatur
- Ralf Niemczyk, Torsten Schmidt: Das DJ Handbuch. Zweite Auflage, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2000 (= KiWi 573), ISBN 3-462-02909-6
- Laurent Garnier, David Brun-Lambert: Elektroschock. Hannibal, 2005, ISBN 3-854-4525-27
- Ulf Poschardt: DJ Culture. Diskjockeys und Popkultur. Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1997, ISBN 3-499-60227-X
- Bill Brewster, Frank Broughton: Last Night a DJ Saved My Life. The History of the Disc Jockey. Grove Press, 2000, ISBN 0-802-13688-5
- Bill Brewster, Frank Broughton: How to DJ Right. The Art and Science of Playing Records. Grove Press, 2003, ISBN 0-802-13995-7
- Stephen Webber: Turntable Technique. The Art of the DJ. Hal Leonard, 2000, ISBN 0-634-01434-X
Weblinks
- Commons: DJ – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Wiktionary: DJ – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Disco in der DDR