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Tour de France

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auch "Grande Boucle" (“Große Schleife“) oder einfach "Le Tour" genannt.

Die Tour de France ist das bei weitem berühmteste Radrennen der Welt und eines der wichtigsten sportlichen Großereignisse überhaupt. Seit 1903 wird die Tour alljährlich – mit Ausnahme der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs – während dreier Wochen im Juli ausgetragen und führt dabei in wechselnder Streckenführung quer durch Frankreich und das nahe Ausland.
Eine Tour de France der Frauen (grand boucle féminin) mit deutlich kürzeren Etappen wird seit 1984 gefahren. Sie steht medial völlig im Schatten ihres männlichen Pendants.

Strecke

Die Tour de France beginnt seit einiger Zeit mit dem so genannten Prolog, einem kurzen Einzelzeitfahren (ca. 5 bis 10 km). Die darauffolgenden 20 bis 23 Etappen zeichnen dann das französischen Hexagon (Sechseck) nach, wobei Frankreich in ungeraden Jahren im Uhrzeigersinn, in geraden Jahren gegen den Uhrzeigersinn befahren wird. Die insgesamt zu absolvierende Strecke beträgt heutzutage etwa 3500 bis 4000 Kilometer. Die Streckenführung und die Etappenorte wechseln dabei jedes Jahr. Die einzige Konstante stellen die Pariser Champs-Elysées dar, auf denen die Tour de France seit 1975 endet. In jedem Jahr stehen außerdem mehrere Hochgebirgsetappen in den Pyrenäen (seit 1910) und den Alpen (seit 1911) auf dem Programm. Weiterhin werden während der Tour de France zwei Einzelzeitfahren und seit 2000 auch wieder ein Mannschaftszeitfahren ausgetragen. Seit 1954 werden die umliegenden Länder (Deutschland, Spanien, Italien, Benelux, aber etwa auch Irland) bei der Streckenführung mit eingeschlossen.

Trikots

Der Fahrer mit der geringsten Gesamtzeit trägt seit 1919 das gelbe Trikot des Führenden der Gesamtwertung.
Der beste Sprinter wird seit 1953 mit dem grünen Trikot geehrt.
Die erste Bergwertung gab es bereits 1933, aber erst seit 1975 wird auch hier ein Trikot (weiß mit roten Punkten) verliehen.
Weitere Wertungen ermitteln den besten Jungprofi (weißes Trikot), den aggressivsten Fahrer (rote Startnummer) und die beste Mannschaft.

Berge

Die Gesamtwertung der Tour entscheidet sich in jedem Jahr wieder bei den Zeitfahren, vor allem aber im Hochgebirge. Einige Berge und Pässe stehen sehr häufig im Programm der Tour und haben im Laufe der Jahre einen geradezu mythischen Ruf erworben.
Die drei „heiligen Berge“ der Tour de France sind der Col du Tourmalet (2114 m, Pyrenäen), der im Jahre 1910 als erster Hochgebirgspass erklommen wurde, der Col du Galibier (2645 m, Alpen), der ein Jahr später ins Programm aufgenommen wurde und der Mont Ventoux (1909 m, Provence), dessen einsam aufragender, kahler Vulkankegel erstmals 1951 befahren wurde und durch den Tod von Tom Simpson zu trauriger Berühmtheit gelangt ist.
Dazu kommt noch der Anstieg zur alpinen Skistation L’Alpe d’Huez, deren legendäre 21 Kehren hinauf auf 1850 m zum ersten Mal 1952 bewältigt wurden.

Geschichte

Die Tour de France geht auf eine Idee des Journalisten Geo Lefèvre zurück, der mit einem landesweiten Radrennen die Auflage der Zeitung L'Auto (der heutigen L'Équipe) steigern wollte. Lefèvre konnte den Chefredakteur der Zeitung, Henri Desgrange, für seine Idee begeistern, so dass die Tour de France 1903 zum ersten Mal ausgetragen wurde. Erster Sieger der Tour war der Franzose Maurice Garin.
Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wird als „heroische Epoche“ der Tour bezeichnet, weil damals regelmäßig Tagesdistanzen von über 400 km zurückgelegt wurden – aus heutiger Sicht genauso unglaublich wie die bescheidene damalige technische Ausstattung der Rennräder und die miserable Qualität der Straßen, die man heute nur noch beim Radklassiker Paris-Roubaix findet. Ab 1910 wurden auch Etappen im Hochgebirge ausgetragen, was den Mythos des Rennens als „Tour der Leiden“ nochmals verstärkte.
Von 1930 bis 1961 wurde die Tour de France von Nationalmannschaften bestritten, seitdem bestimmen Firmenmannschaften, also Profiteams, das Aussehen der Rundfahrt.
Mit 36 Erfolgen konnte bisher Frankreich die weitaus meisten Toursiege für sich verbuchen, gefolgt von Belgien (18). Mit deutlichem Abstand folgen Italien (9), Spanien (8), die USA (7) Luxemburg (4), Schweiz und Holland (je 2). Die französisch-belgische Dominanz spiegelt allerdings nicht das aktuelle Kräfteverhältnis wieder. Der letzte Sieger aus einer der beiden Nationen wurde vor fast 20 Jahren gekürt: 1985 gewann der Franzose Bernard Hinault seine fünfte Tour. Seit dieser Zeit hat sich eine Reihe von neuen Nationen in die Siegerliste eingetragen: 1986 gab es den ersten von inzwischen sieben amerikanischen, 1987 den ersten irischen, 1996 den ersten dänischen Sieg. 1997 schließlich wurde Jan Ullrich der erste und bisher einzige deutsche Toursieger.
Vier Fahrer haben die Tour de France bisher fünf Mal gewinnen können:

Lance Armstrong (USA) hat nach vier aufeinanderfolgenden Siegen seit 1999 in diesem Jahr die Chance, zu den fünfmaligen Siegern aufzuschließen.

Alle Sieger der Tour

Tour Jahr Sieger Nationalität
011903Maurice GarinFrankreich
021904Henri CornetFrankreich
031905Louis TrousselierFrankreich
041906René PolthierFrankreich
051907Lucien Petit-BretonFrankreich
061908Lucien Petit-BretonFrankreich
071909François FaberLuxemburg
081910Octave LapizeFrankreich
091911Gustave GarrigouFrankreich
101912Odile DefrayeBelgien
111913Philippe ThysBelgien
121914Philippe ThysBelgien
***********
131919Firmin LambotBelgien
141920Philippe ThysBelgien
151921Léon ScieurBelgien
161922Firmin LambotBelgien
171923Henri PélissierFrankreich
181924Ottavio BottecchiaItalien
191925Ottavio BottecchiaItalien
201926Lucien BuysseBelgien
211927Nicolas FrantzLuxemburg
221928Nicolas FrantzLuxemburg
231929Maurice de WaeleBelgien
241930André LeducqFrankreich
251931Antonin MagneFrankreich
261932André LeducqFrankreich
271933Georges SpeicherFrankreich
281934Antonin MagneFrankreich
291935Romain MaesBelgien
301936Sylvère MaesBelgien
311937Roger LapébieFrankreich
321938Gino BartaliItalien
331939Sylvère MaesBelgien
***********
341947Jean RobicFrankreich
351948Gino BartaliItalien
361949Fausto CoppiItalien
371950Ferdinand KublerSchweiz
381951Hugo KobletSchweiz
391952Fausto CoppiItalien
401953Louison BobetFrankreich
411954Louison BobetFrankreich
421955Louison BobetFrankreich
431956Roger WalkowiakFrankreich
441957Jacques AnquetilFrankreich
451958Charly GaulLuxemburg
461959Federico BahamontesSpanien
471960Gastone NenciniItalien
481961Jacques AnquetilFrankreich
491962Jacques AnquetilFrankreich
501963Jacques AnquetilFrankreich
511964Jacques AnquetilFrankreich
521965Felice GimondiItalien
531966Lucien AimarFrankreich
541967Roger PingeonFrankreich
551968Jan JanssenNiederlande
561969Eddy MerckxBelgien
571970Eddy MerckxBelgien
581971Eddy MerckxBelgien
591972Eddy MerckxBelgien
601973Luis OcañaSpanien
611974Eddy MerckxBelgien
621975Bernard ThévenetFrankreich
631976Lucien Van ImpeBelgien
641977Bernard ThévenetFrankreich
651978Bernard HinaultFrankreich
661979Bernard HinaultFrankreich
671980Joop ZoetemelkNiederlande
681981Bernard HinaultFrankreich
691982Bernard HinaultFrankreich
701983Laurent FignonFrankreich
711984Laurent FignonFrankreich
721985Bernard HinaultFrankreich
731986Greg LeMondUSA
741987Stephen RocheIrland
751988Pedro DelgadoSpanien
761989Greg LemondUSA
771990Greg LemondUSA
781991Miguel InduraínSpanien
791992Miguel IndurainSpanien
801993Miguel IndurainSpanien
811994Miguel IndurainSpanien
821995Miguel IndurainSpanien
831996Bjarne RiisDänemark
841997Jan UllrichDeutschland
851998Marco PantaniItalien
861999Lance ArmstrongUSA
872000Lance ArmstrongUSA
882001Lance ArmstrongUSA
892002Lance ArmstrongUSA

Krisen

Die Tour de France wurde zwei Mal durch den Tod eines Fahrers überschattet. Kurz vor dem Gipfel des Mont Ventoux brach am 13. Juli 1967 der englische Radprofi Tom Simpson tot zusammen. Ursache waren ein Mischung von Amphetaminen zum Aufputschen sowie Alkohol zum Betäuben der Schmerzen. 1995 wiederum erlag der junge italienische Radprofi Fabio Casartelli seinen Verletzungen, die er sich bei einem Sturz bei der Abfahrt vom Col du Portet d’Aspet (Pyrenäen) zugezogen hatte.

Während der Tour des Jahres 1998 erlebte der Radsport eine schwere Glaubwürdigkeitskrise: Der größte Dopingskandal der Sportgeschichte erschütterte das Radrennen, nachdem bei Willy Voet, einem Betreuer des Teams Festina (mit den Stars Richard Virenque und Alex Zülle), große Mengen unerlaubter Substanzen gefunden worden waren. Die Staatsanwaltschaft ermittelte und führte mehreren Razzien in den Mannschaftshotels durch. Die Ermittlungen ergaben, dass bei Festina ein flächendeckendes Doping praktiziert worden war. Diese Entdeckung verdeutlichte auch die Unwirksamkeit der damaligen Dopingkontrollen: Keiner der Festina-Fahrer war positiv getestet worden. Es kam schließlich zum Ausschluss der Mannschaft Festina und TVM, die spanischen Teams zogen sich aus Protest gegen die Ermittlungsmethoden der französischen Behörden von der Tour zurück. Die Tour de France 1998 wurde schließlich von Marco Pantani gewonnen, der dann ein Jahr später selbst wegen eines auf Doping hinweisenden stark erhöhten Hämatokritwerts vom Giro d’Italia ausgeschlossen wurde...
Der Welt-Radsport-Verband UCI trug mit seinem oft wenig konsequenten Umgang mit der Dopingproblematik dazu bei, dass der Radsport in der Öffentlichkeit immer öfter mit Doping in Verbindung gebracht wurde. Auch der Tour-Sieger der Jahre 1999-2002, Lance Armstrong, musste sich immer wieder mit dem Verdacht auseinander setzen, sein Erfolg wäre auf Medikamente zurückzuführen, die bei der Therapie seiner schweren Krebserkrankung verwendet wurden. Heute hat der Radsport eines der strengsten Dopingkontrollsysteme im internationalen Sport, in regelmäßigen Abständen werden neue Dopingfälle nachgewiesen.


Kleines Tour de France – Lexikon

  • caravane publicitaire – Werbekarawane, die vor den Fahrern herfährt
  • chapeau – „Hut ab“, Ehrenbezeugung für die Champions
  • contre-la-montre – „gegen die Uhr“, Zeitfahren
  • finisseur – Sprinter
  • flamme rouge – „Teufelslappen“, kennzeichnet den Beginn des letzten Kilometers
  • grand boucle – „große Schleife“, Bezeichnung der Tour
  • grimpeur – „Kletterer“, Bergfahrer
  • hors categorie – Bergwertung der schwersten („Ehren-“)Kategorie
  • maillot jaune – gelbes Trikot des Führenden der Gesamtwertung
  • peloton – Hauptfeld
  • radio tour – der offizielle Tourfunk
  • tête de la course – „Kopf des Feldes“, Spitzengruppe
  • tour d’honneur – „Ehrentour“, letzte Etappe auf die Champs-Elysées, bei der traditionell nicht mehr angegriffen wird



Siehe auch: Radsport, Radrennen, Giro d'Italia, Vuelta a Espana, Friedensfahrt, Deutschlandtour, Mailand-San Remo, Paris-Roubaix, Flandern-Rundfahrt, Lüttich-Bastogne-Lüttich

Weblink: http://www.letour.fr