Benutzer:Aleviten-nuernberg/Alevitische Gemeinde Nürnberg
Die Alevitische Gemeinde Nürnberg ist ein alevitisches Gebetshaus und Gemeindezentrum in Nürnberg und wird vom Verein Alevitische Gemeinde Nürnberg e.V. (türkisch. Nürnberg Alevi Kültür Merkezi Cemevi, Abk.: NAKM) betrieben.
Alevitische Gemeinde Nürnberg | |
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Rechtsform | eingetragner Verein (e.V.) |
Vorsitzender | Hüseyin Yildiz |
Gründung | 1991 |
Sitz | Rehdorfer Str. 6, 90431 Nürnberg |
Website | www.aleviten-nuernberg.de |
Geschichte und Bedeutung
Um 1970, organisierten sich die Nürnberger Aleviten zunächst unter dem Namen "Patriotischen Union" den Weg ins Alevitentum. Mitte 1980 wurde die erste CEM Zeremonie von den Nürnberger Aleviten durchgeführt. Obwohl in den späten 80er Jahren der Begriff "Alevi" verboten und somit auch von keinem erwähnt wurde, fällt die Entscheidung auf eine Vereinsgründung in Nürnberg unter dem Namen "Alevi" (1988-89).
Und im Jahre 1991 wurde so unter dem Namen "Alevi-Bektasi-Kulturverein Nürnberg" ein Verein in der Sperberstrasse aufgebaut.
Man hatte ein klares Ziel: Alle in Nürnberg und der Umgebung lebenden Aleviten unter einem Dach zusammen zu bringen und somit den Weg des Alevitentums in ihrer schönsten Art und Weise erleben zu lassen.
Im Jahr 1992, ein Jahr nach der Vereinsgründung, beschloss man ein Mitglied des Dachverbandes, der Alevitischen Gemeinden Deutschlands, zu werden.
Das jedes Jahr immer größer werde Verein entdeckte, dass die Satzung neue Elemente benötigt, um so die Jugend- und Frauenvertretung im Verein ins Leben rufen zu können.
1993 wurde in Sivas das Leben vieler Aleviten und deren Freunden in Flammen gesetzt. Nach diesem Massaker hieß es: "Stop - Es reicht! Wir werden ab jetzt eine starke Gemeinschaft!"
Die in der ersten Gründungsphase mit 20 bis 30 Personen begonnene Organisation, erreichte im Jahre 1993 /1994 bis zu 450 Mitgliedern, von denen 80-90 der Jugendvertretung angehörten. Somit galt dieser Verein in Nürnberg, Bayern und sogar in Deutschland, zu einem der angesehensten Alevitischen Gemeinden.
Aufgrund einer unnötigen Diskussionen, wurde dann im Jahre 1999 der "Alevi-Bektasi-Kulturverein Nürnberg" aufgehoben. Einige Zeit später, wurde der Verein mit einer neuen Satzung und mit dem neuen Namen "Alevitisches Kulturzentrum Nürnberg" erneut vereint.
Der trotz aller Schwierigkeiten aufrecht erhaltene Verein erzielte im Jahre 2004 ihr eigenes CEM Haus in Nürnberg. Anhand der großen gesellschaftlichen Interessen, gelang es dem Alevitischen Kulturzentrum Nürnbergs, das Recht zu erlangen, das Alevitentum als eigenen Glaubensunterricht, in den Schulen der eigenen Stadt, einführen zu lassen (2011).
Rückblickend steht das Kulturzentrum heute mit 52 leitenden Personen (Vorstandsmitglieder, Jugendorganisation, Frauenvertretung, Glaubensrat, Disziplinarrat, Aufsichtsrat, Beirat) und den rund 570 Mitgliedern in Nürnberg und der Umgebung in jeder Hinsicht (sozial/kulturelle/religiöse) mit allen Dienstleistungen zur Verfügung.
Zwecke und Grundsätze des Vereins
Alevitentum
Der Verein erforscht und bewahrt den Glauben und die weltanschaulichen Werte der Aleviten und bewahrt und pflegt die alevitische Kultur und die alevitischen Riten.
Er bemüht sich vorrangig, der Alevitischen Jugend diesen Glauben, seine Kultur und Tradition, aber auch laizistische, demokratische und zeitgenössische Gedanken zu ver- mitteln. Dazu gehört, dass die Alevitischen Weisheiten und der alevitische Glaube auch
in den Schulen ihren Platz bekommen.
Die alevitischen Lehren zu verstehen und zu verwirklichen bedeutet grundsätzlich ein Eintreten für Menschlichkeit, Integration und Kultur im Alltag.
Menschlichkeit
Menschlichkeit ist der der Ausgangspunkt der alevitischen Weisheit und zugleich die Brücke zum europäischen Humanismus.
Der Verein möchte zeigen, dass die Grundwerte, die auf Menschlichkeit und Humanismus aufbauen, auch an den Grenzen Europas eine viele Jahrhunderte alte Wurzel haben unter anderem in den alevitischen Lehren und Traditionen.
Integration
Die Unterschiedlichkeit der Menschen, die das Leben farbiger, einfach lebendiger und lebenswerter macht, kann Missverständnisse, Konflikte und Gewalt zur Folge haben, wenn dem nicht bewusst durch Förderung der Integration entgegengewirkt wird. Daher ist Integration in der pluralistischen Gesellschaft ein Gebot der Menschlichkeit. Dies gilt besonders für das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und kultureller Hintergründe.
Der Verein fördert die Integration in erster Linie dadurch, dass er sich an alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen wendet, Aufklärung, Humanismus und Entmythologisierung als gemeinsame Wurzel und Basis bekannter macht, Forschungen dazu anregt und zu zeigen versucht, dass Mystik, also das Erleben der Menschlichkeit Gottes eine Möglichkeit oder die Möglichkeit schlechthin ist, logisch bis wissenschaftlich geprägte Menschen auch die religiöse Seite von Mensch und Natur erleben zu lassen und zu zeigen, dass eine religiöse Grundhaltung ins tägliche Leben ausstrahlen kann. Damit werden weitere Grenzlinien gegenseitigen Unverständnisses überwunden - nämlich die zwischen Naturwissenschaft und Religion sowie zwischen den Religionen. Auf dieser Grundlage bemüht sich der Verein um den Dialog zwischen Religionen und Weltanschauungen.
Kultur
Menschlichkeit hat letztlich zum Ziel, hier und jetzt ein erfülltes und freudvolles Leben zu ermöglichen und anzuregen. Daher umfasst die Tätigkeit des Vereins prinzipiell alles, was getan werden kann, um Menschen das Leben in Familie, Gemeinschaft, Haushalt und Beruf zu erleichtern und es aktiv und positiv zu bewältigen. Dabei geht es vorrangig um Bildung und Beratung, aber auch um gemeinsames Erleben. Der Verein muss sich den Themen ohnehin in der vollen Breite zuwenden, wenn er die Chancen von Migranten verbessern und damit die Integration fördern will. Er hofft, seinen Angeboten eine kleine aber vielleicht wichtige Besonderheit hinzufügen zu können, die sich aus der alevitischen Lebensweise und Tradition ergibt und die seine Angebote auch für andere Volksgruppen, gerade für Deutsche interessant machen kann: die Verbindung von Leistung, Freude und Ethik, von Weisheit und täglichem Erleben, nicht zuletzt besonders bei den religiösen Feiern die Verbindung von Bewusstheit, Ritus und Mystik.
Der Verein verbessert die Chancen für ein Gelingen von Integration auch dadurch, dass er die Farbigkeit und Lebendigkeit der Kultur in Mittelfranken durch Bewahrung sowie selbstbewusstes und freudvolles Ausleben der eigenen Besonderheiten, Riten und Traditionen erhöht. Das kann den Reichtum erlebbar machen, den das Zusammentreffen von Kulturen auf engem Raum mit sich bringt und so zu einem Motivator werden für die Weiterentwicklung von Integration auf dem Weg über Toleranz zu gegenseitiger Wertschätzung.
Als eine Gruppierung, die sich jahrhundertelanger wiederholter Verfolgungen bewusst ist, ist das Alevitentum besonders dem Minderheitenschutz verbunden, einer elementaren Nebenbedingung von Integration und Demokratie. Der Minderheitenschutz schließt die Bewahrung und Pflege der eigenen kulturellen Besonderheiten ein, ja setzt sie voraus. Integration kann nur gelingen aus einem natürlichen Verständnis dafür, dass Assimilierung im Sinne einer Aufgabe dieser eigenen Besonderheiten nicht nur mit einem Verlust von Vielfalt, sondern oft auch mit Gewalt assoziiert ist und in beiden Fällen der Integration jeden Boden entzieht.
Soziales
Der Verein versucht schließlich, Nachteilen entgegenzuwirken, die sich aus einem Migrationshintergrund typischerweise oder im Einzelfall ergeben. Integration wird nicht zuletzt dadurch gefördert, dass Benachteiligte unterstützt und gestärkt werden.
Publikationen
Alevilerin Sesi („Stimme der Aleviten“) ist eine monatlich erscheinende Zeitschrift der Alevitische Gemeinde Deutschland (AABF). Neben türkischen Texten werden auch deutsche und französische Beiträge veröffentlicht. Die Artikel handeln vom Alevitentum, der innenpolitischen Situation in der Türkei sowie in Deutschland und von alevitischen Vereinstätigkeiten.
Siehe auch
Aleviten in Deutschland
Alevitische Gemeinde Deutschland
Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland
Bund der Alevitischen Studierenden in Deutschland