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Kloster Grafschaft

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Fernansicht auf den gesamten Klosterkomplex

Das Kloster Grafschaft befindet sich in Schmallenberg (Nordrhein-Westfalen) im Ortsteil Grafschaft.

Geschichte

1072 wurde das Kloster Grafschaft von dem Kölner Erzbischof Anno II. als Beneditinerabtei gestiftet. Der Erzbischof erwarb urkundlich das Grundstück von einer Witwe Chuniza und ihrem Sohn Tiemo. Die Adelsfrau Chuniza wurde zur damaligen Zeit mit der Wallburg am Grafschafter Wilzenberg in Verbindung gebracht.

Die ersten Mönche kamen aus der ebenfalls von Anno gegründeten Abtei in Siegburg. Die Klostergründung in Grafschaft hatte neben religiösen Gründen (den Einfluss der Weltlichen auf die Klöster zu verhindern) auch politische Hintergründe. Wie auch seine Nachfolger war Anno bemüht den politischen und kirchlichen Einfluss Kölns im Sauerland zu sichern und auszubauen. Innerhalb des Schmallenberger Raum hatte das Kloster auch insofern erhebliche Bedeutung, da es die Aufsicht über 12 Kirchen und Kapellen ausübte.

Anno II. mit Modellen von ihm gestifteter Klöster

Mit der Gründung des Kloster Grafschaft wurden viele Sauerländer Höfe, Weiler und Dörfer erstmalig erwähnt. Urkundlich erstmalig genannt [1] wurden Attendorn, Bödefeld, Bredenol, Brunskappel, Gleidorf, Gliedfeld, Hemer, Herntrop, Herscheid, Holthausen, Kallenhardt, Lenne, Lennighof, Lüdenscheid, Nuttlar, Pettenberg, Rüthen, Schmerlike, Sorpe, Valbert, Velmede, Werntrop, Westfeld, Wormbach, u.a. Gehöfe z.B. bei Beleke.

Das Kloster hat darüber hinaus eine wichtige Rolle für die Entwicklung Schmallenbergs gespielt, wurde doch die Burg "Schmallenberg" gegen Ende des 12.Jahrhunderts vor allem zum Schutz der Abtei erbaut. Aus der Ansiedlung im Schatten der "Smalenburg" ist schließlich die heutige Stadt hervorgegangen. Mit dem Aufschwung der Stadt kam es immer wieder zu Konflikten mit der Abtei. So war das Recht auf die Besetzung der Pfarrerstelle lange umstritten.

1114 überfielen kaiserliche Truppen das Kloster Grafschaft, weil der Kölner Erzbischof Ferdinand von Schwarzenburg in einem Streit zwischen Kaiser Heinrich V. und Papst gegen den Kaiser opponierte. Dabei wurde das Kloster stark beschädigt. In den Folgejahren wurde das Kloster wieder aufgebaut. Es kam zu einer längeren Blütezeit des Klosters. Eine Höhepunkt in der Geschichte des Klosters war im 14. Jahrhundert die Übergabe von Reliquien des heiligen Anno von Siegburg (1391). Probleme gab es im 15. Jahrhundert. Die finanzielle Situation verschlechterte sich der maßen, dass 1535 der Erzbischof erwog das Kloster zu schließen. Erst 1612 verbesserte sich die finanzielle Lage, nachdem man einen Abt namens Gabel Schaffen aus einem Paderborner Klosters zum Abt ernannte.

Ansicht auf das Mutterhaus der Borromäerinnen (Gebäude innerhalb des Kosterskomplexes)

Gegen Ende des 15.Jahrhunderts lassen sich innerhalb des Konvents deutliche Tendenzen einer Verweltlichung ausmachen. Erzbischof Hermann von Hessen bemühte sich daher um eine umfassende Reform der Einrichtung. Der Erfolg dieser Bemühungen zeigte sich 1508 im Beitritt der Abtei zur "Bursfelder Kongregation", einem Zusammenschluss von Reformklöstern des späten Mittelalters. Neben der Pflege der Liturgie setzte die Kongregation auf ein intensives wissenschaftliches Studium und eine strenge monastische Lebensordnung.

Hinzu kam auch im Schmallenberger Raum die Hinwendung zur Pfarrseelsorge. Dadurch kam es nun erneut zu Auseinandersetzungen mit der Stadt. Auch Versuche eines Kompromisses in der Frage der Besetztung der Schmallenberger Pfarrerstelle blieben erfolglos. Nicht zuletzt dieser Konflikt ließ Teile der Schmallenberger Bürgerschaft in der Reformationszeit zeitweilig zum evangelischen Glauben tendieren. Der Konflikt zwischen Kloster und Stadt endete erst 1683 als ein Werler Gericht dem Kloster das Patronatsrecht uneingeschränkt zugestand.

Plan vom Kloster Grafschaft

Im 18. Jahrhundert begann der Neubau des Klosters, weil Abt Gabel Schaffen den Grundstein für ein gute Kapitallage geschaffen hatte. Der Neubau begann 1729 und endete mit der Einweihung der neuen Kirche 1747. Die Kirche des Kloster Grafschaft galt als die schönste Kirche des kurkölnischen Sauerlandes. Viele Handwerker und Künstler aus Dillenburg, Münster, Würzburg, Paderborn und dem Sauerland hatten an der Entstehung mitgewirkt. Die Kirche wurde jedoch 1832 mit Ausnahme des Turmes abgerissen, weil das Kloster aus finanziellen Gründen die Kirche nicht mehr nutzte. Die Kunstwerke aus der Klosterkirche gelangten in andere Sauerländer Kirchen. Der Altar kam zunächst nach Attendorn und anschließend nach Fröndenberg. Die Kanzel kam nach Geseke, die Orgel nach Frankenberg und die Apostelstaturen nach Winterberg.

Bis zur Säkularisation im Jahr 1804 lebten mehrere Jahrhunderte benediktinische Mönche im Kloster. Die Familie von Fürstenberg erwarb 1827 das Kloster. 1948 kamen die Ordensschwestern der Borromäerinnen nach Grafschaft, um dort ein Krankenhaus und ihr klösterliches Leben fortzuführen. Heute ist das Kloster Grafschaft das Mutterhaus der Kongregation.

Quellen

  1. Schmallenberger Sauerland Almanach 1997, Dorf und Kloster Grafschaft feiern 925-jähriges Gründungsjubiläum, S. 227 Georg Brand/Franz-Bernhard Wienecke, Hrsg. Westfälisches Schieferbergbaumuseum Schmallenberg-Holthausen


Literatur

  • Otmar Plaßmann: Barocke Kunst im Sauerland : Bildhandbuch. Köln 2005, (Schriften des Museums im Kloster Grafschaft), ISBN 3-00-016859-1
  • Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus, Mutterhaus Kloster Grafschaft (Hrsg.): Kloster Grafschaft, 1072-1804. Schriftzeugnisse zu Kultur und Geschichte; Katalog zur Ausstellung des Museums im Kloster Grafschaft, 9. Juli - 5. September 2004. Schmallenberg 2004, ISBN 3-00-013946-X
  • Manfred Wolf, Dr., Schmallenberger Sauerland Almanach 1990, Geschichte des Kloster Grafschaft, Hrsg. Westfälisches Schieferbergbaumuseum Schmallenberg-Holthausen