Gladiator
Dieser Artikel befasst sich mit Gladiatoren als Schwertkämpfer, andere Bedeutungen unter Gladiator (Begriffsklärung).
Gladiatoren (vom römischen gladius, einem Stoßschwert) waren im antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen auf Leben und Tod gegeneinander kämpften. Ebenso beliebt war es, Gladiatoren gegen wilde Tiere kämpfen zu lassen (sog. venatio). Die Kämpfe, die nicht selten blutig endeten, fanden in der Arena statt, oft in einem Amphitheater.
Ein den Gladiatorenkämpfen ähnliches Spektakel waren die Naumachien, bei denen Seeschlachten nachgestellt wurden.
Ursprung der Gladiatorenkämpfe
Der religiöse Hintergrund
Gladiatorenkämpfe hatten ursprünglich religiöse Bedeutung im Rahmen von Totenfeiern. Der Ursprung der Spiele ist nicht vollständig geklärt. Grabmalereien aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. deuten auf eine etruskische Herkunft. Einer anderen Theorie zufolge stammen die Spiele aus Kampanien, wo ebenfalls in Grabmalereien aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Gladiatorenkämpfe dargestellt sind.
Die ersten Gladiatorenspiele
Die ersten Gladiatorenspiele in Rom fanden 264 v. Chr. statt. Sie wurden von Decimus Junius Brutus in Gedenken an seinen kurz zuvor verstorbenen Vater auf dem Forum Boarium, einem Marktplatz in Rom, veranstaltet. In dieser als munus (=Dienst, Plural: munera) bezeichneten Vorführung, kämpften drei Sklavenpaare gegeneinander. Dem Beispiel des Decimus folgten weitere hoch gestellte Personen, die auf diese Weise gleichfalls ihre Verstorbenen ehrten. Der römische Historiker Festus schrieb dazu:
- "Es war Brauch, Gefangene auf den Gräbern tapferer Krieger zu opfern; als die Grausamkeit dieser Sitte allen erkenntlich war, beschloss man, Gladiatoren vor den Grabstätten kämpfen zu lassen "
Trotz dieses Zitates ist die Theorie, dass Gladiatorenkämpfe die mildere Variante griechischer und römischer Menschenopfer zu Ehren Verstorbener waren, nach Auffassung einiger Historiker nicht zutreffend. Sie vertreten die Auffassung, dass mit den blutigen Kämpfen die Eigenschaften des Verstorbenen demonstriert werden sollten und zwar jener Eigenschaften, die nach dem Verständnis der damaligen Menschen die Größe des Römischen Reiches bedingten: Mut, Kraft, Tapferkeit und Entschlossenheit.
Die Gladiatorenkämpfe zu Ehren Verstorbener hatten ein stark religiöses Element. Die Zuschauer verfolgten dieses Geschehen dicht gedrängt am Rand stehend, Frauen waren zu diesen - als religiös angesehenen Zeremonien - nicht zugelassen.
Veranstalter dieser Gladiatorenkämpfe waren wohlhabende Privatleute - sie waren als Einzige in der Lage, sich sowohl die Kosten für die Gladiatoren als auch für das anschließende aufwendige Bankett leisten zu können. Im Laufe der Zeit entdeckten jedoch auch römische Politiker, dass die Veranstaltung solcher "munera" ein geeignetes Mittel waren, sich die Zuneigung der römischen Bevölkerung zu erwerben.
Gladiatorenkämpfe im 1. Jahrhundert v. Chr.
Als die Beliebtheit von Gladiatorenkämpfen beim römischen Volk stieg und man begann, es als Recht anzusehen, auf diese Weise unterhalten zu werden, wurden die Spiele prächtiger und größer. Die ersten Tierhetzen (venationes) wurden in die munera aufgenommen und allmählich zum festen Bestandteil einer solchen Veranstaltung. Die Veranstalter waren nach wie vor wohlhabende Privatpersonen, denen jeder Anlass willkommen war, sich auf diese Weise die Gunst des römischen Volkes zu verschaffen. Und je außergewöhnlich die Veranstaltung war, desto größer war die Chance, im Ansehen des römischen Volkes zu steigen. Von Gaius Iulius Caesar wird überliefert, er hätte seine Gladiatoren mit Rüstungen aus Silber ausstatten lassen, um die römische Bevölkerung zu beeindrucken. Über die Ausmaße, die ein solcher Bestechungsversuch der römischen Bevölkerung annehmen konnte, berichtete Sueton, ein römischer Biograph, über Caesar:
- "Caesar veranstaltete Schauspiele unterschiedlichster Art: Ein Gladiatorenspiel, Theateraufführungen in jedem Stadtviertel, und zwar durch Schauspieler aller Sprachen, desgleichen Zirkusvorstellungen, Athletenkämpfe und ein Seegefecht [[[Naumachie]]]. In dem Gladiatorenspiel auf dem Forum kämpfte Furius Leptinus, der aus einer Familie prätorischen Ranges stammte, und der ehemalige Senator und Rechtsgelehrte Quintus Calpenus....
- Die Tierhetzen dauerten fünf Tage; den Schluss bildete ein Gefecht, in dem sich zwei Abteilungen von je fünfhundert Mann zu Fuß, zwanzig Elefanten und dreihundert Reiter gegenüber standen...."
Gladiatoren im römischen Kaiserreich
Gladiatorenkämpfe als öffentliche Aufgabe
Während Wagenrennen, Theateraufführungen und Tierhetzen als öffentliche Aufgabe verstanden wurde, waren die Gladiatorenkämpfe bis 42 v. Chr. eine rein privat finanzierte Angelegenheiten. Dies änderte sich in der Zeit der Staatskrise nach der Ermordung Julius Caesars. Die Aedile beschlossen im Jahre 42 v. Chr. das erste Mal, nicht nur Wagenrennen öffentlich auszurichten, sondern auch Gladiatorenkämpfe. Sie fanden im Rahmen der "ludi cereales" statt, den Feierlichtkeiten zu Ehren der Göttin Ceres. Begleitet wurden diese ersten öffentlich finanzierten Gladiatorenkämpfe von Tierhetzen.
Gladiatorenkämpfe als kaiserliches Privileg
Es war vor allem Augustus, der die Veranstaltung von Gladiatorenkämpfen als kaiserliches Privileg etablierte:
- "Dreimal ließ ich in meinem eigenen Namen Gladiatorenspiele veranstalten und fünfmal in dem meiner Söhne oder Enkel. Bei diesen Spielen kämpften etwa zehntausend Menschen...Tierhetzen mit afrikanischen Raubiere ließ ich in meinem Namen oder in dem meiner Söhne und Enkel im Zirkus oder auf dem Forum oder im Amphitheater für das Volk sechsundzwanzigmal durchführen, wobei ungefähr dreitausendfünfhundert Tiere erlegt wurden"
Die Veranstaltung von Gladiatorenkämpfen wurde immer mehr in den Kaiserkult integriert - das galt insbesondere in den Provinzstädten. Zu den Zeiten von Augustus war es zwar den Senatoren noch möglich, solche Spiele zu veranstalten, doch schon 22 v. Chr. ließ Augustus in einem Dekret festhalten, dass in diesen Fällen nicht mehr als 120 Gladiatoren eingesetzt werden dürften. Gleichzeitig begrenzte Augustus die Zahl der Tage, an denen Gladiatorenspiele veranstaltet werden durften:
- Vom 2. bis 8. Dezember
- In den Tagen der "Sataurnalien" zwischen dem 17. und 23. Dezember
- Zum Frühlingsfest "Quinquatrus" zwischen dem 19. und 23. März
Wer es dennoch wagte, privat Gladiatorenkämpfe zu veranstalten, lief jedoch Gefahr, sich den Zorn der römischen Kaiser auf sich zu ziehen. Diese Gefahr nahm insbesondere in den Zeiten nach Augustus deutlich zu, als Kaiser wie Nero und Caligula herrschten.
Die realtive Seltenheit der aufwendigen und kostspieleigen Gladiatorenkämpfe blieb über die Jahrhunderte weitgehend konstant. Noch im Jahr 354 n. Christus wurde aus öffentlichten Mitteln an den 176 Festtagen 102 für Theateraufführungen, 64 für Wagenrennen und nur 10 für Gladiatorenkämpfe genutzt.
Die Besonderheiten des Gladiatorenlebens
Gladiatoren-Gattungen
Die erste Ausrüstung der Gladiatoren war einfach. Jeder trug einen Schild, ein Schwert und war durch Helm und Beinschienen geschützt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich mehrere Gladiatorengattungen, die sich in ihrer Ausrüstung unterschieden. Die Hauptausrüstung bestand aus einem Schwert, Beinschienen, einem Helm, einem Schild und einem Metallgürtel, der den Lendenschutz halten sollte. Selten trugen die Kämpfer einen (Ober-)Körperschutz. Neuere Erkenntnisse über die Ernährung der Gladiatoren deuten darauf, dass sie sich auch durch natürliche Fettschichten gegen kleinere Verletzungen zu polstern versuchten; sie sahen also nicht unbedingt schlank und durchtrainiert aus.
Die meisten Kenntnisse über die Waffen der Gladiatoren sind den Ausgrabungen in Pompeji zu verdanken. Ergänzt werden sie durch erhalten gebliebene kleine Statuen und Darstellungen von Gladiatoren auf Grabsteinen, Fresken und ähnliches.
Samnit und Hoplomachus
Der "Samnit" war der prächtigste aller Gladiatoren: Helm mit Wangenklappen, Busch und Federn, Brustplatte aus Metall, Panzerhandschuh, Beinschienen und einem großen Schild. Seine Angriffswaffe war das gerade Schwert. Als Hoplomachus wird der Lanzenkämpfer unter den Gladiatoren bezeichnet. Sein geschlossener Helm weist einen Kamm und/oder Federbusch auf. Zu seinem weiteren Schutz trägt er eine manica (Armschutz), einen kleinen, runden Metallschild und vermutlich gesteppte Hosen. Zwei Beinschienen komplementieren seine Schutzausrüstung. Als Angriffswaffen führt er eine Lanze und ein kurzes Schwert oder einen langen Dolch.
In der Vergangenheit wurde der Hoplomachus oft mit dem Myrmillo verwechselt und durcheinander gebracht.
Murmillo, "Gallier" und Andabates
Der Murmillo hatte einen Helm mit Fischverzierung, keine Beinschienen, einen großen ovalen Schild und ein gerades, langes Schwert. Die Bezeichnung Murmillo geht auf den lateinischen Begriff murma zurück, einen Fisch, den man mit dem Netz fing. Den Murmillo ließ man in dessen Einführungszeit bevorzugt gegen den mit einem Netz kämpfenden Retarius antreten, der versuchte, den Murmillo wie einen Fisch einzufangen. Gegner des Murmillo war vor allem in späterer Zeit auch der Hoplomachus.
Der Gallier war ein Gladiator, der weitgehend dem Murmillo glich.
Der Andabates hatte einen geschlossenem Helm ohne Augenlöcher, war also blind, und trat gegen einen anderen Andabates an. Über Sieg oder Niederlage entschieden unter diesen Umständen sein Gehör, sein Gespür für die Reaktionen des Publikums und der Zufall. Seine genaue Bewaffnung ist nicht überliefert.
Retiarier, Laquearius und Secutor
Im Gegensatz zu den anderen Typen war der Retiarier kaum gepanzert, deshalb auch sehr wendig. Er hatte nur einen Armpanzer mit Schulterschild als Kopfschutz. Seine Angriffswaffen waren das Wurfnetz, der Dreizack und ein langer Dolch.
Große Ähnlichkeit mit dem Retiarier hatte der Laquearius, er brachte den Gegner aber nicht mit dem Wurfnetz, sondern mit einem Lasso zu Fall. Seine Angriffswaffen waren vermutlich die kurze Lanze und für den Nahkampf ein Dolch.
Eine Spielart des Retiarius war der Pontiarius. Ein Retiarius verteidigte eine kleine Tribune mit zwei rampenartigen aufgängen. Auf jeder Seite griff ein Secutor an und versuchte auf die Plattform zu kommen. Zusätzlich zu seiner üblichen Ausrüstung besaß der Retiraius einen großen Vorrat an Wurfgeschossen, vermutlich Steinkugeln.
Der "Secutor" (Verfolger) war ein auf den Kampf mit dem "Retiarier" spezialisierter "Myrmillo". Um dem Netz seines Gegners aber keinen Angriffspunkt zu bieten, trug er - anders als der gewöhnliche "Myrmillo" - einen enganliegenden glatten Helm. War der "Secutor" einmal im Netz des "Retarius" verfangen, so gab es für ihn kein Entkommen mehr. Verlor der "Retarius" dagegen sein Netz, so konnte er sich des Secutors nur noch mit Hilfe seines Dreizacks erwehren, in der zweiten Hand führte er dann den Dolch. Später entwickelte sich noch der "Scissor" (Schlitzer). Er trug einen Secutor-Helm, dazu jedoch einen Körperpanzer, vermutlich eine Lorica Squamata (Schuppenpanzer) oder eine Segmentata. Seine Waffen bestanden aus einem Kurzschwert / langen Dolch und einem Aufsatz, dessen Ende die Form eines Wiegemessers hatte.
Dimachaerus und Thraker
Der "Dimachaerus" kämpfte mit zwei Dolchen und trug einen gepolsterten Leibschutz, Bandagen am Dolcharm und an den Beinen, zuweilen auch Beinschienen, aber keinen Helm. Seine Existenz ist umstritten, da es nur wenige, zumeist umstrittene Hinweise gibt.
Der "Thraker" oder auch "Thraex" trug einen geschlossenen Helm, dessen Kamm oft durch einen stilisierten Greifen verziert wurde. Die Augen wurden durch einen gitterartigen Schutz beschirmt. Charakteristisch für den "Thraker" waren der kleine, eckige Schild. Daher gehört er zur Kategorie der "Parmulari", der "Kleinschildner", die beiden Beinschienen sowie ein Armschutz und das kurze gebogene Schwert, die Sica.
Eques und Essedarius
Der Eques (Plural: Equites) war ein berittener Gladiator. Seine Schutzwaffen waren ein flacher Helm mit Visier, ein leichter Brustpanzer unter kurzer Tunika, Bandagen am Waffenarm und ein kleiner runder Schild. Solange der Eques im Sattel saß, kämpfte er vor allem mit der Lanze, abgesessen aber auch mit dem Schwert. Equites kämpften vor allem gegeneinander.
Der Essedariuskämpfte von einem Streitwagen, den ein Wagenlenker führte. Er jagte seine Gegner vorzugsweise mit Fernwaffen, also mit Bogen und Speer. Im Nahkampf benutzte er auch das Schwert.
Weitere, unüblichere Gladiatorentypen
Der Sagittarius ist keine belegte armatura in der römischen Gladiatur, da Fernwaffen wie Pfeil und Bogen ob ihrer hohen Reichweite (ca. 200 Meter) für den Gebrauch in der Arena zu gefährlich für die Zuschauer gewesen wären. Die Hauptwaffe des Veles war die Lanze. Gewöhnlich kämpfte er gegen einen anderen Veles. Eine weitere, geschichtlich jedoch nur ein Mal eindeutig belegte armatura ist der Scissor oder auch "Schlitzer". Dieser glich weitgehend dem Murmillo, jedoch trug er am Waffenarm eine Art geschlossene Metallröhre, an deren Ende eine wiegemesserförmige Klinge saß. Gegner des Scissor dürfte ein Retiarius gewesen sein.
Weibliche Gladiatoren
Im Britische Museum in London befindet sich ein Relief, dass zwei Gladiatorinnen zeigt, die soeben von dem vom Kampf begeisterten Publikum ehrenhaft entlassen werden. Sogar die Namen, unter denen diese zwei Gladiatorinnen auftraten sind bekannt: "Amazona" und "Achilla". Trotz dieser überlieferten Abbildung waren weibliche Gladiatoren die Ausnahme in den Gladiatorenkämpfen. Zwar hatte schon Nero Frauen (und auch Kinder) gegeneinander kämpfen lassen, normalerweise diente der Einsatz eher der Erheiterung des Publikums - wie etwa unter Domition, der sie gegen Zwerge antreten ließ.
Der Einsatz von weiblichen Gladiatoren widersprach im allgemeinen zu sehr der Idee, daß die in der Arena kämpfenden die alten römischen Militärtugenden von Mut, Standhaftigkeit und Siegeswille demonstrierten, als dass sich viele Anhänger dafür finden ließen. Kaiser Septimus Severus ließ im Jahre 200 n. Chr. den Einsatz weiblicher Gladiatoren dementsprechend auch verbieten.
Die soziale Herkunft der Gladiatoren
Bei den ersten Kämpfern handelte es sich um Sklaven oder Kriegsgefangene. Auch später wurden vor allem Gefangene, verurteilte Verbrecher und Sklaven als Gladiatoren eingesetzt. Ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. konnten sich jedoch auch freie Bürger als Gladiator verpflichten. Obwohl Gladiatoren gesellschaftlich noch niedriger als Sklaven standen, war das Interesse Gladiator zu werden zeitweilig so hoch, dass der Senat dies durch ein Gesetz einschränken musste. So sollen gegen Ende der ersten Republik fast 50 Prozent der Gladiatoren ehemals freie Bürger gewesen sein, die mit dem Eintritt in den Berufstand der Gladiatoren ihre Freiheit aufgaben. Dieser Schritt ist aus heutiger Sicht nur verständlich vor dem Hintergrund einer allgemein kurzen Lebensdauer und der Tatsache, dass ein Gladiator lediglich ein bis dreimal im Jahr zu kämpfen hatte, in der Zwischenzeit jedoch gut versorgt wurden. Beispielhaft war auch die medizinische Versorgung, die man den Gladiatoren angedeihen ließ. Einer der berühmtesten Ärzte der Antike, Galen, sammelte seine Erfahrungen während der Zeit, in der er in der Gladiatorenschule von Pergamon die Kämpfer betreute.
Die Lebenserwartung eines Gladiators
Nach weit verbreiteter Auffassung begannen während der römischen Kaiserzeit die Gladiatorenspiele mit dem Gruß an den Caesar: "morituri te salutant" - die Todgeweihten grüßen dich. Allerdings gibt es wenig Belege, dass dies ein üblicher Gruß war. Offenbar kam er nur bei einer einzigen Gelegenheit unter Kaiser Claudius zur Anwendung. Trotzdem beschreiben diese Worte die Lebenssituation eines Gladiators treffend. Die Lebenserwartung eines Gladiators lag bei etwa 18-25 Jahren, jedoch schwankte diese Zahl im Laufe der Jahrhunderten erheblich. Im 1. Jahrhundert vor Christus, - also noch während der römischen Republik - als sich die römischen Adligen die Gunst der Wähler durch großzügige munera erkauften, wurde auch großzügig mit dem Blut der Gladiatoren verfahren. Iuvenal kommentierte dies mit den Worten:
- "Munera nun edunt et, verso pollice vulcus cum iubet, occidunt populariter" - Nun geben sie Gladiatorenkämpfe und, wie der Pöbel es mit gedrehtem Daumen verlangt, töten sie volkstümlich.
Der Großteil starb jedoch bereits am Anfang ihrer Karriere, da die ersten Kämpfe eine Art Auslese darstellten, die nur die Fähigsten überlebten. Bei jedem Kampf stieg die Selbstsicherheit, Erfahrung und Beliebtheit eines Gladiators. Ein erfahrener und damit ein Gladiator mit hoher Anhängerschaft hatte auch mehr Chancen, begnadigt zu werden, als ein Neuling, denn die Entscheidung über Leben und Tod lag in Rom beim Publikum. Das Überleben eines erfahrenen Kämpfers lag durchaus im Eigeninteresse des Publikums - nur so waren spannende Kämpfe auch in der Zukunft sichergestellt. Gemäß der üblichen, nicht unumstrittenen Ansicht bedeute der Daumen nach oben die Schonung des Besiegten, der Daumen nach unten seinen Tod.
Gute Gladiatoren konnten durchaus mehrere Jahre die blutigen Kämpfe überleben. Nach den Inschriften auf dem Grabmal eines in Sizilien beerdigten Gladiators, gewann dieser von 34 Kämpfen 21, 9 Kämpfe gingen unentschieden aus und in den vier Kämpfen, die er verlor, wurde er jeweils vom Publikum begnadet.
Da Gladiatoren ein Teil der Einnahmen aus ihren Kämpfen zustanden, hatten sie bei entsprechender Überlebensdauer eine gewisse Chance, sich nach einiger Zeit freikaufen zu können. Freigelassene Gladiatoren wurden mit einem hölzernen Schwert ausgezeichnet.
Gladiatorenschulen
Gladiatoren wurden in besonderen Schulen (ludi) ausgebildet. Berühmte Gladiatorenschulen befanden sich in Capua und in dem 79 n. Chr. durch einen Vulkanausbruch verschütteten Pompeji. Eine der größten Gladiatorenschulen war in Ravenna beheimatet. Nach Schätzungen gab es insgesamt etwas mehr als 100 Gladiatorenschulen, die normalerweise unter Leitung eines Gladiatorenmeister standen, der auch der Besitzer der Gladiatorenschule war. Häufig reisten Gladiatoren in einer Truppe (familia) von Stadt zu Stadt. Der Besitzer der Truppe vermietete seine Gladiatoren an denjenigen, der einen Gladiatorenkampf veranstalten wollte.
In Rom gab es vier Gladiatorenschulen, die größte nannte sich Ludus Magnus und war mit dem Kolosseum durch einen Tunnel verbunden. Diese vier befanden sich in staatlichem Besitz und standen unter der Aufsicht eines Beamten, der sorgfältig ausgesucht wurde und der zu den am höchsten bezahlten römischen Beamten zählte. Angesichts der Gefahr, der von einer todesmutigen, kampferprobten Gruppe von Menschen ausging, wollte man auf diese Weise sicher gehen, dass Risiko für die römische Bevölkerung auf diesem Wege gering zu halten.
Ausbilder eines neu angeworbenen Gladiatorrekruten waren gewöhnlich alte, erfahrene Kämpfer, die ihren Schülern die für die jeweillige Waffengattung typischen Bewegungsabläufe einschliffen. Die Schüler übten an Pfählen und Vegetius beschrieb im 4. Jahrhundert die Ausbildungspraxis, die für Soldaten und Rekruten identisch waren:
- Von den einzelnen Rekruten wurde aber je ein Pfahl so in die Erde gerammt, dass er nicht wackeln konnte und sechs Fuß hochragte. An diesem Pfahl übte sich dann der Rekrut wie gegen einen Gegner ... so daß er mal den Angriff wie gegen Kopf und Gesicht richtete, mal von der Flanke her drohte, bisweilen sich bemühte, die Kniekehlen oder Beine zu verwunden...In dieser Übung achtete man auf die Vorsichtsmaßregel, daß der Rekrut zum Anbringen einer Wunde herzusprang, ohne dabei sich selbst irgendwo eine Blöße zur Verwundung zu geben. Außerdem lernten sie, nicht schlagend, sondern stechend zuzustoßen. ... Eine geschlagene Wunde, mit welcher Wucht sie auch angebracht werden mang, ist doch nicht oft tödlich, da die lebenswichtigen Organe durch die Schutzwaffen und durch die Knochen geschützt sind. Hingegen ein Stich, der nur zwei Zoll tief geht, ist tödlich...
Römer und Gladiatoren - eine ambivalente Beziehung
Verachtet und verehrt
Die Haltung der Römer gegenüber den Gladiatoren war sehr ambivalent: auf der einen Seite waren Gladiatoren in der sozialen Hierarchie noch niedriger angesiedelt als Sklaven, auf der anderen Seite wurden erfolgreiche Gladiatoren zu Berühmtheiten, von denen man sie die alten römischen Tugenden wie Siegeswille, Todesverachtung und Tapferkeit demonstrieren ließ. Gleichzeitig glaubte man jedoch auch, dass der Verzehr der Leber von neun Gladiatoren ein Heilmittel gegen Epilepsie sei.
Einige Gladiatoren besaßen eine große Anhängerschaft unter den Roms Bürgerinnen, die die Gladiatoren als Sexualobjekt betrachteten. Grafiti, wie sie in Pompeji zu finden sind, lassen auf eine glühende Anhängerinnen schließen. Ein sexueller Kontakt mit Gladiatoren war zwar verpönt und wurde gesellschaftlich streng geächtet, es kam aber trotzdem zu sexuellen Beziehungen zwischen Gladiatoren und Bürgerinnen. Faustina, die Mutter des Kaisers Commodus, hatte ihren Sohn angeblich mit einem Gladiator gezeugt - wahrscheinlich aber erfand Commodus diese Geschichte selber, um seine Sonderrolle zu unterstreichen. Als besonders skandalös empfand man die Beziehung zwischen Eppia, einer Frau aus reicher Familie, die Senatorengattin war und dem Gladiator Sergiolus. Glaubt man dem römischen Satiriker folgte Eppia dem körperlich schon lange nicht mehr attraktiven Sergiolus aus Liebe kreuz und quer durch die Provinzen.
Spartacus oder die Gefahr in der eigenen Stadt
Gladiatoren waren hervorragend ausgebildete, kampferprobte Männer, die wenig zu verlieren hatten. Die Römer waren jedoch lange davon ausgegangen, dass ihnen von Seiten der Gladiatoren wenig Gefahr drohe. Die Männer stammten aus verschiedenen Volksgruppen und solange die Waffen in der Waffenkammer unter strenger Bewachung standen und den Gladiatoren außerhalb ihrer Übungszeit nicht zugänglich war, hielt man die Gefährdung für gering. Dies änderte sich mit dem Sklavenaufstand, an dessen Entstehen Gladiatoren nicht unwesentlich beteiligt waren. Im Jahre 73 v. Chr. entwichen aus einer Gladiatorenschule in Capua achtzig Gladiatoren, denen sich rasch weitere Skalven anschlossen. Anfangs nur mit Küchenmesser bewaffnet (die Waffen in der streng bewachten Waffenkammer waren während des Ausbruchs nicht zugänglich) gelangten die Entflohenen rasch in Besitz professioneller Ausrüstung, nachdem sie sich zweimal erfolgreich der Waffen der auf sie angesetzten Truppenteile bemächtigten. Die militärischen Erfolge des Sklavenheeres, das im wesentlich unter Leitung von Spartakus stand, war jedoch nur begrenzt. Ein römisches Heer unter Leitung von Crassus stellte das Sklavenheer im äußersten Süden von Italien und schlug es vernichtend.
Die Gefahr eines erneuten Aufstands durch bewaffnete Gladiatoren blieb den Römern jedoch deutlich im Gedächtnis. Die Gladiatorenschulen in Rom wurden unter Aufsicht kaiserlicher Beamter gestellt, die hoch bezahlt wurden und in Zeiten von Staatskrisen zog man es vor, die Gladiatoren außerhalb der Städte zu verlagern.
Die Veranstaltungsorte der Gladiatorenkämpfe

Das "Forum Boarium" - der Kuhmarkt nahe der Tiberinsel - war der erste Veranstaltungsort von Gladiatorenkämpfen, die anfangs nur schlichte, primitive Veranstaltungen waren. Das Forum Romanum war aus Platzgründen jedoch geeigneter als das "Forum Boarium" und wurde in den war daher der Schauplatz der Gladiatorenkämpfe, deren Zahl ab 264 v. Chr. kontinuierlich zunahm. Schon wenige Jahre, nachdem Decimus diese spezielle Gedenkfeier an seinen Vater abgehalten hatten, wurden für die Zuschauer Sitzgelegenheiten geschaffen, damit sie dem Geschehen mit etwas mehr Komfort beiwohnen konnten.
Die Arena, eine Fläche aus Sand, befand sich in vielen Amphitheatern nicht auf festem Boden, sondern auf einer Fläche von Brettern, die unterirdische Räume bedeckten. Die Unterbauten enthielten Bereitstellungsräume, Requisitenkammern und Zugangsräume für die Kämpfer, die wilden Tiere und das Hilfspersonal. Es gab sogar Aufzüge, mit deren Hilfe die zwei- und vierbeinigen Darsteller für das Publikum überraschend in die Arena befördert werden konnten.
Das Ende der Gladiatorenkämpfe
Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Gladiatorenspiele von Kaiser Honorius zwar endgültig verboten, sie sind aber noch bis ins 6. Jahrhundert bezeugt.
Das Fortbestehen des ritualisierten Zweikampfs
Der holländische Professor für Alte Geschichte Fik Meijer weist daraufhin, dass der Gladiatorenkampf seinen Fortbestand in ritualisierten Zweikämpfen bis ins 20. Jahrhundert hatte. Für die einzelnen Zeitperioden nennt er:
- Im Mittelalter das "gerichtliche" Duell als Gottesurteil, bei dem zwei eines Verbrechens beschuldigte Männer gegeneinander kämpften. Die Niederlage war der Schuldbeweis: Starb der Unterlegene nicht bereits im Kampf, so wurde er anschließend hingerichtet.
- Gleichfalls dem Mittelalter zuzurechnen ist der ritterliche Zweikampf, bei dem häufig genung ebenfalls einer der Beteiligten starb.
- Vom 16. Jahrhundert bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts trat das Duell in Erscheinung, das ebenfalls nach strengen Ritualen abläuft.
Hinrichtungen wurden bis ins 18. Jahrhundert in Mitteleuropa öffentlich vollzogen und waren regelmäßig nicht weniger grausam, als was sich in den Arenen der Gladiatorenkämpfe abspielte. Ebenso sind Tierhetzen in legaler Form als Stierkampf bis heute Publikumsmagnet; Hundekämpfe u.ä. sind zwar mittlerweile gesetzlich untersagt, finden aber noch immer ein Publikum.
Literatur
- Alan Baker: Gladiatoren - Kampfspiele auf Leben und Tod, München 2002. ISBN 3-442-15157-0
- Marcus Junkelmann: Das Spiel mit dem Tod - So kämpften Roms Gladiatoren, Mainz 2000, ISBN 3-8053-2563-0
- Eckart Köhne (Hrsg.): Gladiatoren und Caesaren: die Macht der Unterhaltung im antiken Rom. Zabern, Mainz 2000. ISBN 3-8053-2614-9
- Fik Meijer: Gladiatoren - Das Spiel um Leben und Tod, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7608-2303-3 (eine sehr detaillierte und lesenswerte Zusammenfassung der verschiedenen Aspekte des Gladiatorenwesens)
- Thomas Wiedemann: Kaiser und Gladiatoren: die Macht der Spiele im antiken Rom. WBG, Darmstadt 2001. ISBN 3-534-14473-2
Siehe auch: Spartacus, Gladiator (Film), Lügengladiator, Tierhetzen im Römischen Reich