Heiligstes Herz Jesu
Die Herz-Jesu-Verehrung oder auch Herz-Jesu-Kult ist ein Ausdruck der katholischen Spiritualität bzw. einer oft als naiv bezeichneten Volksfrömmigkeit. Dabei wird Jesus Christus unter dem Gesichtspunkt seiner im Herzen symbolisierten Liebe verehrt. Grundtext aus dem Evangelium ist Joh. 19,34: das durchbohrte Herz des Gekreuzigten als Quelle der Sakramente und der Kirche.
Impulse zur Herz-Jesu-Verehrung kamen aus der deutschen Mystik des Spätmittelalters, z.B. von Mechthild von Magdeburg (1207 - 1282), Gertrud von Helfta (1256 - 1302) und Heinrich Seuse (1295 - 1366) und besonders von der französischen Nonne Margareta Maria Alacoque, deren Visionen zwischen 1673 und 1675 um den Sühnegedanken, den häufigen Kommunionempfang und ein Herz-Jesu-Fest kreisten. Starken Aufschwung erhielt die Herz-Jesu-Frömmigkeit im 19. Jahrhundert durch Romantik und Restauration (Bild: Apsismosaik von Sacré-Coeur, Paris). Pierre Teilhard de Chardin wagte eine Zusammenschau der Herz-Jesu-Spiritualität mit Schöpfung und Evolution.
Jeweils am dritten Freitag nach Pfingsten (Freitag der Woche nach Fronleichnam) ist das Herz-Jesu-Fest, das Papst Pius IX. 1856 als Gedenktag für die ganze Kirche eingeführt hat. Außerdem heißt der erste Freitag jedes Monats "Herz-Jesu-Freitag". Er ist ein bevorzugter Tag für die Krankenkommunion.
1899 weihte Papst Leo XIII. in der Enzyklika Annum sanctum die ganze Welt dem Herzen Jesu.
Die Herz-Jesu-Verehrung hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark an Boden verloren. Ursachen sind einerseits ihre Verkitschung im Devotionaliengeschäft, andererseits eine gewisse Gefühlsscheu im modernen Katholizismus.
Nichtkatholiken stehen der Herz-Jesu-Frömmigkeit gewöhnlich ablehnend gegenüber. Allerdings bietet sie durch ihren christozentrischen Akzent auch ökumenische Anknüpfungspunkte.
Siehe auch:Organanbetung