Friedrich Daniel Bassermann

Friedrich Daniel Bassermann (* 24. Februar 1811 in Mannheim; † 29. Juli 1855 ebenda) war ein Unternehmer und liberaler deutscher Politiker. Er war einer der populärsten Abgeordneten in der badischen Zweiten Kammer und maßgeblich an der Schaffung des ersten frei gewählten Parlaments für Deutschland, der Frankfurter Nationalversammlung, beteiligt. Als Vorsitzender des Verfassungsauschusses trug er wesentlich zur Reichsverfassung der Nationalversammlung bei.
Familie
Bassermann stammte aus einer bekannten badisch-pfälzischen Kaufmannsfamilie. Sein Urgroßvater Johann Christoph Bassermann heiratete 1736 die begüterte Witwe Katharina Parvinci und erwarb von seiner Schwiegermutter das Gasthaus „Zu den drei Königen“ in Heidelberg, das den Grundstein für den Aufstieg der Bassermanns legte. Sein Vater Friedrich Ludwig Bassermann war nach seiner Heirat mit Wilhelmine Reinhardt, Tochter des Mannheimer Oberbürgermeisters und Tuchhändlers Johann Wilhelm Reinhardt als Kaufmann und Bankier einer der bedeutendsten Mannheimer Unternehmer und insbesondere im Handel mit Wein, Tabak, Getreide und Stoffen tätig. Das Haus der Familie stand am Mannheimer Marktplatz. Der nach seinem Großvater benannte Friedrich Daniel war das zweite von sechs das Erwachsenenalter erreichenden Kindern und der älteste Sohn.
Friedrich Daniel Bassermann war verheiratet mit Emilie Karbach (*1811, † 1872) und hatte fünf Kinder, darunter Emil Bassermann-Jordan, Besitzer des noch heute berühmten gleichnamigen Weinguts in Deidesheim.
Ausbildung und Beruf
Nach Beendigung des Lyzeums begann Bassermann 1826 als Lehrling im Mannheimer Eisenhandelsgeschäft seines Onkels Johann Ludwig Bassermann und setzte seine kaufmännische Ausbildung bei mit der Familie befreundeten Handelsunternehmen in Paris und Le Havre fort. Ab 1829 besuchte er an der Universität Heidelberg Vorlesungen in Physik, Chemie und Botanik, gefolgt von einer praktischen drogistischen Ausbildung in Nürnberg. Nachdem er in Nürnberg von einer Typhuserkrankung genesen war, beendete er seine Ausblidung durch Aufenthalte bei den Firmen Julius Stettner in Triest sowie Faber & Cie. in London. Ende 1833 machte er sich, finanziell unterstützt von seinem Vater, selbständig, indem er das Drogengeschäft der Gebrüder Giulini in Mannheim erwarb.
Politische Karriere
1838 wurde Bassermann durch seine Wahl in den kleinen Bürgerausschuss kommunalpolitisch erstmal aktiv. Bereits im Folgejahr gehörte er zum Hallgartenkreis um Johann Adam von Itzstein und avancierte zu einem der bekanntesten liberalen Politiker Deutschlands. 1841 wurde Bassermann als Abgeordneter für Mannheim Mitglied der badischen Zweiten Kammer. Auch dort zählte er schnell zu den profiliertesten Oppositionspolitikern und war mit bekannten Oppositionellen wie Friedrich Hecker befreundet. In der Öffentlichkeit war insbesondere sein Bonmot, "dass das Volk nicht für die Regierung da sei, sondern die Regierung für das Volk" (Gall, S. 236) berühmt.
1841 verkaufte er sein Geschäft aufgrund seiner politischen Karriere, die ihm keine Zeit für den Handel ließ, an seinen jüngeren Bruder Julius Bassermann und wurde Berufspolitiker.
1843 organisierte Bassermann im Rahmen des Urlaubsstreits, bei dem die Regierung Beamten, die für die Opposition in die Zweite Kammer gewählt wurden den Urlaub und damit die Wahrnehmung ihres Mandates verweigern wollte, die Ablehnung des Budgets der badischen Regierung und erzwang mit dem ersten parlamentarischen Misstrauensantrag der deutschen Geschichte (Gall, S. 249) den Rücktritt des konservativen Ministerium Blittersdorfs. Die nachgiebigere Linie der folgenden Staatsminister Boeckh, Nebenius und Bekk ermöglichte die Rückkehr Badens zur fortschrittlichen Politik Winters.

1843 gründete Bassermann zusammen mit Karl Mathy die Bassermann’sche Verlagsbuchhandlung mit Sitz in Heidelberg, deren bekannteste Publikation die von Georg Gottfried Gervinus herausgegebene Deutsche Zeitung wurde. Als Mitgründer und Verleger der führenden deutschlandweit vertriebenen Zeitung wurde Bassermann endgültig zum Sprachrohr der gemäßigten Liberalen in Deutschland.
Das trotz seiner kämpferischen Rolle in der badischen Zweiten Kammer insgesamt vergleichsweise gemäßigte politische Programm Bassermanns, der sich neben der Frage der deutschen Einheit insbesondere mit Themen der Wirtschafts-, Handels und Finanzpolitik befasste (Gall, S. 251), fand seinen Niederschlag insbesondere in der Heppenheimer Tagung am 10. Oktober 1847, bei deren Organisation Bassermann eine wesentliche Rolle hatte. Die von Mathy in der Deutschen Zeitung wiedergegebenen Tagungsergebnisse propagierten die Förderung und Erweiterung des Zollvereins zur Erreichung der Einheit Deutschlands und ein ökonomisches Programm, das entgegen der radikal-demokratischen Positionen nicht die zerfallenden kleinbäuerlich-vorindustriellen Strukturen sichern wollte, sondern die ökonomischen Veränderungsprozesse klar unterstützte.
Am 15. April 1844 forderte Bassermann in einer Rede vor der Zweiten Kammer in Anknüpfung an einen Antrag Welckers von 1831 erstmals die Einberufung eines deutschen Parlaments, um einen deutschen Nationalstaat zu schaffen. Diese Forderung wurde zwar von der badischen Regierung unter Dusch als außerhalb der Kompetenzen abgelehnt, traf jedoch im ganzen Deutschen Bund den Nerv der Zeit.
Diese Forderung wiederholt er in der Sitzung vom 12. Februar 1848 nochmals und markierte damit den eigentlichen Beginn der Märzrevolution in Deutschland [1]. Die aus dieser Forderung entstehende Bewegung führte zur Heidelberger Versammlung am 5. März 1848 und zum Vorparlament, das vom 31. März bis zum 5. April in der Frankfurter Paulskirche tagte, und in dem Bassermann selbstverständlich vertreten, war. Anschließend war er als badischer Vertrauensmann Vizepräsident des Siebzehnerausschusses, der die Arbeit an der Reichsverfassung vorbereitete. Vom 18. Mai 1848 bis zum 21. Mai 1849 war er als Abgeordner für demn 4. unterfränkischen Wahlkreis in Stadtprozelten Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. Vom 9. August 1848 bis zum 10. Mai 1849 fungierte er als Unterstaatssekretär im Innenministerium der provisorischen Zentralgewalt, zwei Mal war er Gesandter der Provisorischen Zentralgewalt in Berlin. Als Vorsitzender des Verfassungsauschusses der Nationalversammlung gilt er zusammen mit Heinrich von Gagern als Vater der Paulskirchenverfassung. Als führender Vertreter der Casino-Fraktion strebte er die Einigung Deutschlands in der kleindeutschen Lösung unter preußischer Führung an.
Aufgrund eines Berichts Bassermanns am 18. November 1848 in der Frankfurter Nationalversammlung über die Zustände in Berlin:
- Spät kam ich an, durchwanderte aber noch die Straßen und muß gestehen, daß mich die Bevölkerung, welche ich auf denselben, namentlich in der Nähe des Sitzungslokals der Stände, erblickte, erschreckte. Ich sah hier Gestalten die Straße bevölkern, die ich nicht schildern will.
entstand das geflügelte Wort von den Bassermannschen Gestalten. Die Passage wurde insbesondere von den linken Gegnern Bassermanns verwendet, die diese Aussage als bourgeoise Haltung zu den Problemen der Armut ansahen und damit beweisen wollten, dass Bassermann die hinter der revolutionären Bewegung stehenden materiellen Probleme des Großteils der Bevölkerung nicht sehen wolle und seine Politik somit lediglich die Interessen des Bürgertums vertrete.[2] Umgekehrt wurden die Bassermannschen Gestalten von der konservativen Seite als Schlagwort gegen repräsentative Demokratie verwendet, da der darin bezeichnete "Pöbel" nicht in der Lage sei, als Souverän eines Nationalstaats zu agieren.
Bassermanns Lebenswerk brach zusammen, als Friedrich Wilhelm IV. von Preußen am 3. April 1849 die von der Kaiserdeputation angebotene deutsche Kaiserkrone ablehnte und damit die Arbeit der Nationalversammlung zunichte machte. Die daraufhin mit der Reichsverfassungskampagne folgende Radikalisierung der Märzrevolution in Deutschland deprimierte ihn zutiefst und führte dazu, dass er, wie weitere gemäßigte Liberale, sowohl von links als auch von rechts isoliert und angefeindet wurde.
Zwar nahm er 1849 noch an der Gothaer Versammlung teil und war 1850 Abgeordneter im Volkshaus des Erfurter Unionsparlaments, doch er selbst spürte, dass seine Positionen politisch nicht mehr gefragt waren. 1851 schied er aus der badischen Zweiten Kammer und beschränkte sich auf sein im gleichen Jahr erworbenes Mandat in der Großen Bürgerversammlung seiner Heimatstadt Mannheim, der er bis zu seinem Tod angehörte. 1855 starb Bassermann durch Suizid, er erschoss sich einen Tag nach der Goldenen Hochzeit seiner Eltern.
Quellen
- ↑ Von Weech: Bassermann, Friedrich Daniel, in: ADB, Band 2, S. 127
- ↑ siehe bspw. Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Bd 8. „Revolution und Konterrevolution in Deutschland“. Dietz, Berlin 1960, S. 78, zitiert nach: [1]
Literatur
- Heinrich Best, Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Düsseldorf: Droste-Verlag, 1998. (S. 89f.) ISBN 3-7700-0919-3
- Lothar Gall: Bürgertum in Deutschland, München 1989: Siedler, ISBN 3886802590
- Roland Hoede: Die Heppenheimer Versammlung vom 10. Oktober 1847. Verlag W. Kramer, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3782904710
Weblinks
- Vorlage:PND
- Friedrich Daniel Bassermann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 127.
- Scan eines aufgrund der Äußerung zu den „Bassermannschen Gestalten“ gegen Bassermann gerichteten Flugblattes in der Flugblattsammlung der Universität Frankfurt
Personendaten | |
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NAME | Bassermann, Friedrich Daniel |
KURZBESCHREIBUNG | Unternehmer und liberaler Politiker |
GEBURTSDATUM | 24. Februar 1811 |
GEBURTSORT | Mannheim |
STERBEDATUM | 29. Juli 1855 |
STERBEORT | Mannheim |