Zum Inhalt springen

Shaolin Kung Fu

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Juli 2006 um 18:13 Uhr durch 84.132.223.13 (Diskussion) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Abbildung der Kampfkunst am Shaolin-Tempel

Als Shaolin-Kampfkunst, Shaolin Kung-Fu (chinesisch 少林功夫, Pinyin Shàolín Gōngfu, W.-G. Shaolin Kung-fu – „Shaolin-Fähigkeiten“), Shàolín Quánfǎ (chinesisch 少林拳法 – „Shaolin-Faust-Fähigkeiten“) oder kürzer Shàolín Quan (kant. sil lum kuen „Shaolin-Faust“) werden diejenigen chinesischen Kampfkunst-Stile bezeichnet, die sich in irgendeiner Weise auf das chinesische Shaolin-Kloster beziehen. Versteht man den Begriff im engeren Sinn, dann zählt man dazu nur die Techniken, die in der Gründungsstätte, dem buddhistischen Shaolinkloster am Berg Songshan in der Provinz Henan (China), entwickelt wurden. Im weiteren Sinn werden darunter auch Stile gefasst, die von anderen, mit Shaolin verbundenen Klöstern, oder auch von Wandermönchen stammen.

Entstehungsgeschichte

Als Vorläufer der Shaolin Kampfkunst werden vor allem die in der Qin- und der Han-Dynastie praktizierten Formen des Zweikampfes angegeben, z. B. Jiaodi (Kämpfer setzten sich Hörner auf und attackierten sich mit diesen) und Shoubo (Ringen). Die Mönche des Shaolinklosters sollen bereits ab dem 2. Jhd das vom Arzt Hua Tuo entwickelte System der 5 Tiere (Wu-Qix-Xi) geübt haben, was aber eher gesundheitlichen Zwecken diente. Der Tempelvorsteher Zhou Jing hatte zwei Kampfkunstmeister ins Kloster bestellt, die seine Mönche gegen Raubüberfälle wappnen sollten. Erst als 426 eine Befestigungsanlage des Kaisers und die dort stationierten Soldaten für die Sicherheit des Klosters sorgten, wurde diese Praxis wieder aufgegeben.

Der Ursprung der eigentlichen Shaolin-Kampfkunst wird meist einer Legende nach auf den indischen Mönch Bodhidharma (chinesisch 菩提達摩, Pinyin Pútídámó, jap. Bodai-Daruma oder Daruma) zurückgeführt, der um 512 ins Kloster kam, um dort den Chan-Buddhismus (= Zen-Buddhismus) einzuführen. Er musste angeblich feststellen, dass die dortigen Mönche nicht genug Ausdauer hatten, die viele Stunden dauernden Meditationsübungen durchzuhalten. Ausgehend von verschiedenen Yoga-Übungen entwickelte er deswegen eine tanzähnliche Übungsreihe, die als Shi-ba-luo-han-shou (die 18 Hände des Buddha) berühmt wurde. Sie waren aus den Techniken des indischen Vajramushti hergeleitet. Dazu verfasste er zwei Sutras, Yi-jin-jing („Transformation der Sehnen und Bänder“, verschiedene Atemtechniken zur Verbesserung der Ausdauer) und Xi-sui-jing („Waschung des Marks“, zur Entwicklung von Selbstdisziplin und innerer Stärke). Sinn der Übungen war primär, den Körper ausreichend zu stärken, um das Ziel der Seelenrettung erreichen zu können. Bodhidharma entwarf außerdem das Wu-de („Kampfkunsttugend“), welches zu Disziplin, Selbstbeherrschung, Bescheidenheit und Achtung vor dem Leben mahnte. Da sich in der Praxis zeigte, dass die so Trainierten auch erfolgreicher bei der Selbstverteidigung waren, begann man die Übungen auszuweiten. Der Stil wurde sowohl um tänzerische Elemente als auch um Selbstverteidigungstechniken erweitert.

Die Zahl der Anhänger der Lehre des Chan-Buddhismus stieg rasch an, und mit ihr die Zahl der Menschen, die ins Kloster pilgerten, um dort die Shaolin-Kampfkunst zu erlernen. Meng Zhang führte als Klostervorsteher 529 streng geregelte Aufnahmeverfahren, Übungsfolgen und Hierarchien ein. Die Nahkampf-Methoden wurden schriftlich festgehalten und in einem Raum mit sieben Siegeln verwahrt (leider gingen diese Manuskripte bei einem Brand verloren).

Eine umfangreiche Reform führte der Shaolin-Mönch Jue Yuan im 14. Jhd durch. Ab diesem Zeitpunkt umfasste das System 72 Übungen, zu denen Schläge (Da), Tritte (Ti), Würfe (Shuai), Griffe (Qinna) und Methoden zur Stimulation von Vitalpunkten (Dianxue) gehörten. Die Übungen sind unter verschiedenen Namen bekannt, z. B. Di-sha-shou („Teufelshand“) oder Zuo-ku-shu („Kunst der schmerzhaften Zwingen“). Er arbeitete außerdem Bodhidharmas Kampfkunsttugenden zu den „10 Regeln des Shaolin Quanfa“ aus, die die Grundlage heutiger Dojukuns sind. Um das System weiter zu perfektionieren, reiste Jua Yuan durch das Land, auf der Suche nach Kampfkunst-Experten. Zusammen mit seinem Arzt konnte er Bai Yu Feng zu einer gemeinsamen Arbeit bewegen, die schließlich zu den fünf Tierstilen führte. Diese Übungen wurden oft den Bewegungen von Tieren nachempfunden, weil man hoffte, so Instinkte und Fähigkeiten der imitierten Tierarten erwerben zu können. Insgesamt 170 Aktionen verteilten sich auf folgende Bewegungstypen:

  • Drache (lung) - Techniken zur geistigen Entwicklung (eine Art „Mentaltraining“)
  • Schlange (she) - Dehnungstechniken
  • Tiger (fu) - Techniken zur Stärkung von Knochen und Muskeln
  • Leopard (pao) - Training von Schnelligkeit, Koordination und Ausdauer
  • Kranich (hok) - Techniken zur allgemeinen Kräftigung und Vitalitätssteigerung

Diese mussten nun alle Shaolin-Schüler im ersten Ausbildungsjahr vollständig lernen.

In der Ming-Periode fand eine allmähliche Verlagerung der Kampfkunst aus dem Kloster hin zu privaten Schulen mit teilweise herausragenden Einzelpersönlichkeiten statt. Es folgten zahlreiche Neugründungen von Stilen, die auf der Shaolin-Kampfkunst aufbauten. Sie werden heute als Wai-jia („äußere Schulen“) zusammengefasst.

Shaolin-Stile: