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Anopheles

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Malariamücken
Datei:Anopheles bei der Blutmahlzeit.jpg
Anopheles bei der Blutmahlzeit
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Vorlage:Classis: Insekten (Insecta)
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Vorlage:Ordo: Zweiflügler (Diptera)
Vorlage:Subordo: Mücken (Nematocera)
Vorlage:Familia: Stechmücken (Culicidae)
Vorlage:Genus: Malariamücken
Wissenschaftlicher Name
Anopheles
Meigen, 1818
Vorlage:Subgenusen

Die Malariamücken (Anopheles) im engeren Sinne (auch Gabel- oder Fiebermücken genannt) sind eine Gattung der Familie der Stechmücken (Culicidae) mit etwa 420 Arten, wobei 40 Arten weltweit potentiell fähig sind Malaria zu übertragen. Sie sind mit ca. 6 mm relativ klein und haben einen schmächtigen Körperbau, sind aber dennoch gut erkennbar an ihrer Sitzhaltung (kompletter Körper ca. 45° zur Unterlage beim Stechen). Es gibt verschiedene Arten bzw. Unterarten von Malariamücken, die aber oft nur vom Entomologen zu unterscheiden sind. Zur gezielten Vektorbekämpfung ist die Artbestimmung durch moderne Methoden (Zytotaxanomie, Isoenzymelektrophorese, DNA-Hybridisierung, PCR) erforderlich. Im weiteren Sinne könnten auch Aedes-Mücken (Unterfamilie Culicinae) zu den Malariamücken gezählt werden, da auch sie bestimmte Plasmodien-Arten übertragen können, jedoch keine humanpathogenen Arten. Menschliche Malaria wird jedoch nur von Mücken der Gattung Anopheles übertragen.

Vorkommen

Aufzufinden ist Anopheles auf allen großen Kontinenten und vielen Inseln. Selbst in Teilen Sibiriens gibt es zur warmen Jahreszeit Anopheles-Mücken, die meist als Larven oder im Ei überwintern.

Entwicklungszyklus

Der Entwicklungszyklus der Anopheles-Mücken ist bei fast allen Arten an stehende Gewässer jeder Größe gebunden - kleinste Tümpel, Astlöcher oder Hufabdrücke, die während 5 bis 14 Tagen (Entwicklungszeit der Larven, je nach Art und Temperatur) Wasser führen, genügen bereits. Jedoch werden nur klare Wasseransammlungen für die Eiablage aufgesucht, in die 50-200 kleine, schwarz gefärbte Eier von der weiblichen Mücke gelegt werden. Die Larven haften mit wasserabstoßenden Haaren (Palmhaaren) an der Wasseroberfläche und hängen somit parallel zur Wasseroberfläche (wie auch Dixa) - ein Unterscheidungsmerkmal zu den meisten meisten anderen Stechmücken (z.B. Aedes, Culex, Haemagogus, Mansonia, Psorophora)

Ernährung

Männliche und weibliche Anopheles- Mücken ernähren sich von Pflanzensäften. Die Weibchen benötigen jedoch zusätzlich unbedingt mindestens eine menschliche oder tierische Blutmahlzeit zur Aufnahme von Protein, damit eine Ovar-Entwicklung stattfinden kann. Zwei bis drei Tage nach dem Schlüpfen sucht sich das Anophelesweibchen deshalb in der Regel nach Einbruch der Dunkelheit oder in den frühen Morgenstunden im Haus oder in der freien Natur ein Opfer für die erste Blutmahlzeit und legt dann nach weiteren zwei bis drei Tagen die Eier.

Ihre Stiche sind meist begleitet von Schwellungen und starkem Juckreiz. Sie jucken stärker als beispielsweise die der in Deutschland gemeinhin meistverbreiteten Culex-Mücke.

Allerdings sind die Gewohnheiten der einzelnen Anopheles Arten sehr verschieden, sodass es auch Arten gibt, die menschliches Blut im Regelfall verabscheuen:

  • An. atroparvus: endophil (sticht in Gebäuden und im Freien), bevorzugt jedoch Vieh, saugt aber auch am Menschen, vor allem bei hohen Temperaturen und niedriger relativer Luftfeuchtigkeit
  • An. maculipennis: endophil (sticht in Gebäuden und im Freiland), bevorzugte Nahrungsquelle sind Haustiere
  • An. plumbeus: exophil (sticht im Freien), insbesondere in Wäldern und Parks, Blutspender sind Wild- und Haustiere, nur selten der Mensch

Die Anopheles-Mücke als Krankheitsüberträger

Bevor die Anopheles-Mücke, wie alle anderen blutsaugenden Insekten, ihre Nahrung aufnimmt, spritzt sie durch Ihren Stechrüssel (Proboscis) ein Drüsensekret (allgemein: Speichel) in Ihr Opfer hinein. In diesem Sekret befindet sich hauptsächlich ein Wirkstoff, der eine mögliche Blutgerinnung in ihrem Rüssel während der Nahrungsaufnahme verhindern soll. Außerdem wird der Blutfluss zur Einstichstelle hin verstärkt. Für das "Opfer" (z.B. Mensch) ist der eingespritzte Mückenspeichel ein Fremdkörper, das Abwehrsystem reagiert darauf, es juckt und brennt mehr oder minder lange an der Stichstelle und es bildet sich eine Quaddel. In diesem Speichel können auch Krankheitserreger (Viren, Bakterien, einzellige oder mehrzellige Parasiten ) enthalten sein, die die Mücke bei einer vorangegangenen Nahrungsaufnahme bei einem infizierten Opfer zusammen mit dem Blut aufgenommen hat. Wenn diese Krankeitserreger in der Mücke nicht nur überleben sondern sich auch noch in ihr vermehren und oder wandeln, dann ist die Mücke ein Wirt bzw. Zwischenwirt für diese Krankheitserreger und infiziert in schon beschriebener Weise ihr nächstes Nahrungsopfer. Die Anopheles-Mücke ist daher als Vektor auf biologischem Wege der Überträger von Tropenkrankheiten: (Malaria, Filariosen und Viruserkrankungen, wie z. B. O'nyong-nyong-Fieber). Zur Übertragung von Malaria ist eine Mindesttemperatur über einen längeren Zeitraum erforderlich (16°C Sommer-Isotherme für Plasmodium vivax, der kälteunempfindlichsten Plasmodium Art).

Potentiell ist, wie bei allen Vektoren, auch eine mechanische Übertragung aller möglichen Erreger hier durch die äußere und innere Kontamination der Proboscis (des Stech-, Saugrüssels) der Anopheles möglich, wenn das Insekt während der Nahrungsaufnahme bei einer infizierten Person gestört wird und alsbald auf einer anderen nicht infizierten Person weitersaugt. Nach heutigem Kenntnisstand ist zu erwarten, dass diese Übertragungsmöglichkeit, wenn überhaupt, nur in Populationen mit sehr hoher Erregerverbreitung gelegentlich auftreten kann. [1], [2] Dieser Übertragungsweg entspricht dem der Infektion per Nadelstichverletzung bzw. mehrfach hintereinander genutzter Injektionskanülen ohne zwischenzeitliche Sterilisation, jedoch in einer anderen Größenordnung. Rein theoretisch kann die Übertragung eines einzigen Erregers auf diesem Wege eine Infizierung bewirken. In der Praxis ist jedoch eine ausreichende Mindestmenge von Erregern für eine Infektion erforderlich. Ob diese Mindestmenge z.B. bei einer Kontamination der Anophelesproboscis allein erreicht werden kann, ist fraglich. Epidemiologisch gibt es auch bis heute zumindest bei der Anopheles, wie auch bei allen anderen Stechmücken, für diese Übertragungsart keine eindeutigen Anzeichen.

Malaria in Kenia und im Punjab (Indien)

Bemerkenswert ist, dass in Kenia Malaria die Basisreproduktionsrate von rund 1900 hat - das heißt, ein Mensch, der mit Malaria angesteckt ist, führt zur Infektion von 1900 anderen Menschen (falls noch niemand immunisiert ist). Jedoch im Punjab aber, einer Region Indiens, hat der genau gleiche Malariaerreger Plasmodium falciparum eine Basisreproduktionsrate von nur 1.4. Was ist nun der Unterschied?

In Kenia ist die Art Anopheles gambiae am Werk, von welcher nach x Tagen nach dem Stich schätzungsweise x0.95 Tiere am Leben sind. Von der indischen Mücke, Anopheles culicifacies, leben nach x Tagen nur noch x0.75. In beiden Fällen müssen die in der Mücke lebenden Stadien des Erregers 12 Tage lang überleben, um reif zu sein für die nächste Infektion! Ein anderer Unterschied ist, dass Anopheles gambiae alle 2 Tage Blut saugen muss - und sie sticht leider zu 100 Prozent nur Menschen. A. culicifacies sticht alle 3 Tage, aber nur zu 10 % Menschen. Obwohl in indischen Endemiegebieten die Mücken sehr viel zahlreicher sind (um den Faktor 20!), ist die Malaria im Punjab ein relativ einfach zu beherrschendes Problem.

Um die Zahl der Infektionen nicht kontinuierlich ansteigen zu lassen - fehlende Immunität der Menschen vorausgesetzt - muss die Basisreproduktionsrate auf 1, für eine Ausrottung der Infektionskrankheit auf weniger als 1 gesetzt werden. Es ist leicht, einzusehen, dass sich 1.4 sehr viel einfacher auf 1 reduzieren lässt als 1900. In Indien wird Malaria auch nur dann zum Problem, wenn heftige Regenfälle die Fortpflanzung der Mücken stark begünstigen. [3]

Arten

In Deutschland sind die folgenden 6 Anopheles-Arten einheimisch:

  • Anopheles plumbeus - lebt in kleinen, stark gerbstoffhaltigen Wasseransammlungen in Astlöchern oder Stammgabeln alter Bäume
  • Anopheles algeriensis - erreichen in Norddeutschland ihre nördliche Verbreitungsgrenze
  • Anopheles claviger - häufig und weit verbreitet
  • Anopheles maculipennis
  • Anopheles messeae
  • Anopheles labranchiae

Die letzten drei Anopheles-Arten werden als "Anopheles maculipennis-Gruppe" zusammengefasst.

Siehe auch:

Für Informationen zur Bekämpfung von Anopheles siehe: Insektizid, z.B.:(DDT), Moskitonetz, Repellent