Friedrich Wilhelm II. (Preußen)
Friedrich Wilhelm II. (* 25. September 1744; † 16. November 1797) war König von Preußen.
Bei seinem Regierungsantritt bereits 42 Jahre alt, gutherzig und wohlwollend, aber charakterschwach, sinnlich und zu mystischen Schwärmereien neigend, glaubte, im Besitz eines großen Staatsschatzes und eines für unbesiegbar geltenden Heers, mit vollen Händen geben und Preußens Kraft überall einsetzen zu können. Er hob die verhasste Regie auf, sorgte aber nicht für einen Ersatz des Ausfalls an Einkünften. Sein verschwenderischer Hof verschlang ungeheure Summen und gab dem Lande das Beispiel zügelloser Sittenverderbnis unter der Maske religiöser Heuchelei. An die Stelle der Selbstregierung seiner Vorgänger trat eine Kabinettsregierung, welche den König von den Ministern abschloss und ihn dem Einfluss unwürdiger Günstlinge wie Wöllner, preisgab; machtlos mussten die tüchtigen Beamten Friedrichs d. Großen mit ansehen, wie solche Leute das Werk mühevoller, jahrelanger Arbeit leichtfertig zerstörten. Statt dem Volk einen frischen Antrieb politischen und geistigen Lebens mitzuteilen, wurden am 9. Juli 1788 das berüchtigte Religionsedikt und am 19. Dezember das Zensuredikt erlassen, welche dem preußischen Volk die Freiheit auf dem einzigen Gebiet, das ihm Friedrich gelassen, dem religiösen und literarischen, auch noch rauben sollten. Der Feldzug gegen die Niederlande 1787 wegen der Beleidigung der Prinzessin von Oranien, einer Schwester des Königs, kostete Friedrich viele Millionen und steigerte den verhängnisvollen Dünkel und Übermut der Offiziere. Das 1790 begonnene Unternehmen, während Russland und Österreich in den türkischen Krieg verwickelt waren, Friedrich Wilhelm an die Spitze der vereinigten Macht Mitteleuropas zu stellen und ihm so eine schiedsrichterliche Herrschaft zu verschaffen, brachte nach den kostspieligsten Rüstungen der König selbst zum Scheitern, indem er aus unzeitiger und kurzsichtiger Großmut den Vertrag von Reichenbach (27. Juli 1790) abschloss, der Österreich von dem unheilvollen Türkenkrieg befreite, und zeigte hierdurch der Welt, dass er die herrschende Stellung Preußens nicht behaupten könne. Der Fürstenbund löste sich infolgedessen auf. Nicht minder launenhaft war die Politik des neuen Königs gegen Frankreich. Gewohnt, seinen persönlichen Gefühlen das Wohl des Staats zu opfern, brannte er nach Ausbruch der [[Franz%F6sische_Revolution|französischen Revolution]] vor Begierde, als Ritter des legitimen Königtums von Gottes Gnaden einen Kreuzzug gegen Frankreich zu unternehmen, um Ludwig XVI. aus der Hand des Pariser Pöbels zu befreien, schloss mit Österreich 1792 den Pillnitzer Vertrag und begleitete selbst die Armee auf dem Feldzug in die Champagne; trotz der militärischen Schwäche Frankreichs endete dieser mit der erfolglosen Kanonade von Valmy, die in ihren Folgen einem Sieg der Franzosen gleichkam, und mit dem wenig ehrenvollen und verlustreichen Rückzug über den Rhein. 1793 schloss sich der König noch der ersten Koalition an und eroberte Mainz. Dann aber wendete er sein Augenmerk Polen zu, wo, unterstützt durch die schwankende Haltung Preußens, Russland durch die Targowitzer Konföderation am 14. Mai 1792 die politische Reorganisation Polens vereitelte und durch Besetzung des ganzen Landes mit seinen Truppen dessen Einverleibung vorbereitete, und schloss, um dies zu verhindern, am 23. Januar 1793 einen zweiten Teilungsvertrag mit Russland, in dem er Danzig, Thorn und Großpolen (Südpreußen), 57,000 km² mit 1.100.000 Einw., und damit eine vortreffliche Abrundung seiner Ostgrenze gewann. Da Österreich hierbei leer ausging, so steigerte sich die Eifersucht zwischen beiden deutschen Mächten und lähmte ihre kriegerische. Aktion gegen Frankreich. Daher beutete die preußische Armee ihre Siege bei Pirmasens vom 14. September 1793 und Kaiserslautern (28.-30. November nicht zu einem Einfall in Frankreich aus. Aber auch zum Rücktritt von der Koalition konnte sich Friedrich Wilhelm nicht erschließen, obwohl die Finanzen Preußens bereits völlig erschöpft waren, und ließ sich lieber zu dem Haager Vertrag herab (19. April 1794), mit den Seemächten, durch welchen er ein Heer von 64.000 Mann an diese vermietete, denen auch die Eroberungen desselben gehören sollten. Dies Heer schlug die Franzosen zweimal bei Kaiserslautern (23. Mai und 18.-20. September), drang aber um so weniger in Feindesland ein, als Friedrich Wilhelm gleichzeitig durch den polnischen Aufstand von 1794 in einen Krieg im Osten verwickelt wurde. Die preußische Armee unter dem König selbst eroberte Krakau, belagerte aber Warschau vergeblich. Indem es erst den Russen gelang, den Aufstand niederzuschlagen, fiel diesen die Entscheidung über die letzte Teilung Polens zu, und diese wurde im Vertrag zwischen Russland und Österreich vom 3. Januar 1795 so geregelt, dass Friedrich Wilhelm nur Masovien, Warschau und Bialystok (Neuostpreußen), 47.000 km² mit 1 Mill. Einw., bekam; am 24. Oktober 1795 unterzeichnet es den dritten Teilungsvertrag. Schon vorher hatte sich Friedrich Wilhelm durch den Frieden von Basel (5. April 1795) von dem Kriege gegen Frankreich wegen gänzlicher Erschöpfung seiner Finanzen losgesagt und durch eine Demarkationslinie die Neutralität Norddeutschlands gesichert.Da 1791 auch Ansbach und Bayreuth mit Friedrich Wilhelm vereinigt worden waren, so war das Staatsgebiet zwar auf 300.000 km² mit 8.700.000 Einw. erweitert; aber das Ansehen Preußens war schon sehr gesunken, das Heer verwahrlost, das Beamtentum unzufrieden und bei der ungeheuren Vergrößerung des Gebiets für eine sorgsame, gewissenhafte Verwaltung unzureichend, die Finanzen in völliger Verwirrung und der Staat mit 48 Mill. Thlr. Schulden belastet; die Bevölkerung stand der Regierung wie einer fremden gleichgültig gegenüber, und die Gebildeten neigten mehr und mehr einem kosmopolitischen Humanismus zu.
verheiratet mit
1. Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig (geschieden 1769)
2. Friederike Luise von Hessen-Darmstadt
mit dieser hatte er folgende
Kinder
- Friedrich Wilhelm III. (Preußen)
- Friederike Christine Amalie Wilhelmine
- Friedrich Ludwig Karl Prinz von Preußen genannt Louis
- Wilhelmine, Königin der Niederlande
- Auguste
- Karl Heinrich
- Friedrich Wilhelm Karl
Darüberhinaus pflegte er u. a. eine außereheliche Beziehung zu Wilhelmine von Lichtenau, welche ihm u. a. seinen Lieblingssohn den Grafen Alexander von der Mark schenkt.
1781 beendet Friedrich Wilhelm auf Druck des Freimaurerordens der Rosenkreuzer, dem er angehört, den Umgang mit Wilhelmine, bleibt aber mit ihr befreundet.
1786 geht der König eine morganatischen Ehe mit Julie von Voß, der späteren Gräfin Ingenheim und nach deren Tod im Jahr 1790 mit Sophie Juliane Friederike Gräfin von Dönhoff ein.
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