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Hip-Hop

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Hip-Hop-Musik hat ihre Wurzeln in der schwarzen Funk- und Soul-Musik. Der Rap (Sprechgesang), der aus der jamaikanischen Tradition des Toasting entstand, das Samplen und das Scratchen sind weitere Merkmale in den schwarzen Ghettos der USA.

Oft wird Hip Hop aus Unwissenheit auf den Musikstil allein reduziert. Wer sich aber näher mit Hip-Hop-Musik beschäftigt, merkt schnell, dass es weitere Elemente gibt, die gemeinsam die Hip-Hop-Kultur ausmachen, neben der Musik in Form von Rap und DJing gehören dazu auch der Breakdance und die Graffiti.

Geschichte

1970 - 1979

Die 70er Jahre sind im Hip-Hop das Jahrzehnt der Erfindungen. Kool DJ Herc beginnt 1973 als erster DJ, den Beat eines Stückes zu wiederholen, anstatt das ganze Stück zu spielen, und die ersten B-Boys tauchen auf seinen Blockpartys zum neuen Breakdance auf. Ab 1976 entwickelt Grandmaster Flash weitere wichtige DJ-Techniken, und der von ihm entdeckte DJ Grand Wizard Theodore schließt die Zeit der Erfindungen der DJs kurz darauf mit der Entdeckung des Scratchens ab. Das Rappen lässt sich nicht ganz so klar nachweisen, es entwickelt sich aber recht früh, bereits die DJs Ende der 60er, Anfang der 70er wurden von MC's begleitet, die den DJ vorstellten und quasi als "Animateure" die Menge zum Feiern anfeuerten. Der Hip-Hop dieser Zeit ist bis auf wenige erhaltene Mixtapes weitgehend ohne Tondokumente, da es die Zeit der DJs war und "Platten, auf denen Platten abgespielt" wurden, in der Musikindustrie als chancenlos galten. Die erste Hip-Hop-Schallplatte erschien so erst 1979, als die Discoband Fatback zusammen mit dem Rapper King Tim III die Single "Personality Jock" veröffentlichte. Kurz darauf erschien auch das berühmte "Rapper's Delight" der Sugarhill Gang, das zur Überraschung aller Beteiligten ein Riesenerfolg war, und von dem weltweit über 8 Millionen Stück verkauft wurden.

1980 - 1989

Nach "Rapper's Delight" war klar, dass mit Hip-Hop Geld verdient werden konnte, und das Interesse der Musikindustrie wandte sich dem "Rap" zu (der Begriff "Hip-Hop" war damals noch unüblich). Auch der erste "weiße" Rap erschien, "The Rapture" von Blondie, ein Nr.1-Hit, und öffnete dem Hip-Hop in der Musikindustrie endgültig die Türen.

Insbesondere aber das Label Sugarhill, das bereits "Rapper's Delight" veröffentlicht hatte, zog schnell nach und nahm Grandmaster Flash unter Vertrag, der seit 1977 mit der Rap-Gruppe "The Furious Five" zusammenarbeitete. Auf dem Debüt-Album "The Adventures Of The Wheels Of Steel" (1980), zugleich dem ersten Hip-Hop-Album überhaupt, stand vor allem der DJ im Zentrum, zum ersten Mal konnte diese Kunstfertigkeit auch außerhalb der New Yorker Blockpartys gehört werden.

1982 und 1983 veröffentlichte die Gruppe die Singles "The Message" und "White Lines (Don't Do It)" und eröffnete dem Hip-Hop inhaltlich eine neue Dimension: statt Party- und Nonsenstexten formulierten die Songs sozialkritische Inhalte und reflektierten erstmals das Leben im Ghetto. Kurz danach zerstritt sich die Gruppe, die Nachfolgeprojekte blieben unbedeutend.

Im selben Jahr wie "The Message" erschien auch die zweite Single eines weiteren DJ-Veteranen der Blockparty-Ära, "Planet Rock" von Afrika Bambaata. Der internationale Hit paraphrasierte Kraftwerks "Trans Europa Express" und war das erste mit Synthesizern produzierte Hip-Hop-Stück. Der Nachfolger "Looking For The Perfect Beat" legte technologisch noch nach und führte das Sampling ein.

Im Vergleich zu der schnellen Entwicklung, die Hip-Hop von 1976-1980 genommen hatte, bewegte sich in den nächsten Jahren relativ wenig, bis 1986 zwei Bands aus dem selben Stall mit Crossover-Stücken Top-Ten-Erfolge landeten: die Beastie Boys mit "Fight For Your Right (To Party)" und Run-DMC mit "Walk This Way", einer Kollaboration mit Aerosmith. Neu daran war, dass zum ersten Mal Einflüsse der Rockmusik integriert wurden, eine Besonderheit der Beastie Boys war darüberhinaus, dass sie eine "all-white"-Band waren.

Im selben Jahr startet in Philadelphia ein junger MC namens Schoolly D seine Karriere. Obwohl sie insgesamt eher unspektakulär verläuft, verdient er sich mit seinen Rhymes den Ruf, der Urheber des "Gangster Rap" zu sein. Was Gangster-Rap genau ist, präzisieren 1988 ihre berühmtesten Vertreter aus Los Angeles, N.W.A., die "Niggas With Attitude". Die Rhymes auf ihrem Album "Straight Outta Compton" schilderten scheinbar teilnahmslos und ohne moralische Positionierung Kriminalität und Gewalt. Kritiker warfen ihnen vor, die Gewalt zu verherrlichen, anstatt konstruktiv dagegen anzugehen, die Angegriffenen wehrten sich meistens mit dem Argument, dass sie nur die Zustände in den Ghettos abbildeten, und wem diese nicht gefielen, der müsse die Zustände verändern.

Ebenfalls 1988 erschien die vielleicht bedeutendste Hip-Hop-Platte, die je produziert wurde: "It Takes A Nation Of Millions To Hold Us Back!" von Public Enemy. Die hochpolitischen Texte und die unglaublich harte Produktion begründeten ein neues Subgenre, den "Conscious Rap" und zog einen drastischen Schlussstrich unter die bisherige Definition von Hip-Hop, die "Old School" wurde abgelöst von der "New School".

1990 - 1999

Mit dem Auftreten von N.W.A. und Public Enemy begann nicht nur das Zeitalter des Gangsta-Rap. Andere Künstler aus Los Angeles wie Boo-Yaa T.R.I.B.E., Snoop Doggy Dogg und 2Pac (Tupac Shakur) traten plötzlich hervor, und zum ersten Mal war New York (die "Eastcoast") nicht mehr das Zentrum des Hip-Hop. Die stärksten Acts der beginnenden 90er Jahre an der Eastcoast waren entweder intellektuelle Formationen vor allem der "Native Tongue Family" wie De La Soul, A Tribe Called Quest, Black Sheep, die Jungle Brothers oder auch die Fu-Schnickens oder politische Acts wie Public Enemy oder KRS-One. Die teils sehr experimentellen oder politisch dezidierten Töne fanden zwar starken Anklang bei der Kritik, von der Straße schien sie aber zunehmend weit weg.

Der Gangsta-Rap der "Westcoast" hatte jetzt die Führung übernommen und die nächsten Jahre sollten geprägt werden von der Fehde zwischen Ost- und Westküste (wobei die Zuordnung nicht immer streng geographisch war), die von dem kommerziellen Aufstieg, den Hip-Hop in den 90ern erfuhr, noch gefördert wurde.

Mitte der 90er Jahre hatte sich die Auseinandersetzung in einer Art Stellvertreterkrieg auf 2Pac (Westcoast) und Notorious B.I.G. (Eastcoast) konzentriert. Als im September 1996 2Pac und ein halbes Jahr später Notorious B.I.G. erschossen wurden, brach der "Krieg", von dem keiner mehr wusste, worum er sich eigentlich drehte, in sich zusammen. Im selben Jahr erklärten verschiedene Rapper von beiden Küsten bei einem gemeinsamen Treffen die Konfrontation für beendet.

1999 - Gegenwart

Zwar hat offiziell keine der Küsten gesiegt, in den folgenden Jahren aber wurde über den Weg des Plattenmarktes deutlich, dass es weder der politische "conscious rap" noch die intellektuelle Schule der Native Tongue Family aus dem Osten war, die sich durchgesetzt hatten. Der Hip-Hop-Markt der Gegenwart wird dominiert von den Gangsta-Rappern der Westcoast, ihren Zöglingen und Nachfolgern.

In den letzten Jahren hat aber vor allem eine Szene auf sich aufmerksam gemacht, nämlich die in Detroit. Größtenteils ist dies ihrem berühmtesten Vertreter Eminem geschuldet, der über seinen Ruhm andere Gruppen wie D-12 oder 50 Cent wesentlich mitträgt.

Eminem selbst ist ungeachtet seiner musikalischen Fähigkeiten als MC im Hip-Hop umstritten. Vor allem zwei Gefahren werden gesehen, einerseits, dass durch seine Dominanz der Focus im Hip-Hop allmählich von der afro-amerikanischen Community genommen wird (eine Art "Elvis-Effekt") und so Hip-Hop als "das schwarze CNN" (Chuck D von Public Enemy) zerstört würde, und des weiteren, dass er eine reine Konsumhaltung den Texten gegenüber begünstige, die den Rang des gesprochenen Wortes im Hip-Hop gefährde.

Internationaler Hip Hop

Seit Anfang der 90er Jahre hat sich Hip Hop international verbreitet. Dabei haben sich typische Stile der einzelnen Länder herauskristallisiert, insgesamt aber bleiben die Interpreten aus den USA tonangebend.

Europa

RZA vom Wu-Tang Clan prägte das Wort vom deutschen Hip-Hop, der dort stehe, wo der amerikanische vor 10 Jahren gewesen sei. Auch andere Länder können mit den USA kaum konkurrieren. Dennoch hat der Hip Hop in anderen Ländern zu vielen neuartigen Unterstilen geführt.

Von Bedeutung ist der französische Hip Hop, der eine lange Tradition hat und stark durch die Beurs-Kultur geprägt ist. Bekannte Vertreter sind: MC Solaar, IAM, Fonky Family oder der Saian Supa Crew.

Ebenso aktiv und traditionsreich ist der deutsche HipHop, eher eine Art Mischkultur, die nicht wie in Frankreich mit einer bestimmten Einwandererschicht in Verbindung gebracht werden kann. Anfangs teils sehr politisch und musikalisch rauh (Cora E., Advanced Chemistry, Rödelheim-Hartreim-Projekt, Cartel) wurde vor allem durch die Stuttgarter und Hamburger Szene der Ton erheblich lockerer (Die Fantastischen Vier, Fettes Brot, Absolute Beginner, Stieber Twins, 5 Sterne Deluxe), geriet gelegentlich aber gar bis zur Banalität. Um 2003 allerdings liessen Aggro Berlin mit einem extrem harten Stil aufhorchen, der sich fast antipodisch zum entspannten Stil der Hamburg-Stuttgarter Szene verhält. Hier wird eher das Erbe von Cartel wieder aufgenommen.

Zwar existieren auch in anderen Ländern HipHop-Szenen, meist sind sie aber musikalisch epigonal oder schlecht organisiert, teils auch einfach mangels Teilnehmern.

'Kroatischer Hip Hop' geht vom amerikanischen Stil weg und orientiert sich zunehmend am französischen Hip Hop.

'Griechischer Hip Hop' ist eine Erscheinung der Metropolen, nur wenige Bands existieren, am bekanntesten sind Terror X Crew.

Andere Länder

'Brasilianischer Hip Hop': In Brasilien entstand in den 1990er Jahren der besonders in den Armenvierteln sehr populäre Rio Funk, eine schnelle, mit dem Miami Bass verwandte Spielform. Bekannteste Band ist Furacao.

'Merengue Hip Hop' ist eine Mischung des Hip Hop (besser gesagt des Hip House) mit dem Merengue aus der Dominikanischen Republik. Diese Musikform war sehr populär Mitte der 90er und eroberte in ihrer kommerziellen Version sogar europäische Clubs (besonders in Spanien). Bekannte Bands sind Sandy y Papo und Proyecto Uno.

Wichtige Hip-Hop-Gruppen und MCs

Europa

Mittel- und Südamerika

Afrika

Wichtige DJs

Wichtige Produzenten

Wichtige Labels

Wichtige Zeitungen (mit Weblinks)

Siehe auch: Turntablism

Literatur

  • Dufresne, David: Rap Revolution. Geschichte - Gruppen - Bewegung. Mit einem Update von Günter Jacob. Zweite Auflage. Zürich, Mainz: Atlantis 1997. (= Serie Musik Atlantis - Schott. 8360).
  • Light, Alan (Hrsg.): The VIBE History of Hip Hop. New York: Three Rivers Press 1999.
  • George, Nelson: XXX. Drei Jahrzehnte HipHop, Freiburg 2002.
  • Verlan, Sascha; Loh, Hannes: 20 Jahre HipHop in Deutschland, 2. Auflage, Höfen 2002.
  • Rose, Tricia: Black Noise. Rap Music and Black Culture in Contemporary America. Hanover/New Hampshire, London: Wesleyan University Press 1994.
  • Toop, David: Rap Attack. African Jive bis Global HipHop. Erweiterte dritte Auflage. St. Andrä-Wördern: Hannibal 2000.