Überblendung (Film)
Unter einer Überblendung versteht man bei der Filmprojektion den für Zuschauer unsichtbaren Wechsel von einem Filmprojektor zum anderen.
Bei der Filmmontage am Schneidetisch hingegen versteht man darunter den fließenden Übergang eines Bildes in ein neues Bild.
Zur Überblendung in der Fotografie siehe Überblendung (Fotografie).
Überblendung bei der Filmprojektion
Grund für die Überblendung
Wenn ein Kino im so genannten Spulenbetrieb arbeitet, dann passt in der Regel nicht der ganze Film auf eine Spule (bis 2000m). Eine Ausnahme bilden normallange Filme auf einer 5000m-Spule, jedoch muss die Projektionsanlage für diese überdimensionierten Spulen ausgerüstet sein. Wenn man nicht in der Mitte des Filmes eine (künstliche) Pause oder eine kurze Unterbrechung (Filmrollenwechsel) machen möchte, dann ist ein zweiter Filmprojektor nötig, der nahtlos die Projektion übernimmt. Ist die Überblendung gelungen ist dies für den Zuschauer nicht sichtbar.
Überblendungszeichen
Überblendungszeichen nennt man in der Kino-Fachwelt jene beiden Zeichen, die als Kreise, Punkte, Dreiecke und Quadrate auf der Leinwand in der oberen rechten Bildecke bei jedem Aktende eines Films kurz erscheinen.
Position der Überblendungszeichen
Die Position der Überblendungszeichen ist international festgelegt. Das erste Zeichen liegt exakt sieben Mal 24 Bilder (sieben Mal eine Sekunde bei einer Filmgeschwindigkeit von 24 Bildern pro Sekunde) vor dem Endband, das zweite Überblendungszeichen beginnt exakt 24 Bilder (eine Sekunde) vor dem Endband.
Eine Ausnahme: einige Kopierwerke, vor allem in den USA, halten sich nicht an diese Norm und machen das erste Überblendungszeichen acht Sekunden vor dem Endband. Das führt zu einer "überlappenden" Überblendung, da eine Sekunde der zweiten Rolle nicht gezeigt wird.
Damit das Überblendungszeichen für das geschulte Auge sichtbar wird, hat es eine Länge von vier (aufeinanderfolgenden) Bildern. Das Zeichen muss in jedem Bild in Bezug auf das gesamte Filmbild an der selben Stelle sein.
Das Erstellen von provisorischen Überblendungszeichen
Sollte sich ein Überblendungszeichen nicht mehr an der richtigen Stelle befinden (z. B. durch mechanische Kürzung des Filmstreifens), so muss man bei der Filmmontage und bei der dazugehörenden Kontrolle des Filmes neue, korrekt abgezählte Überblendungszeichen setzen.
Dies geschieht mit einem (roten) Fettstift in Form von diskreten kurzen horizontalen Strichen, kleinen Punkten oder kleinen Kreuzen, immer so, dass sie bei der Projektion in der oberen rechten Bildecke für das geschulte Auge zu sehen sind.
Beim Setzen eines Überblendungszeichens ist sowohl die Vorführ-Bildgrösse (Aspect-Ratio der Bildfenstermaske) zu berücksichtigen, wie auch die Sichtbarkeit der Überblendungszeichen. Auf sehr dunklem Hintergrund oder bei "wilden" Bildern mit viel Bewegung und vielen Linien sind sie schwieriger zu erkennen.
Diese handgemachten Überblendungszeichen müssen stets auf der Trägerseite des Films angebracht werden, um die Fotoemulsion nicht zu beanspruchen.
Nach der letzten Vorstellung, bei der Demontage der Filmkopie werden die handgemachten Zeichen mit einem weichen Tuch wieder entfernt.
Was verpönt ist, aber leider weit verbreitet, sind mit Lochzangen u. Ä. gestanzte oder in die fotografische Schicht eingeritzte Überblendungszeichen. Einerseits wird damit das Bild bleibend beschädigt, andererseits können diese Zeichen nicht mehr entfernt werden, falls ihre Position eines Tages nicht mehr korrekt sein sollte.
Projektionsvorbereitungen für die Überblendung
Jede Filmkopie wird aus historischen, aus film- und transporttechnischen, aus praktischen und aus Sicherheitsgründen in kleine Einheiten unterteilt den so genannten Filmakten.
Ein Filmakt dauerte früher eher 10 Minuten, heute 20 bis 25 Minuten. Die Filmkopie besteht bei einem 110'-Spielfilm aus etwa 7 Akten, die in der Vorführkabine auf dem Umrolltisch (Montagetisch) auf zwei Spulen verteilt werden, sofern das Koppeln der Filmakte erlaubt ist (nicht der Fall bei Archiv- und anderen seltenen Kopien).
Darf die Kopie nicht montiert werden, so muss sie aktweise vorgeführt werden, was viele Überblendungen bedeutet.
Der Film auf der ersten Spule, mit den ersten vier Akten des Films, wird in den ersten Projektor eingelegt und vorgeführt. Während der Projektion wird auf der zweiten Maschine die zweite Filmrolle, also die Spule mit den letzten drei Akten des Films eingelegt, und zwar genau so, dass sieben Mal 24 Bilder später das erste Filmbild im Bildfenster zu sehen sein wird.
Es werden also vor dem Einlegen des Startbandes die sieben Mal 24 Bilder abgezählt, das betreffende Bild wird markiert, der Film wird eingefädelt und so lange manuell transportiert, bis das markierte Bild im Bildfenster steht. Nun ist der zweite Projektor bereit für die Überblendung.
Während sich die erste Filmspule auf dem ersten Projektor leert, muss man als Vorführer die rechte obere Ecke des Filmbildes auf der Leinwand im Auge behalten. Blinzeln, Wegschauen oder sich von der Filmhandlung optisch mitreissen lassen liegt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr drin. Verpasst man das erste Überblendungszeichen, so wird die Überblendung missglücken.
Für das Publikum im Idealfall unsichtbar: die Überblendung
Wenn das erste Überblendungszeichen erscheint, wird sofort der Motor des zweiten Projektors zum Laufen gebracht. Die Projektionslampe zündet gleichzeitig (oder sie wurde vorher bereits gezündet). Erscheint das zweite Zeichen so lässt man sich maximal drei Viertel einer Sekunde Zeit, die Überblendungsklappe und die Tonumschaltung zu aktivieren. Wenn Bild und Ton nun vom zweiten Projektor in den Kinosaal gelangen, so ist die Überblendung geglückt und die Zuschauerschar hat nichts davon mitbekommen.
Weitere technische Voraussetzungen für eine gelungene Überblendung
Weitere technische Voraussetzung für eine gelungene und für das Publikum "unsichtbare" Überblendung ist natürlich auch, dass die Schärfe des zweiten Projektors, sowie seine Bildhelligkeit und Lichtfarbe mit jener des ersten Projektors übereinstimmt, dass der Bildstrich des Startbandes bei der Montage überprüft und beim Einfädeln richtig eingestellt wurde und die Lautstärke beim zweiten Projektor gleich eingepegelt ist wie beim ersten.
Überblendung Film und Video
Die optischen Überblendungstechniken im Videobereich orientierten sich an den Möglichkeiten im Filmbereich, entwickelten diese jedoch weiter.
Mit Überblendung ist jener Moment im Film gemeint, wo das Bild von der Einstellung A (Take A) zum Bild der Einstellung B (Take B) wechselt. Eine der beiden Einstellungen kann durchaus ein Stück Schwarzfilm sein, dann spricht man allerdings nicht mehr von Überblendung sondern von Auf- respektive Abblende.
Berühmt dürften vor allem die runden Irisblenden eines Slapstick- oder Chaplin-Filmes sein, die das Filmbild durch das auf- oder zufahren einer Irisblende an der Kamera ein- oder ausblendeten. Auch die diversen Wischblenden aus "Star Wars - A New Hope" z. B. dürften bekannt sein - sie entstanden bei der Montage des Filmes.
Wer heute zuhause seine Videofilme selber schneidet, darf unter unzähligen Überblendungseffekten auswählen. Von sich in Punkten auflösenden Bildern zu Bildern, die wie eine Buchseite umgeblättert werden bis zu den klassischen Methoden ist fast alles möglich.
Im Gegensatz zur kunstvollen und oft aussagekräftigen Überblendung, werden Einstellungen mehrheitlich einfach (trocken) aneinandergehängt, sodass der Übergang von Einstellung A zu Einstellung B "hart", also ohne Einleitung geschieht. Die Einleitung kann allerdings durch Kamera- oder Objektbewegungen, durch Farben oder die Tonspur usw. übernommen werden. (siehe: Filmmontage)