Bunny Rogers
Bunny Rogers (* 1990 in Houston, Texas) ist eine US-amerikanische Künstlerin und Poetin.
Leben und Werk
Rogers wurde 1990 in Houston im US-Bundesstaat Texas geboren.[1] Nach ihrem Studienabschluss an der Parsons School of Design in New York City im Jahr 2012 erwarb sie im Jahr 2017 einen Master of Fine Arts an der Königlichen Kunstakademie in Stockholm. Im Wintersemester 2018/2019 lehrte sie als Gastprofessorin an der Städelschule in Frankfurt am Main.[2]
Zu ihren Arbeiten gehören Skulpturen, Installationen, Bilder, Videos, Publikationen und 3D-Modellierungen. Außerdem gibt sie Performance-Darbietungen und Poesie-Lesungen. In ihren Werken befasst sie sich vor allem mit Themen wie Ängsten, Traumata, Tod und Trauer. Rogers geht offen damit um, dass sie seit ihrer frühen Jugend an Depressionen leidet und verarbeitet ihre Erfahrungen mit der Krankheit in ihrer Kunst.[3] Inspiration findet sie auch in Figuren aus Videospielen und Fernsehserien wie dem MTV-Cartoon Clone High.[4]
Für eine ihrer ersten Installationen mietete Rogers sechs Monate lang ein Schaufenster in Forest Hills, durch das Passanten Rosen beim Verwelken zusehen konnten.[5] Zu ihren bekanntesten Arbeiten gehören die Installationen Columbine Library (2014) und Columbine Cafeteria (2016), die zusammen mit ihrer ersten Einzelausstellung Brig Und Ladder (Whitney Museum of American Art, 2017) eine Trilogie bilden, die das Schulmassaker von Littleton zum Motiv hat.[5][6] Für das dreiteilige Werk rekonstruierte sie die Bibliothek, die Schulcafeteria und das Auditorium der Columbine High School.[7] Zu den ausgestellten Werken der Trilogie gehören unter anderem drei Drehstühle mit Einschusslöchern im Polster, aus denen Schaumstoff herausragt.[4]
Der Titel ihrer Ausstellung Pectus excavatum (Museum für Moderne Kunst, 2019) ist durch Rogers’ leicht ausgeprägte Trichterbrust (lat. pectum excavatum) inspiriert. Zu den Werken der Ausstellung gehörten die Silikonskulptur eines circa neun Meter langen Riesenkalmars mit zehn Greifarmen, zwei Mandalas mit Motiven von kreisförmig angeordneten Hasen und ein maschinell gekühlter, farbig beleuchteter Eisberg mit dem Titel „Mount Olympia“, den die Besucher berühren durften.[2]
Rogers lebt in New York City.[5]
Rezeption
Rogers wird in den Medien als „Shooting Star“[8] und teilweise auch als „Enfant terrible“[5] der Kunstwelt bezeichnet. Kritiker verglichen sie mit Anne Imhof, Ian Cheng[7] und Ryan Trecartin.[9]
The Village Voice urteilte über Rogers’ Columbine-Trilogie: “[…] Rogers is masterful at mood-setting, and one can still […] feel her objects’ palpable ache, even without knowing the stories behind them.”[4] („[…] Rogers ist eine Meisterin im Erschaffen von Stimmungen, man kann […] noch immer den spürbaren Schmerz ihrer Objekte fühlen, auch ohne die Geschichten hinter ihnen zu kennen.“)
Erhard Metz schrieb über sie: „Zweifellos autobiografisch ist Bunny Rogers Kunst – eine andere scheint sie sich kaum vorstellen zu können. Ihre künstlerische Wahrheit ist eine sehr persönliche, vielleicht auch eine eskapistische. Doch die von Authentizität geprägte Kraft dieser Kunst vermittelt sich auf geradezu suggestive Weise dem sich ihr öffnenden Betrachter.“[2]
Annett Göthe meint zu Rogers’ Werk: „Aufgewachsen mit zahlreichen Avataren in Online-Communities schafft die mittlerweile international ausstellende Künstlerin Arbeiten, die unser Verständnis von Isolation und Zugehörigkeit erforschen und immer wieder das Thema der gemeinschaftlichen Erinnerung und Gefühle fokussieren.“[5]
Für die Zeitschrift Interview schrieb Zoma Crum-Tefsa über Rogers: “[She has the] ability to pull apart the symbolism of death, and in turn, make it less shocking. Like the mythological sea creatures that populate Roger’s [sic] imagination, gruesomeness is often so shrouded in sensationalism that it loses its outline. Yet in her work, the macabre takes on a type of optimistic monumentality.”[10] („[Sie hat die] Fähigkeit, die Symbolik des Todes auseinander zu ziehen und sie im Gegenzug weniger schockierend zu machen. Wie die mythologischen Meeresbewohner, die Rogers’ Fantasie bevölkern, ist die Grausamkeit oft so von Sensationsmache eingehüllt, dass sie ihre Konturen verliert. Doch in ihrem Werk nimmt das Makabre eine Art optimistische Monumentalität an.“)
Im Begleitheft zur Ausstellung Pectus excavatum heißt es zu Rogers’ Kunst: „Das Reale konstituiert sich in der permanenten Überschneidung mit dem Symbolischen und dem Imaginären.“[2]
Kunstwerke (Auswahl)
- 2014: Poetry Reading with clone of Jeanne d’Arc (Joan of Arc) in Columbine Library (Video)
- 2014: Poetry Reading with Gazlene Membrane in Columbine Cafeteria (Video)
- 2016: Mandy’s Piano Solo in Columbine Cafeteria (Video)
- 2017: Being There
- 2019: Ouroboros Fence
- 2019: Creepy Crawlers/Giant Squid (Skulptur)
- 2019: Mount Olympia (Skulptur)
- 2019: Three Hares Mandala (Red Hell/Blue Hell)
- 2019: Flames of Hell fan (Red, Blue)
- 2019: Selbstporträt als Klon von Jeanne d’Arc
Ausstellungen (Auswahl)
Rogers’ Werke wurden unter anderem an folgenden Orten ausgestellt:
- 2014: Columbine Library in der Société Berlin
- 2016: Columbine Cafeteria in der Greenspoon Gallery in New York und in der Société Berlin
- 2017: Brig Und Ladder im Whitney Museum of American Art
- 2017: A funeral to myself im Louisiana Museum of Modern Art[3]
- 25. Januar bis 28. April 2019: Pectus excavatum im Museum für Moderne Kunst[2]
- 18. Januar bis 13. April 2020: Kind Kingdom im Kunsthaus Bregenz[3]
Weblinks
- Bunny Rogers’ Profil auf der Internetseite der Städelschule, abgerufen am 18. Januar 2020
- Bunny Rogers’ Profil auf der Internetseite der Société Berlin, abgerufen am 18. Januar 2020
- aspekte-Beitrag über Bunny Rogers in der ZDFmediathek, abgerufen am 18. Januar 2020
Einzelnachweise
- ↑ Michael Hierholzer: Die Tiefsee als Rückzugsort der Phantasie. In: faz.net. 26. Januar 2019, abgerufen am 18. Januar 2020.
- ↑ a b c d e Erhard Metz: Mythisch aufgeladener Ort. In: FeuilletonFrankfurt. Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt. Abgerufen am 18. Januar 2020.
- ↑ a b c Felix von Boehm: “Ich bin eine depressive Optimistin.” In: Monopol. Magazin für Kunst und Leben. 15. Januar 2020, abgerufen am 18. Januar 2020.
- ↑ a b c Hannah Stamler: Bunny Rogers Explores Columbine Through Her Own Private Cosmology. In: The Village Voice. 2. August 2017, abgerufen am 18. Januar 2020.
- ↑ a b c d e Annett Göthe: „Die Kunst braucht mehr Freaks.“ S. 3 der FAZ-Beilage des Künstlerhauses Mousonturm vom 19. Januar 2019, PDF, abgerufen am 18. Januar 2020.
- ↑ Eisberg voraus. In: SZ.de. 1. März 2019, abgerufen am 18. Januar 2020.
- ↑ a b Caroline Goldstein: Processing Trauma: Artist Bunny Rogers on Using Her Work to Explore the Columbine Massacre’s Lingering Impact. In: artnet. 9. August 2017, abgerufen am 18. Januar 2020.
- ↑ Die Künstlerin Bunny Rogers. Neue Ausstellung im Kunsthaus Bregenz. zdf.de, 17. Januar 2020, abgerufen am 18. Januar 2020.
KUB präsentiert Programm für 2020. Vorarlberg.orf.at. 14. November 2019, abgerufen am 18. Januar 2020. - ↑ Joseph R. Wolin: Bunny in the Headlights. In: Vice. 21. Juli 2017, abgerufen am 18. Januar 2020.
- ↑ Zoma Crum-Tefsa: THE ARTIST BUNNY ROGERS IS MAKING THE MACABRE OPTIMISTIC. In: Interview. 20. März 2019, abgerufen am 18. Januar 2020.
Personendaten | |
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NAME | Rogers, Bunny |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Künstlerin |
GEBURTSDATUM | 1990 |
GEBURTSORT | Houston, Texas |