Argentinien
Die Argentinische Republik (spanisch: República Argentina) ist ein Staat in Südamerika.
Argentinien grenzt im Osten an den Atlantischen Ozean, im Westen an Chile, im Norden an Bolivien und Paragray, und im Nord-Westen an Brasilien und Urugray.
Landessprache: Spanisch
Hauptstadt: Buenos Aires
Nationalfeiertag: 25. Mai
Staatsform
Argentinien ist eine Republik. Es ist in die folgenden Provinzen untergliedert:
Distrito Federal (Bundesdistrikt), Buenos Aires, Catamarca, Chaco, Chubut, Córdoba, Corrientes, Entre Ríos, Formosa, Jujuy, La Pampa, La Rioja, Mendoza, Misiones, Neuquén, Río Negro, Salta, San Juan, San Luis, Santa Cruz, Santa Fe, Santiago del Estero, Tierra del Fuego (Feuerland, Nationalterritorium) und Tucumán.
Geographie
Argentinien hat eine Fläche von ca. 2,8 Millionen Quadratkilometern.
Den Großteil des Land bildet die zwischen Atlantik im Westen und Anden im Osten gelegene Pampas, ein Grasland, das landwirtschaftlich genutzt wird (Rinder, Weizen).
Das im Süden Argentiniens gelegene Patagonien hat ein kaltes Klima und ist dünn besiedelt.
Menschen
Argentinien hat eine Bevölkerung von ca. 36,6 Millionen Einwohnern (Stand 1999).
Nur eine Minderheit der Bevölkerung Argentiniens sind Nachkommen der indianischen Volksgruppen aus der Vorkolonialzeit. Mehr als 90 % der Bevölkerung stammen von eingewanderten Europäern ab, hiervon ca. 36% von Italienern und ca. 29% von Spaniern.
Mehr als 90 % der Bevölkerung sind römisch-katholisch.
Kultur
Argentinische Musik ist durch den Tango (und die verwandten Musikformen Milonga und Vals) bekannt geworden. Bekannteste Interpreten sind Carlos Gardel und Astor Piazzola. Tango kann jedoch nicht auf die musikalische Dimension beschränkt werden, vielmehr ist Tango ein gesamtkulturelles Phänomen mit den zusätzlichen Aspekten Textdichtung und tänzerischer Interpretation. Als solches begründet der Tango eine kulturelle Identität die sehr viel zum Selbstverständnis der Argentinier beiträgt.
Moderne Autoren sind Eduardo Mallea und Jorge Luis Borges.
Geschichte
Die heute zu Argentinien gehörenden Gebiete waren vor der Kolonialisierung durch Spanien relativ dünn besiedelt. Die im Nord-Westen Argentiniens lebenden Diaguitá hatten dem expandierenden Inka-Reich widerstanden; die Guaraní lebten weiter östlich.
Nachdem Spanien seinen amerikanischen Einfluss um etwa 1540 sichergestellt hatte, wurde das spanische Lateinamerika durch zwei Vizekönigreiche verwaltet: Das Vizekönigreich Neuspanien, welches Teile der USA, Mittelamerika und die Karibik umfaßte, und das Vizekönigreich Peru, welches Südamerika mit Ausnahme der portugiesischen Einflusssphäre einschloss. Von letzterem wurde 1717 das Vizekönigreich Neugrenada im nördlichen Südamerika und 1776 das Vizekönigreich des Rio de la Plata im südlichen Südamerika abgespalten, welches neben Argentinien noch das heutige Bolivien, Paragray und Urugray umfasste.
Inspiriert durch die Französische Revolution und den erfolgreichen Unabähngigkeitskrieg der USA griffen liberale Ideen auch auf Lateinamerika über. Die 1810 in Buenos Aires erklährte Unabhängigkeit hatte nur lokale Wirkung; viele Landesteile am Rio de la Plata suchten eigene Wege. 1811 spaltete Paraguay sich ab. Militärische Erfolge durch José de Martín und Simón de Bolívar in den Jahren 1814 bis 1817 änderten jedoch die Situation derart, dass sich das restliche Vizekönigreich des Rio de la Plata am 9. Juli 1816 für unabhängig erklährte.
Es folgten Jahre turbulenter innenpolitischer Auseinandersetzungen, während derer sich Bolovien 1825 und Urugray 1828 abspalteten. Auf die Jahre der Befreiung folgte eine konservative Gegenbewegung unter Juan Manuel de Rosas von 1829 bis 1852, während der liberale Politiker ins Exil gezwungen wurden.
Rosas Diktatur endete durch einen Umsturz unter General Justo Urquiza, der von Urugray und Brasilien unterstützt wurde. 1853 wurde von den Provinzen eine republikanische Verfassung verabschiedet, die Buenos Aires nicht anerkannte. 1859 endete die Auseinandersetzungen militärisch, mit folgender Einheit Argentiniens. Der liberale Politiker Bartolomé Mitre wurde 1862 von der Nationalversammlung zum Präsident gewählt. Ihm folgte 1868 Domingo Sarmiento.
In diese Zeit fällt der von 1865 bis 1870 dauernde, sehr blutreiche 'Drei-Allianzen Krieg' zwischen dem siegreichen Argentinien, Brasilien und Urugray gegen Paragray. Im folgenden Jahrzehnt wurde die Pampas durch General Julio Roca vollständig unterworfen, der nach seinem Sieg 1880 zum Präsidenten gewählt wurde. Seine und die folgenden Regierungen waren oligarchisch ausgerichtet, mit großem Einfluss der Großgrundbesitzer. Nationalistische Ideen wurden seit 1900 populär. Sie orientierten sich eher an Europa denn an den USA.
1916 löste die Radikale Partei unter Hipólito Yrigoyen die bestehende Regierung ab.
Die Jahre von 1880 bis 1929 brachten Argentinien wirtschaftlichen Aufschwung
und verstärkte Einwanderung, hauptsächlilch aus Europa. Die Wirtschaft war stark auf den Export von Rohstoffen und den Import von Industrieprodukten eingestellt. Diese Periode endete mit der Weltwirtschaftskrise.
Der Zusammenbruch des internationalen Handels führte zu der sogenannten 'Import-Ersatz-Industrialisierung' mit Aufbau von Industrie und stärkerer wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Gleichzeitig bestand ein Klima der politischen Auseinandersetzung zwischen rechten, faschistischen und linken, radikalen Parteien. Die Politik Argentiniens war in dieser Zeit durch rechtsgerichtete und militärische Regierungen geprägt. Der 1936 zum Präsidenten gewählte Roberto Ortiz bemühte sich um die Stärkung der Demokratie. Sein Nachfolger Ramón Castillo wurde 1943 durch einen Putsch entmachtet. Argentinien war im Zweiten Weltkrieg offiziell neutral, sympathisierte mit den Achsenmächten, und unterstützte gegen Kriegsende die Alliierten.
Massenproteste 1945 führten zu freien Wahlen im darauffolgenden Jahr. Juan Perón gewann diese und dominierte mit seiner Frau Evita Perón (gest. 1952) das politische Leben bis 1955. Die peronistische Politik beinhaltete eine Nationalisierung wichtiger Industriezweige.
Perón setzte 1949 eine Verfassungsänderung durch, die ihm eine zweite Präsidentschaft erlaubte. Ein Militärputsch unter Führung von Eduardo Lonardi, bei dem etwa 4000 Menschen umkamen, beendete 1955 Peróns Regierung. Doch auch nach seiner Entmachtung blieb Perón bei den Massen beliebt und aus dem Exil heraus einflussreich.
Lonardi wurde kurz darauf von Pedro Aramburu abgelöst, der die Verfassung von 1853 wieder einsetzte. Bei den Wahlen 1956 gewann Ricardo Balbin (Radikale Partei) die Mehrheit; allerdings gab es 25% leere Stimmzettel, zu deren Abgabe die verbotene Peronistische Partei aufgerufen hatte. Das neugewählte Parlament bestätigte die wiedereingesetzte Verfassung von 1853. Wahlen im Februar 1958 brachten Arturo Frondizi von der Intransischen (deutsch: ????) Radikalen Partei (mit Unterstützung durch Peronisten und Kommunisten) an die Regierung.
Frondizis Regierung endete 1962 durch das Militär, das ihm peronistische Sympathien vorwarf. Es bestimmte Jose Maria Guido, den Vorsitzenden des Senats, zu seinem Nachfolger. Die folgenden Wahlen vom Juli 1963, an denen Peronisten und Kommunisten nicht teilnehmen durften, gewann Arturo Illia von der Radikalen Volkspartei. Erfolge der Peronisten in Regionalwahlen und Nachwahlen 1965 sowie Arbeiterunruhen führten zu einem erneuten Putsch im Juni 1966.
Der letzte vom Militär ernannten Präsidenten, Alejandro Lanusse, bereitete seit seinem Amtsantritt 1971 die Wiederherstellung der Demokratie vor. Proteste und Gewalt prägten die Jahre 1972 und 1973. Die Wahl vom März 1973 gewannen die Peronisten mit Hector Campora als Präsidentschaftskandidaten. Nach eskalierendem Terror von Rechts und von Links und Peróns Rückkehr trat Campora zurück und ermöglichte Peróns erneute Präsidentschaft. Nach Peróns Tod im Juli 1974 folgte ihm Isabel Perón, seine dritte Ehefrau, im Amt. Ihre Regierungszeit war von wirtschaftlichem Niedergang und erneutem Terrorismus geprägt.
Im März 1976 übernahm das Militär unter Jorge Rafael Videla erneut die Regierungsgewalt. Terror und Gegenterror prägte die folgenden Jahre. In der Kampagne gegen ihre politischen Gegner, insbesondere gegen die Montoneros, wurden nach Angaben der Argentinischen Kommission für Menschenrechte 2300 Menschen ermordet und 10000 verhaftet. Zwischen 20000 und 30000 Menschen, Desaparecidos genannt, verschwanden in dieser Zeit spurlos. Die Mütter des Plaze de Mayo verlangen seit 1978 erfolglos die Aufklärung dieser Verbrechen.
Videlas Nachfolger Roberto Viola (März 1981) und Leopoldo Galtieri (Dezember 1981) vermochten das Land nicht aus der schweren Wirtschaftskrise zu befreien. Der Versuch, Argentinien durch die Besetzung der Malvinen (Falkland-Inseln) im April 1982 zu mobilisieren, versagte aufgrund des britischen Sieges im Falklandkrieg im Juni 1982. Galtieri wurde daraufhin durch Reynaldo Bignone abgelöst.
Hochverschuldet und wirtschaftlich angeschlagen wählte Argentinien im Oktober 1983 Raúl Alfonsin von der Radikalen Partei zum Präsidenten. Alfonsin führte Militärreformen ein, bekam die Wirtshaftsprobleme aber nicht unter Kontrolle. Die Peronisten gewannen die Wahl vom Mai 1989 mit Carlos Menem. Die Privatisierung von Staatsbetrieben sowie eine Restrukturierung der Staatsschulden führten nur zu einer kurzzeitigen Erholung. Nach einer breit getragenen Verfassungsreform gewann Menem 1995 ein zweites Präsidentschaftsmandat.
Ihm folgte Fernando de la Rúa im Jahre 1999.
Seit Ende 2001 ist Argentinien in einer tiefen deflationären Wirtschaftskrise mit einander ablösenden Präsidenten.