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Mindmap

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Eine Mindmap bzw. Mind-Map (auch Gedankenkarte) ist eine grafische Darstellung, die Beziehungen zwischen verschiedenen Begriffen aufzeigt. Mindmaps sind eng verwandt mit den Ontologie-Editoren semantischer Netze und Concept-Maps. Mind Map wurde in den 1960er Jahren von Tony Buzan erfunden.

Allgemein

Mindmaps enthalten das zu bearbeitende zentrale Thema in der Mitte des Blattes. Es wird möglichst genau formuliert und/oder als Bild dargestellt. Nach außen sind verschiedene Hauptäste (Hauptkapitel) mit weiteren Unterästen (Unterkapitel), die die dazugehörenden Informationen ranggerecht darstellen. Auf den Ästen steht immer nur ein Wort (Schlüsselwort). Bei der Erstellung sollen/können Farben und Bilder benutzt werden, um der kreativen Arbeitsweise des Gehirns gerecht zu werden, und um die Mindmap schneller lesen und überblicken zu können.

Ein einfaches Beispiel für eine digitale Map (Business Map):


Mindmap-Beispiel

Mindmapping kann zum Beispiel eingesetzt werden zur einfachen Ideensammlung, dem Brainstorming, zur Erfassung und dem Strukturieren komplexer Inhalte, zur Erstellung von Referaten oder Vorträgen, zum Mitschreiben bei Vorträgen, zur Strukturierung von Wissen, zur Ausarbeitung von Texten, zur Planung/Organisation von Dingen und zur Prüfungsvorbereitung. Einsatzmöglichkeiten sind also von der Schule über die Wirtschaft bis zur Wissenschaft zu finden.


Schülerreferat "Katze" (Hyperbolische Darstellung)

Für die Prüfungsvorbereitung ist das Mindmapping deswegen gut geeignet, da in kreativen Schritten eine möglichst griffige Darstellung des Lernstoffes erarbeitet wird, und später weiter durch systematisch wiederholte Beschäftigung mit dieser Wiedergabe der gelernte Stoff gefestigt wird. Eine solche übersichtliche Anordnung der semantischen Struktur des Wissens fördert die stabile Erinnerbarkeit über lange Zeiträume. Beim Aufbau der MindMaps sollten einem Ast nicht mehr als 7 Unteräste zugeordnet werden. Dies fördert, dass man sich die MindMap während des Lernens photografisch merkt und in der Prüfungssituation in Gedanken systematisch durchgeht. So lassen sich auch umfangreiche Informationen (wie Vorlesungsskripte) reproduzieren.

Die kombiniert verbal-bildliche Mindmap ist eine sehr kompakte Dokumentation hierarchischer Gliederungen. Argumentiert wird, dass Kreativität und Lerneffizienz durch Synergie-Effekte gesteigert werden, die beim gleichzeitige Ansprechen sowohl der vorwiegend verbal orientierten als auch der vorwiegend bildlich orientierten Hirnhälfte (visueller Cortex) entstehen.

Mindmap-Werkzeuge liegen bereits vielfach als Software vor, von Freeware bis zu ausgefeilten Geschäftsanwendungen. Als besondere Vorteile des computergestützten Mindmappings (auch Business-Mapping genannt), gelten die einfache Handhabung sowie schnelle und präzise Strukturierung. Durch die einfachen Änderungsmöglichkeiten wird die Zusammenarbeit im Team gefördert und außerdem die Kreativität gesteigert. Durch unterschiedliche Formatierungen können Gedanken besser gewichtet werden. Die MindMap-Werkzeuge erweitern die klassischen MindMaps häufig um spezielle Äste, mit denen Verweise auf Dateien oder Internetquellen hergestellt werden können. Hierbei führt die MindMap also auch externe Datenquellen zusammen, die thematisch verwandt sind. Weiterhin verwenden MindMap-Werkzeuge MindMaps für die Abbildung von Projekten und Checklisten. Neben klassischen Einzelbenutzer-MindMap-Werkzeugen existieren auch vernetzte Lösungen, bei denen die Teilnehmer parallel an derselben MindMap arbeiten. Einsatz-Szenarien sind dezentrale Brainstormings (z.B. im Rahmen eines Online-Meetings) sowie Informationssammlungen für das Wissensmanagement eines Unternehmens.

Mindmaps können aber auch einfach nur per Hand erstellt werden.

Datei:Mindmap physik.jpg
Mindmap-Handskizze

Wer ein solches Bild sieht, fühlt sich oft animiert, es zu ändern und zu ergänzen, was in dieser Anordnung viel leichter möglich ist als in einer linearen, listenartigen Anordnung der Stichpunkte. Dieser Aufforderungscharakter zur Weiterbearbeitung macht die Produktivitätsreserven, die in diesem Prinzip der grafischen Darstellung eines Sinngewebes stecken, deutlich.

Formal gesehen bestehen Mind Maps aus beschrifteten Baumdiagrammen (ggf. mit zusätzlichen Anmerkungen). Wenn die Begriffe auch komplexer miteinander verbunden werden können, spricht man in der Regel von konzeptuellen Karten (conceptual maps) oder Semantischen Netzen oder Ontologien. Letztere weisen im Gegensatz zu Mind Maps auch eine definierte Semantik auf, d. h. die mit Linien und Pfeilen dargestellten Beziehungen zwischen einzelnen Begriffen besitzen eine definierte Bedeutung.

Als ernstzunehmendes Arbeitsmittel wurden Mindmaps von dem britischen Psychologen Tony Buzan eingeführt. Die ersten Ideen dazu entstanden bei der Arbeit an seinem Buch An Encyclopedia of the Brain and Its Use im Jahr 1971, im Jahre 1997 erschien das Mind-map-Buch (ISBN 3-478-71730-2). Heute werden Mindmaps in sehr verschiedenen Bereichen verwendet - sowohl für persönliche oder familiäre Angelegenheiten als auch im Bildungswesen oder in der Wirtschaft. Sie eignen sich zum Festhalten von Notizen, für Brainstorming-Sitzungen und allgemein für das Zusammenfassen, Überprüfen und Systematisieren von Ideen. Z. B. auch bei Vorlesungsmitschriften kann man Mindmaps benutzen, um die wichtigsten Gliederungspunkte oder Stichworte festzuhalten.

Im Gegensatz zum Brainstorming, bei dem in der Regel eine Reihe von unsortierten Begriffen produziert und anschließend sortiert werden, wird beim MindMapping von Beginn an eine vernetzte Struktur erzeugt. Im Artikel Warum Mind Mapping wirklich funktioniert? gibt es eine anschauliche Erklärung dafür, warum Mindmaps reinem Brainstorming vorzuziehen sind.

Eine militärkartographisch inspirierte Mindmap parodiert Robert Musil in "Der Mann ohne Eigenschaften" (Kapitel 85, erschienen 1930). In Jorge Luis Borges' "Die Bibliothek von Babel" versuchen wissenschaftsgläubige Pilger ein 'Buch der Bücher' zu orten, innerhalb der Gutenberg-Galaxis. Dieses Buch soll ihnen synoptisch alles mögliche Wissen erschließen: alle denkbaren Bücher liegen vor.

Mit der metrischen Auswertung des veranschaulichten Wissens stellt sich eine Beziehung zur Informetrie her, die mit betrieblichen Buchhaltungsmethoden -siehe Input-Output-Tableau- Wissensbilanzen erstellt.

Kritik

Die verschiedenen, positiv hervorgehobenen Aspekte der Anwendung einer Mind Map sind nicht belegt, wenn auch bestimmte Begründungen zunächst sehr einleuchtend erscheinen.

Die Schlüsselbegriffe sind häufig sehr individuell, und für andere nicht verständlich. Auch die Strukturierung der Information ist oft nur für den Autor einsichtig. Das gleiche Problem betrifft die verwendeten Symbole und Farben. Daher sind Mind Maps im wesentlichen ein Werkzeug für ihren Autor.

Mind Maps verlieren ihre Übersichtlichkeit sehr schnell, wenn Teilaspekte unter mehreren Schlüsselworten einzuordnen sind, oder zu verschiedenen Schlüsselworten in verschiedenen Beziehungen stehen. Die Level - also die hierarchische Einordnung der Begriffe - sind nur in einfachen Fällen sofort einsichtig. Häufig werden in der Bearbeitungsphase Hierarchien verändert; daher ist es regelmäßig erforderlich, sich sehr lange und intensiv mit der Struktur einer Mind Map auseinanderzusetzen, um eine logisch widerspruchsfreie Mind Map zu erstellen - was allerdings unter bestimmten Aspekten durchaus einen Vorteil der Methode darstellt.

Anders geartete Strukturierungen und Ideensammlungen sind als Werkzeuge nicht notwendigerweise schlechter geeignet als eine Mind Map. Mind Maps sind ab einer bestimmten Menge an zu transportierenden Informationen auch nicht mehr als Übersicht geeignet. Assoziative Lernmethoden lassen sich ebensogut mit anderen Strukturierungen erreichen.

Siehe auch

Literatur

  • M. Nückles, J. Gurlitt, T. Pabst, A, Renkl: Mind Maps und Concept Maps. Visualisieren – Organisieren – Kommunizieren. Beck-Wirtschaftsberater im dtv. München 2004, ISBN 3423508779
  • Tony Buzan, Barry Buzan: Das Mind-Map-Buch. Die beste Methode zur Steigerung ihres geistigen Potentials. Moderne Verlagsges. Mvg 2002, ISBN 3478717310
  • Tony Buzan: Das kleine Mind-Map-Buch. Goldmann Verlag 2002, ISBN 344216656X
  • Maria Beyer: Brainland. Mind Mapping in Aktion. Junfermann Verlag 1994, ISBN 3873871017

Software