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Knowledge Modeling and Description Language

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Die Knowledge Modeling and Description Language („Sprache für Wissensmodellierung und -beschreibung“, kurz KMDL) ist eine Methode zur Modellierung, Analyse und Bewertung wissensintensiver Geschäftsprozesse. Die KMDL gehört zu den Methoden des geschäftsprozessorientierten Wissensmanagements, welches die Aktivitäten des Wissensmanagements auf die Geschäftsprozesse fokussiert. Sie ermöglicht es neben den klassischen Geschäftsprozessen die Wissensflüsse und -transformationen systematisch zu erfassen und zu analysieren.[1]

Methode

KMDL ist in der Version 2.1 eine semiformale Modellierungssprache und dient der Visualisierung, Analyse, Bewertung und Verbesserung von Wissenskonversionen in wissensintensiven Geschäftsprozessen. Die KMDL hat sich kontinuierlich von einer an die klassische Geschäftsprozessmodellierung angelehnten Sprache, angereichert um Wissenselemente, zu einer stärker formalisierten Modellierungssprache zur Beschreibung von Wissenskonversionen entwickelt. Nachstehend ist der KMDL-Sprachstandard in der Version 2.1 beschrieben. Dazu wird zunächst ein Überblick über der Sprache zu Grunde liegende Konzepte gegeben, im Anschluss der Sprachstandard vorgestellt und zum Abschluss ein Beispielprozess präsentiert.

Die Methode der KMDL umfasst derzeit

  • das Konzept, welches das zu modellierende System abgrenzt,
  • die Beschreibungssprache, welche den Modellumfang spezifiziert und
  • das Vorgehensmodell, welches das Vorgehen bei der Modellierung, Analyse und Bewertung bestimmt.

Ziel der KMDL-Modellierung ist es neben dem Aufzeigen von ablauftechnischen Prozessverbesserungen, Wissensmanagementaktivitäten direkt am Ort der Wertschöpfung einzusetzen. Darüber hinaus bieten die erhobenen Wissenskonversionen unter anderem Anhaltspunkte zur Beurteilung der Unternehmenskultur z. B. bezüglich des gemeinsamen Wissensaustauschs, des Umfangs des im Prozessverlauf explizierten Wissens und der Nutzung bestehender Wissensmanagementsysteme.

Beschreibungssprache

Die Beschreibungssprache definiert drei Sichten:

  • Prozesssicht
  • Aktivitätssicht
  • Kommunikationssicht

Die Prozesssicht beschreibt den relevanten betrieblichen Ablauf aus der Perspektive des Ablaufs von Tätigkeitsfolgen (Prozessschritten). Auf dieser Ebene ist erkennbar, welche Aufgaben nacheinander abgearbeitet werden müssen und welche Alternativen existieren. Außerdem werden in der Prozesssicht den Aufgaben die Ressourcen zugeordnet, die zur Bearbeitung der Aufgabe genutzt werden. Die verwendeten Objekte orientieren sich an etablierten Sprachen zur Geschäftsprozessmodellierung. Adaptiert wird das Konzept der Rolle aus dem Workflow-Management (im Workflow-Management fassen Rollen über die Beziehung "hat Rolle" Personen zusammen, die in einer bestimmten Menge von Charakteristika übereinstimmen. Dabei kann es sich sowohl um bestimmte Qualifikationen (z. B. "kann Programm X bedienen") als auch bestimmte Kompetenzen (z. B. "besitzt Prokura") handeln.[2]) und der Softwareentwicklung.

Die Prozesssicht berücksichtigt ausschließlich die organisatorische und operationale Sicht. Modelliert wird damit, welche Rollen die Aufgaben ausführen und welche Informationssysteme verwendet werden. Die inhaltliche Sicht, also die bearbeiteten Artefakte (Informations- und Wissensobjekte), werden in der Aktivitätssicht verfeinert.

Die Aktivitätssicht bildet den Kern des Sprachstandards KMDL v2.1 und erlaubt eine detaillierte Beschreibung der ablaufenden Wissensumwandlungen bei der Aufgabenerfüllung. Die KMDL-Aktivitätssicht beschreibt damit die Wissenskonversionen auf einer granularen Ebene. Aufgrund des Modellierungsaufwandes wird in der Regel nur für wissensintensive Aufgaben eine Modellierung der Aktivitätssicht vorgenommen. In der Aktivitätssicht ist der äußere Rahmen die näher zu betrachtende Aufgabe aus der Prozesssicht. Die Aufgabe besteht aus einer Reihe von Aktivitäten, den sogenannten Konversionen.[3]

Mit der Weiterentwicklung der KMDL v2.2 wurde eine weitere Sicht ergänzt. Die Kommunikationssicht beschreibt den Ablauf der Kommunikation innerhalb der betrachteten Organisation. In dieser Ebene ist zu erkennen, wie die Kommunikation in der Organisation verläuft, wo die Schwerpunkte und wo die Defizite in der Kommunikation liegen. Sämtliche verwendete Objekte orientieren sich am Sprachstandard KMDL.

Vorgehensmodell

Das Vorgehensmodell unterteilt sich in 7 Phasen:

  • Phase 0: Projektanbahnung
  • Phase 1: Identifikation wissensintensiver Geschäftsprozesse
  • Phase 2: Aufnahme der ausgewählter Geschäftsprozesse
  • Phase 3: Analyse der aufgenommenen Geschäftsprozesse
  • Phase 4: Sollkonzeption
  • Phase 5: Umsetzung des Konzepts
  • Phase 6: Evaluation.

Die Partizipation des Projektpartners ist dabei ein unabdingbares Element des KMDL-Vorgehensmodells.

Werkzeuge

Für die Modellierung von KMDL-konformen Prozessen steht der sogenannte K-Modeler[4] zur Verfügung. Dies führt dazu, dass verschiedene Sichten auf den jeweiligen Prozess ermöglicht, die syntaktische Korrektheit der Modelle überprüft, Verbesserungspotenziale in Prozessen über vordefinierte Muster identifiziert sowie Auswertungen erzeugt werden. Dieses Werkzeug basiert auf dem Eclipse-Framework sowie GMF. Mit Hilfe des K-Modelers ist es dem Nutzer möglich die einzelnen Sichten der KMDL zu modellieren und zu verifizieren.[5]

Für die Prozeßsicht ergibt sich dabei folgende Darstellung mit dem K-Modeler:

Für die Aktivitätssicht ergibt sich dabei folgende Darstellung mit dem K-Modeler:

Wissens- und Informationsobjekte[6]

Wissensobjekte (hellrot)

Wissensobjekte stellen Wissen von Personen oder Team in einem Wissensgebiet dar. Dabei wird oft folgendes abgebildet: Kompetenzen, Fähigkeiten, Erfahrung, Einstellungen und Verhalten einer Person. Es gibt dabei unterschiedliche Ausprägung von Wissen: fachlich, methodisch, soziale Fähigkeiten und Handlungsfähigkeiten. Wissensobjekte sind dementsprechend personengebunden.

Informationsobjekte (violett)

Informationsobjekte sind expliziete Darstellungen von Wissen. Das Wissen existiert in z.B. in Form: eines Textes, Zeichnung, Diagrammes oder auch in elektronischer Form z.B. als: Datenbank, Audiodatei, Videodatei, elektronisches Dokument oder Tabelle. Informationsobjekte sind unabhängig von Personen.

Formen der Wissensumwandlung[6]

In einem KMDL Model spielt die Umwandlung von Wissen eine wichtige Rolle. Dabei werden unterschiedliche Umwandlungen berücksichtigt und als bunter Pfeil dargestellt. Grundlage dafür ist das SECI-Modell von Ikujiro Nonaka und Hirotaka Takeuchi.

Sozialisation (grün):

Weitergabe personengebundem stillschweigendem Wissen von Person zu Person. Dabei wird Wissen oft durch die mehrfache informelle Weitergabe verfälscht.

Externalisierung (blau):

Umwandlung von personengebundem stillschweigendem Wissen (Wissensobjekt) in personenunabhängiges Wissen (Informationsobjekt).

Internalisierung (rot):

Umwandlung von Information in stillschweigendes Wissen, wie z.B. das Lesen eines Buches.

Kombination (schwarz):

Eine oder mehrer Informationen werden zu einem neuen Informationsobjekt kombiniert.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Norbert Gronau(Hrsg.), Wilhelm Hasselbring(Hrsg.): M-WISE: Modellierung wissensintensiver Prozesse im Software Engineering, Gito Verlag. Berlin, 2006.
  2. Junginger, S.: Workflowbasierte Umsetzung von Geschäftsprozessen. Dissertation. Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Informatik. Universität Wien. 2001
  3. Nonaka, I.; Takeuchi, H.: The Knowledge-Creating Company. How Japanese Companies Create the Dynamics of Innovation, Oxford University Press, New York, 1995.
  4. http://www.k-modeler.de
  5. http://www.enzyklopaedie-der-wirtschaftsinformatik.de/lexikon/daten-wissen/Wissensmanagement/Wissensmodellierung/Modellierungsmethoden/Knowledge-Modeling-and-Description-Language/K-Modeler/index.html/?searchterm=kmdl
  6. a b Norbert Gronau, J. Fröming: Geschäftsprozessmanagement in Wirtschaft und Verwaltung. Analyse, Modellierung und Konzeption. 2. Auflage. Berlin 2017, ISBN 978-3-95545-192-9.