Zum Inhalt springen

Wahrheitstaler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Januar 2020 um 14:06 Uhr durch Weners (Diskussion | Beiträge) (AZ: Die Seite wurde neu angelegt: Datei:Wahrheitstaler 1597, Heinrich Julius, Braunschweig-Wolfenbüttel, CNG.jpg|mini|hochkant=1.8|Wa…). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wahrheitstaler von 1597 (Durchmesser 42 mm)

Der Wahrheitstaler ist ein sogenannter emblematischer Taler des Herzogs Heinrich Julius zu Braunschweig und Lüneburg, Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel (1589–1613). Der Taler wurde 1597 und 1598[1] mit einem Spruch auf der Vorderseite und der personifizierten „nackten Wahrheit“ auf der Rückseite geprägt. Er diente dem Herzog als Propagandamittel in den Auseinandersetzungen mit einigen adligen Familien seines Landes.[2]

Münzgeschichtliche Zusammenhänge

Der Taler des Herzogs Heinrich Julius ist einer der Sinnbildtaler, der von dem Historiker und Numismatiker Johann David Köhler als dritter emblematischer Taler des Jahres 1597 beschrieben ist,

„welchen man den Wahrheits-Thaler nennt, weil selbiger auf der Lügen und Verleumdung stehende Wahrheit vorstellet mit der Beyschrift VERITAS VINCIT OMNIA CALVMNIA MEDACIVM. d. i. Die Wahrheit überwindet alles. Die Verleumdung, die Lügen. Die andere Seite enthält den Spruch: RECTE FACIENDO NEMINEM TIMEAS. d. i. Thue Recht/scheue niemand.“[3]

Karl Christoph Schmieder bezeichnet den Taler als „Wahrheitsthaler, eine Stachelmünze, welche Heinrich Julius […] 1597 und 98 ausgab.“ Die Rückseite zeigt, so Schmieder „die nackte Wahrheit, die man oft für Christum angesehen hat […].“ Sie tritt „die Verleumdung und die Lüge mit Füßen. […] Dieser Taler, so Schmieder, „ist der Pendant zum […] Lügenthaler, und hat dieselbe Beziehung“.[4]

Heinrich Julius wurde nach seinem Regierungsantritt bald unbeliebt.[5] In den Auseinandersetzungen mit dem Landadel machte er mit emblematischen Talern für sich Propaganda.

Anmerkung

Weitere emblematische Taler des Herzogs sind Rebellentaler (1595), Lügentaler (1596/97), und Mücken- oder fälschlich Wespentaler (1599), die ebenfalls den Streit mit adeligen Familien seines Fürstentums versinnbildlichen, sowie der Pelikan- oder Patriotentaler (1599), der seinen Einsatz für das Land und die Untertanen versinnbildlichen soll.[6]

Heinrich Julius wurde als Dramatiker bekannt.[7] Bei seinem Tod hinterließ er ein ruiniertes und verarmtes Land.[8]

Münzbeschreibung

Der Wahrheitstaler ist ein in der Münzstätte Goslar geprägter silberner Reichstaler des Herzogs Heinrich Julius aus dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Der abgebildete Taler wiegt 29,12 Gramm und hat einen Durchmesser von 42 mm.

Vorderseite

Heinrich Julius mit seinem Titel

Auf der Vorderseite befindet sich eine vierzeilige Inschrift, darunter die Jahreszahl 1597. An die Umschrift sind die Anfangsbuchstaben P. P. C. des Wahlspruchs[9] von Heinrich Julius angehängt.

  • Umschrift: HENRI(cus) • IVLI(us) • DEI GRATIA • POST(ulatus) • EPIS(copus) • HAL(berstadiensis) • D(ux) • B(runsvicensis • E(t) • L(uneburgensis) • P(ro) . P(atria) . C(onsumor) •
  • Inschrift: RECTE / FACIENDO /NEMINEM / TIMEAS / 1597
    • Übersetzung: Tue Recht und scheue niemand![11]

Rückseite

Die Rückseite zeigt die personifizierte nackte Wahrheit. Sie steht mit den Füßen auf der symbolisierten Verleumdung und Lüge. Die Inschrift im Feld bestätigt das: VERITAS / VIN – CIT / OM – NIA / CALVMNIA / MENDACIUM (lat. = Die Wahrheit besiegt alle Verleumdung und Lüge). Im Umkreis sind elf Wappenschilde angeordnet.[12]

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z, Regenstauf 2005
  • Friedrich von Schrötter, N. Bauer, K. Regling, A. Suhle, R. Vasmer, J. Wilcke: Wörterbuch der Münzkunde, Berlin 1970 (Nachdruck der Originalausgabe von 1930)
  • Johann David Köhler: Im Jahr 1729 wöchentlich herausgegebene Historischer Münz-Belustigung, Band 3, 1731
  • Carl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesammten Münzkunde, Halle und Berlin 1811

Einzelnachweise

  1. Friedrich von Schrötter: Wörterbuch der Münzkunde (1970 Nachdruck), S. 551
  2. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon … (2005), S. 515
  3. Johann David Köhler: Münzbelustigung, Band 3 (1731), S. 348
  4. Carl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesammten Münzkunde (1811), S. 470
  5. Albrecht Eckhardt: Heinrich Julius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 352–354 (Digitalisat).
  6. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon … (2005): Die anderen emblematischen Taler.
  7. Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, 1885–1890
  8. Albrecht Eckhardt: Heinrich Julius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 352–354 (Digitalisat).
  9. Carl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesammten Münzkunde (1811), S. 333
  10. Johann David Köhler: Münzbelustigung, Band 3 (1731), S. 346
  11. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon … (2005), S. 515: Spruch
  12. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon … (2005), S. 515: Spruch