U-Bahnhof Rosa-Luxemburg-Platz
Der Bahnhof Rosa-Luxemburg-Platz gehört zur Linie U2 der Berliner U-Bahn. Er befindet sich unter der Rosa-Luxemburg-Straße beziehungsweise neben dem gleichnamigen Platz im Stadtbezirk Berlin-Mitte. Der Bahnhof wurde am 27. Juli 1913 im Zusammenhang mit der Streckeneröffnung Alexanderplatz - Nordring in Betrieb genommen und wird im Bahnhofsverzeichnis der BVG unter „Lu“ geführt. Er ist 813 Meter vom U-Bahnhof Alexanderplatz und 595 Meter vom U-Bahnhof Senefelderplatz entfernt. Der Mittelbahnsteig ist 7,6 Meter breit und 110,1 Meter lang, die Halle ist 2,7 Meter hoch und wird auf Grund seiner geringen Tiefe unterhalb der Straßendecke von 4 Metern als Unterpflasterbahnhof[1] bezeichnet. Da der Bahnhof keinen Aufzug und nur Treppen zum Verlassen des Bahnsteiges besitzt, gilt er als nicht barrierefrei.
Geschichte
Planung und Bau
Die Hochbahngesellschaft als Betreiberin der Berliner Hoch- und Untergrundbahn hatte, um ihre marktwirtschaftlichen Ziele zu erreichen, schon seit dem Bau der U-Bahn geplant, das Zentrum Berlins um den Alexanderplatz zu erschließen. Zunächst wurde jedoch 1902 die Hochbahn zwischen Warschauer Brücke, Potsdamer Platz und Zoologischer Garten eröffnet, eine Anbindung des Alexanderplatzes war noch nicht gegeben, zumindest gab es die Verlängerungsmöglichkeit vom Potsdamer Platz aus. Diese nahm die Hochbahn dann auch alsbald in Angriff, die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt der neuen „Centrumslinie“ zwischen Potsdamer Platz und Spittelmarkt begannen im November 1906 und waren bis 1908 fertiggestellt[2]. Nun fehlte noch der Abschnitt zwischen Spittelmarkt und Alexanderplatz.
Die Pankower Gemeindeverwaltung hatte bereits 1905 eine Anbindung ihrer Gemeinde gefordert[3], die staatliche Genehmigung für eine Strecke vom Spittelmarkt via Alexanderplatz zum Bahnhof Nordring der Ringbahn folgte bereits am 22. Dezember 1907. Die Bauarbeiten begannen im März 1910[3]. Auf Grund der erheblichen Kosten für die unterirdische Strecke am Spittelmarkt einerseits und nicht verlegbarer Sammelkanäle in der Schönhauser Allee andererseits plante die Hochbahngesellschaft, nicht die komplette Strecke unterirdisch zu bauen – zumindest zwei Bahnhöfe sollten als Hochbahnhöfe ausgeführt werden. Für die Strecke Alexanderplatz - Nordring waren insgesamt vier Bahnhöfe geplant:
- Schönhauser Tor (heute Rosa-Luxemburg-Platz)
- Senefelderplatz
- Danziger Straße (heute Eberswalder Straße)
- Nordring (heute Schönhauser Allee)
Bis zum 1. Juli 1913 war die Strecke zwischen Spittelmarkt und Alexanderplatz fertiggestellt. Nur wenige Wochen später folgte der zweite, 3,3 Kilometer lange Abschnitt zwischen Alexanderplatz und Nordring. Die Trasse folgt hinter dem Bahnhof Alexanderplatz zunächst der Alexanderstraße, um in weiteren, engen Kurven über die Kaiser-Wilhelm-Straße und den Bülowplatz zur damaligen Hankestraße zu kommen. Unter diesem liegt der Bahnhof Schönhauser Tor, der erste der neuen Strecke. Im Rahmen des U-Bahnbaus mussten Teile des ehemaligen Scheunenviertels abgerissen und neubebaut werden. In weiteren Verlauf folgt die Strecke dem gradlinigen Verlauf der Schönhauser Allee, etwa auf Höhe der Franseckistraße (heute Sredzkistraße) steigen die Züge auf einer Rampe hinauf um zur Hochbahn zu gelangen. Den vorläufigen Abschluss fand die Strecke am oberirdischen Bahnhof Nordring, wo ein bequemes Umsteigen zur Ringbahn möglich war.
Architektur und Eröffnung
Die Gestaltung der Bahnhöfe übernahm der Hausarchitekt der Hochbahngesellschaft, Alfred Grenander. Dieser konziperte die Bahnhöfe in seiner klaren Sachlichkeit und orientierte sich dabei stark an die vorigen Bahnhöfe der Strecke Potsdamer Platz - Spittelmarkt. So übernahm er auch die Farbreihenfolge der Bahnhöfe: So wie der Bahnhof Hausvogteiplatz die Farb Gelb erhielt, bekam auch der Bahnhof Schönhauser Tor eine gelbe Farbgestaltung. Das hieß, dass sowohl die Farben der Kachelriemchen als auch die Stützen in gelb gehalten waren, die Hintergleiswände erhielten hellgraue, kleine Fliesen. Der Bahnhof, der als einfache Durchgangsstation angelegt war, ist von der Form her dem Nachbarbahnhof Senefelderplatz sehr ähnlich[4]. Beide erhielten nahezu gleiche schmiedene Eingangsportale, die auf kleinen Straßeninseln den Zugang zum Bahnsteig ermöglichten.
Nach der Eröffnung der Strecke zwischen Alexanderplatz und Nordring am 27. Juli 1913 fuhren die Züge der Linie A von Bahnhof Schönhauser Tor, das nach dem gleichnamigen, nicht weit enfernten Stadttor benannt war, im Westen bis zum Charlottenburger Wilhelmplatz, im Norden bis zum Bahnhof Nordring.
Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten
Bis in die Dreißiger Jahre änderte sich kaum etwas am Bahnhofgeschehen und an den baulichen Gegebenheiten. Am 1. Mai 1934 erhielt der Bahnhof und der benachbarte Bülowplatz einen neuen Namen nach dem von den Nationalsozialisten hochstilisierten Volkshelden Horst Wessel[1].
Im 1939 beginnenden Zweiten Weltkrieg trug auch der Bahnhof selbst Schäden davon. Zuvor jedoch wirkten sich besonders die Verdunkelungsaktionen aus: Die Scheinwerfer der Hochbahnzüge mussten abgedunkelt, die Bahnhofsbeleuchtung auf ein Mininum reduziert werden. In Folge der zahlreichen Bombenangriffe, die besonders die Linie A zwischen Ruhleben und Pankow trafen, musste der Zugbetrieb oft eingestellt oder verkürzt werden. Den Bahnhof Horst-Wessel-Platz selbst traf es am 16. April 1946[5], Fliegerbomben richteten erheblichen Schaden am Bahnhof an. Spätestens bis Mitte April war der Zugverkehr endgültig eingestellt, da kein Fahrstrom mehr zur Verfügung stand. Auf Grund des leichten Anstieges zwischen den Bahnhöfen Alexanderplatz und Horst-Wessel-Platz konnte das Wasser des Landwehrkanals, das über den Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn, die Bahnhöfe Friedrichstraße und Stadtmitte zur Linie A kam, nicht bis zum Bahnhof gelangen und ihn überfluten.[6]
Nachkriegszeit
Die ersten U-Bahnzüge fuhren bereits am 14. Mai 1945 wieder auf den Linien C und D um den Hermannplatz. Bereits am 26. Mai 1945 konnte der erste Pendelverkehr zwischen Schönhauser Allee - Alexanderplatz aufgenommen werden. Bei der Betriebsaufnahme erhielt der Bahnhof Horst-Wessel-Platz seinen ursprünglichen Namen Schönhauser Tor wieder zurück, der alte Namen war unter den aufgeschraubten Stationsschildern noch zu sehen[1]. Bereits am 1. August 1945 war wieder ein Umlaufbetrieb zwischen Pankow (Vinetastraße) und Alexanderplatz möglich. In den nächsten Wochen und Monaten konnten zahlreiche Bahnhöfe wiedereröffnet werden, sodass am 15. September 1946[6] wieder ein vollständiger Zugverkehr zwischen Ruhleben und Pankow möglich war, wenn auch einzelne Bahnhöfe wie beispielsweise der Bahnhof Kaiserhof erst im Jahr 1950 wieder in Betrieb gingen.
DDR-Zeit
Am 27. Februar 1950[1] benannte man den Bahnhof in „Luxemburgplatz“ um. Ein genauer Grund, weshalb dieses Datum ausgewählt wurde, ist unbekannt. Als wahrscheinlich gilt unter anderem der Gründungstag der Internationale Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Parteien, als auch der 99. Geburstag des Marxisten Franz Mehring.
Bis 1961 kehrte wieder Ruhe ins Bahnhofsgeschehen ein, es änderte sich kaum etwas. Erst ab dem 13. August 1961 fuhren die Züge der Linie A im Westen nicht mehr bis zum Zoo, nach Ruhleben oder nach Dahlem sondern nur noch bis zum Ost-Berliner Thälmannplatz. Der neu errichtete „antifaschistische Schutzwall“ trennte auch die sektorenübergreifende U-Bahnlinie zwischen Pankow und Ruhleben.
In den Sechziger Jahren erhielt der Bahnhof eine neue Gestaltung[7]. Ganzflächig gelbe, großformatige Fliesen wie beispielsweise auch an den Nachbarbahnhöfen Senefelderplatz oder Spittelmarkt zierten nun die Hintergleiswände. Der Stationsname war nun in weißen Lettern auf schwarzen Grund erkennbar. 1972 errichteten die Berliner Verkehrsbetriebe hinter dem Bahnhof, abgetrennt von den eigentlichen Streckengleisen, eine eingleisige Kehranlage sowie eine Wartungsgrube und ähnliches, sodass dort eine kleine Betriebswerkstatt errichtet wurde. Betriebsintern erhielt sie den Namen Bw Lu. Durch den Einbau dieser kleinen Werkstatt konnten die aufwendigen Überführungsfahrten der Kleinprofilzüge über die Großprofilstrecke der Linie E zur Betriebswerkstatt Friedrichsfelde zumindest eingeschränkt werden.[8]
Am 1. Mai 1978, pünktlich zum Tag der Arbeit, wurde der bisherigen Stationsname Luxemburgplatz um den Vornamen der Namensgeberin Rosa erweitert[1]. Die genauen Gründe für diese Namensklarstellung sind unbekannt, eine mögliche Verwechslungsgefahr mit dem gleichnamigen, europäischen Kleinstaat kann nicht ausgeschlossen werden. Seit 1987, dem 750-jährigen Stadtjubiläum Berlins, schmückten außerdem zahlreiche DDR-Kunstwerke den Bahnhof.[3]
Zeit nach 1990
Nach der politischen Wende und der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten bestand zunächst die Gefahr der Rückbenennung des Bahnhofes. Besonders konservative Politiker forderten eine Umbenennung zum ursprünglichen Namen Schönhauser Tor, konnten damit jedoch bei der Senatsverkehrsverwaltung keinen Anklang finden. Als Argument des Senates diente die schon sehr lange währende und der Bevölkerung eingeprägte Benennung[9]. Parallel dazu erhielten zahlreiche andere Bahnhöfe wie Paul-Verner-Straße (heute Louis-Lewin-Straße), Otto-Grotewohl-Straße (heute Mohrenstraße), Dimitroffstraße (heute Eberswalder Straße) oder Albert-Norden-Straße (heute Kaulsdorf-Nord) am 3. Oktober 1991 „kommunistenfreie“ Bahnhofsnamen.
Zunächst war jedoch eine Wiederherstellung der U-Bahnstrecke zwischen Ruhleben und Pankow von Nöten. Insgesamt 215 Millionen Mark (etwa 110 Millionen Euro) investierten Land, Bund und Europäische UnionReferenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>
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Quellen
- ↑ a b c d e Jürgen Meyer-Kronthaler: Berlins U-Bahnhöfe – Die ersten hundert Jahre. be.bra Verlag, Berlin 1996, S. 123, S. 166, S.232 ISBN 3-930863-16-2
- ↑ Hochbahngesellschaft Berlin: Zur Eröffnung der Erweiterungslinie über den Alexanderplatz zur Schönhauser Allee. Juli 1913, S.3
- ↑ a b c Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin: U2 – Geschichte(n) aus dem Untergrund. GVE, Berlin 1995, S. 28f., S. 68., S. 90 ISBN 3-89218-032-6
- ↑ Sabine Bohle-Heintzenberg: Architektur der Berliner Hoch- und Untergrundbahn/Planungen – Entwürfe – Bauten, Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 1980, S. 86, ISBN 3-922912-00-1
- ↑ Dokumentation der Kriegsereignisse
- ↑ a b Dokumentation der U-Bahnereignisse der Vierziger Jahre
- ↑ Beitrag „Rosa-Luxemburg-Platz (U-Bahnhof)“ bei luise-berlin.de
- ↑ Dokumentation der U-Bahnereignisse der Siebziger Jahre
- ↑ Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordnetin Sibyll-Anka Klotz zum Namen des U-Bahnhofes Rosa-Luxemburg-Platz, Berliner Senat, 17. Oktober 1991