Fatwa

Eine Fatwa (فتاوى) ist ein islamisches Rechtsgutachten, das von einem Spezialisten für Religionsgesetze zu einem speziellen Thema herausgegeben wird. Üblicherweise wird eine Fatwa auf Anfrage einer Einzelperson oder eines Juristen angefertigt, um eine Frage zu klären, die von der islamischen Rechtsprechung (fiqh) nicht eindeutig beantwortet wird. Da im Islam kein zentrales Priestertum existiert, gibt es auch keine allgemein akzeptierte Bestimmungen darüber, wer eine Fatwa ausstellen kann und wer nicht, weshalb sich einige islamische Gelehrte beschweren, es fühlten sich zu viele Menschen dazu berufen.

Sowohl theoretisch als auch praktisch können verschiedene islamische Geistliche widersprüchliche oder konkurrierende Fatwas ausstellen. Was dann passiert, hängt davon ab, ob man in einem Land lebt, in dem das Zivilrecht auf islamischem Recht aufbaut, oder ob man wo lebt, wo das islamische Gesetz keine Rechtsstellung hat. Erwähnenswert ist, dass viele Nationen, in denen Moslems einen Großteil der Bevölkerung stellen, islamisches Recht nicht als Grundlage für Zivilrecht anerkennen.

In Ländern mit islamischem Recht werden Fatwas von den nationalen Religionsführern vor der Herausgabe diskutiert und einvernehmlich beschlossen. In diesen Fällen sind sie kaum widersprüchlich und haben den Rang eines vollstreckbaren Gesetzes. Sollten sich zwei Fatwas widersprechen, wird von den Führern (in deren Händen ziviles und religiöses Recht liegt) ein Kompromiss erarbeitet, welche der beiden rechtlich wirksam sein soll.

In den Ländern, wo islamische Gesetze nicht anerkannt werden, werden gläubige Moslems oft mit zwei konkurrierenden Fatwas konfrontiert. In so einem Fall folgen sie in der Regel dem Führer, der ihre religiöse Richtung vertritt. So würden beispielsweise sunnitische Moslems keine Fatwa eines schiitischen oder sufischen Geistlichen befolgen.

Siehe auch: Blasphemie, Liste islamischer Begriffe in Arabisch, Liste von Religionsartikeln

Externe Verknüpfungen über Fatwas, in denen Todesdrohungen ausgesprochen wurden: